(Einige weitere Fotos unter Bilder 2; Technische Daten unter Logbuch)
6.7.
6.7.
Nachdem wir am letzten Abend in Ungarn noch in Kecskemet am Weinfest uns önologisch nochmals richtig verkostet hatten (oder Klartext: durch alle Weingebiete Ungarns getrunken hatten), hiess es Abschied nehmen von unseren kongenialen Gastgebern Bea und Janos.
Mit der Abreise aus Helvécia verliessen wir unseren letzten Fixpunkt in Europa. Von nun an geht’s nur noch in Terrae Incognitae bis an die chinesische Grenze bei Vladivostok. Unser Tagesziel ist der Donaudurchbruch zwischen Serbien und Südrumänien. Eine grosse Etappe würde es werden und wurde es.
Serbien
Zunächst auf der Autobahn nach Szeged und rein nach Serbien. Der Grenzübergang war etwas mühsam, da die Ungarn glaubten, kontrollieren zu müssen bis zum geht nicht mehr. Nicht uns zwar, aber die vor uns. Die Serben waren dann viel flotter, und wir wechselten 50€ in 5000 Dinar. Patensohn Beni hatte gemeint, Belgrad lohne sich, aber was wir von Belgrad hatten, waren Baustellen und Staus. Das nahm uns den Mumm einer ausführlichen Stadtbesichtigung, wir fuhren quer durch die Stadt, zweimal über die Donau und raus Richtung Vrcas („Vrschatsch“). In einem Vorort gab es dann in einer sehr gemütlichen Gartenbeiz, von denen es viele gibt in Serbien, eine Pizza, Mineral und Espresso.
Dann Richtung rumänischer Grenze durch Bauerndörfer, die etwas ärmer scheinen als in Ungarn, aber ähnlich austauschbar. (In Ungarn waren die Vorgärten entlang der Strassen kleiner, aber die Häuser grösser: 10x10m, das Dach auf alle vier Seiten abgeschrägt, das Grundstück etwa 20x60m, das ist ein oft gesehenes Muster; in Serbien sind es oft Reihenhäuser.)
Gegen Osten kamen wir dann aus dem eintönigen Schwemmland von Donau und Theiss wieder in gewellte Landwirtschaftgegend, immer noch mit riesigen Feldern von Sonnenblumen und Mais oder Mais und Sonnenblumen, aber eben abwechslungsreicher. Pferdefuhrwerke, Traktoren, Strohfuder, und wenig Verkehr. Die serbischen Autofahrer sind mutig, aber leider oft wenig erfahren; ich musste aufpassen. (In Kroatien war es schlimmer. Dort wird, so der Eindruck, Autofahren als Kampfsportart gelehrt.) An der Grenze tauschte ich die restlichen Dinar gegen Benzin, bezahlte die Differenz mit Karte, was den guten Mann fast überforderte.Der Grenzübergang nach Rumänien in Kalufelrovo bei Bela Crkva im serbischen Teil des Banats war problemlos, schnell und auf beiden Seiten äusserst freundlich. Die Strasse über einen kleinen Pass an die Donau liess mich dann ahnen, was wir noch alles vor uns haben würden: Schlaglöcher, Reparaturstellen unrepariert, guter Ausbau im unmittelbaren Wechsel mit Rumpelpisten.
Donaudurchbruch am Eisernen Tor
Aber dafür die Landschaft: Als wir über eine Kuppe kommen, bleibt uns der Atem weg.
Die Donau gross, breit, im Nachmittagslicht glänzend vor dem Durchbruch gegen das Schwarze Meer. Unbeschreiblich für literarische Laien! Da zwängt sie sich hinein in die Berge, macht Bogen und Kurven, begleitet von Kalksteinfelsen, sanfteren Abhängen mit Feldern, auf denen alte (?) Frauen in Kopftüchern und unförmigen Kleiderhaufen eine oder zwei Kühe hüten, und kleinen Dörfern, in denen dunkelhäutige, oft etwas mollige Männer – da fühlt sich der Baumberger wohl! – vor den Häusern oder ihren alten Autos einen Schwatz halten. Fischerboote stehen auf den Wassern, die Strasse windet sich mehr als 50 Kilometer immer entlang des Ufers.
Geärgert hat uns unser Reiseführer Du Mont, der zwar alle Kirchen Siebenbürgens im Detail beschreibt, aber über dieses Naturwunder ebenso wenig ein Wort verliert wie uns darüber informiert, was ungefähr der Wechselkurs von Lei in Schweizer Franken sein könnten. Letzteres haben wir dann via Preisankündigungen vor dem Lidl und Dieselpreise gar nicht schlecht geschätzt, als wir am Bancomat Geld gezogen haben.
Uebernachten tun wir in Dubova kurz vor Orsova. Das Hotel ist sensationell gelegen, direkt gegenüber dem Eisernen Tor. Die Strasse ist oben drüber, das Restaurant unten am Wasser, die Tische auf kleinen Plattformen über dem Wasser, die Stimmung wunderbar, Wein (Riesling), Essen (Wels) und Kaffee (Lavazza) sehr gut.
Summa summarum: Wer diese Strecke nicht gesehen hat in Rumänien, hat etwas (viel!) verpasst, und wir sind uns einig: Das ist ein landschaftlicher Höhepunkt unserer Reise, was immer noch kommen mag.
7.7.
Hotelmuseum
Wir wohnen im Hotel Petrosani, das bei uns unter Denkmalschutz gestellt würde: sozialistischer Tourismus in Reinkultur (in China, so Elo, würden nicht mal mehr überregionale, geschweige denn internationale Touristen in so einem Kasten untergebracht). Staubige Teppiche in den Treppenhäusern; eine Lobby zum einschlafen; lackierte Holztäfer auf Gängen und in den Zimmern; entzückende Lampen auf den Fluren, einige brennen, andere nicht; ein Kleiderrechen, so unendlich schief fest montiert, dass mir das als Sohn eines Möblehändlers mit jahrelanger Liefer- und Umzugserfahrung immer schleierhaft bleiben wird, wie so was hinzukriegen ist; ein Hocker vor dem Schreibtisch, an dem ich schreibe, der beim sich Niederlassen die Luft mit einem längeren „Pfschschschsch“ aus dem Lederpolster(!) entlässt; verzogene Holzeinfassungen der Badezimmertüren, die sich von den umgebenden Platten losreissen und das mehrmals, was auch mit kräftigem Nachfugen nicht hinzukriegen ist; rostige Eisenrohre quer durchs Bad, in alle Richtungen windschief montiert und dort, wo sie in die untere Etage verschwinden, kleine Seen produzierend; eine Neonleuchte ebenfalls im Bad, die zwar brennt, aber mit 15-sekündiger Verzögerung; ein Zahbnglashalter, der nach links abstürzt, wenn wir das rechte Glas rausnehmen; Steckdosen (alle!), die mitkommen, wenn ich den Stecker ziehe usw. usf. Elo sagt in solchen Momenten: „Da fällt mir Hanni ein“, denn Hanni hatte uns im Chinaverein die gröbsten Geschichten aus osteuropäischen Hotels erzählt. Aber wichtig ist: Toilette und Dusche funktionieren, das Essen war sehr gut – Herz, was begehrst Du mehr, zumal die Preise stimmen (Zi/Frühst 50 Franken, Essen&Trinken 30: für zwei!).
Petrosani liegt hinter den sieben Bergen, die Anfahrt von der letzten Stadt ging durch ein 50 Kilometer langes sehr enges Tal des Flusses Jiu, romantisch durch Bäume auf beiden Strassenseiten, und immer neben dem Fluss mit einer Kurve nach der anderen, leicht ansteigend, so etwas zwischen Schlucht und Tobel, nur grösser und länger. Wir sind hier auf rund 600 Metern, und Petrosani ist Ausgangspunkt für Bergstrassen in die Südkarpaten mit ihren über 2000 Metern hohen Bergen, über Pässe von 1700 und mehr mit Berg- und Gletscherseen. Das kommt morgen.
Nochmals Eisernes Tor
Heute haben wir eine ruhigere Etappe gemacht, als gestern, knapp 300 statt über 500 km.
Zunächst haben wir nochmals die unvergleichliche Landschaft des Eisernen Tors genossen. Da zwängt sich die Donau, die hier ein sehr grosser Strom ist, durch eine Spalte von 80 Metern und wird dadurch weit über 100 Meter tief, der tiefste Strom der Welt.
Dann gibt sie an einem grossen Staudamm mit dem gleichen Namen: Portile de Fier, die Energie für ein Kraftwerk und zieht dann in riesigen Schleifen ihrem Ziel zu, dem Schwarzen Meer. Wenn wir dann, was wir uns überlegt haben, das Donaudelta besucht haben, sind wir dem Strom von Quelle bis Mündung gefolgt: Von Donaueschingen bis Budapest mit dem Velo, dann mit dieser Reise.
Die Landschaft zwischen der Donau und der Tobelschlucht vor Petrosani war etwas eintönig. Zuerst ein langes Flusstal Richtung Craiova, Bukarest, dann entlang des Jiu durch ein Bergbaugebiet (auch rund um Petrosani hat es Bergbau). Ein Dorf am anderen, Strasse, links und rechts durch Zäune geschützte Häuserzeilen, oft zusammengebaut, dazwischen ein Entwässerungsgraben, der vor jedem Haus mit einer formelhaft vorfabrizierten Zufahrtsbrücke (3m lang, 2,50m breit, unten runder Bogen für das Wasser, oben links und rechts ein 40cm hohes, 20cm dickes an den Ecken abgerundetes Seitengeländer) geschmückt ist. Dann und wann eine Kneipe. Wenig Kirchen, keine öffentlichen Bauten.
Unter dem Nussbaum zwischen Disteln und Rossbollen
Wir wollten picknicken, aber das war gar nicht so einfach. Kein Baum, kein Abstellplatz, Haus an Haus. In unserer Verzweiflung habe ich dann einfach die erste sie bietende Möglichkeit ergriffen und die Abzweigung nach Piscuri genommen. Supersteil gings in Kurven den Berg hoch, bei mir brauchte es den zweiten, die Rumänen mussten im ersten Gang hoch. Dann ein unendlich langes Dorf, wieder nichts.
Bis wir schliesslich aus lauter Verzweiflung an einem Holzverbrennungplatz unter einem Nussbaum zwischen Disteln und Rossbollen die Campingstühle aufbauten, eine unserer Kisten als Tisch benutzten und unter den neugierigen Blicken von Kindern der Nachbarschaft das frugale Mahl einnahmen: Schüttelbrot, Dörrobst, verlaufende Schoggiguetzli und Hahnenwasser. Es hat gut geschmeckt und gut getan! Das Bier (JB) und der Weisswein (EB) bei der Ankunft in Petrosani hat uns entschädigt.
Uebrigens:
Das ist die Ausrüstung des Touristen des 21. Jahrhunderts. Kabel und Stecker für all den elektronischen Krempel von Fotoapparat übers Handy, die Filmkamera bis hin zum Mini-PC auf dem ich eben tippe. Das ist jeweils ein Salat!
Das ist die Ausrüstung des Touristen des 21. Jahrhunderts. Kabel und Stecker für all den elektronischen Krempel von Fotoapparat übers Handy, die Filmkamera bis hin zum Mini-PC auf dem ich eben tippe. Das ist jeweils ein Salat!
8.7.
Feuertaufe I
Die ersten 20 Kilometer waren phänomenal, sowohl was die Landschaft als auch was die Strasse betraf. Es ging, diesmal durch eine echte, Schlucht hoch, mit Wasserfällen auf der Seite, Felsen und viel dichter Wald. Ich konnte mich der Natur nur wenig widmen, denn es war vor allem das Navigieren auf der Piste gefragt: Oft waren es mehr Schlaglöcher unterschiedlichster Tiefe, denn übrig gebliebener Belag. Es schlug, rüttelte, bockte, schlingerte, klapperte, und Elo wurde, da sie sich nicht am Steuerrad halten konnte, herumgeworfen, dass es eine Art hatte. Aber der Rahmen des Büsslis und die Blattfedern bewährten sich bestens. Manchmal konnte ich sogar 30 fahren!Oben auf dem Pass wurden wir mit einer spektakulären Aussicht belohnt, und die Strasse wurde besser. Sie wird ausgebaut, manchmal 500m, manchmal mehr, aber in Etappen. Und das Ausgebaute wird dann sofort für Wasserdurchlässe wieder aufgerissen. Von Brezoi ging es zum Etappenort Sibiu/Hermannstadt in Siebenbürgen. Die Ortschaften sind meist zweisprachig, manchmal dreisprachig (ungarisch!).
Welten treffen sich
Auf den Dörfern sehen wir alt und neu in buntem Gemisch: Da kommen vier Frauen, zwei alte in traditionelle Bäuerinnenkleidung, dunkel, verhüllend, und gleich dahinter zwei junge Frauen, farbig, wenig Textil, viel Haut. Oder Leiterwagen, hochbeladen mit Heu, mit Bäumen runtergebunden und von ein bis zwei manchmal klapprigen, manchmal strammen Pferden gezogen, oft mit einem Füllen, das eingewöhnt wird, und die von Lastern oder modernsten Limousinen überholt werden. Die Häuser sind oft in gutem Zustand, aber ebenso oft schitter bis bewölkt. Die im gemächlichen Trott lebenden Alten – man sieht das – werden sich über die neue Zeit wundern, es wird sie, ähnlich dem Ichtiosaurus in Scheffels Lied, der Zeiten Verderbnis jammern, aber diese machen nicht halt.Hermannstadt hat einen gut erhaltenen historischen Kern, recht gross, mit vielen Beizen und Cafés.
Wir wohnen im Hotel „S.C. Imperatul Romanilor S.R.L“, was immer das auch heissen will. Es liegt mitten in der Altstadt, hat sehr viel klassisches Cachet, durchaus empfehlenswert. Das Abendessen nehmen wir an einem der beiden grossen Plätze, dem schöneren, im “Delis“ an der P-ta Micul. Und es ist wirklich deliziös. Nur der letzte (3.!) Schnaps nach dem guten Shiraz, der wäre nicht nötig gewesen, er deckte mich zu. Meiguanshi sagen die Chinesen, magenotti die Italiener, was soll’s die Deutschen – ich bin ja in Pension!
(Dieser Teil wurde am 9.7. verfasst. s.o. Ich habe zwar pflichtbewusst nachts noch angefangen. Ich fand aber am Morgen nur drei lesbare Worte, dann ich bin beim Schreiben sofort eingeschlafen, und zwar mit dem Finger auf der 9, denn es folgten viele Zeilen 999999999999999…!)
9.7.
Scharosch an der Kokel
Heute haben wir Siebenbürgen besichtig. Zuerst Medias/Mediasch, mit eine sehr schönen Zentralplatz, der heute Park ist und einer Kirchenburg der evanglischen Konfession:
Die reformierten Deutschen verteidigten sich im Gebiet, das von den Türken auf dem Weg nach Wien als Durchgangsstrecke benutzt wurde, indem sie die Kirchen als Burgen ausbauten, in die sie sich zurückziehen konnten. Eine der besterhaltenen ist Biertan, das wir über Scharosch an der Kokel (wirklich, so heisst das Kaff Saros Petarnave auf Deutsch) erreichten, von wo wir auf einer Rumpelstrasse in Richtung Sigisoara/Schässburg fuhren.
Die Kuhtränke von Roandola lohnte den Abstecher. Die siebenbürger Dörfer sind anders als die rein rumänischen: die Höfe haben runde grosse Tore, wie in Deutschland.
Es ist warm geworden, heiss sogar. Es sollen 35 Grad sein. Die Sonne sticht ganz schön. Wir haben noch eine Tafel Schokolade, aber die können wir nicht essen, denn wenn wir die Verpackung öffnen würden, müssten wir sie trinken.
Rumänisches Rüdesheim
In Schässburg, das die am besten erhalten mittelalterliche Anlagen Siebenbürgens ist, wollten wir übernachten. Aber die Stadt ist etwas wie ein rumänisches Rüdesheim, Rummel im Quadrat. Wir haben im Wagner zwar ausgezeichnet gegessen (Elo: Kohlrouladen, ich: Kuttelsuppe à la Roumaine), aber für länger war das nichts. Wir fuhren weiter nach Brasov/Kronstadt, eine der grossen siebenbürger Altstädte. Von dort machten wir dann durch die Berge noch einen Teil der Strecke in Richtung Donaudelta. Das Salz in der Suppe des Lebens
Wir hatten vor, in den Bergen Richtung Buzau im Büssli zu übernachten, aber es war nicht möglich, einen geeigneten Platz mit der nötigen Privatheit abseits der Strasse zu finden. So sind wir in Nehoiu im Hotel gleichen Namens gelandet. Einfach, sauber, saulaut! Es findet eine Hochzeit statt, und wir sitzen nach guten Hackfleischröllchen bei einer Flasche Sauvignon Blanc auf der Terrasse, wo ohrenbetäubender TV-Schrott (seit einer Stunde Bericht über irgendeinen gewesenen Boxmatch) und das Gebrüll der Gäste, die sich verständlich machen müssen, das Gehör strapaziert. Der Kellner ist sehr nett, die Temperatur immer noch warm, es geht uns gut.
Wollt Ihr einen Beweis? Den Glücklichen schlägt keine Stunde: Wir brauchten zwei geschlagene Tage, bis wir merkten, dass wir die Uhr eine Stunde vorstellen mussten in Rumänien. Es ging ganz gut mit einer Stunde Verspätung!
Wie wir schlafen werden, müssen wir sehen, denn die Musik der Hochzeit wird im Ballsaal kaum lauter sein, als bei uns im Zimmer.
Feuertaufe II
Das habe ich vor dem Schlafen gehen geschrieben. Die – böse – Ueberraschung kam auf dem Zimmer: Kein warmes Wasser zu Duschen, und wir waren verschwitzt! Elo war so sauer, dass sie beschloss, keine 90 Lei (ca. 35 Franken) für ein Zimmer ohne warmes Wasser auszugeben. Und was macht der Ehemann, wenn die beste aller Ehefrauen, wie Kishon das bezeichnet, wütend und entschlossen ist: Er ist es auch, hilft zusammenräumen. Elo gibt dem verdutzten Kellner den Schlüssel ab, und das Büssli macht seiner Aufgabe alle Ehre:
Wenn kein Hotel oder wenn das Hotel schlechter, dann schlafen im Bus! Und das haben wir auf dem Hotelparkplatz mitten im Tohuwabohu von Hochzeit und Boxmatch (oft soll das wenig Unterschied sein) gemacht. Elo war sofort eingeschlafen, bei mir dauerte es etwas, und ich habe auch noch gemerkt, dass die Musik um 4 Schluss machte: Das muss eine glückliche Ehe geben, denn bei uns war es 1972 auch so!
10.7.
Dann sind wir heute vorab gefahren: über Buzau und Braila nach Tulcea am Eingang des Deltas. In Braila mussten wir mit der Fähre über den nun mächtigen Strom, es sind grosse Dinger für viele PKW, Laster, Busse, Velos und Fussgänger, die am Sonntag auf die andere Seite in die Donauauen gehen. So sahen wir uns:
Flach und hügelig
Vor Braila war das Land flach, die Strassen Kilometerlang schnurgerade und ich habe das Büssli etwas ausgewunden. Immer 100 (da rinnt der Sprit etwas schneller), aber es scheint ihm zu gefallen, nach der wohl gemächlichen Gangart als Gemeindefahrzeug in Trin-Moulin zeigen zu können, was in ihm steckt. Und es läuft immer runder und auch besser, und ich habe das Gefühl, der Verbrauch sei etwas gesunken, was aber auch an meiner doch meist gemächlichen Fahrweise liegen kann
Wer nun denkt, dass ennet der Donau das flache Land sich fortsetzt und die Weite des Deltas beginnt, der irrt gründlich. Der Strom bildet ja im Süden lange die Grenze zu Bulgarien. Aber statt dann einfach ins Schwarze Meer zu tauchen, muss er nochmals einen Umweg machen, nach Norden, wo er dann Grenzfluss zur Ukraine wird. Schuld ist ein uraltes, aber doch noch mehrere hundert Meter hohes Gebirgsmassiv, das mit dieser links-rechts-Kurve umgangen wird. Und ins Delta fliesst das Wasser entlang der alten Felsen, auf denen alle Dörfer und Städte liegen, zum Teil auf hohen. Klippen am Wasserrand. Die Strasse geht rauf und runter, alles Kurven. Die Radfahrer tun uns leid.
In Tulcea, einer Stadt mit Schwerindustrie und Güterhafen neben dem Tourismushafen, haben wir ein schönes Hotel direkt am Hafen genommen (Esplanade), und die nette junge Dame am Empfang hat uns ein Bombenzimmer gegeben, riesig, bequem, schön. Jetzt sind wir geduscht (für 2 Tage), ruhen aus und gehen dann flanieren, wenn es etwas abgekühlt hat. Es ist doch gar zu heiss.
(Bemerkung des Schreibers: Ich komme vor lauter schreiben, das ich sehr geniesse, kaum zum Lesen! Nicht einmal einen Band Karl May (Durch die Wüste) habe ich bisher geschafft, geschweige denn das China-Buch von Kissinger, das Elo so rühmt, den Verne in 80 Tagen auf Franz, oder das Reisebuch Zu Fuss durch China (vor 100 Jahren). Aber eben, ich darf ja jetzt machen, was ich will, und Ihr müsst lesen!)
PS. Jetzt haben wir auch noch den Nachmittagsspaziergang gemacht (um 18h war es immer noch sehr heiss an der Sonne), den Apéro auf einer Bar am Fluss (auf einem fest vertäuten Schiff) genommen und die Stimmung genossen.
Dann haben wir auf der Terrasse des Hotels zu Abend gegessen. Der Wels war sehr gut, ebenso wie die gebratene Hühnerleber an einer super Sauce und die überbackenen Auberginen. Dazu ein Riesling aus dem OstNordosten Rumäniens und ein Espresso. Letzteren können sie, denn sie haben nicht nur eine Kaffee-Tradition sondern auch das Glück, dass statt Starbucks Lavazzo, Illy & Cie. das Kaffeegeschäft machen. Unter uns war die Promenade voll am Laufen; Sonntagabend für Kind, Kegel, Oma, Opa und was sonst noch kreucht und fleucht.
Dann haben wir auf der Terrasse des Hotels zu Abend gegessen. Der Wels war sehr gut, ebenso wie die gebratene Hühnerleber an einer super Sauce und die überbackenen Auberginen. Dazu ein Riesling aus dem OstNordosten Rumäniens und ein Espresso. Letzteren können sie, denn sie haben nicht nur eine Kaffee-Tradition sondern auch das Glück, dass statt Starbucks Lavazzo, Illy & Cie. das Kaffeegeschäft machen. Unter uns war die Promenade voll am Laufen; Sonntagabend für Kind, Kegel, Oma, Opa und was sonst noch kreucht und fleucht.
Es geht uns also weiter sehr gut.
11.7.
Heute waren wir im Donaudelta, ausführlich, 8 Stunden. Wir haben eine Tour mit einem kleinen Schiff gebucht, auf dem neben uns noch ein Schweizer Ehepaar (mit dem Velo von Wien hierher in 18 Tagen, 120 km im Schnitt pro Tag, aber trotzdem sehr nett!), ein Wiener Paar und ein Gruppe von 2 jungen Rumänen und den französischen Freund des Mädchens waren. Mit ihnen sprachen wir Franz und Englisch.
Zuerst ging es auf dem Mittelarm, dann in einen Seitenkanal zum Mittagessen – wie es sich hier gehört um Punkt 12 – und dann durch kleine und grössere Kanäle und Seitenarme zurück. Wir sahen viele Vögel (allerlei Reiher, Schwäne, Ibise, Möven, einen riesigen Schwarm Pelikane, Kormorane, Taucher, dann kleine und grössere Arten, die wir nicht kannten, Störche in Nestern vor dem Ausfliegen und am Ufer auf Futtersuche für erstere); dann zwei Frösche, aber zu deren Leidwesen beide in Schnäbeln von Reihern; dann an den Dörfern Kühe, Hunde, Schweine; und dann überall Fischer und – für das Mittagessen sorgende – Fischerinnen, die zu Fuss, mit Motorgondeln, Schnell- und Hausboten an die Angelplätze gelangt sind. Die Schnellboote und die Motorbootprotze sind in engen Kanälen oft ein Aergernis. Auf den Hauptarmen gibt es auch Tragflügelboote für den regionalen Personentransport, Kreuzfahrschiffe und Frachter.
Die Donau ist riesig, und so ist auch das Delta. Wir haben nur einen kleinen Teil gemacht, trotzdem wurde es manchmal fast monoton. Ein Reiher am anderen, schon wieder ein Kormoran und viel Baum, Schilf, Himmel und Wasser. Aber wir haben den Tag genossen, es war angenehm warm während der Fahrt, das Delta eindrücklich.
Morgen nehmen wir Abschied vom Delta und von Rumänien. Es geht in die Ukraine in Richtung Odessa ans Schwarze Meer, das wir heute noch nicht gesehen haben.
Jürg
11.7.2011