Montag, 26. Dezember 2011

3-4 Melbourne - Sydney

Fahrbereitschaft erstellen


Bevor es definitiv losgehen konnte, waren noch einige Dinge zu erledigen. Erst war das mobile Heim einzuräumen, mit Kleidern, Karten und allem, was wir bereits eingekauft haben. Für die persönlichen Dinge und die Küche ist der Stauraum genügend, für Campingmaterial allerdings eher knapp. Aber wir können uns behelfen.
Dann müssen wir, wie erwähnt, den Rest der Einkaufsliste abwickeln: Bei den Lebensmitteln sind es die Grundeinkäufe der Küche und der Bedarf für einige Tage; das Fleisch ist ausserordentlich günstig, Kilopreise für bestes Rindfleisch zwischen 10 und 20 Franken sind an der Tagesordnung, auch auf dem Land, wie wir später feststellen. Die übrigen Lebensmittel kosten ähnlich, wie bei uns. Gescheites Brot haben wir weiterhin noch nicht gefunden. Mein als Küchenmesser dienender Finnendolch zerdrückt die Pampe mehr, als der sie zerschneidet (er ist gut geschliffen!), denn da hilft nur Wellenschliff. Ein Brotmesser erstehen wir unterwegs.
Auch wichtige Dinge wie Fischerrute und Zubehör sowie Anglerlizenz für Viktoria sind gekauft, eine Rolle Schnur, Gartenschlauch für das Frischwasser usw.
Damit wäre, im Militärjargon ausgedrückt, die Fahrbereitschaft erstellt. Wenn die Deppen des Autohandels nicht vergessen hätten, uns die Gitter für den Kühlschrank mitzugeben. Ohne diese ist er mehr oder weniger unbrauchbar. Wir müssen am Samstagmorgen als erstes nochmals die 50 Kilometer nach Geelong fahren, um sie abzuholen, denn wir wollen jetzt weg.
Es geht los
Am Samstag, 10. Dezember, halb Neun, Kilometerstand 195'818 geht es los! 5 Monate und 10 Tage nach unserer Abreise aus Sirnach beginnt das, was wir eigentlich machen wollten, richtig: Eine grosse Reise durch Australien im Wohnmobil!
Zuerst also nochmals nach Geelong, wo uns Bernie einigermassen verdattert, aber ganz schnell die Gitter in die Hand drückt. Ich hoffe, er hat seinem Kumpel, der das verbockt hatte, gehörig die Leviten gelesen. Nach hundert Kilometer waren wir dann wieder vor Werribee auf der Autobahn Richtung Melbourne, das wir auf der Reise nach Osten passierten.
Unser GPS wollte uns durch die Stadt führen, wir wollten die Nordumfahrung nehmen – das Resultat war ein Kompromiss dazwischen, und wir sahen viele schöne Vororte, so Coburg und Heidelberg. Mehr und mehr kamen wir aus der Stadt raus und in das Tal des Yarra, der dann die Innenstadt von Melbourne prägt.
Bogy when wet
Wir suchten uns einen Platz zum Uebernachten. Das Buch mit den Campgrounds beschrieb einen schönen Platz bei Noojee, allerdings in den Bergen gelegen, und, so die Ankündigung, „tiefgründig bei nassem Wetter“ („bogy when wet“). Ich wollte den Versuch trotz schlechter Wetterprognose doch wagen, aber zum Glück verpasste ich die kleine Abzweigung und wir fuhren einfach ein steinige Bergstrasse hoch, bis wir einsahen, dass es hier nicht war.  Also wenden (nicht einfach bei 7 Metern Länge) und zurück. Und auf einen Platz 15 Kilometer Richtung Melbourne in der Nähe der Strasse am Latour-Fluss. Dort waren wir ganz allein, und ich konnte Jeb so hinstellen, dass ich am Morgen nur noch abwärts fahren musste zur Strasse. Das war gut so, denn der Boden war lehmig, und in der Nacht kam es ganz schön regnen.

 
Der Abend aber war schön, wir konnten ein Feuer machen und unser Fleisch grillieren.
Durch den Regenwald nach Walhalla
Am Morgen ging es eine etwas enge, aber wunderschöne Strasse durch einen Regenwald mit vielen grossen Farnen und schönen, dicht stehenden Eukalyptus. Es war eindrücklich, wie dicht die Vegetation war. Dann öffnete sich die Landschaft und wir fuhren auf etwa 300 Metern Höhe durch hügelige Weidelandschaften nach Moe und von dort wieder hoch in die Hügel und Berge des Mount Baw Baw. Es war weiterhin regnerisch und kalt (12 -14°), und wir beschlossen, in Erica einen Campingplatz mit Stromanschluss zu nehmen, damit wir die Heizung laufen lassen konnten.
Elo nimmt das nasskalte Wetter sehr persönlich. Ich finde es einfach nicht schön, aber gegeben.
 
Von Erica aus besuchten wir das nahe gelegene (für australische Verhältnisse, es waren etwa 25 Kilometer, ein Weg) Walhalla, eine alte Goldgräberstadt, die heute 18 Einwohner hat. Zur Blütezeit galt Walhalla als die schönste Stadt Victorias, uns sie hatte 2500 feste Einwohner und eine Bevölkerung von über 5000. Da war was los: Goldwäscher, Minenarbeiter, Gastgewerbler(innen) aller Art, Posthalter und Landvermesser, Kutscher und Gemeindearbeiter, Lehrer und Ladenbesitzer, Bankangestellte und Bodenpersonal des Lieben Gottes – alles gab sich da die Hand. Der Goldrausch dauerte etwa 50 Jahre, dann kam der erste Weltkrieg und die Minen wurden unergiebig.
Walhalla liegt in einer tief zerklüfteten Landschaft, abgelgen. Kurz von dem Niedergang war sie noch von Süden durch eine Eisenbahn erschlossen worden. Doch das nützte nichts. Heute ist die Stadt ein gut erhaltenes Freilichtmuseum, das gute Einblicke in das Leben der Goldgräber gibt. Viele Städte, die wir an den kommenden Tagen rund um die höchsten Erhebungen der australischen Alpen, einem Teil der Great Dividing Range, die zwischen Melbourne und Sydney die Küstenregion vom Inland trennt, viele dieser kleinen Städte sind ehemalige Goldgräbersiedlungen. Wir besuchen auch eine Mine, in der mehrere Tonnen Gold mit eher primitiven Mitteln gefördert wurden. Die Maschinen wurden nach der Schliessung in den Westen verkauft, wo heute das Gold im grossen Stil gefördert wird (s. Blogspot III-2).
Lernphase oder Annäherung an Jeb
Wir müssen den Umgang mit dem Wohnmobil noch lernen. Das fahren ist problemlos, auch wenn Jeb schon etwas breit und hoch ist. Aber die ganze Campingtechnik ist neu für uns. Schon am ersten Abend war der Ablauf der Geschirrspühle verstopft. In Erica half mir Parkbesitzer Fred, ein ausgewanderter Holländer. Er zeigte mir, dass es unter der Spühle aussen unten einen Hahn hat, um das Wasser (Grey Water, graues Wasser, heisst das hier und geht in die normale Kanalisation oder auf den Rasen) abzulassen. Der Tank war einfach voll, er fasst wenig. Aber ich bin nur teils schuldig. Der Depp beim Händler, der auch die Gitter des Kühlschranks vergessen hatte, dieser Depp erklärte uns, das sei der Hahn, mit dem das Frischwasser zur Tankspühlung abgelassen werden könnte. Da hatte ich dann beim Grauwasserhahn der Dusche versucht, abzulassen und das Gefühl gehabt, die Leitung dahin sei verstopft….
Weiter wird uns immer mal wieder bewusst, dass wir eine Occasion erstanden haben. Ein Druckknopf für das Abschliessen eines Kleiderschranks fiel einfach durch, als ich drückte: Die Halterung innen riss aus. Mit Super Glue (schneller Superklebstoff, wirklich gut), den ich von Fred erhielt (gratis!), und Zündhölzern in die alten Schraubenlöcher wurde das repariert. Dann ging plötzlich ein Spiegelschränkli in der Dusche nicht mehr zu schliessen. Es ist ein Patentdruckknopf, der auf Gegendruck wieder öffnet. Eine Nacht des Nachdenkens – immer mal wieder – und die Lösung war gefunden: Irgend ein Depp hatte, als es wohl mal klemmte, ein Stück Schliesserhalterung am Spiegel abgezwackt, und ausserdem den Drücker nach hinten versetzt. Drücker nach vorn und mit einem Stück Holz, das für diesen Zweck in die richtige, etwas gebogene Form gebracht war, ist auch das behoben. Angeklebt mit Super Glue.
Also: Sackmesser Victorinox, Grosses Taschenwerkzeug Voctorinox, Patentschraubenzieher-Set und Super Glue – und die Probleme lassen sich bei einigem Ueberlegen beheben. Aber ich suche sie nicht, die Probleme, und für 4 Tage reichen mir drei!
TeWe ade
Aber wir fühlen uns wohl im Jeb, wenn die Temperatur aussen einigermassen stimmt. In einem erinnert er uns schon etwas ans Büssli. Auf der Fahrt durchs Tabelland (s.u.) gibt es einen grossen Knall. Als wir anhalten, um zu sehen, welche Tür wir denn dieses Mal nicht geschlossen haben, ist alles i.O. Plötzlich aber sehe ich bei der seitlichen Eingangstüre was Schwarzes liegen: Der Fernseher: Die Halterung ist schlicht gebrochen, und er ist runtergesaust. Occasion ist halt Occasion. Zum Glück hat er bei seiner Talfahrt nichts geschlissen, und gebraucht haben wir ihn eh nie! Ob er noch läuft, werden wir sehen.
Great Alpine Road
Von Erica aus wollten wir eigentlich der Südküste entlang fahren. Wir sind im Tal weiter dem Latrobe gefolgt, an vielen Braunkohlekraftwerken vorbei. Aber auch hier war das Wetter misslich und wie gesagt kalt. Daher sagten wir uns, da könnten wir ja gerade so gut jetzt in die Berge fahren und dann auf dem Rückweg, wenn es wärmer wäre, die Meerroute nehmen.



Also haben wir den 90 Miles Beach rechts liegen gelassen und in Bairnsdaile den Blinker nach links eingestellt, auf die Great Alpine Road. Zunächst durch den netten Ort Bruthen und dann entlang des Tambo nach dem 700 Meter hoch gelegenen Omeo, einer weiteren Goldstadt mit mehr Vergangenheit als Zukunft.





Die Orte sind verschlafen, sie liegen an beliebten Toruistikstrecken, werden aber wohl meist durchfahren. Sie machen aus nichts eine fremdenverkehrliche, um nicht zu sagen fremdengefährliche Sensation.





Sie haben meist nette kleine Museen, einen Bücherladen, in dem ein nette Damen antiquarische Romane aber nicht das von mir gesuchte „Birds of Australia“ verkaufen, eine nette Bäckerei mit schrecklichen Süssigkeiten und noch schrecklicherem Brot, nette und oft schöne Häuser für Leute von denen wir uns fragen, was sie hier tun, netten Tourismusinformationen die gute Auskünfte über Campimgplätze und Wandermöglichkeiten geben, nette Kinderspielplätze (aber wenig Kinder), nette Kreigerdenkmäler (fast mehr als die Franzosen, und das will was heissen) und sogar nette Tankstellen. Einfach nett, liebreizend, einladend –  und auf die Dauer wohl todlangweilig.

Skifahren auf australisch
In Omeo können wir Jeb nur für Toilettenbesuche verlassen, und als wir am Morgen aufstehen, ist es im Bus 7°, draussen beim Abfahren dann 12. Und es regnet leicht. Also nichts wie weiter, die eigentliche Passstrasse hinauf. Der Anstieg ist gemächlich, durch Weidelandschaften, die uns an den Jura erinnern. Oben wurde die Landschaft wirklich fast Alpin, mit Krüppeleukalyptus, der an Krüppelföhren bei uns erinnert, mit steilen Tälern und nebelverhangenen Kuppen.
 
Aber Ski fahren, wo? Ich konnte mir nur vorstellen, dass es ein besoffener Skitourismus ist: die Orte oben und die Pisten darunter. Und so war es denn auch. Der Flugplatz ganz oben, dann der erste Ort, Dinner Plain, auf 1580 Metern, dann der eigentliche Hauptort Hotham Heights auf 1760 Metern. Auf allen Seiten geht es runter, nur in Hotham Heights ist noch ein Hügel mit etwa 100 – 200 Metern daneben. Die Skilifte enden oben im Dorf, der gesamte Höhenunterschied ist etwa 460 Meter. Aber steil ist es, und es können da schon anspruchsvolle Pisten gebaut werden.
Die Orte sind wie St.Anton im Sommer: tot. Eine Beiz (d.h. eine mehr als in St.Anton), ein Laden, ein Polizeiposten und ein Hotel (auch eins mehr). Wir können uns auch für den Winter nicht vorstellen, dass das sehr attraktiv ist, aber wir sind da halt Snobs mit unserem Alpina Klosters (dem wir endlich Schnee wünschen!)
Great Dividing Range
Die Great Dividing Range, der Trennende Gebirgszug, macht ihrem Namen alle Ehre. Nach der Passhöhe kurz hinter Hotham Heigts auf 1860 Metern ist es wie mit dem Gotthardloch: Wenn du reinkommst, regnet es, wenn du rauskommst, ist es schön. Es klart sofort auf. Der Abstieg ist wesentlich steiler und kürzer als der Aufstieg. Der Wald ist anders, dichter. Viele verdorrte Bäume erinnern an den grossen Brand von 2003, das Unterholz ist aber schon wieder nach. Brände sind auch natürlich (Blitz) und werden von verschiedenen Pflanzen gebraucht zur Versämung und Keimung. Der grösste registrierte Brand von 1939 erfasste hier 1,6 Millionen Hektaren Wald oder über 1,5-mal den Kanton Thurgau.
Am Fusse des Passes spazieren wir durch die Goldstadt Harrietville, die sehr sauber herausgeputzt ist, dann geht es nach Bright, wo uns die Campingplätze am Fuss des nahegelegenen Mount Buffalo empfohlen werden. Mit recht. Wir sitzen jetzt auf der Wiese am Buckland River, wo wir einen Ruhetag eingelegt haben. Waschen, schreiben, lesen (wir haben die brasilianischen dünnen Hängematten aufgehängt, die wir mitgeschleppt haben: es hat sich gelohnt). Und wir können sogar dann und wann ins Internet, denn sie porbieren aus, das Gelände mit WiFi, drahtloser Verbindung, zu versehen. Abends grillieren wir im Freien auf einem Gasgrill des Geländes.
Einladungen
An Weihnachten werden wir in der Gegend von Sydney sein. Wir haben Einladungen! Zuerst feiert die Schwester von Patricia, einer Kollegin aus dem Büro von Heiri, am 23. Geburtstag. Patricia wird da sein, und die Schwester lädt uns ein.
Und Weihnachten feiern wir bei der Familie von Pippa, einer ehemaligen Austauschschülerin, die bei Cousine Ulla war und unterdessen 5 Kinder hat. Das wird sicher schön.
An den Murray River
Am nächsten Morgen geht es über einen weiteren Pass von rund 900 Metern nach Mount Beauty. Die Höhe des Passes sollte, bei einer Ausgangslage von 300 Metern nicht täuschen: Es ist sehr gebirgig, die Kurven steil und eng. Aber schön. Das anschliessende Flusstal nach der Doppelstadt Wodonga/Albury am Oberlauf des Murray River, der die Grenze zwischen den Staaten Victoria und New South Wales bildet, ist abwechslungsreich, gewellt, für Viehzucht geeignet. Was für uns auch hier gewöhnungsbedürftig ist, ist die Farbe der Wiesen im Frühsommer: gelb. Das scheint aber die Rinder in keiner Weise zu stören, sie sind kräftig und wohlgenährt. (Wie der Schreibende, der zwar das Jahresziel mit minus 10 Kilo schon etwas überboten hat, aber doch noch durch Gesichtsreserven nach unten gekennzeichnet ist).
 
Von Wodonga geht es den Murray hoch, zuerst entlang des Lake Hume, eines grossen, langen Stausees, aus dem immer wieder die dürren Bäume ragen, die beim Stauen abgestorben sind. Entlang der vielen Totarme weiden grosse und kleine Viehherden, die Hügel beiderseits sind nicht sehr hoch, aber ruppig.
 
Der Rastplatz, den unser Führer beschreibt, ist nicht existent. So übernachten wir in Walwa, einem Nest, dessen Zentrum aus einem Dutzend Häuser besteht, das sich aber als Sitz von Rotary, Kaiwani und Lyons rühmt. Wo die wohl tagen? Aber es scheint halt Geld in der Gegend zu haben.


Der Campingplatz liegt am Fluss, sehr schön. Allerdings ist alles abgezäunt, Elo kann nur der Strasse entlang spazieren. Hier einen weiteren Tag einzulegen, ist überflüssig, zumal die – etwas schmuddelige – Chefin ankündigt, am nächsten Tag den Rasen zu mähen, als Vorbereitung auf die Weihnachtssaison.

Erstaunliche Kleinstadt
Auf der Fahrt in Richtung Snowy Mountains machen wir einen kleinen Abstecher nach Corryong, der Hauptstadt des Gebietes Upper Murray River. Wir wollen sie einfach mal ansehen, denn wir haben uns angewöhnt, in den Orten zu halten, uns die Füsse zu vertreten und zu sehen, was da so los ist – oder eben auch nicht.
Corryong war eine Ueberraschung. Zwar nicht eben gross, eine Strasse rauf und runter und wenig zur Seite. Aber schon im ersten Geschäft, in das wir reinschauten, waren die Auswahl, die Qualität und der Preis erstaunlich. Es gab da Kleider, Hüte, Koffer, Geschirr usw., und wir waren uns einig: In Will oder Frauenfeld gibt es so ein gutes Geschäft nicht. Was wir suchten, waren ein Tischtuch und Espressotassen. Das hatten sie nicht, verwiesen uns aber an den OP-Shop weiter die Strasse rauf. Da wurden wir fündig, für je zwei Dollar eine Tischdicke und 4 Espressotassen mit 3 Untertellern. Die Dame, die uns bediente, erklärte uns, „OP“ stehe für Opporunity, Gelegenheit. Die Leute bringen die Sachen dahin, oft gebraucht, aber auch neu, und diese werden dann für einen guten Zweck billig verkauft. Hier war es für die Schulen am Ort. Die Verkäuferin arbeitet ehrenamtlich.
Eingesessene und andere
Zuvor hatten wir noch in einem Schuhladen endlich die Schuhe gefunden, die wir in Melbourne vergeblich gesucht hatten: Gummicrocks für Elo (und Flip-Flops für mich). Dann in einem Hardwarestore, einer Eisenwarenhandlung auch noch den Gummistoppen für das Lavabo, der fehlte.
Und zu guter Letzt fand ich im Buchantiquariat auch noch ein Buch über Vögel Australiens, noch nicht ganz das, was ich suchte, aber immerhin. Der ältere Herr, der uns bedient, sprach bald mal Deutsch mit uns. Er kommt aus Heidelberg, war als Bauingenieur tätig, hat seine Kinder in Melbourne und verbringt seinen Lebensabend hier. Er scheint aber nicht ganz glücklich, denn er meinte, er bringe hier keinen Fuss auf den Boden – zugezogen eben. Er will jetzt ein Segelschiff auf dem Meer, und wenn es nicht gut gehen, sei das ja auch nicht schlimm, mit seinen über 80 Jahren!
Wir sind dann so voller Freude über die vielen nützlichen Einkäufe abgefahren, dass wir vergassen, die Besteckschublade abzuschliessen. Die Abdeckung habe ich am Mittag mit Leim, Streichhölzern in die Bohrlöcher und meinem Bordwerkzeug wieder montiert. Dazwischen lagen Schublade, Abdeckung und Besteck etwas im Jeb verstreut.
Snowy Mountains
Der Betreuer des Buchladens gibt uns dann noch gute Tipps, wo wir übernachten können. Gute. Auf dem Weg in die Snowy Mountains kamen wir zuerst an einem der ganz grossen Wasserkraft-Projekte Australiens vorbei: dem Snowy  Mountains Hydropwer Project, das in den 50-er Jahren entstand und verschiedene Stauseen miteinander verbindet, teilweise durch lange Tunnels.
Die Arbeitskräfte für das Projekt mussten damals aus Uebersee quasi importiert werden, und ein Tankstellenbesitzer erklärte mit, etwas traurig, machte es den Eindruck, das sei der Beginn des Multikulturalismus gewesen. Er hat wohl eine etwas enge Vorstellung von multikulturell, waren die Arbeitskräfte damals doch alles Europäer. Aber eben: keine Briten!
Die Berge sind gut 2000 Meter hoch, aber rau, und im Winter tief verschneit.





Känguruhs am Fluss
Den empfohlenen Rastplatz erreichten wir nach einem Pass von 1000 Metern am Geehi Fluss. Wir warteten ein Gewitter ab, und dann suchten wir uns den Standplatz. Es war wunderschön. Vor uns der Bach, neben uns Büsche, hinter uns Wiesen und Wälder. Dazu eine sehr gut ausgebaute Feuerstelle.
Auf der Suche nach Holz, das ich dann vor allem auf direkt neben uns gelegenen Feuerplätzen als Reste anderer Camper fand, kam ich mit einem alten Mann ins Gespräch. Er sagte er sei „outdoor man“. Er war von 16 bis 41 Holzfäller, wurde dann wegen kaputtem Rücken pensioniert, hat sich zum Behinderten-Betreuer ausbilden lassen und weiter 25 Jahre gearbeitet. Mit über 80 war er blendend beieinander, hatte seine alte Axt noch dabei – er campierte mit seiner Familie – und brachte mir sehr gutes Feuerholz.
Elo hat auf einer Wiese eine ganze Herde von Kängurus entdeckt. Sie waren gut zu beobachten, neugierig, nicht scheu. Die Mütter hatten Jungtiere dabei. Sie können trächtig sein, ein Junges im Beutel haben und ein halbwüchsiges betreuen. Letztere wurden von den Müttern oft unsanft zurecht gewiesen, wenn sie versuchten, Muttermilch zu bekommen. „Belästigt“ wurden die Damen von zudringlichen Herren, derer sie sich aber elegant entledigten.
 
Tom Groggin, Dead Horse Gap und ein richtiger Skiort
Um den mit 2229 Metern höchsten Berg Australiens herum führte uns die Strasse über die in den Wäldern einsam gelegen Farm Tom Groggin Station zum Dead Horse Gap, der Lücke (hier: Pass) des Toten Pferdes.




Dieser Pass ist knapp 1600 Meter hoch und führt zur Skistation Thredbo auf 1400 Metern. Hier gehen die Lifte nach oben, bis über 2000 Meter. Es hat viele Anlagen, darunter auch eine Art Bergbahn, die durch einen Tunnel einen benachbarten Skiort anbindet. Bis dahin geht es 900 Meter runter, nicht schlecht. Der am ehesten mit uns vergleichbare Ort macht einen viel besseren Eindruck, als Mount Hotham. Hier gibt es auch Wandertourismus, der Ort lebt auch im Sommer.

Uebernachtet haben wir an einem Stausee, in Buckenderra auf 1200 Metern. Hierher kommen vor allem Fischer, und so habe auch ich mein Glück versucht. Es hat Spass gemacht, auch wenn ich nichts an der Leine hatte ausser den Plastiksack mit den Untensilien, den ich beim auswerfen hinter mir mal an den Angel genommen habe. Ich werde weiter üben.


Canberra
Canberra liegt auf rund 600 Metern Höhe. Die Hauptstadt Australiens ist ein Kompromiss, ein gelungener. Sydney und Melbourne gönnten sich den Hauptstadt-Status nicht. Daher wurde in Kaff in den Vorbergen gewählt, mindestens 100 Meilen von Sydney, war die Vorgabe. (Die Angaben entnehme ich vor allem dem lesenswerten Reisebuch von Viede,  unsers Bekannten Klaus Viedebantt: „Australien“, Köln 2010:) Es brauchte 87 Jahre, bis der preisgekrönte Plan des amerikanischen Architekten Walter Burley Griffin ganz umgesetzt war: schöne Sichtachsen, ein Stausee mitten in der Stadt, grosszügige Anlagen.
Erst 1988 wurde das Parlamentsgebäude eingeweiht, das völlig frei zu besichtigen ist. Das Dach ist begrünt und  begehbar (wir sehen sogar die Flagge der Schweizer Botschaft im hügeligen Gelände im Südwesten), die Hauptachse geht bis zum grossen Kriegs-Memorial.



Museen
Der Regentag ist wie gemacht für Museen. Zuerst das National Museum of Australia, in dem wir die Geschichte des Landes, die Geschichte und Kultur der Aboriginies und die Geschichte der Einwanderer näher gebracht erhalten. Die Didaktik ist gut, das Gebäude allein schon einen Besuch wert.
In einem der beiden Bereiche für Wechselausstellungen wird eine Uebersicht über die chinesische Malerei seit 1949 gezeigt. Die Auswahl ist gut, es gibt spannende Exponate, auch wenn, da es sich um eine offizielle Ausstellung der Volksrepublik handelt, randständige, kritische Positionen natürlich etwas fehlen. Wir haben da in Peking mit Ueli mehr gesehen.
Dann nützen wir in der National Library das kostenlose und schnelle Internet, um allen Blogabonnenten Weihnachtswünsche zu senden. Mit australischem Samichlaus.
Europäisch
In der National Art Gallery sehen wir uns die australische Malerei seit der frühen Kolonialzeit an. Dabei wird uns bewusst, wie sehr Australien im Bereich der Kunst bis heute eigentlich ein europäisches Land ist. Die Bilder und Skulpturen bilden in allen Epochen der letzten 200 Jahre die Entwicklungen Europas ab: Romantik, Impressionismus, Kubismus, Symbolisums, Surrealismus, Abstraktion….
Die multikulturelle Entwicklung der letzten 30 bis 40 Jahre hat auf diesem Gebiet noch nicht durchgeschlagen, die Einwanderer aus Asien zum Beispiel haben sich in der bildenden Kunst noch nicht so zu Wort gemeldet, dass dies den Kuratoren des Museums aufgefallen wäre.
Eigenständig ist allein die Kunst der Aboriginies, der ein ganzer Bereich des Museums gewidmet ist, den wir heute allerdings auslassen. Wir können nicht mehr aufnehmen.
Durch die Tabellands

Nördlich von Canberra und westlich von Sydney erstrecken sich die Tabellands, gewelltes Land auf etwa 1000 Metern Höhe. Hier wird Vieh- und Schafzucht getrieben, wenig Ackerbau. Wir kommen durch Goldburn (gross), Taralga (winzig) nach Oberon (mittel, eher klein). Es geht immer gewellt Hügeli uf Hügeli ab, manchmal steil zu Flussdurchbrüchen mit Höhenunterschieden von mehreren Hundert Metern, manchmal sanft gewellt. Aber eben ist das Tafelland definitiv nicht. Wenn Hüglekuppen mit Kiefern aufgeforstet sind, sieht es von Weitem aus wie im südlichen Schwarzwald. Aber die Wiesen darum herum sind eher gelb als grün, besetzt mit vielen Solitärbäumen, die dem Vieh Schutz gegen die stechende Sonne geben (sollen).

Oberon, wo wir übernachten, hat unwahrscheinlich breite Quartierstrassen: bis zu 16 Meter breit, und dann ist doch noch die Parkierordnung genauestens vorgeschrieben: rückwärts im 44-Grad-Winkel. Und nur so!
Samichlaus hinter spiegelnder Fensterscheibe









Australischer Sommer – Sommer?
Vom australischen Sommer sind wir, ist insbesondere Elo, bislang enttäuscht. Es ist, gerade in den Berggegenden, die wir jetzt besuchen, kühl bis kalt. Selten über 20 Grad und dann nur zeitweilig. Denn es ist immer bewölkt und regnerisch. Zwar regnet es nie den ganzen Tag, aber halt immer wieder. Das Meer haben wir bisher noch gar nicht gesehen hier in der Gegend, es war uns einfach zu nass-kalt. Es soll der kälteste Sommer seit 90 Jahren sein. Elo macht ihrem Ruf alle Ehre: Wo sie ist, ist es kalt und regnerisch, das Regenfass von Petrus hat einen Wegweiser „Elos Standort“, und der geht dahin wo sie ist, und da überläuft es dann.
Blue Mountains und Wisemans Ferry
Die Blue Mountains westlich von Sydney sind ein Teil des Tafellandes. Rund um Katoomba haben Flüsse und Erdbewegungen imposante Formationen herausgeschnitten. Die Touristenroute führt an der Oberkante eines gewaltigen Abbruchs entlang, und immer wieder können wir zu Aussichtspunkten runtergehen: Cahills Lookout, Skyway, Falls, Echo Point. Die Aussicht ist jeweils atemberaubend, und die Drei Schwestern beim Echo Point machen ihrem Namen alle Ehre. Mir gefällt der Boars Head (Wildschweinkopf) besser, ich hätte ihn allerdings „Dragons Head“, Drachenkopf benannt.
Trotzdem jetzt eigentlich Hochsaison sein sollte, sind fast nur ausländische Touristen zu sehen. Wir wundern uns, wann die Saison denn hoch sein wird. Uns soll’s recht sein, die Campingplätze sind unbelegt, so auch der Mill Creek Camp Ground (Mühlibach), wo ich jetzt schreibe: Wir sind ganz allein.
Hierhergekommen sind wir über Richmond und Windsor, beides frühe Siedlungen von Sydney aus, und dann über Wisemans Ferry. Solomon Wiseman hat vor rund 200 Jahren das Dorf in der Flussschleife gegründet. Hier bahnt sich der Hawkesbury River seinen Weg aus dem Tafelland ins nahe Meer, und zwar so, dass die Strasse über zwei Fähren den engen Bogen abschneidet. Sehr romantische Gegend.

Campingtag
Jetzt sitzen wir auf einem wunderschönen Waldcampingplatz und warten, bis es wieder aufhellt. Es tröpfelt leise auf das Dach, vor der Tür scharrt Germanicus nach Würmern. Germanicus? Das ist ein Waldtruthahn mit schwarzem Körper, rotem Kopfe und gelbem Kragenband, schwarz-rot-gold sozusagen. Er ist sehr zutraulich. Oben im Geäst rufen die verschiedensten Vögel, die auch hier grosse Konzerte veranstalten. Wenn es aufhellt, wollen wir einen Spaziergang auf einer nahe gelegenen Wanderroute im Wald machen, dem Grass Hill Trail.

Wie sieht so ein Tag aus:
Zunächst: die Campgrounds sind ausgezeichnet eingerichtet und unterhalten: Organisches Plimpsklo (völlig geruchsfrei!), Wasser, Gasgrill, Abfalltonnen, Holz für Feuerstellen usw. Wenn es nicht regnet oder zu kalt ist, nutzen wir die Einrichtungen, stellen unseren Campingtisch auf uns sitzen im Freien.
Am Morgen gibt es Frühstück (Bordküche): Eier (Spiegel-, wenn es schiefgeht: Rührei), Wurst und Brot, Brot mit Honig oder Marmelade, Müesli mit Früchten, Tee. Tagsüber lesen, schreiben, rasieren (ich!) usw, spazieren/wandern, schlafen. Apéro mit Weisswein aus dem Kühlschrank und Parmesan oder Räucherforelle oder Lachsbrötli. Mittags gibt es eine Frucht, das reicht uns.

Am Abend dann die grosse Kocherei, meist an einem öffentlichen Grill, mit Gas, elektrisch, selten mit Holz. Da legen wir dann Kartoffeln, Zwiebeln (zusammen mit dem Salat essen wir pro Tag eine grosse Zwiebel!), Gemüse wie Peperoni oder Auberginen auf den Grill und selbstverständlich ein schönes Stück Rindfleisch oder so. Elo macht Salat. Dazu dann Rotwein aus dem Weinkeller, den ich mit Flaschenkartons unter einem Sitz am Tisch eingerichtet habe. Dann kommt, wenn wir noch mögen, der Käse mit Portwein, der hier ausgezeichnet ist. Und schliesslich Kaffe aus der Italienermaschine (Tschinggemaschineli darf ich wohl auch nicht mehr sagen, auch wenn es lieb gemeint ist und mehr Bewunderung für die geniale Idee zum Ausdruck bringt.)

Den Abschluss des Tages bildet ein Spielchen – und ab in die Haja!
Geburtstag in Toronto
Von Wisemans Ferry geht es den Hawkesbury River entlang, gewunden und pittoresk, in Richtung Nordosten. Patricia, eine Arbeitskollegin aus der Schweiz hat uns zu Ihrer Schwester Tonia eingeladen, die dort wohnt und Geburtstag feiert. Dass auch Patricia einen Runden hatte am 23.12. habe ich nicht richtig mitbekommen, und so hatten wir nur ein Geschenk, den obligaten Zitronenbaum. Den hatten wir in einem Grosshandel erstanden; der Chef wurde weich, als ich ihm vorjammerte, wir seinen aus der Schweiz, suchten ein Geschenk…. Aber bitte nicht weitersagen.
Der Geburi wurde dann im grossen Kreis gefeiert: die Mutter der beiden Damen war da, Patricia und ihr Mann, ein Sohn, der in Sydney einen Sprachaufenthalt mit Erfolg hinter sich gebracht hat, und dessen Freundin, die das noch vor sich hat, mit Verwandten und Freunden soviel, dass uns der Ueberblick fehlt. Ausser uns zwei Schweizer Paaren gab es keine Beziehung, die nicht nach einem Familienbruch entstanden wäre, keine Frau, deren Mann nicht weggelaufen wäre… Australischer Mittelstands-Alltag, fast wie bei uns. Es war ein schönes Fest, und wir konnten Patricia und Marcus Tipps zum Wohnmobil geben, denn sie würden nachher eins mieten.
Weihnachten in Springfield
Alle 7 auf ein Bild - das habe ich noch nicht geschafft. Hier fehlt die Mutter.

Am 24. fuhren wir nach Springfield bei Gosford an der Central Coast eine Stunde nördlich von Sydney. Ziel ist die Familie von Pippa, die wir anlässlich ihres Austauschjahrs im Thurgau kennengelernt haben und die bei Cousine Ulla gewohnt hat. Hier wurden wir empfangen von Elizabeth (Little Beth, 2 ½), Lucy (4), Joshua (6), Laura (10), Hannah (12) und den Eltern Pip und Kirk. Und wie wir empfangen wurden. Mit offenen Armen und offenen Herzen. Es ist schlicht umwerfend.
Damit Jeb gut und eben in der Ausfahrt stehen kann, sägt Kirk einen Teil eines Baums ab, der, so seine Aussage, sowieso der Garageneinfahrt weichen muss, die er plant. Die Kinder, eine lebhafte Rasselbande, vor allem die kleinen, sind zutraulich, folgen uns Schritt auf Tritt und sind nirgendwo lieber als im Wohnmobil. Die grösseren beiden helfen uns viel.


Am Nachmittag fahren wir zu einem der Strände hier, für die die hügelige, bewaldete, durch Buchten und Flussmündungen geprägte Gegend berühmt ist, und wir baden. Schon komisch am Heiligabend. Der 24. zählt hier noch nicht zu Weihnachten, er dient der Vorbereitung.



Am Abend gibt’s ein Weihnachtsmahl mit Truthahn, Schinken, Gemüse und als Dessert ausgezeichnetem traditionellem Pudding, eine Art feuchter, eingelegter Kuchen, der auch Elo schmeckt.
Päckliorgien
Am Weihnachtsmorgen müssen wir früh raus, denn die Kinder warten darauf, zu sehen, was ihnen Santa Claus, der Weihnachtsmann, in ihre Strümpfe getan hat, die am Vorabend noch schlaff neben dem Christbaum hingen. Jetzt sind sie prallvoll. Und los geht’s. Unter viel Schreien, Freude, Hektik und Staunen wird ausgepackt, wobei es sich eher um ein eine Päckliaufreissorgie der Kinder handelt, die mich irgendwie an eine Kissenschlacht im Hoffnungsbundlager erinnert. Es ist ausgelassen, sehr fröhlich, und auch wir werden beschenkt, so auch von Pips Mutter, die mit ihrem Lebenspartner dabei ist, wie schon am Vorabend. Gekommen ist ausserdem Pips Schwägerin mit Sohn und Tochter; der Mann muss arbeiten im Westen, in Perth.



Dann bewirtet und Kirk mit einem ausgezeichneten ausgiebigen Frühstück. Anschliessend begleiten wir die Familie in den – katholischen – Weihnachtsgottesdienst. Es scheint uns ein nüchterner Katholizismus als bei uns, und in der Kommunion erhalten auch die Kirchgänger, so sie wollen, einen Schluck Wein aus dem Messpokal.


Der 25. Dezember ist der einzige Tag, an dem in Australien alles zu ist. Sogar fast alle McDonalds!
Haus im Busch
 Am Mittag geht es dann zu Kirks Schwester, die mit ihrem Mann (ich habe aufgehört, mir die Namen zu merken, völlig unmöglich bei dem vielen Wechsel!) im Busch wohnt, in einem Haus, das er selbst gebaut hat. Schön gebaut und schön gelegen. Der Weg dahin geht steile Strassen rauf und runter, die hier alle Dörfer und Städte durchziehen. Anwesend sind ausser den Gastgebern mit drei Kindern (ein Sohn und zwei adoptierte Mädchen aus China) auch ein Bruder von Kirk
Bevor wir auch hier ein ausführliches Weihnachtsessen serviert bekommen, steigt erneut eine Päckliorgie, mindestens so gross wie am Morgen.

Dazwischen sind wir im Garten, liege ich in der Hängematte, bringe Joshua und dessen Cousin Grundlagen des Volleball bei, beobachte die Kinder auf einem grossen Trampolin, hole den Ball, der uns entwischt über die grossen Felsblöcke über denen das Haus steht. Es ist etwas mühsam für mich alten Esel, und den nächsten holt einer der Halbwüchsigen mit eleganten Sprüngen über die Mauern und Felsen – und hat erst noch keine am scharfen einheimischen grossen Gras zerschnittenen Finger!





Pommes Chips-Profi und Stefania
Am Abend begleite ich Kirk und Hannah nach Sydney, wo Kirk über seine Schule freiwillige Obdachlosenbetreuung macht. Es ist das Weihnachts-Barbecue auf einem zentralen Platz. Wir verteilen erst Getränke, mit denen sich die Männer und Frauen (es sind weniger) eindecken, auch für die kommenden Tage. Dann verteile ich Pommes Chips am Laufmeter und wünsche allen Merry Christmas. Es macht Freude.
Stefania (links) und Christina

Die Obdachlosen sind schon rein optisch sehr unterschiedlich. Einige sind gepflegt im Rahemen ihrer Möglichkeiten, andere weniger. Einigen sieht man die psychischen Probleme von Weitem an, anderen nicht. Mit einigen komme ich auch ins Gespräch, so mit einem ehemaligen Kroaten mit sehr gebrochener Biografie. Und dann Stefania und Christina. Als die Getränke ausgehen, bitten sie mich, unter dem Tisch für sie zwei grosse Coca-Flaschen zu angeln, was ich tue, auch wenn es die Regeln etwas streckt. Aber die 80-jährige Stefania, eine Polin, sagt, es sei für ihren 90-jährigen Ehemann, und was soll ich da sagen, ausser etwas mit ihr zu flirten.
Das ganze wird begleitet vom wunderschönen Gesang eines Mannes im Rollstuhl, der Weihnachtslieder und Schlager zur Begleitung von Musik auf dem Labtop zum Besten gibt.
Auf der Rückfahrt kommen wir noch an der katholischen Kathedrale vom Sydney vorbei, auf deren Eingangsfront eine leicht kitschige, aber sehr eindrückliche Lasershow projiziert wird, mit Weihnachtsthemen wie Friede, Weihnachtsgeschichte, Liebe usw. Wir sehen sie uns an.

 





Herzliche Weihnachten
Heute ist im englischen Raum der sogenannte Boxing Day (Wortursprung: gift boxes, Geschenkschachteln). Da findet das grösste Cricketspiel des Jahres statt: Australien gegen Indien. Ich lasse mich in die Mysterien einführen, blicke aber nicht ganz durch. Aber da das Ding insgesamt fünf Tage dauert, habe ich Zeit.

Die Familie – und damit besuchen auch wir – besucht noch den Vater von Pippa. Erneut Geschenke, erneut ein gutes Essen. Und dann sind wir alle, auch die Kinder, etwas durch vom Weihnachtsmarathon. Aber es war schon schön, zu erleben, wie Weihnachten in Australien, wie Weihnachten im Sommer gefeiert wird. Nicht weniger feierlich, als bei uns, und nicht weniger herzlich.
Es hat gut getan. Wir sind dankbar für die gastliche und freundschaftliche Aufnahme.
26.12.2011 / JB.