Samstag, 5. November 2011

2 - VIII Baden in Malaysia

Am Meer

Jetzt sind wir am Meer. Wir haben das Hotel in Hong Kong gebucht, es heisst „Swiss Garden Hotel Kuantan“ und gehört zu einer Gruppe von „Swiss Garden Hotels“. Es ist schön und bequem, aber was am Hotel „Swiss“ sein soll, ist uns völlig schleierhaft. Ich sitze im Moment in der offenen Lobby im „Swiss Deli“  am PC, da hier der Internetempfang sehr gut ist, Stromanschluss besteht und die Sitze bequem sind. Das Swiss Deli ist eine gewöhnliche Bar mit mittelmässigem Sprit-Angebot (kein Single Malt Whisky), aber einem guten Kaffee nach dem Abendessen. Sie verkaufen amerikanische Schlabbersandwiches und sind sehr freundlich – das würde dann wieder für die Swissness sprechen, oder täuschen uns da nach vier Monaten schon Heimatgefühle?

Regenzeit
Das Hotel ist eher leer, wir sind am Strand immer fast völlig allein. Es ist Regenzeit. Jeden Tag regnet es, aber auch die Sonne scheint (und dann wie!) immer mal wieder. Gestern hatten wir nach einem Regen frühmorgens einen völligen Sonnentag, und auch heute tut es jetzt (Mittag) wieder auf. (Die nächsten Tage waren dann eher durchzogen.) Und es kühlt nie ab, wir können immer im Freien sitzen. Sei es beim Morgen- und Abendessen, sei es, wenn es regnet in einem Pavillon, sei es nach dem Baden auf unserem Balkon. Dort trinken wir einen Gin-Tonic, denn wir haben uns in Hong Kong noch eingedeckt: Eine Flasche Gin und eine Flasche Talisker Single Malt (Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste!). Letzteren gibt es zur Nacht bei einem Würfelspiel.

Essen und Trinken

Das Frühstück ist ein Buffet, das Abendessen auch. Am Morgen (wenn wir endlich aufgestanden sind) brät uns einer Spiegeleier oder Omelett, am Abend brät einer oder braten mehrere frischen Fisch oder Fleisch. Das Fleisch verbraten sie total, kohlschwarz. Da stehen wir dann daneben und geben die Befehle aus: „drauftun, drehen, nochmals drehen, so, jetzt ist es gut“. Und dann ist das dünne Rindssteak hervorragend! Auch der frische Fisch schmeckt ausgezeichnet: Seabass, Red Snapper, Tintenfisch, Stingray, Krebs – alles direkt vom Grill. Dazu gibt es als Vorspeisen  japanische Sushi, Crevetten, Salate, Krebse usw. Als Zwischengang ein wenig frische Spaghetti aglio olio. Und der Nachtisch (der Lattmann würde durchdrehen): Kuchen, Patisserie, Crèmes, Früchte, Glace (sehr gut). Wenn dir das nicht passt oder du noch Hunger hast, haben sie auch noch ausgezeichneten Käse (vor allem Bleu und Edamer).

Zu all dem trinken wir – haltet Euch fest: Wasser. Der gute Wein ist in diesem islamischen Land sauteuer (zu einem Buffet für 15 Franken pro Person eine Flasche Wein für 70 und mehr, ist einfach kein Verhältnis). Wir haben einmal ein Glas Hauswein genommen, und dann beschlossen, es zu lassen. Das Leben ist zu kurz, um schlechten Wein zu trinken. Wir freuen uns auf Australien, auch in dieser Hinsicht.



Man bittet…
Jeden Abend pünktlich auf unser Erscheinen im offenen, auf einer Terrasse gegen das Meer gelegenen Restaurant, beginnt einer oben in der ebenfalls offenen Lobby uns mit Klaviermusik zu unterhalten. Und wie. Schon nach den ersten Takten merken wir, ob er förmig ist. Meistens ist er es. Er liebt kunstvolle Läufe mit der rechten Hand und kräftige Akkorde, und die bringt er überall an, an allen nur möglichen oder unmöglichen Stellen. Was er aber nicht zu lieben scheint, sind die Komponisten seiner Stücke, denn diese, die Stücke malträtiert er in übelster Weise. Zwar ist nicht immer ganz klar, was er gerade in Arbeit respektive unter den Fingern hat. Aber dort wo der Grundgedanke der Melodie durchschimmert tut einem selbst Frank Sinatra leid. Den Schluss bildet immer ein kräftiger Lauf und ein kräftiger Akkord, so nach dem Motto: Den hätten wir auch!

Verbrechen tut das ein distinguierter Herr im schwarzen Anzug. Manchmal traktiert er uns eine Stunde, manchmal 40 Minuten, manchmal 30, ganz nach seinem Gusto. Wir haben den Verdacht, dass es der Direktor des Hotels ist. Dass er also nicht spielen muss und wir zuhören dürfen, sondern dass er spielen darf und wir zuhören müssen.

Auf jeden Fall wäre hier das Täfelchen: „Man bittet, nicht auf den Pianisten zu schiessen“ angebracht.

Viel Ruhe
Wir schlafen sehr viel. Um 10 oder 11 Uhr sind wir müde, dann fallen uns die Augen zu. Und gehen bei mir erst nach 9 Uhr wieder auf. Elo liest dann schon, aber auch sie schläft gut und lange. Nach dem Frühstücksbuffet gehen wir an den Strand, wenn ich nicht noch die Mails beantworte oder schreibe.

Am Strand

Vom Liegestuhl über die Füsse...


Der Strand ist breit und sehr flach. Nördlich anschliessend an unsere Bucht, hinter einer Düne, ist der Frachthafen, von dem wir die Entladekrane sehen. Aussen liegen die Schiffe auf Reede und warten auf das Löschen und das Beladen. Bei Ebbe zieht sich das Meer um über hundert Meter zurück, und auch dann ist es weiter gleich flach. Der Sand ist sehr, sehr fein. Das hat den Vorteil, dass er nicht so heiss wird an der Sonne, aber den Nachteil, dass die Wellen immer den Sand aufwirbeln. Daher ist das Wasser immer braun.

Viel Volk am Strand


Aber sehr schön warm. Und es ist ruhig. Zwar gibt es in der Nähe so zwei Idioten-Vierradtöffs zu mieten, um mit viel Gedröhn den Strand rauf und runter zu fahren, immer hin und her, her und hin. Das muss ein Vergnügen sein. Für uns jedenfalls nicht.. Aber es gibt zur Zeit keine Lümmel, die das mieten! Zwischensaison. Nur am Wochenende sind mehr Leute da, die meisten mit Kindern. Aber diese baden im Swimmingpool des Hotels, und am Strand ist, wenn keiner töfft, eine schöne Ruhe. Nur die Wellen, die sich am Strand brechen, wie ein stetiger Wasserfall.

Peter in Hong Kong meinte, wir sollten uns wegen der Regenzeit keine Gedanken machen, das sei nicht schlimm. Er hat recht. Es ist sogar sehr geruhsam, und wenn du nicht immer von der knalligen Sonne geprügelt wirst, dann ruhst du dich viel besser aus.

Wir liegen auf unseren Stühlen, und wir geniessen es. Wir lesen, Elo macht mal einen Spaziergang, während ich die Sachen bewache (auch eine Pflicht!!) oder die Mails beantworte. Lesen tun wir in unseren elektrischen Büchern und das ist einen Exkurs wert, den ich dann später einmal anfüge, denn jetzt gehe ich an den Strand!

(((Exkurs: Kindle von Amazon
Wir sind ja an sich nicht nur bibliophil, wir sind biblioman. Bücher haben für uns einen Wert über den unmittelbaren Inhalt hinaus. Wir kaufen sie gerne, wir lesen sie gerne, wir haben sie gerne. Und wir trennen uns höchst selten von einem Buch. Unser Haus ist voll von ihnen.

Und doch reisen wir jetzt mit einem elektronischen Lesegerät von Amazon, einem Kindle. Wir haben uns nicht leicht getan, so ein Ding anzuschaffen, denn wir wissen von der Gefahr, die dem traditionellen Buch, seiner Herstellung, seinem Vertrieb und Verkauf droht, und damit auch der Autorin oder dem Autor. Aber für eine lange Reise wie diese gibt es nichts Besseres. Ohne den Kindle wären wir aufgeschmissen.

Unser Neffe Thomas hatte so ein Ding, als wir ihn in Brasilien besuchten, vor einem Jahr. Wir waren skeptisch: so ein dünnes Ding ohne Papier und Blätter, das kann doch kein Buch sein. Und dann ein Bildschirm, der spiegelt doch immer. Aber wir liessen uns überzeugen. Das letzte zuerst: es spiegelt nicht, auch im grellsten Sonnenlicht. Und du kannst blättern, vor und zurück, du kannst die Schriftgrösse der Sehschwäche (in unserem Alter sollte man weniger von Sehstärke sprechen) anpassen.

Ausserdem haben wir uns von Amazon noch Lederumschläge gekauft, die zum Einen das Ganze wie ein Buch nicht nur aussehen sondern auch anfassen lassen. Und dann hat der Umschlag noch ein sehr gutes Leselicht, was im Büssli ebenso wichtig war, wie im Hotel, wo in aller Regel die Einrichter keine Leseratten sind und entsprechend oft gar keine und meist miserable Bett-Leselampen einbauen.

Und – das Wichtigste – du kannst fast unendlich viele Bücher auf kleinstem Raum mitnehmen. Herunterladen kannst Du überall auf der Welt, bei Amazon gegen Entgelt, bei zum Beispiel dem Projekt Gutenberg gratis. Das Herunterladen vom Netz ist gratis.

Der ganze Dickens
Natürlich, es gibt nicht alles elektronisch. Bildbände – wir haben zuhause meterweise – gehen nicht;  was nicht einigermassen mainstream, in, gefragt ist, gibt es nicht. Aber halt doch sehr vieles. Das meiste in Englisch, aber schon eine ganze Menge in Deutsch, Französisch usw. So habe ich den ganzen C.F.Meyer wieder gelesen, Keller, Heinrich Mann, Heine usw. Den Comte de Monte Christo auf franz ein Vergnügen, auch sprachlicher Art; die Betrachtungen von Marc Aurel, die Biografie von Alexander dem Grossen, Kipling, Sommerset Maugham usw. Ich habe den ganzen Shakespeare drauf, den ganzen Dickens – zur Zeit lese ich mit Genuss den Nicholas Nickleby -, Sherlock Holmes, Upton Sinclair, Morgenstern, Benn, Kafka, Büchner, Rilke, Twain, Fielding, Wilkie Collins, Ktrimis von Christie und Wallace, Verne…. und und und. Das wenigste ist gelesen, aber alles kann ich dabei haben. Die Rubrik „Gelesen“ umfasst bisher 38 Titel. 

Elo liest anderes, einiges lesen wir beide. Aber eines ist sicher: Wir wären ohne Kindle lesemässig aufgeschmissen, denn du kannst das einfach in Papier nicht alles mitnehmen. Und unterwegs gute Buchhandlungen zu finden, ist schwierig. Die erste mit etwas Material sahen wir in Peking (in Tokyo und Seoul haben wir nicht geschaut), gute gibt es in Hong Kong zwei. Dann hat es sich aber. Und im Australischen Outback wird das Angebot auch begrenzt sein.

Also: Wer so reist wie wir, sollte sich so was zutun!

Ende des Exkurses))))

So gingen die 14 Tage wie im Flug vorbei. Wir haben den Hotelkomplex nur einmal verlassen, und das auch nur über die Strasse, um Orangensaft und Cola einzukaufen.

Uebermorgen geht’s nach Australien. Abflug 0645! Wie das dann dort mit Blog, Internet und so geht, werden wir sehen. Zuerst müssen wir uns um einen Camper kümmern.

6.11. 2011 / JB.

1 Kommentar:

  1. Lol, "wer so wie wir reist, sollte sich ein Kindle kaufen".... Wer reisst denn schon so wie ihr?! Weiterhin viel Spass und Freude und Danke für die Berichte!

    AntwortenLöschen