Donnerstag, 31. Januar 2013

4-10 Hawaii

Nachtrag: Yorana! Abschied von Tahiti / Hawaii von falsch herum / Honolulu – der Ort, um in die USA einzureisen / Schmelztiegel Amerika / Ein erfrischendes Erlebnis – für 2.25 rund um die Insel / Vergnügungspark Maui / Von 0 auf 3000 in 60 Kilometern / Alte Hauptstadt / Der Weg ist das Ziel – die Strasse nach Hana / Baden im Flubss / Durch den Lavastrom / Versöhnung mit Hawaii – Die grosse Insel / Zugang zur Hölle von oben gesehen / Flüssige Erde / Geruhsamerer Tourismus / Kamehameha / Kaffee / St. Antonius an der Axenstrasse / Ins Regengebiet / Krater und Lava / Ein Höhepunkt auf 4200 Metern / Sonnenuntergang auf dem Gipfel / Zwischen Abendglühen und Vollmondlicht / Der südlichste Punkt der USA / Pearl Harbour – der Anfang von Japans Ende / Letzte Nacht im Luxus / Abschied in Etappe

Nachtrag: Yorana! Abschied von Tahiti

Auf Tahiti hatten wir noch einen guten halben Tag, denn der Flug ging erst um Mitternacht. Wir mieteten einen Kleinwagen (Renault Clio), mit dem wir die Insel umrundeten. Die Strasse geht immer der Küste entlang rund um den Hauptvulkan. Entlang des Wegs gibt es Grotten mit Badeplätzen, Botanische Gärten und Felsen mit Brandung, wo das Wasser in Höhlungen gedrückt wird und dann durch Löcher hinausgepresst wird, dass es wie aus Feuerwehrschläuchen spritzt.

Aber das Beste ist ein Gaugin-Museum südlich von Papeete. Es steht am Meer, und ist in mehreren Pavillons untergebracht. Im Garten stehen alte Steinskulpturen, Tiki genannt, die daran erinnern, dass die Steinfiguren auf den Osterinseln und die Figuren auf den Marquesas zum gleichen Kulturkreis gehören. Das Museum hat keine Originale, nur viele gute Reproduktionen. Aber es ist sehr gut aufgebaut, mit einer ausführlichen Darstellung von Gauguins Lebenswegs in Frankreich, in Südamerika und in Polynesien. Neben der Malerei kommt auch das (Holz)bildhauerische Werk zur Geltung. Und eine ganze Abteilung ist dem japanischen Einfluss auf sein Werk gewidmet, was für uns, die wir doch hier viel über Gaugin gelesen haben, neu war. Ein ruhiges Museum, ein instruktives, schönes.


Am Abend verpflegen wir uns auf dem samstäglichen Fressmarkt am Hafen. In verschiedenen Ständen gibt es polynesische, chinesische, thailändische, französische Küche, die von den Tahitianern an einem der vielen Plastiktische verspeist wird. Fische, Koteletts, Mae Mae, Crêpes, Glacé – kurz, alles was Herz und Magen begehren. Dazu spielt eine kleine Band mit viel Herz und gutem Ton tahitische Musik, die oft ein Gemisch von traditionellen Melodien und internationalen Schlagern ist, die wir dann zwischendurch erkennen, so z.B. Freddy Quinns „Seeeeemann, deine Heimat ist das Meer…“ 

Es ist ein guter Abschied von Französisch Polynesien. Yorana!

Hawaii von falsch herum
Aus einer bemalten Kirche auf der Grossen Insel



(Zu den Namen: Was wir allgemein als „Hawaii“ bezeichnen, ist ein ganzer Archipel: Die Sandwichinseln, wie Captain Cook den Hawaii-Archipel nach dem Earl nannte, der das Eingeklemmte international salonfähig machte. Er besteht aus vielen kleineren und grösseren Inseln, und nur die grösste ist eigentlich „Hawaii“. Um Missverständnissen vorzubeugen, wird sie hier allgemein „Big Island“, grosse Insel genannt, und wir wollen es auch so handhaben. Daneben besuchen wir noch Oahu, auf der die Hauptstadt Honolulu liegt, und Maui, für die Amis das Pazifikparadies per se.)

Vorab: Hawaii ist schön. Aber wir sind nach den vielen Erlebnissen auf der Reise bisher etwas verwöhnt.

Aber für Hawaii kommen wir von der falschen Seite. Nach den vielen riesigen, leeren Stränden, die wir in Australien, Neuseeland und der Südsee hatten, finden wir die Strände hier klein, schmal, überlaufen. Zugegeben, wir sind keine Surfer, und für die ist es hier paradiesisch: grosser Surf, tagein, tagaus.

Die polynesische Kultur, die wir in Französisch Polynesien – einfach mit einem Schuss Frankophonie angereichert – noch recht ursprünglich erlebt haben, wirkt hier aufgesetzt, als Begrüssungstanz für die Sunset Cruise vor dem Schiff im Hafen von Honolulu, die dann in einer Stunde abgehandelt wird (ohne uns!). Was wir bisher gesehen haben (Oahu einerseits, und vor allem Maui, die als die schönste Insel der Welt angepriesen wird, andererseits), ist ein riesiger amerikanischer Rummelplatz.


In Honolulu trifft das vor allem für den weltberühmten Waikiki-Strand zu, der schmal, überfüllt und mit Hochhäusern zugebaut ist. Dahinter eine riesige Einkaufsmeile. Dafür gefällt uns der Geschäfts- und Verwaltungsdistrikt, in dem wir gegen alle Empfehlungen der Reiseführer wohnen, und von dem aus wir zum Hafenbezirk mit guten Beizen zu Fuss gehen können.

Und Maui ist ein richtiger Mickey Mouse-Tourismus: Drosselgasse von Rüdesheim im Quadrat, Hotelanlagen, auf alt getrimmte Dorfpassagen mit 08-15-Souvenirshops für Hawaii-Hemden am Laufmeter, Seniorenresidenzen, und einem unglaublichen Autoverkehr. Auch wir haben ein Mietauto, es geht nicht anders, und sobald wir uns einem dieser Orte nähern, stehen wir für ein paar Kilometer im Stau. Alles sitzt in der Blechkiste, zu Fuss geht gar nichts. 
So – das war der Frust (und auf der grossen Insel Hawaii waren wir noch nicht, mal sehen). Nun aber zu den schönen Sachen, die wir hier auch erlebt haben, denn an sich sind die Sandwichinseln……. (s.o.)








Honolulu – der Ort, um in die USA einzureisen

Die Ankunft in Honolulu ist überraschend: Wir sind eine halbe Stunde nach dem Aufsetzen des Flugzeugs schon im Transfer-Bus zur Stadt! Nichts von amerikanischer Ruppigkeit der Beamten, die wir aus dem Osten der USA gewohnt sind. Keine Schlangen, freundliches Lächeln, ein lockerer Spruch, Fingerabdrücke und Foto, keine Kontrolle. Wäre Hawaii nicht so weit weg von uns, würden wir es als idealen Einreiseort empfehlen.

Ueberhaupt nehmen es die Hawaiianer locker. Wir fahren in der Dämmerung zum Abendessen. Plötzlich stellt der Polizeiwagen hinter mir den Christbaum an, das Licht blinkt. Was ist? Sch…., ich habe beim Mietwagen nicht gemerkt, dass ich kein Licht habe! Ich fahre raus, halte an, lasse die Scheibe runter. Und der Polizist meint sehr freundlich, er habe mir nur sagen wollen, ich hätte kein Licht. Ich solle es doch bitte einschalten. Alles im Plauderton, und er wünscht uns einen schönen Abend.

Schmelztiegel Amerika

Was uns sofort auffällt ist das Völkergemisch. Die Polynesier machen einen kleinen Prozentsatz der Bevölkerung aus, die ursprünglich mehrere Hunderttausend wurden im 19. Jahrhundert auf einige Zehntausend reduziert. Sie wurden überfahren und aufgesogen von Weissen, Japanern, Chinesen, Portugiesen, die alle ab dem 19. Jahrhundert eingewandert sind. Das gibt eine neue Mischkultur mit Elementen aller Beteiligten, die durchaus reizvoll ist. Wir essen chinesisch wie in Kanton, japanisch wie in Kyoto, thailändisch wie in Bangkok, amerikanisch wie im Mittleren Westen. In vielen Restaurants gibt es alles dieses gleichzeitig auf der Speisekarte.

In Honolulu fahren wir Bus. Das ist praktisch. Er fährt vor dem Hotel in alle Richtungen. Im Bus hören wir alle Sprachen gleichzeitig, aber Weisse sehen wir wenige. Die haben in der Regel mehr Geld und fahren Auto.

Wir besuchen das gute Bishop Museum mit der grossen Sammlung polynesischer Kultur. Hier wird uns nochmals bewusst, dass diese von Neuseeland bis Hawaii, den Oster-Inseln und Tahiti geht. Ueber den ganzen Stillen Ozean, den Pazifik.
Von dort geht es wieder quer durch die Stadt bis Waikiki, wo wir nach einem Spaziergang durch Einkaufszentren und Badegewimmel am Strand den Sonnenuntergang geniessen. Das Licht ist sehr schön, die Bars im Hilton und im Royal Hawaiian sind gut.




Ein erfrischendes Erlebnis – für 2.25 rund um die Insel

Die Insel Oahu, auf der Honolulu liegt, ist nicht gross. Wir fahren mit dem öffentlichen Bus rund herum. Für 2.50$ oder 2.25 Franken! Denn das ist der Einheitspreis für eine Busfahrt, egal wie lange sie ist. Während 4 Stunden kann man umsteigen, zurückfahren, nochmals fahren.  

Wir machen die 4stündige Fahrt in zwei Etappen, denn zwischendurch müssen wir – nicht nur auf die Toilette (das auch), sondern aufwärmen (das vor allem). Die Amerikaner sind verrückt: alles wird runtergekühlt bis zum geht nicht mehr. Ich habe mein langärmliges Hemd nicht mitgenommen, denn es ist ja warmes Wetter. Also friere ich mir den Hintern ab. Elo meint, sie wisse jetzt, warum die Hawaiianer die längste Lebenserwartung der USA haben: Sie werden permanent tiefgefroren.

Aber die Fahrt ist schön, richtig erfrischend eben.

Wir werden am Schluss noch zwei Tage ein Mietauto haben und uns einiges ansehen, so den Hafen von Pearl Harbour, den die Japaner 1942 zerbombt haben – der Anfang von ihrem Ende als Grossmacht. 

Vergnügungspark Maui

Ton in Ton, auch wir geniessen das Ferienparadies

Maui ist in der Vorstellung der Amerikaner die polynesische Insel. Aber sie ist halt so, dass sich die Amerikaner nicht allzu sehr im Ausland fühlen: ein amerikanischer Vergnügungspark unter Palmen. Gut ausgebaute Strassen, viele Ferienwohnungen, Touristendörfer am Meer mit Einkaufszentren, Fastfood und anderen Restaurants, Sportgeschäften. Es ist wie in Florida und Südkalifornien. Die Leute fühlen sich wohl.

Wir sind überrascht: Es ist so voll, dass wir Mühe haben, ein Hotel zu finden. Die Leute scheinen dem Winter zu entfliehen und geniessen das milde Klima, das immer zwischen minimal 16 und maximal 30 Grad schwankt. Es ist nicht feucht, immer ein frischer Wind, der uns schon fast zu kalt ist. Und eben die Surfer, die auf ihren Brettern die schönsten Wellen finden, die sie sich vorstellen können. 

Maui hat einige Attraktionen, die wir uns nicht entgehen lassen.

Von 0 auf 3000 in 60 Kilometern
Da ist zunächst der Mount Haleakala. Von weitem sieht er aus wie ein grosser Hügel, aber er trügt. Er ist 3055 Meter hoch. Und eine gut ausgebaute Strasse führt die fast geschlossene Autokolonne bis zum Gipfel, in vielen Spitzkehren. Zunächst geht es durch tropische Zuckerrohrfelder und Dörfer am Hang auf rund 1000 Meter, ohne dass wir es richtig merken. Dann durch einen Wald von Kiefern und Eukalyptus (beide importiert) weitere 1000 Meter hoch.  

Am Uebergang zur alpinen Steppe machen wir einen kleinen Spaziergang. Hier sind wir allein, das kann man nicht mit der Blechkiste machen. Wir hören viele Vögel und bewundern die alpine Vegetation. 

Dann geht es die letzten 1000 Meter hoch durch zunächst Buschland und dann Steinwüste. Wir sind durch Klimazonen von Zentralmexiko bis Alaska gefahren. Oben angekommen bietet sich ein grandioser Anblick. Nicht nach Westen, wo wir wohnen, da liegt auf rund 1000-2000 Metern eine Wolkendecke. Dafür aber nach Osten. Es geht steil hinunter in eine eindrückliche Vulkanlandschaft.  
Der Zentralvulkan ist in einen grossen Talkessel abgetragen, in dem dann später viele kleine Vulkane wieder ihre Kegel aufgebaut haben und ihre unterschiedlichen Ablagerungen ein breites Farbenspiel bieten: braun, gelb, grünlich, grau, schwarz, rot. Im Kessel ist die Luft so trocken, dass die Wolken, die von allen Seiten hereindrücken, sofort verdunsten.

Auch hier machen wir wieder einen kleinen Ausflug auf einen Hügel und sind wieder fast allein, obwohl die Parkplätze voll sind.









Alte Hauptstadt

Lahaina war von 1820 bis 1845 die Hauptstadt Hawaiis, als diese nach Honolulu verlegt wurde, da der Hafen dort für die beginnende wirtschaftliche Entwicklung besser geeignet war. Von dieser Zeit merkt man wenig, was an alten Bauten da war, verbrannte 1919 fast vollständig. Aber dafür gibt es touristischen Ersatz. Das Ufer, das felsig ist, ist vollständig mit Geschäften und Restaurants verbaut.  

Wer auf Maui ist, muss dahin. Die Autoschlangen vor dem Ort sind entsprechend. Die Touristen flanieren wie an der Riviera oder in Ascona (nur sind es viel mehr), die Parkplätze sind voll, und auf den Terrassen ist eine schöne Stimmung. Wir flanieren mit, und wir trinken einen Schluck im Sonnenschein.

Nach zwei Tagen müssen wir das Auto wechseln. Der Ford Fusion, hier in den USA ein Limousine der oberen Mittelklasse, bequem, macht Zicken beim Anlassen. Es scheint als ob die Wegfahrsperre drin sei, und erst nach einigen Minuten kommt er dann jeweils. Bei Avis, wo wir vorbeifahren, wissen sie auch nichts, aber sie geben uns sofort einen neuen Wagen, einen Buick Verano, noch komfortabler 

Der Weg ist das Ziel – die Strasse nach Hana

Ein weiteres Muss ist die Strasse nach Hana. Hana selbst gibt nicht viel her. Ein Hotel, ein Restaurant, einige kleine Geschäfte. Die Attraktion ist der Weg, oder mit Laotse: Der Weg ist das Ziel. Es geht 70 Kilometer (ein Weg!) der Nordostküste entlang (auf der anderen Seite des grossen Berges also), meist 50 bis 80 Meter über dem Meer, eine Kurve nach der anderen, viele einspurige Stellen mit dem Hinweis, den Gegenverkehr durchzulassen, immer mal wieder rauf und mal wieder runter.  

Unterwegs gibt es wenige Spaziergänge, die nicht viel bieten, dafür aber Stellen, an denen die Brandung der hohen einkommenden Wellen auf die Klippen donnert und die Gischt hoch aufspritzt. Und ganz am Anfang sehe ich einen Wal blasen. Wir halten an, sehen die Tiere und einer zeigt uns grosszügig seine riesige Schwanzflosse.

An sich ist das Fahren mit den bequemen Mietautos schön. Aber: Hinter den an städtische Autobahnen gewöhnten Amerikaner(innen) auf Ferientrip herzufahren, strapaziert die Nerven oft bis zum Geht-nicht-mehr. Da wird mit 25 gefahren, vor jeder Kurve gebremst, an jedem Schmalstück angehalten auch wenn nichts kommt. Und auf die Idee, schnellere durchzulassen, kommen die Damen und Herren schon gar nicht. 

Baden im Fluss

Ein weiterer Ausflug bringt uns ins Iao-Tal. Hier gibt es zunächst einen Heritage Park (Historisches Erbe), in dem die verschiedenen Nationalitäten ihres Ursprungs gedenken, so die Japaner, die Chinesen, die Koreaner und die Portugiesen. Im chinesischen Park wird vor allem darauf hingewiesen, dass der Führer der Revolution von 1911, Sun Yatsen, in Hawaii zur Schule gegangen ist (mit 12, drei Jahre lang). Sein älterer Bruder Sun Min war der reichste Mann der Inseln, und er opferte sein ganzes Vermögen der Revolution, bis er bankrott war.  

Hinten im Tal ist ein Felsspitze, die sogenannte Iao-Nadel. Sie ist ganz eindrücklich, aber so überwältigend, wie es der Reiseführer beschreibt, ist sie dann doch nicht. Sie müssen hier halt die Sensationen züchten, wenn sie sie nicht haben.


Uns hat die kleine Wanderung am Fluss viel besser gefallen. Ich habe im Bach gebadet (nicht jugendfrei!), und wir sind solange gegangen, bis es dann nur noch Steinblöcke waren.














Durch den Lavastrom

Heute ist Waschtag, es hat Maschinen im Hotel. Anschliessend gehen wir südlich von Kihei, wo wir wohnen, im Meer baden. Das Wasser ist hier merklich kälter als in Tahiti, auch scheint es uns salziger. Aber es ist schön, die Sonne wärmt uns in der eher kühlen Brise. Dann fahren wir an die Südwestspitze. Zuerst auf breiten Strassen durch das sehr mondäne Wailea mit den grossen Hotels.

Dann in Makena wird die Strasse plötzlich eng, ja schmal, und holprig. Und wir sind in einer Steinwüste. Wir fahren durch die erkaltete Lava des letzten grossen Magmaflusses von 1790, der sich von der Südwestflanke des Haleakala herunter ins Meer wälzte. Der kleine Vulkan, der dabei gebildet wurde, ist deutlich zu erkennen.


Nachdem wir das Gebiet durchquert haben, spazieren wir an der Küste der Perouse Bay, benannt nach dem ersten Europäer, der hier 1798 gelandet ist, über die schroffen Lavablöcke am Meer entlang, das immer wieder auf dem Riff aufspritzt.  
Bei einer kleinen Bucht, die senkrecht eingeschnitten ist, können wir grosse Wasserschildkröten beobachten, wie sie sich in der Dünung bewegen, sich am Fels festhalten und die Algen abfressen, die sich gebildet haben. Sie schwimmen wie spielerisch, nützen das Auf und Ab der Wellen, lassen sich herein und hinaus tragen. 

Maui hat doch sehr positive Ueberraschungen, sie sind nur etwas hinter dem Rummel versteckt. Morgen geht es zur grossen Insel, Hawaii, und ihren Vulkanen. 

Versöhnung mit Hawaii – Die grosse Insel

Schon der Flug zur grossen Insel ist speziell. Die Billigfluglinie „go!“ schickt uns zu einer noch kleineren Gesellschaft, die nur lokale Flüge durchführt. Nach einem Fussmarsch übers Gelände landen wir auf dem Commuter-Flughafen, wo die lokalen Verbindungen abgehandelt werden.  

Das Einchecken ist persönlich und einfach. Keine Durchleuchtungen, weder Gepäck noch Personen. (Bei der Abfertigung nach Hawaii mussten wir erstmals in unserem langen Reiseleben durch einen Ganzkörperscanner, wo wir quasi füdliblutt ausgezogen wurden – ich hoffe, wir haben ihnen gefallen!) Dafür wurden wir gewogen, denn das kleine Flugzeug muss wissen, wie viel Kilo es mitnimmt. Im Flugzeug ging alles mit Sichtkontakt bis ins Cockpit. Und der Flug war schön, da niedrig. Wir sahen unser Hotel auf Maui, das Meer und die grossen Vulkanberge.






 Zuckerrohfelder

Rest eines Vulkans im Meer

Und die grosse Insel hielt, was sie versprach. Hier haben wir eine einmalige Landschaft auf einer Insel, die nur aus Vulkanen besteht. Und hier haben wir auch den Eindruck, zu sehen, wie die Hawaiianer leben. Das Ganze sahen wir uns zuerst von oben an.

Zugang zur Hölle von oben gesehen

Am Flughafen von Kona erkundigten wir uns nach Möglichkeiten, die Insel aus dem Flugzeug zu sehen. Für Kurzentschlossene innerhalb von zwei Stunden mit einem Rabatt von 200$ pro Person. Wir schlugen zu, zumal die Wetterprognose hervorragend war. Also sassen wir kurz nach der Landung schon wieder im Flieger. Erneut einem kleinen, übersichtlichen. Ich wurde hinten platziert, denn ich wollte ja fotografieren. Der Pilot meinte, so könne ich auf der Sitzbank, die nicht so komfortabel sei, von links nach rechts rutschen und umgekehrt, und aus beiden Seitenfenstern fotografieren.

Es hat sich gelohnt. Wir waren fast zwei Stunden in der Luft und haben die ganze, grosse Insel umflogen, rund um die zwei grössten Vulkane der Welt, 4000 Meter hoch, und vom Meeresboden gemessen höher als der Mount Everest! Wir sahen die heisse Lava ins Meer fliessen, wir flogen über einen Lavasee mit brodelndem Magma, wir bewunderten die Küsten, wo das Meer die Lavaflüsse wieder abträgt und mit starker Brandung Steilküsten ausbildet, teils über hundert Meter hoch, wir waren beeindruckt von den breiten erkalteten Lavaströmen – durch die wir dann einige Tage später mit dem Auto fuhren –, die sich über die riesigen Bergflanken hinunter zum Meer ziehen.















Flüssige Erde

Hawaiis Vulkane sind so genannte Schildvulkane. Sie haben wenig Eruptionen mit Gasexplosionen. Die Lava drängt aus dem Erdinneren einfach herauf und strömt aus Schloten und Schründen an die Oberfläche. Dabei baut sie Berge auf, die wie grosse Schilde von alten Kriegern auf der Oberfläche liegen. Und von diesen Schilden wälzt sich dann die Lava nach unten, dem Meer zu und baut die Inseln weiter auf. Es ist eindrücklich, den direkten Aufbau unserer Erde zu sehen.

Teilweise ist der Lavafluss oberirdisch, teilweise aber auch unterirdisch. Wenn oben die Lava abkühlt, läuft sie unten in grossen und kleinen Röhren, „Tubes“, die dann auch leer laufen können und grosse – oder eben auch kleine – Hohlräume bildet. An der Oberfläche ist die Lava manchmal kristallin, grobkörnig und grobkantig, manchmal glatt wie erstarrter Teig. Manchmal staute sie sich vor dem Erkalten auf, drückte andere Lava weg. Und oft sieht sie – meint Elo mit recht – aus wie grosse Kuhfladen.


Die Lava ist jung. Nicht nur, was die Erdgeschichte betrifft, sondern überhaupt. Viele Ströme, durch die wir fahren oder auf denen wir stehen, sind erst 50, 40 oder 30 Jahre alt, an anderen Orten fliesst es immer noch.


Geruhsamerer Tourismus

Die ersten Tage sind wir an der windgeschützten und trockenen Westküste, in Kailua/Kona. Hier auf der Grossen Insel geht es geruhsamer zu, als auf Maui. Zwar gibt es gerade an der Westküste auch Touristen, aber viel weniger, und damit auch weniger Autos. Und da die Grosse Insel kein Surferparadies ist, kommen Reisende hierher, die nicht in erster Linie Hektik, Adrenalinschub und Rämidämi suchen. Wir haben ein schönes Hotel direkt am Start des Hawaii Ironman, dem Vater aller Superleistungskämpfe (5 km Schwimmen, 180 Kilometer Velofahren, ganzer Marathon mit 42 km), der auch als Weltmeisterschaft gilt.  

Kamehameha
Kona war die erste Hauptstadt Hawaiis. Von hier aus hat vor gut 200 Jahren König Kamehameha die Inseln in vielen Schlachten kriegerisch vereinigt und ein Königtum begründet, das knapp 100 Jahre später von den Amerikanern kurzspitz annektiert wurde. Darauf wurde Hawaii ein so genanntes Territorium, das erst 1959 der 49. Staat der USA wurde. Soviel zu den Beschützern aller Freiheit. 

Kamehameha hat Hawaii auch seine Flagge gegeben, und sich dabei als gewiefter Diplomat zu erkennen gegeben: Er hat den Union Jack genommen, um die damals dominierenden Engländer zu befriedigen; er hat aber auch die Farben von Russland integriert, das ihn kurzzeitig bedrohte. So hat er sich den Rücken frei gehalten.

An der Westküste sind auch einige Reste von Bauten der traditionellen Herrscher zu besichtigen. Einmal ein Opferplatz Kamehameas im Norden. Aber auch ein traditioneller Fluchtplatz, Pu’uhonua genannt. Hier fand Schutz, wer sonst des Todes war. Das konnten Krieger eines unterlegenen Stammes sein. Aber auch Personen, die eines der vielen Kapus (Tabus) verletzt hatten und mit dem Tode bedroht waren. Ein Kapu war zum Beispiel, auf den Schatten des Herrschers getreten zu sein, mit dem Mann gemeinsam gegessen zu haben usw. Jeder Stamm hatte ein Pu’uhonua, und wer dieses schwimmend erreichte, war des Lebens wieder sicher.

Erklärt hat uns das alles ein Parkwächter. Er sah aus, wie ein alter Chinese, aber es ist viel komplizierter. Sein Vater war halb Hawaiianer, halb Chinese. Von der Mutter her war er Halb-Ire: Seine Grossmutter, eine Polynesierin, war Dienstmädchen bei einem Iren, dessen Frau gestorben war. In der Folge hatte der Mann Kinder mit dem Dienstmädchen, und so hat der Parkwächter Cousins, die Yeates heissen. Eine typische Hawaiianer-Mischung

Kaffee


Wir besichtigen eine Kaffeeplantage. Hawaii baut viel Kaffee an, und wir lernen, dass dies mit einer wissenschaftlichen Akribie gemacht wird. Die Plantagen bauen den Kaffee nicht nur an, sie rösten ihn auch. Letzteres geschieht in einer Kombination von Erfahrung und vorgeschriebener Rezeptur. Das Resultat wird von Experten kontrolliert, deren Arbeit uns an die Tätigkeit von Weintestern erinnert: Farbe, Geruch, Geschmack.

Die Kaffeepflanzen tragen sechs Monate Früchte, sechs Monate reifen sie. Die Blüte geht nur drei Tage. In den letzten Jahren haben die Farmer mit einem Schädling zu kämpfen, der die Früchte anbohrt und zerstört. Ein Mittel zur Bekämpfung sind Chamäleons, von denen wir zwei sehen: grün auf dem Blatt, braun auf dem Zweig. Der von Hand gepflückte Kaffe wird anschliessend geschält, gewaschen, getrocknet, von der Fruchthaut befreit, sortiert, gebrannt. Und je nach Schälart, Auswahl und Röstdauer (12 bis maximal 15 Minuten, auf 10 Sekunden genau, da die Temperatur jeweils zunimmt) kommt ein anders Produkt raus.
St. Antonius an der Axenstrasse

In der Umgebung von Kona gehen wir baden. Die Strände sind klein, der Sand oft schwarz. Nicht immer sind sie ruhig, oft sind die Wellen stark, oft hat es Felsen und Steine. An einigen aber können wir baden. Und hier hat es dann auch wenig Leute, vielfach Familien und immer Einheimische, nicht nur Touristen.  

Unweit der Kaffeeplantage steht hoch über der Küste eine alte Kirche. In einer Zeit, als die Haiwaiianer noch nicht lesen konnten, haben die Missionare ihre Botschaft in Bildern an die Wände und Decken gemalt. Der Eindruck ist zwiespältig. Kunst ist es keine grosse, auch wenn die Perspektiven geschickt genutzt wurden. 

Am meisten beeindruckt hat uns eine Darstellung der Erleuchtung des Heiligen Antonius – Wilhelm Busch lässt grüssen –, dessen Maler einmal die alte Axenstrasse am Vierwaldstättersee gesehen haben muss. Antonius wird vom leuchtenden Kreuz überfallen in einer durchbrochenen Tunnelpassage vor dem Hintergrund von See und Bergen.











Ins Regengebiet

Auf der Weiterfahrt nach Norden besuchen wir auch ein Luxushotel (Four Seasons Resort, mit Golfplatz, auf dem eben ein internationales Tournier stattgefunden hat). Die Anlage ist schön, aber völlig von aller Welt abgeschnitten. Wer hier lebt, sieht ausser dem schönen Meer nichts. Wir übernachten an der Nordspitze auf der Halbinsel Kohala in einem kleinen Hotel mit einem anspruchsvollen Namen:“ Kohala Club Hotel“. Es ist, ganz im Gegensatz zur grosspurigen Affiche, familiär, schön, gemütlich, mit feiner Veranda und gediegenem Garten. Und es ist sehr günstig, erst noch. 

Dann geht es an die Ostküste zur grössten Stadt; Hilo mit 40'000 Einwohnern. Hier regnet es an 2 von 3 Tagen, und fast möchte es uns scheinen, es regne an 3 von 2. Hilo ist ein Hafen und das Wirtschaftszentrum des Ostens, in dem viel Viehzucht und Fruchtbau betrieben wird. Die Touristen sind hier in der Minderzahl, auch wenn Hilo Ausgangspunkt für zwei wichtige Attraktionen ist: Der Hawaii Volcanoes National Park und die Fahrt zum höchsten Berg Hawaiis, zum Mount Kea mit 13796 Feet oder fast 4300 Metern.



Hilo hat einen schönen Samstagsmarkt, auf dem einheimisches Kunsthandwerk angeboten wird, das sich angenehm von dem sonst international angebotenen afrochinesischen Kitsch abhebt. Und Hilo hat ein ausgezeichnetes Tsunami-Museum, denn hier wissen sie, von was sie erzählen: Die Stadt wurde in den letzten 65 Jahren von zwei grossen Flutwellen, die viele Tote gefordert haben, arg in Mitleidenschaft gezogen. An der flachen Bucht mussten grosse Teile der Stadt auf Dauer geräumt werden.


Krater und Lava

 Im Volcanoes National Park kommen wir an den Rand eines riesigen Kraters, der im 19. Jahrhundert mit grossen Lavamassen gefüllt worden ist. Heute ist er „nur“ noch 400 Meter tief, 1800 waren es noch 800 Meter. In der Mitte ist ein tiefes Kraterloch, das eingestürzt ist. Ueberall raucht und qualmt es, aber oft ist es nur Wasserdampf, der entsteht, wenn Regenwasser – und davon gibt es genug! – in die Spalten der immer noch abkühlenden Lava eindringt.  



Wir begehen eine sogenannte Lavaröhre (Lava Tube). Hier ist die heisse Lava unter der erkaltenden Oberfläche weitergeflossen, oft viele Kilometer lang. Das Rohr ist sehr hoch, gewunden und gut begehbar.
In der Nähe gibt es ein Feld, wo wir sehen können, wie die Lava die Vegetation verdrängt hat – und wie die Vegetation sich ihren Platz wieder zurückerobert, mit Pionierpflanzen, die genügsam und hart sind.

Zum Park gehört auch eine Strasse, die durch die seit den 60er-Jahren geflossenen und fliessenden Lavaströme führt, aus 1250 Metern bis hinunter ans Meer. 




Bizarre Landschaften. Erstarrtes Gestein. Glatte, gekrustete, kristalline, unterhöhlte, aufgeworfene, gestaute, abbrechende Oberflächen, die das Licht spielerisch und magisch zugleich reflektieren. Ueberfahrene Wälder. Plötzlich ein Stück alte Strasse, aufgefressen vom Lavastrom. Eine ehemalige Strasse, durch eine Lavazunge blockiert. Pionier-Pflanzen, die sich in den Lavaströmen und Spalten wieder angesiedelt haben und sich zurückkämpfen. Einsame Palmeninseln im Lavafeld. Lavaküste, die von der Brandung unterspült und abgetragen wird. Spalten und Schründe allüberall. Unwirklich, und doch wird hier feste Erde aufgebaut und abgetragen zugleich.  
 

Die Grosse Insel wächst weiter, und draussen im Meer ist ein Vulkan unter Wasser am wachsen, der eine weitere Insel aufbauen wird, wenn er die Oberfläche erreicht.

 










Ein Höhepunkt auf 4200 Metern





Auch auf der Grossen Insel betätigen wir uns als Gipfelstürmer. Und wie. Wir fahren auf den höchsten Vulkan Hawaiis, den Mauna Kea. Zunächst führt die quer über die Insel führende Verbindungsstrasse auf den Sattel zwischen den beiden grossen Vulkanmassiven Mauna Loa (13679 Fuss oder 4207 Meter) und Mauna Kea (13796 Fuss oder 4169 Meter). Die gut ausgebaute Strasse steigt stetig und mit nur leichten Kurven in 45 Kilometern auf 2000 Meter. Wir kommen den grossen Kumuluswolken immer näher.  


 
Dann zweigt die Gipfelstrasse rechts ab, und wir kommen in den Nebel. Dieser lichtet sich nach einigen Kilometern, und das Besucherzentrum -  knapp 15 Kilometer hinter der Abzweigung über der Baumgrenze auf 2800 Metern - liegt in der schönsten Sonne. Hier akklimatisieren wir uns eine Stunde lang und studieren die Informationen über den Berg. Wir trinken viel Wasser, und wir bewundern die Silversword (Silberschwert)-Pflanzen, die nur auf dieser Höhe wachsen. 

Für die letzten knapp 13 Kilometer brauchen wir unseren Allradantrieb, denn gut die Hälfte ist Naturstrasse, etwas ruppig mit Querrinnen und oft bis 15% steil. Es geht durch Lavalandschaft. Die Wolken auf etwa 2000 bis 2600 Metern werden zu einem tief unten liegenden Nebelmeer, aus dem sich neben den beiden grossen noch wenige kleine Vulkanmassive erheben. Die Flanken des Mauna Kea sind manchmal steil, manchmal eher flach, je nach den verschiedenen Lavaausbrüchen, die sie gebildet haben. Oft ist es wie eine Mondlandschaft, mit unterschiedlichem Farbspiel allerdings.


Nach zwei steilen Kurven sind wir plötzlich auf dem Kraterrand – mitten in einem Kreis von Observatorien. Diese nutzen die Höhe, die reine Luft und die Abwesenheit von Fremdlicht für die Beobachtung des Weltalls. Mauna Kea ist ein internationales Projekt, an dem viele Länder teilhaben.





Sonnenuntergang auf dem Gipfel


Auf dem Gipfel ist es kalt, nur die Sonne wärmt spärlich. Wir stellen unser Auto so, dass wir den Sonnenuntergang von den Sitzen aus beobachten können, geschützt vor dem kalten Wind. Zuerst aber besteigen wir die nahe gelegene Gipfelkuppe. Es geht nicht weit hoch, aber wir merken etwas die Höhe. Und vor allem den starken, saukalten Wind. Aber als Schweizer ist das ja Ehrensache!

Dann sitzen wir im Auto und bewundern die Sonne, wie sie über den Wolken untergeht. Mit uns bewundern das einige Dutzend andere Touristen, in der Mehrheit Japaner, die in Minibussen hochgefahren werden. Das Licht ist einmalig, und es reflektiert sich nicht nur auf den Wolken, sondern auch auf den Observatorien. Die Farben wechseln schnell, weiss, rot, lila, braun, schwärzlich. Dann geht die Sonne ganz flachgedrückt in den Wolken unter und beleuchtet den westlichen Abendhimmel gleichsam von unten.




 

Zwischen Abendglühen und Vollmondlicht
In der Zwischenzeit ist hinter uns der Mond aufgegangen, es ist heute Vollmond. Die silberne Scheibe des Erdtrabanten ist auf dieser Höhe riesig, ganz klar, alles deutlich sichtbar. Als es einnachtet, beginnen wir unsere Rückfahrt. Ich lege, wie schon nach oben, den kleinen Gang ein, und wir geniessen die Fahrt mit 20 KmH. Einmal meine ich, hinter mir sei ein Auto, das mich überholen will. Es ist „nur“ der Vollmond, der mir in den Rückspiegel leuchtet.
Und es ist zum Geniessen. Im Westen wird es immer roter, es wechselt von hell- zu dunkelrot, immer intensiver, mit blauschwarzen Rändern, darüber der Abend- und Nachthimmel, darunter eine Ahnung von der Landschaft auf der Vulkanflanke. Im Osten das kalte Licht des Vollmonds, der die Berge und Wolken beleuchtet. Und je nach Wendung der Strasse sehen wir vor uns das eine, das andere oder zur Seite beides. 
Beim Besucherzentrum sind viele kleine und grössere Teleskope aufgebaut. Wir Touristen können so auch einen Blick ins Weltall tun. Ich bewundere den Nebel im Orion und den Saturn, und ich studiere die Mondoberfläche. Hier ist das Licht durch das Okular so stark, dass ich eine ganze Weile brauche, bis ich nachher wieder etwas erkenne. 
Das war ein weiterer Höhepunkt unsere Reise. Und zwar nicht nur, was die Höhe über Meer betrifft. Aber auch das. 
Südwestspitze 
Zum Abschluss der Tage in Hilo besichtigen wir noch die Südwestspitze der Grossen Insel. Die Küste ist ruppig, pittoresk, meist Lavafelder, an denen eine starke Brandung nagt. Ein Leuchtturm steht mitten im Lavafluss, der auf beiden Seiten vorbeiging. Der ehemalig schönste Strand mit schwarzem Sand liegt begraben unter einer 20 Meter dicken Lavaschicht.


Wir schlendern über einen grossen Sonntagsmarkt mit Bauern, Trödlern, Kunsthandwerkern und Fressmeile. Wir baden in einem Hot Pool direkt hinter der Brandung.
Wir bewundern Surfer in der starken Brandung und Kokosnusspflücker hoch oben auf der Palme. Ein Pflücker öffnet mir eine frische Nuss zum austrinken. Wir picknicken auf den Klippen. 


 













Und wir besichtigen eine weitere ausgemalte kleine Kirche, die den Bedürfnissen der Hawaiianer nach etwas Farbe und Romantik Rechnung trägt. Die katholische Kirche war da einfühlsamer als die puritanischen Protestanten. 
Wir geniessen den ruhigen Tag.







Der südlichste Punkt der USA




Im Ausland auf die Post zu gehen, ist immer ein Erlebnis. Das war in Russland so, in Australien, in Neuseeland und auch hier. Wir schickten eine CD-Karte, eine Puzzlekarte (mit Puzzle drin, auf dem die Botschaft steht und ein kleines Päckli. Das brauchte zwei Zolldeklarationen (auch für das Puzzle) und drei Marken. Und viel Zeit, die wir in angenehmem Gespräch mit der Pöstlerin und dem Posthalter verbrachten. Wir berichteten über die Reise, ganz zum Vergnügen der anderen wartenden Kunden, die sich so nicht langweilten. Alle wünschten uns eine gute Heimreise. 

Auf dem Weg zurück nach Kona, wo wir das Auto abgeben und das Flugzeug nach Honolulu nehmen werden, kommen wir am südlichsten Punkt der USA vorbei.
Am 18°54'40" nördlicher Breite gelegenen Kap Ka Lae sehen wir jungen Touristen zu, wie sie von den Klippen und in Lavahöhlen hinein springen. Das Wasser ist klar und völlig türkisfarben. 


Zuvor haben wir in einer Bucht mit kohlschwarzem kristallinem Sand Schildkröten beobachtet, die ins Wasser krochen, am Strand lagen und offensichtlich die Sonne genossen. Wir konnten in aller Ruhe ihre Zeichnung studieren, ihr scharfes Maul, und die Krebse, die sich auf ihnen niederliessen.





Pearl Harbour – der Anfang von Japans Ende


Zurück auf Oahu, der Insel Honolulus, besichtigen wir zuerst den Kriegshafen von Pearl Harbour. Hier zerstörten die Japaner am Morgen des 7. Dezembers 1941 einen grossen Teil der amerikanischen pazifischen Flotte. Der Ueberfall war das Resultat einer perfekten Planung. Diese erfolgte durch einen Admiral, der der Ueberzeugung war, dass Japan einen langen Krieg gegen die USA verlieren musste, der aber hoffte, durch die Zerschlagung dieser Flotte die Amerikaner von einem Krieg mit Japan abhalten zu können. Im ersten Urteil war er korrekt, im zweiten nicht. Pearl Harbour war die Initialzündung für den amerikanischen Eintritt in den Zweiten Weltkrieg.


 An diesem Morgen aber wurden alle pazifischen Schlachtschiffe entweder zerstört oder doch stark beschädigt, es wurden fast alle Flugzeuge am Boden zerstört – die Ueberraschung war vollständig. 4000 Meilen schlich sich das japanische Geschwader mit Flugzeugträgern unter Einhaltung einer völlige Funkstille an. Dann kamen zwei Wellen von Flugzeugen aus 200 Meilen. Zuerst zerstörten sie alle Flughäfen und fast alle Flugmaschinen, die, da der kommandierende (Infanterie-)General Sabotage fürchtete, Flügel an Flügel auf dem Präsentierteller aufgereiht waren, und erst noch ohne Munition. Dann griffen sie die Schiffe an, die alle (fast alle) im Hafen lagen, oft zwei bis drei aneinander. Nur die Flugzeugträger, die waren nicht im Hafen, die entkamen dem Angriff, was sehr wichtig war.

Die Amerikaner glaubten, dass weder im flachen Wasser des Hafens Torpedos lanciert werden könnten noch Bomben die extra starken Stahlplatten der Kriegsschiffe durchschlagen könnten. Sie irrten sich gründlich, die Japaner hatten spezielle Torpedos un d spezielle Bomben entwickelt, die beide tödlich waren. Schiffe explodierten, sanken, drehten sich als schwimmende Särge für die Seeleute auf die Seite. Ueber 2000 Menschen starben.

Und doch war es ein klassischer Pyrrhus-Sieg. Er löste eine Enticklung aus, auf deren Weg ein halbes Jahr später die Zerstörung von 4 am Angriff beteiligten japanischen Flugzeugträgern bei den Midways lag und an deren Ende die Atombomben von Hiroshima und Nagasaki im Sommer 1946 sowie die Kapitulation des japanischen Kaiserreichs auf der Brücke der „Missouri“ stand, eines der Schiffe, das am 7. Dezember stark beschädigt worden war.

Das Museum ist gut, erklärend, Verständnis suchend, wenig patriotisch, nicht kriegerisch. Es wurde uns klar: Hier wurde Geschichte geschrieben.

Letzte Nacht im Luxus


Die letzte Nacht in Polynesien und im Pazifik verbringen wir in einem luxuriösen Hotel nahe Honolulu. Es hat einen schönen Badestrand, und wir geniessen nochmals den Sommer und das Meer, die wir nun fast zwei Jahre hatten.

Am letzten Morgen schwimmen wir nochmals im Meer. Dann starten wir zu einer erneuten Fahrt rund um die Insel. Diesmal im „eigenen“ Auto, nicht mit dem Bus. Das hat den Vorteil, dass wir halten können, wo wir wollen.
Wir bewundern an der Nordküste in Hale’iwa die Surfer, noch mehr aber viele grosse Schildkröten, die am Strand sonnenbaden und sich aufwärmen. Wir sehen sie ganz aus der Nähe. 

Dann spazieren wir in Waimea durch einen botanischen Garten mit Tropenpflanzen aus der ganzen Welt. Er ist in einem engen Flusstal angelegt, an dessen Ende ein Wasserfall lockt. Dieser ist allerdings nichts aussergewöhnliches, aber der Park ist sehr schön.

Auf der Weiterfahrt essen wir in Kahuku frische Krevetten „scharf (nicht sehr) und mit Knoblauch (viel!)“.



In La’ie versuche ich ein „shave ice“, wörtlich übersetzt „rasiertes Glacé“, exakter wohl: gehobeltes Eis: Das Eis wird fein gehobelt, dann kann man auslesen, was für 3 Arten Fruchtsirup darüber geschüttet wird. Das gibt die tollsten Farbkombinationen. Ich habe auf den Geschmack geschaut, und es war gelb, Ton in Ton: Banane, Mango, Ananas. Elo hat mich ausgeschimpft, aber vor ihr hat es sich ganz gut gemacht. Und meinen Durst hat es gelöscht.


Abschied in Etappen

Am berühmten Strand von Waimanalo ziehen wir uns gegen Abend für den Flug um: lange Hosen, Socken und feste Schuhe (nach vielen Wochen werden wieder mal  ein Unterhemd und ein Pulli bereitgelegt. Wir trennen uns von allem, was wir heute anhaben: T-shirt, Hosen und Schuhe. Die Sachen sind stark gebraucht. Wir schenken sie einer Obdachlosen, die sich riesig freut, und so müssen wir nichts wegwerfen.  









Nach der Umrundung der Südspitze mit ihrem dramatischen Strand, geht es nochmals nach Waikiki, wo wir in der Strandbar des wirklich schönen Royal Hawaiian Hotel den letzten Zug Meer geniessen. Den Abschluss machen wir in Chinatown, wo wir im gleichen Kantonrestaurant zum dritten Mal Dim Sum, die südchinesischen heissen Häppchen essen, die wieder wunderbar schmecken. 

Jetzt wir auf dem Flughafen. Das Flugzeug nach Phoenix geht um 10 vor 12 Mitternacht. Wir fliegen nach Amerika – Hawaii gehört in meinem Kopf eigentlich noch nicht so recht dazu. Polynesien ist nach 4 Monaten abgeschlossen: Neuseeland, Tahiti, Hawaii. Einen Kommentar wollen wir später schreiben, denn die Unterschiede sind bei der gleichen Ausgangskultur frappant.

In drei Wochen sind wir zuhause schon bald wieder eingewöhnt. Erstaunlich, wie schnell es jetzt plötzlich geht.
  

30.1.2013 / JB.