Montag, 20. Februar 2012

3-8 West Victoria

Cousins und Cousinen
Bei Cousin Peter in Werribee bei Melbourne sind unterdessen Peters Schwestern Ulla und Vreni eingetroffen, die ihren Bruder besuchen. Wir haben den Plan, mit den beiden West Victoria zu bereisen, die Hügel- und Goldgräberlandschaften nördlich von Melbourne, die Grampians, d.h. die Berge bei Ararat nordwestlich Melbournes und dann die Südwestküste Victorias, die sogenannte Great Ocean Road.
Zunächst bleiben wir drei Tage bei Peter, waschen, kaufen ein, bestellen eine Sonnenbrille für mich, organisieren Checkups für das Fahrzeug (Fragen zum Mercedes, kleine Reparaturen am Wohnmobil).






Wir nutzen die Tage auch für einen Besuch im Werribee-Zoo, einer Aussenstation des Zoos von Melbourne mit einem riesigen Freigelände. Die australischen Tiere sind, ausser den Emus, eher müde, aber die afrikanischen zeigen sich prächtig. Es gibt eine richtige Safari im Gelände, auf der wir Giraffen, Zebras, Nashörner und Antilopen sehen. In Gehegen sind Geparde, Nilpferde, Wüstenhunde.
Die drei Tage im Familienkreis tun uns gut.
Kunst und Wein im Norden Melbournes
Dann gehen wir für etwa zwei Wochen zusammen mit den zwei Cousinen auf Erkundung West Victorias. In Australien sind ja alle Frauen einfach „Girls“ und ich beschreibe sie neugierigen Australiern als „not the freshest but very lifely“, also „nicht ganz taufrisch aber sehr lebhaft“. Das kommt, ausser bei  den so beschriebenen, immer sehr gut an! Wir sind eine ganz gute Truppe.

Zunächst geht es nach Norden in die Goldgräbergegend zwischen Ballarat, Seymour und Bedingo im westlichen Teil der Great Dividing Range. Erst geht es  durch das Yarra Valley, eine Weingegend.
In der Nähe von Halesville sehe ich ein einladendes Schild „Tarra Warra Museum and Vinery“. Blinker rechts raus und rauf auf den Hügel. Das war eine Ueberraschung! Eine eindrückliche moderne Architektur in den Weinbergen, eines der besten privaten Museen Australiens (dem Staat geschenkt von der Familie Besen) und sehr guter Wein, insbesondere Pinot Noir. Das war der Unterbrechung wert.





 

Wir nächtigen auf einem schönen freien Campground, braten Känguru-Filets (empfehlenswert) und lassen es uns gut gehen.
Im Land des Goldrausches

Die Gegend nordwestlich von Melbourne erlebte in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts einen grossen Goldrausch. Castlemaine, Maldon, Maryborough – Städte, die wir besuchen – sind geprägt von dieser Zeit. Viele alte Häuser, Villen, öffentlichen Einrichtungen zeugen vom damaligen Reichtum. In Castlemaine sehen wir uns das „Buda House“ an, eine Villa, die ursprünglich von einem englischen Missionar gebaut wurde, der aber an den Goldgräber wohl eher verzweifelte und wieder zurückkehrte zu seinen Schäfchen in Indien. Das Haus wurde dann von einem aus Ungarn stammenden englischen Goldschmied und Uhrmacher gekauft und zu einer Villa mit schönem Garten umgebaut.

Bei Castlemaine hatten wir einen der schönsten Campingplätze bisher. Am Lodden River, der der Strasse von Peter in Werribee den Namen gegeben hat (Lodden Court). Greg aus Melbourne hat uns mit seiner Motorsäge noch Holz geschnitten für das Feuer am Abend. Gattin Mary und Hund Charly waren einverstanden.



 
Maldon, das wir wegen eines Sonntags-Marktes besuchten, war die erste grössere Stadt in der Gegend, und hat viel historische Substanz. Weniger städtisch als Castlemaine, aber mit viel Charme. Der Mark war dann eher mikrig, auch wenn die dort gekauften Zucchinis sehr gut schmeckten auf dem Grill im Paddy Camground bei Maryborough.



 
Bahnhof mit Stadt dran – eine Politgeschichte aus der Frühzeit
Maryborough hat zwar eine lebendige Einkaufsstrasse, aber was es auszeichnet, ist der 1892 gebaute Bahnhof. Mark Twain, der die Stadt besuchte, bezeichnete Maryborough als „Railway Station with a town attached“, als Bahnhof mit einer Stadt dran. Das Ding ist riesig und auf jeden Fall überdimensioniert, auch für die damalige Zeit. Heute fährt da alle paar Stunden ein Zug. Aber das Bahnhofsrestaurant ist gut und schön, und im Touristenshop gibt es guten Wein aus der Gegend (Pyrenees).

Alte Australienfahne im Bahnhof mit rot statt blau

Und wie die Stadt dazu gekommen ist: Der politische Leithammel der Stadt ging zum Transportminister Victorias in Melbourne und brachte ihm bei, dass die Wählerschaft – also auch die des Ministers – einen Bahnhof verlangte. „Hast Du denn einen Plan?“ „Nein.“ „Dann geh ins Eisenbahnplanungs-Büro und besorg dir einen!“. Gesagt, getan, der Leithammel ging ins Amt. Dort fand er, dass für eine Bahnstation in Melbourne (Southern Cross) nicht nur ein Plan da war, sondern auch noch vier Kopien. Eine davon nahm ganz einfach unter den Arm, und mit dieser ging er wieder zum Minister. Die beiden Helden fanden das Ding schön und waren der Ansicht, dass auch ihre geneigte Wählerschaft damit zufrieden gestellt werden könnte – und jetzt steht das Ding in Maryborough auf der Wiese. Das waren noch Zeiten!

Von Nieten und Flaschen – Wohnmobil-Alltag
Wir sind jetzt aus den Bergen raus, die Landschaft wird offen, so wie wir uns Australien vorgestellt hatten, weite Felder, Bäume, in der Ferne Berge und Hügel.
Am und im Wohnmobil ist immer wieder etwas los. Heute bricht eine Niete, die das Quer-Scharnier der seitlichen Ladeklappe hält. Ohne die Klappe sind wir aufgeschmissen, da hier der einzige äussere Stauraum ist: Abwasserschlauch, Frischwasserschlauch, Stühle, Fischerrute, Seile, Blöcke für die Nivellierung des Fahrzeugs usw. Zum Glück habe ich am Morgen noch eine Blechschraube gefunden, die von einem Campingstuhl abgefallen ist. Diese schraube ich rein, und wir werden sehen, ob sie hält!

Dann kommt uns im Jeb eine Flasche Wein abhanden. Elo hat sie aus dem Kühlschrank genommen für den Apéro. Ulla fand das ein wenig früh. Und dann war sie einfach verschwunden! Unglaublich, aber wahr. Wir haben eine ungekühlte getrunken, und wir werden sehen, wo sie auftaucht!
Die Grampians, Halls Gap und fast ein Fisch
Die Grampians sind ein Bergzug, der sich nordwestlich von Melbourne aus der Ebene erhebt. Rundrum ist es eher flach bis ganz flach. Die Berge sind entstanden, weil sie von einer Schicht harten Sandsteins bedeckt sind, die die Verwitterung verlangsamte.







Am östlichen Eingang liegt der schöne Touristenort Halls Gap, am Fusse einer steilen Bergstrasse. Wir übernachten an einem See (Lake Fayns) in der Nähe, an dem wir schwimmen, an dem ich fische.




 
Ich fange drei Stück von einer Art Bass (Barsch), d.h. genau genommen zweieinhalb. Zwei sind zu klein, um mit gutem Gewissen getötet und in die Pfanne gehauen zu werden, also wieder zurück. Der dritte wäre gross genug gewesen, aber er hat sich vor meinen Augen mit einem Salto rückwärts vom Haken gelöst – und weg war er. Er hat den sportlichen Wettbewerb gewonnen.






 
Die Strasse in den Grampians führt an schönen Aussichtspunkten und einem Wasserfall vorbei. Wir machen die kleinen Wanderungen und werden mit guter Aussicht belohnt.




Die Bergketten am Horizont erinnern an die Churfirsten: Die Faltung geht leicht gebogen nach oben um dann plötzlich steil abzubrechen, und das für mehrere hintereinander liegende Spitzen.




Trockenheit
Die Gegend westlich der Grampians ist durch eine lange Trockenperiode geplagt. Es hätte viele flache Seen als Wasserreservoirs, aber diese sind fast alle ausgetrocknet. Es ist fast zum fürchten. Alles ausser den Bäumen ist braun, wir haben den Eindruck, dass das Gras braun wächst. Die Heuernte erfolgt ab dem Halm direkt in die Ballen. Trocknen überflüssig.
Der Campingplatz in Edenhope, einer der besten, die wir an bezahlten Campgrounds bisher hatten, liegt theoretisch am Lake Wallace, aber von dem See ist fast nichts mehr zu sehen. Der Wasserspiegel ist um mehrere Meter abgefallen, die Schifflände hängt in der Luft. Der Skiclub von Edenhope, ist im Pub, in das Ulla und ich auf der Suche nach Brot noch gehen, am Anschlagbrett angekündigt. Er ist ein Wasserskiclub, aber er könnte genauso ein Schnee-Ski-Club sein. Beide Elemente fehlen.

Heute haben wir endlich einen richtigen Sommertag, mit Temperaturen über 30 Grad und einem Abend, an dem man im Freien sitzen kann und auch ohne grosses Feuer vor den Füssen nicht friert.

Privat-Wein-Seminar in Coonawarra
Wir passieren die Grenze nach Südaustralien. Ueber Naracoota, wo wir Unesco-würdige Höhlen besichtigen und uns vor Fossilien-Rekonstruktionen (nicht!) fürchten, fahren wir nach Connawarra, einem der berühmtesten Orte des australischen Weinbaus. Wir lassen uns in der (wie immer sehr guten) Touristenauskunft in Naracoota beraten, in welchen Keller wir sollen für eine Weinprobe. Die meinen, wir sollen zu Wynns, das sei der älteste Weinproduzent der Gegend, seit Ende des 19. Jahrhunderts, die wüssten was sie tun („They know what they do“).
Auf der Fahrt überlege ich, dass die sicher gute Weine haben, aber auch viele Laufkunden. Dann ist dort ein – wie immer sehr nettes – Fräulein für den Verkauf und den Ausschank, aber vom Reb- und Weinbau hat sie keine Ahnung. Und mich interessiert der Hintergrund der Weinproduktion in Australien mindestens ebenso, wie der Wein selbst. Daher haue ich bei einem offensichtlich kleineren Betrieb („Sales Counter open“, sagt ein einfaches Schild) den Blinker links raus, auf den Parkplatz gefahren und eingetreten.
Und dann kommt wirklich der Chef selbst, Bruce Redman, der mit seinem Bruder in der dritten Generation den Betrieb führt. Nein, nein, er sei nicht der Chef, er sei der „Jack of all Trades“, der Oberhandlanger quasi. Meine Ueberlegung ist völlig richtig: Bevor wir zum Degustieren kommen, reden wir fast eine halbe Stunde über den Wein. Sie produzieren auf gut 30 ha (etwas 5 Mal so viel, wie das Bachtobel; „ein kleiner Betrieb“, sagt Bruce) vor allem Shiraz, Cabernet Sauvignon und Cabernet-Merlot, fast keinen Weisswein, es ist hier zu heiss dafür. Der Rotwein von hier wird nicht jung getrunken. Im Verkauf sind 2006, 2007 und 2008, die Lagerfähigkeit sei mindestens 10 Jahre.
Reb- und Weinbau
Die Reben haben trotzdem die Erntezeit begonnen hat, sehr viel Laub. Das ist zum Schutz gegen das Verbrennen der Trauben durch die sehr intensive Sonne. Der Qualität tut das keinen Abbruch. Die Reben werden mit Grundwasser bewässert, es herrscht sein 20 Jahren Trockenheit. Der  ist deshalb auch von 3 auf 6 bis 7 Meter abgesunken – es ist mir nicht ganz klar, ob das nur wegen der Trockenheit ist oder nicht auch wegen des Bewässerns. Hier rund um Coonawarra wird auf Tausenden von Hektar Wein angebaut.
Die Trauben werden maschinell geerntet („über 90%“), dabei werden die Beeren direkt von dem Stielen getrennt. In der ersten Phase des Gärungsprozesses, die zwei bis drei Wochen dauert vor dem Abbpressen, sind also keine Stiele dabei, wie bei uns. Der Ausbau des Weins erfolgt zuerst im Stahltank, dann noch rund 18 Monate in Eichen-Fässern aus Frankreich (Cabernet Sauvignon, Cabernet-Merlot) oder USA (Shiraz). Nach zwei Jahren ist der Wein verkaufsbereit. Und er ist gut, wir kaufen etwas ein. Vom Shiraz den 2007er, vom Cabernet Sauvignon den 2008er. Wir sind uns einig gewesen in der Degustation.

Es war instruktiv; s. www.redman.com.au.

Mount Gambier, die Stadt im Krater
Mount Gambier, etwa 25 Kilometer vom Meer gelegen, ist mit knapp 30'000 Einwohnern die zweitgrösste Stadt Südaustraliens nach Adelaide. Sie ist wie alle anderen ausser den Grosstäden Sydney, Melbourne, Perth, Adelaide und Brisbaine, ein grosses Dorf mit einer guten Einkaufsstrasse. Aber die Lage! Sie liegt in einem riesigen Vulkankrater, der sie mit einem Hügelkranz umgibt.
Und der südliche Teil dieses Kranzes ist wiederum von kleineren Kratern gebildet. Und diese haben es in sich, das Wasser: Kraterseen. Der grösste ist der Blue Lake, dessen Umfang mehrere Kilometer misst, und der 70 Meter tief ist. Im (australischen) Winter ist er grau, und dann wechselt er im November für etwa vier Monate innert weniger Tage die Farbe in das strahlendste Azurblau, das du dir vorstellen kannst. Ein einmaliges Bild.

Wir übernachten einige Kilometer südlich am Mount Schank, so benannt durch einen englischen Kapitän im Jahr 1800. Auch er ist ein Vulkankegel, gebildet vor 5000 Jahren (der Blue Lake ist 500 Jahre jünger), und er hat einen Nebenkrater, über dem wir lagern und essen und reden und schlafen. Wir treffen eine Gruppe von Franzosen, die jeden Abend hierher kommt. Sie arbeiten während der Ernte für einige Wochen in Coonawarra haben kleine Wohnmobils und können hier gratis schlafen!
Weite und Enge
Häufig wird die australische Weite der Enge Europas gegenübergestellt. Und tatsächlich ist mancheiner der vermeintlichen (subjektiv empfundenen) Enge Europas entflohen in der Hoffnung auf die scheinbar unbegrenzten Möglichkeiten des fünften Kontinents.
Mir geht es nun umgekehrt. Die Weite empfinde ich als eng.
Je weiter und unendlicher die Landschaft, desto enger, begrenzter, ja eingeschlossener fühle ich mich. Je weiter der landschaftliche Horizont, desto begrenzter empfinde ich den geistigen Horizont. Ich fühle mich in Australien isoliert vom Rest der Welt.



In den letzten Tagen fuhren wir durch Gegenden (und wir befinden uns noch lange nicht im „outback“), in denen der nächste Ort 50 Kilometer entfernt ist. Dort ist eine Tankstelle, ein General Store und allenfalls ein Pub. Fährt man nochmals 50 Kilometer, kommt man in ein Zentrum wie Mount Gambier, mit 30 000 Einwohnern die zweitgrösste Stadt Südaustraliens. Solche Städtchen, wie etwa auch Hobart, die Hauptstadt Tasmaniens, haben eine Infrastruktur wie Will/SG oder Frauenfeld.

Australiens Millionenstädte Sydney, Melbourne, Perth, Adelaide, Brisbane wirken nur riesig; sie haben ein relativ kleines Zentrum und dehnen sich scheinbar unendlich in alle Richtungen aus, weil jeder Einwohner seinen Traum vom Eigenheim mit kleinem Gärtchen erfüllen will. Die Quartiere sind ein Dorf neben dem anderen. Nur Melbourne und Sydney sind urban. Beide Städte sind gross genug, um in sich selbst zu ruhen – wie ja der ganze Kontinent. Aber alles ist tatsächlich downunder.
Reden wir mit Australiern über die kleine Schweiz, dann erwähnen wir, dass wir von zu Hause mit dem Velo in weniger als einem halben Tag im Ausland sind; mit dem Auto ist es gerade eine halbe Stunde nach Konstanz oder Bregenz. Ein Tasmanier meinte daraufhin, sie müssten zwanzig Stunden fliegen, um irgendwohin zu kommen. (Neuseeland ist näher, aber ist im australischen Bewusstsein sozusagen eingemeindet und ja auch nicht gerade das Zentrum der Welt).
Ein Trost für alle Daheimgebliebenen auf dem Alten Kontinent: Die grossen Länder – z.B. USA, Kanada, Australien, China, Russland – bieten zwar mehr Platz, sind aber in vieler Hinsicht begrenzter und enger als Europa oder gar die kleine Schweiz.

Und noch eine Bemerkung eines Australiers, nachdem wir über die Vielsprachigkeit der Schweiz gesprochen haben: „Wer drei Sprachen redet, ist trilingual, wer zwei Sprachen redet, ist bilingual, wer eine Sprache redet ist Englisch.“

Ich habe noch immer kein Heimweh, aber geistig Sehnsucht nach Europa. (eb)

Camping- und Badefreuden
Wir fahren runter ans Meer und wieder über die Staatsgrenze nach Victoria. Kurz vor Portland biegen wir auf die Nebenstrasse nach Brightwater, einer kleinen Halbinsel hinaus ins Meer, das an der Grenze des Indischen und Pazifischen Ozeans liegt, beeinflusst aber auch vom Südpolarmeer, dem Antarktischen Ozean. Wir campieren wild und etwas irregulär an den Brightwater Lakes, Seen, die direkt hinter den grossen Dünen, hinter der starken Brandung des Meeres liegen.

Ein Spaziergang durch die Büsche auf den Dünen bringt uns ans Meer. Ich bade, d.h. ich gehe im eher kühlen Meer bis ins knapp hüfthohe Wasser und setze mich dann. Denn die Strömungen der Brandung sind ausserordentlich stark. Mangels anderer Badekleidung muss ich mich mit den Militärbadehosen begnügen, aber es sind keine Beobachter in der Nähe, die sich durch meine tolle Figur und so hätten beleidigt fühlen können.

Auf dem Rückweg sehen wir einen schönen Echidna. (So heisst er, nicht wie in früheren Blogs fälschlich Enchida. Der Echidna ist neben dem hier vorkommenden Platypus das einzige eierlegende Säugetier, ein zig Millionen Jahre alte Tierart.)




Das Salz (das Meer ist sehr salzig) spüle ich mir beim Schwimmen im See ab. Wir geniessen es.

Am Abend bade ich noch einen Wurm im See. Nur einen einzigen, denn es scheint keine Fische zu haben. Nicht ein einziger Biss oder auch nur Zupf an der Angel.



Ueber Port Fairy zur Great Ocean Road
Portland ist ein Businesshafen, die Stadt ist zwar durchaus lebhaft, aber unwirtlich.

Port Fairy, eine frühe Städtegründung von 1835 ist gemütlicher, heute eine Touristen- und Rentnerdestination. Da gehören wir eher hin, wir Rentner…






Wir essen Fish&Chips – Ulla und Vreni zum ersten Mal – in einer Milchbar! Das ist eine Einrichtung, die nicht viele Lizenzen braucht, und eine einheimische Dame, die ich nach einem guten Lokal für solche kulinarischen Zweifelhaftigkeiten frage, versichert mir, das sei das beste. Die Betreiber hätten ein sehr gutes Restaurant gehabt, und würden jetzt kürzer treten, aber ihre Fish&Chips seien immer noch die besten.


Das Paar stellte sich als griechischstämmigen Chef (lachend: „We have all our money in Switzerland / All unser Geld ist in der Schweiz!“) und einer ehemaligen Französin aus der Franche Comté heraus. Und das Essen, zwei Portionen Fisch und eine Riesenportion Frites serviert in Einmachpapier, war hervorragend. Für 16$!



Dann ging es weiter über Warrnambool, einer sehr ansprechenden Stadt, zu einer der Hauptattraktionen Australiens, der Great Ocean Road, der Grossen Ozeanstrasse.
Bay of Islands, Bay of Martyrs, The Grotto, London Bridge, The Arch
Was uns da erwartete, war unwahrscheinlich. Nach einer eher eintönigen Fahrt durch Landwirtschaftsgebiet mit Bewässerung, grossen Viehherden und tödlich langweiligen Käffern der erste Hinweis: „Bay of Island Lookout, turn right 300 Meter“ (Aussichtspunkt Insel-Bucht, 300 Meter rechts). Und dann bleibt dir die Luft weg!

Im wunderbaren Licht des Sommer-Spätnachmittags plötzlich die Klippen, die bizarren Formationen, die Brandung an den Felsen, die Farben des Meers, der Gesteine, des Himmels und der Wolken. Nicht zu beschreiben. Aus- und Durchblicke, ein Spektakel. Gischt spritzt meterhoch, Wasser verläuft sich auf den Steinen und Klippen. Sonne spiegelt sich zwischen den Felsabstürzen und den aus Resten der früheren Küste gebildeten Felsskulpturen, die wie übergrosse Säulen im Meer stehen geblieben sind. Brandung donnert unter den Füssen. Wind streicht über Klippen und Sträucher. Vögel zwitschern. Und die wenigen Touristen sind eher still und staunen mit uns.










Australien in zwei Wochen
Mit einer Gruppe von fünf Chinesinnen und ihrem Fahrer kommen wir ins Gespräch, auf Chinesisch. Sie kommen aus Peking, sind die Belegschaft eines Ladens beim Gulou, Trommelturm, und die jüngste ist die Chefin, der Laoban. Sie bereisen Australien in zwei Wochen, dann ruft das Geschäft.




Was haben wir es doch gut mit unserer vielen Zeit. Zwar verpassen wir einen schneereichen Winter, aber auch die Bilder vom tief verschneiten Hörnli können uns (noch) kein Heimweh entlocken. Wir schwimmen noch gerne am Morgen im Brightwater Lake und am Abend im Ozean in Port Campbell, auch wenn das Wasser schon etwas frisch ist.
Morgen kommen die weiteren Attraktionen der Great Ocean Road. Hoffen wir, dass das Wetter hält! ( Es hat gehalten.)

Loch Ard Gorge

Das Gebiet um die schluchtartige Einbuchtung von Loch Ard ist nach einem Schiff benannt, das hier 1878 an den Klippen am Eingang zerschellte. Nur zwei Menschen überlebten. Die Aussichtspunkte heissen Razorback, Island Archway, Mountbird Island, Broken Head, Thunder Cave und eben Loch Ard Gorge. Wir wandern über zwei Stunden herum, besichtigen alle Ecken und baden dann auch noch in der Schlucht. Das Wasser ist saukalt, aber es ist schön erfrischend, denn es ist mit 24 Grad Lufttemperatur schon fast etwas heiss an der Sonne…









Rummel ab den 12 Aposteln
Bisher waren wenig Touristen an den Sehenswürdigkeiten. Das änderte sich ab den 12 Aposteln, der Hauptattraktion der felsigen Küste, schlagartig. Es wurde recht voll, nicht vorzustellen, wie dies während der Hochsaison sein musste.
Die Zwölf Apostel sind eindrücklich, aber es gab andere Stellen, die wir vorher gesehen hatten, die uns fast besser gefallen haben.








Bevor wir einen Campingplatz am Ufer des Flusses Aire aufsuchen, machen wir noch eine kleine Wanderung durch den tropischen Regenwald des Melba Gullys bei Lavers Hill in den Hügeln. Bis Apollo Bay geht die Strasse von Westen kommend immer wieder in die Berge der Otway Ranges hinein, die auf der ganzen Strecke bis Lorne direkt ans Meer kommen.



Koalas am Cape Otway Lighthouse
 
Ein Abstecher führt uns an den zweitsüdlichsten Punkt des australischen Festlands: Cape Otway. Hier steht ein Leuchtturm von 1848. Auf dem Weg dahin, so wurde uns versprochen, würden wir Koalas in den Bäumen sehen. Der lange vermissten Emus eingedenk, waren wir skeptisch. Aber oha. Ulla fielen die vielen grossen grauen Nester auf, die sich dann als viele kleine Koalas entpuppten. Lustig, putzig, schön.
 
Der Leuchtturm war der wichtigste Australiens. In der Einwanderungswelle des Goldrausches Mitte des 19. Jahrhunderts war das der erste Punkt, den die Schiffe nach langer und meist stürmischer Fahrt wieder sahen. Damit waren sie mehr oder weniger in Sicherheit. Einb kleines Ad-hoc-Theater unterhielt uns im Museum: Der freiwillige Museumswärter (Hugenottenfamilie, ehemaliger Armeeingenieur) las zusammen mit einer Besucherin, die sich zur Verfügung stellte, ein fiktives Gespräch zwischen dem Chef der Leuchtturmbesatzung und seiner Frau vor, das die schwierigen Lebensumstände drastisch und humorvoll beschrieb. Unter anderem kam jeweils ein Schiff mit Post, Proviant und so: einmal im Jahr! 
 

Strasse am Meer

Zwischen Apollo Bay und Lorne fahren wir immer direkt am Meer, und es ist eine der eindücklichsten Küstenstrassen, die wir je gefahren sind. Manchmal Dutzende von Metern über den Felsklippen, dann entlang von grossen Stränden mit starker Dünung, dann wieder, so der Eindruck, direkt ins Meer hinein vor unserer Nase.







Die Great Ocean Road ist wirklich ein Erlebnis, von A bis Z. Und wir hatten ausgesprochen schönes Wetter.










Ueber Torquay, das wie Angelsea, Lorne und Apollo Bay tolle Surfstrande hat, kehren wir nach Werribee zurück, wo wir die beiden Cousinen wohlbehalten bei Peter abliefern. 
 
In Geelong besuchen wir noch ein Kulturzentrum der Ureinwohner, mit schönen Bildern und gutem Kunsthandwerk.



Flagge der Ureinwohner mit Unterschriften der Persönlichkeiten, die für die politische Entschuldigung von 2008 wirkten.





Es waren gute Tage im westlichen Victoria.

Von hier geht es nach Norden an den Murray River, dann nach Adelaide, wo am 16.3. Schwester Ruth und ihr Sohn Thomas eintreffen.

21.2.12 / JB.

Sonntag, 5. Februar 2012

3-7 Tasmanien

[[[ Exkurse:
I Fischen /Delphine
Im letzten Blog vergessen:
Beim Riff-Fischen in Bermagui sind wir auf der Rausfahrt in eine Delphinschule gekommen, mitten hinein. Das war eindrücklich. Die Fische sind um uns rum gesprungen. Und zwei sind mit uns geschwommen, ganz nah. Wir waren schnell, aber sie hatten gar keine Mühe, uns zu folgen. Sie äugten aus dem Wasser und ich weiss nicht, wer neugieriger war, sie oder wir. Und so wie wir hier etwas zu erzählen haben, werden auch sie ihren Gspönli etwas erzählt haben.

Ich werde jedenfalls Delphine in der Gefangenschaft nur noch mit gemischten Gefühlen sehen können. Sie brauchen viel Raum.
II Innenpolitik
Auch wenn ich die Geschichte mit Hildebrands Rücktritt nur aus der Ferne mitbekommen habe, geht mir dazu Einiges immer wieder im Kopf herum. Daher aufgeschrieben und dann, hoffentlich, abgeschrieben:

ad Christoph
Dem scheinheiligen Pfarrerssohn aus dem Zürcher Unterland ist doch völlig egal, wem und was er schadet, auch wenn es die von ihm so exclusiv mit Heimatliebe in Beschlag belegte Schweiz ist. Dass er seinen Mammon einem Insidergeschäft verdankt, mit dem er seinen Arbeitgeber reingelegt hat, sei am Rande vermerkt.
ad Lei sen
Hermann Lei senior war ein vielleicht auch das ein oder andere Mal überforderter aber durchaus honoriger Politiker freisinniger Provenienz. Im MThB-Debakel zog er die Konsequenzen und trat als Regierungsrat zurück. Er hatte die Regierung im Verwaltungsrat vertreten, so, wie jahrzehntelang üblich, nach dem Motto: Die werden das schon recht machen. Als es dann nicht recht war, wurde er von seinen Kollegen fallengelassen und in den Wind gestellt. Pikant aus heutiger Sicht (s.u.) ist, dass die Hälfte dieser Kollegen in der SVP waren.
ad Lei jun
Da ist der in der SVP – und das will was heissen – rechts aussen politisierende Junior doch aus ganz anderem Holz geschnitzt, das nette Früchtchen. Der denkt nicht an Rücktritt, bewahre, auch wenn er es vielleicht mit der Wahrheit nicht so genau genommen hat, geschweige mit dem Codex iruisprudensis. (Ist er in Frauenfeld eigentlich in einer Kanzlei? Trägt ihn da jemand mit?) Und die Partei tut sich ausserordentlich schwer, klar Schiff zu machen.

Aber das war schon früher so: War es doch dieser saubere Herr, der während des Abstimmungskampfes um die Minarettabstimmung (zusammen mit seinem Kumpel Z. aus Münchwilen) bewaffnet mit einem Kartonminarett (jeder wählt seine Waffen selbst) lärmend um den Postkreisel in Frauenfeld gezogen ist. Als ich ein führendes SVP-Mitglied auf die Sauerei ansprach, redete er sich mit „Bubenstückchen“ heraus.

Die neuesten Schandtaten des feinen Herrn bestätigen mir den Eindruck von damals. Die Parteioberen der SVP TG haben ihre politpädagogischen Aufgaben sträflich vernachlässigt. Sie sind halt froh um jeden, der ihrer Ansicht nach Stimmen bringt. Mag die Ethik dabei auch zum Teufel gehen. Und wer hat schon die Zivilcourage, öffentlich gegen den Mainstream in der Partei aufzutreten? Jetzt, wo der Wind gekehrt hat, werden sie sich schon melden. Zu hoffen ist, dass sie es jetzt wirklich gelernt haben, und dass das In-sich-gehen  nicht nur ein Strohfeuer ist.
Ein weiteres pikantes Detail ist der Verteidiger, den sich der Kerl für seine Anklage wegen Geheimnisverletzung (oder so was, ich bin da nicht genau informiert) zugelegt hat: Valentin Landmann. Da treffen sich offensichtlich verwandte Seelen, die Grenzbereichen der Legalität nicht scheuen. Hat doch Landmann einschlägige Erfahrungen. Nicht nur als Verteidiger derTöff-Rockerbande  Hells Angels,  wo die Grenzen zwischen juristischem Beistand und freundschaftlicher Anteilnahme nur schwer zu ziehen sind. Sondern auch im Fall der Krankenkasse KBV, die Konkurs ging und deren Geschäftsleitung des Betrugs und der Unterschlagung angeklagt ist (in 2. Instanz verurteilt, weitergezogen vor Bundesgericht). Landmann war im Verwaltungsrat der KBV und hat die Geschäftspolitik mitgetragen, und er war in der Anfangsphase des Prozesses dann auch gleich noch der Verteidiger des Geschäftsführers, der ihn in den VR berufen hatte. Das Mandat scheint ihm dann doch zu heiss gewesen zu sein. Landmann wird schon wissen, wie er den Kollegen raushauen muss.

Genug der Unappetitlichkeiten und Ende des Exkurses]]]

Nach Tasmanien
Zur Zeit schreibe ich mit ausgezeichneter Aussicht: Wir sitzen in luxuriösen Liegesesseln vor Panoramascheiben hinten auf dem 7. Deck der Fähre „Spirit of Tasmania“, die uns in 9½ Stunden  von Melbourne nach Devonport in Tasmanien bringen wird. Es ist ein strahlender Tag, das Meer ruhig.

Nur saukalt ist es hier drin, denn wie immer läuft die Klimaanlage auf Volltouren, das Ziel scheint, wie in allen ehemaligen englischen Kolonien, zu sein, London Temperature herzustellen. Mostköpfe!






Die Aussicht ist grossartig. Zuerst fahren wir zweieinhalb Stunden durch die riesige Port Phillip Bay (so die richtige Schreibweise), immer vor unseren Augen die Skyline Melbournes. Mit der Zeit sieht sie aus wie Bauklötze, die Kinder auf ein Brett gestellt haben. Dann gibt es unten einen Dunststreifen, und jetzt ist es wie eine schwimmende Insel. Dann fahren wir durch eine Meerenge in die Bass Strait ein, die das Festland von Tasmanien trennt. Hier geht der 40. Breitengrad südlich durch, und das Meer ist für die vielen starken Winde und Stürme berüchtigt, die Gegend heisst darum Roaring Fourties (Brüllende 40er). Aber wir spüren – bisher – gar nichts davon.

Heute früh sind wir um 0630 in Werribee von Peter weggefahren, und schon um diese Zeit ist der Verkehr voll am Laufen. Auf 4 und mehr Spuren wälzt sich die Blechlawine, oft im Schritttempo, dem Moloch Melbourne zu. Das jeden Morgen? Nein Danke!

Jubilar
Zu Peter sind wir über die Fährverbindung gekommen, die am Ausgang der Port Phillip Bay zwischen Sorrento und Queenscliff die beiden Halbinseln Mornington (Osten) und Bellarine (Westen) verbindet. Da haben wir für die Fahrt nach Tasmanien etwas geübt, aber das Schiff ist schon wesentlich kleiner.
Gestern (22.1.) haben wir Peters 65. Geburtstag gefeiert. Mit einen schönen Barbeque auf Peters Grillstelle im Garten. Dann haben wir noch etwas Australian Open geschaut, Federer hat gewonnen, und zuhause (sorry: in Oesterreich) auch der Cuche. So sind wir über die wichtigsten Dinge aufdatiert, bevor wir wieder in die nachrichtentechnische Wildnis verreisen.

Zuvor haben wir uns noch einen Stromgenerator gekauft. Nun sind wir unabhängig von Stromanschlüssen, können die Uebernachtungen freier wählen, wo es schön ist. Aber das Ding ist etwas gross, und ich musste hinten unter dem Bett noch ein Brett auswechseln. In dieses schnitten wir dann ein Loch, und nun passt die Matratze genau darauf. Peter musste, so Elos Ansicht, noch ganz schön schaffen, wo er doch an dem Tag Pensionär geworden ist!

Verspätete Weihnachtspäckli
Kurz vor unserer Rückkehr nach Melbourne rief uns Peter an: Die Pakete aus Vladivostock sind endlich angekommen. Nach vier Monaten! Wir haben sie aber dankend angenommen, denn da sind Schlafsäcke drin und vieles andere nützliche Zeug, wie Knorr-Aromat, Wäscheleine, Spanngummis, Leim, die Kissen von Ulla usw. usf.



Nordwesten
Devonport ist eine kleine Stadt, die vor allem vom Fährverkehr lebt. Wir sind gut von der Fähre gekommen (nur den Hering haben sie beschlagnahmt, es dürfen keinerlei Fischprodukte eingeführt werden, auch nicht verpackte. Desgleichen Gemüse, aber das wussten wir). Wir haben uns verproviantiert (der Kühlschrank war ja eben leer) und sind dann weiter nach Penguin gefahren, genannt nach einer Kleinpinguinart, die dort brütet. Dort gibt es eines der besten Fischrestaurants weit und breit. „Gäbe es“, wäre richtiger, denn es war Montag, und daher die Beiz geschlossen. Wir assen also kalt, denn Fleisch wollten wir erst am anderen Tag einkaufen.
Genächtigt haben wir auf dem vom Lions-Club eingerichteten öffentlichen Campground, direkt am Meer gelegen, mit öffentlicher Toilette. Hinter uns direkt das Bahngeleise, und in der Nacht bin ich fast aus dem Bett gefallen: Ich dachte, ein Lastwagen fährt direkt in uns rein, aber es war ein Güterzug, um 0330 früh! Der nächste Zug kam dann um 9, als wir aufgestanden waren, und nachdem wir im gar nicht so kalten Meer ein Frühbad genommen hatten.



Berg und Meer
Ueber die Hafenstadt Burnie (grösster Containerhafen Tasmaniens) ging es dann in die Berge. Und es hat Berge, nicht hoch zwar, aber richtig alpin.






Vor Tullah (Ullas aufgemerkt, schon wieder dabei!) bogen wir spontan zum Mackintosh-Stausee ab. Nach dem Damm fanden wir einen wunderschönen Platz. Wir schwammen im bernsteinfarbenen See und grillierten am offenen Feuer, das uns noch bis zum Einnachten im Freien hielt. Der Generator erlaubte uns, den Mikrowilli laufen zu lassen, und so das Gemüse vorzukochen. Dann geht das Grillieren schneller, und das grosse Stück Rindfleisch braucht sowieso nicht lange.

Von Tullah ging es durch die Berge ans Meer nach Strahan, einem alten Hafen für die Minenindustrie, der heute touristisch genutzt wird. In dieser Bucht, dem Macquarie Harbour, war die erste Strafkolonie für Verbannte, Verurteilte (Convicts) bis in die 30er-Jahre des 19. Jahrhunderts. Dann war es auch für hartgesottene englische Kolonialbeamte hier zu kalt, stürmisch, abgelegen. Die Kolonie wurde 1832 nach Port Arthur verlegt (s.u.).
Der Bergbau läuft in Westtasmanien weiter, wie wir in den Städten Zeehan – genannt nach einem Schiff von Abel Tasman, dem Holländer, der Tasmanien entdeckt hat, wie ich im Ortsmuseum erfahren habe – und Queenstown gesehen habe. Beide liegen in den Bergen und in beiden sind – neue, moderne – Siedlungen für die Bergleute zu sehen.



Die Strasse geht munter rauf und runter, 3-400 Meter hoch, 3-400 Meter abwärts, viele Kurven, schöne Aussichten. Dazwischen immer wieder Stauseen von weitverzweigten Wasserkraft-Anlagen. Und an einem solchen sind wir wieder gelandet, am Lake Burbury, wo neben uns nur noch ein Paar campiert: aus Lörrach. Sie haben das Auto mitgenommen, das erste, das wir so sehen, denn das ist recht kompliziert, ein Auto hier einzuführen.


Heute ist es merklich kühler, und wir werden den gekochten Hummer (Cray Fish genannt) drinnen essen müssen. Er wird auch so schmecken, Weissen haben wir, und auch Roten zum Käse danach.
Gruselig
Bei regnerischem Wetter fahren wir durch den Franklin-Gordon Wild Rivers National Park. Die Berge sind mit rund 1500 Metern nicht hoch, aber sehr wild. Die Antarktis und das Südliche Eismeer sind nahe. Von Norden nach Süden sind es 3 Parks (Cradle Mountain – Lake St. Claire / Franklin Gordon / Southwest National Park) Die Park sind riesig, gehen bis an die Südküste und es gibt Gegenden, in die noch kein moderner Australier seinen Fuss gesetzt hat. Wir halten immer wieder und machen kleine Ausflüge zu Wasserfällen, Aussichtspunkten, Hängebrücken. Die Vegetation ist dicht, die Bäume sind teilweise riesig.

Von einem Parkplatz geht ein mehrtägiger Wanderweg zum Frenchmans Cap ab. Durch diese Gegend sind im 19. Jahrhundert fünf aus der Macquarie-Kolonie entwichene Verbannte gekommen. Einer hat überlebt, nachdem er – so die lakonische Bemerkung auf der Informationstafel – die vier Anderen verspeist hatte!
Durch Nationalparks nach Hobart
Hinter der Wasserscheide, die von Norden nach Süden verläuft, wird das Wetter besser, schön. Das soll oft so sein, der Regen bleibt im Osten hängen. Auf rund 500 bis 700 Metern fahren wir durch die Zentrale Hochebene (Central Plains), mit Flüssen, Wiesen, Sümpfen und Wäldern – das mehr oder weniger einzig ebene Stück Land, das wir in Tasmanien sehen. Auch hier gibt es viele Stauseen und Kraftwerke.


Nach einer wunderschönen Uebernachtung am Bradys Lake im Hochland geht es dann langsam runter, dem Derwent River entlang nach Hobart an dessen Mündung. Die Stadt ist grossflächig, alles Bungalows, nur ein relativ kleines Zentrum.




Port Arthur
Wir erkundigen uns im – wie gewohnt – sehr professionellen Informationszentrum über die Gegend und fahren gleich weiter in Richtung Port Arthur. Hier wurden die Convicts, die in England zur Verbannung Verurteilten, die sich nach dem Urteil der kolonialen Justiz etwas zuschulden hatten kommen lassen, gefangen gesetzt. Es gab da wohl hartgesottene Burschen, wobei der damalige Justizvollzug das Seinige zur charakterlichen Entwicklung dieser Menschen beigetragen haben dürfte.

Urteile zur Unterbringung in Port Arthur wurden aber auch ausgesprochen wegen aufrührerischem Benehmen, Vernachlässigung des Viehs des Dienstherren usw. Und dies nachdem z.B. der Diebstahl eines Taschentuchs in England schon genügt hatte, eine Verbannung nach Australien auszusprechen. Unter den Convicts befanden sich auch viele Iren, die gegen die Herrschaft der Engländer rebellierten.
Gefängnisdorf
Port Arthur ist ausserordentlich schön gelegen, wobei wir es nur im Sonnenschein gesehen haben. Schon die Fahrt dahin ist eindrücklich. Tasmanien ist wirklich etwas Einmaliges.Die sich folgenden Halbinseln Frrestier Peninsula und Tasman Peninsula hängen, so Clarke, wie ein hakenförmiger Ohrring am Kopf Tasmaniens. Wir kommen durch Eaglehawks Neck (Adlerklauen Engnis), wo die Halbinsel, auf der Port Arthur liegt, durch einen nur 100 Meter breiten Landstreifen vom Norden abgetrennt ist.

 
Diesen hatten die Behörden mit einer Kette von Bluthunden (Dogline) abgeriegelt, die fast unüberwindbar war. Das machte die Halbinsel zu einem grossen Gefängnis, obwohl sie eine Fläche in der Grössenordnung des Kantons Thurgau hat.

Port Arthur war ein richtiges Gefangenendorf. Wir besichtigen die Ruinen des Gefängnisses, der Offiziershäuser, der Kirche (etwas vom Ersten, das gebaut wurde, sollte doch die Moral der Convicts gebessert werden) usw. Die ganze Anlage fiel gut 10 Jahre nachdem sie als Gefängnis aufgegeben worden war und der Unterbringung von Geisteskranken diente(!), Ende des 19. Jahrhundert einem Buschfeuer zum Opfer.

Das Convict-System
Ein Museum, ein gutes, zeigt das ganze Convict-System. Schrecklich. Die Ueberfahrt nach Australien, fast wie auf Sklavenschiffen, mit praktisch keinerlei Aussicht je wieder zurück kommen zu können. Die Bedingungen auf den Schiffen wurden etwas besser, als die Schiffseigner zu Beginn des 19. Jahrhunderts das Kopfgeld nur noch für transportierte Gefangene erhielten, die das Ziel lebendig erreichten! Immerhin, denn in welchem Zustand spielte auch dann keine grosse Rolle.

Dann kamen die Convicts zu Bauern (mit Glück zu guten), bei denen sie die Zeit der Verbannung abarbeiten konnten. Oder sie wurden als Zwangsarbeiter im Bergbau, in der Holzindustrie, im Strassenbau, für öffentliche Bauten eingesetzt. Die Widerspenstigen wurden in Ketten gelegt, die sie bei der Arbeit tragen mussten; sie bildeten die sogenannten Chain-Gangs. Auch für Frauen – ein Viertel der Deportierten war weiblichen Geschlechts –  gab es Einrichtungen, die sogenannten Female Factories, in denen sie ihre Strafzeit abzuarbeiten hatten.

Die Convicts, wurden im 18. Jahrhundert nach Kanada geschickt, bis dann Australien ab Ende des 18. Jahrhunderts die bessere, weil entferntere Lösung erschien. In den meisten der heutigen Staaten Australiens wurde die ersten Entwicklung unter dem Einsatz dieser Verurteilten überhaupt erst möglich. Ausnahme ist da Süd-Australien, das stolz darauf ist, keine Convict-Vergangenheit zu haben. Das System wurde Mitte des 19. Jahrhunderts abgeschafft.

Ich lese zur Zeit auf Kindle einen Ende des 19. Jahrhundert geschriebenen Roman, der – auch durch seine Verfilmung – in Australien wesentlich zur Neueinschätzung der Convicts beigetragen hat: Marcus Clarke, For the Term of His Natural Life (Für die Zeit seines irdischen Daseins, geschrieben 1870). Eindrücklich.

(England war und ist nicht das einzige Land, das sich unliebsamer Personen durch Deportation in ferne unwirtliche Gegenden zu entledigen versuchte. Russland schickte seine „convicts“ nach Sibirien, Frankreich dorthin, wo der Pfeffer wächst, nämlich nach Cayenne. Die USA richteten für Gefangene, mit denen sie nicht wussten, wohin, auf Guantanamo ein Gefängnis ein. Und selbst das heutige Australien isoliert unwillkommene Flüchtlinge und illegale Einwanderer auf den Christmas-Inseln.)

Fish&Chips vom Feinsten
Auf der Rückfahrt nach Hobart haben wir bei der Drehbrücke über den Denison Canal, durch den die südöstlichen Halbinseln abgeschnitten werden können bei der Schifffahrt nach Hobart, in der Beiz der Berufsfischer von Dunalley Fish&Chips (Fisch, Tintenfisch und Pommes Frites) gegessen. Ganz frisch, eingepackt in Papier und dann eine Zeitung, auf dem Tisch vor dem Laden, dazu ein Glas Weisswein aus unserem Kühlschrank. An der Sonne. Das war vielleicht gut.

(Jürg schreibt immer vom Essen. Wir geniessen es auch wirklich, und man könnte annehmen, ihm sei seine Figur inzwischen völlig egal. Stimmt aber nicht. Er hat ganz schön abgenommen, sogar mehr als er im Gutschein für das Jahr 2011 versprochen hat!)
Hobart – ein grosses Provinznest

Hobart, die Hauptstadt Tasmaniens, hat über 200 000 Einwohner, ist aber ein Provinznest. Ein schönes zwar, mit einem Hafen und Beizen, aber Wil, Solothurn oder selbst Frauenfeld haben bessere Einkaufsmöglichkeiten.

Wir campieren in Cambridge, etwas ausserhalb, wo wir waschen. Elo wurde zu ihrem grossen Vergnügen von einer Ratte beschnuppert wurde, als sie am Lesen war! Hat das gequietscht! Das Elo, nicht das Ratt!

In die Stadt fahren wir mit dem Bus, der vor der Tür hält. Wir bekommen den Seniorentarif, auch als Ausländer. Die Fahrer drücken ein Auge zu! Wir machen in der Stadt den Rundgang, den Freund Viedebandt in seinem erwähnten Reiseführer beschreibt. Danke, Viede, das war ein guter Tip. Auf dem Hügel der ersten Ansiedlung, dem Battery Point, wo die Kanonen standen, finden wir schöne alte Kolonialarchitektur und ein eindrückliche, fast 200 Jahre alte Kirche. Es ist aussergewöhnlich warm, über 30 Grad. Uns gefällt das.
In Hobart verlängern wir auch unser Visum. Ich hatte mir gedacht, da ginge es etwas gemütlicher zu, weniger bürokratisch. Und ich hatte recht. Eine halbe Stunde da, dann noch den notwendigen Vermögensnachweis via Monika und Fax organisiert, und am nächsten Tag sagte uns Cynthia am Telefon, alles sei in Ordnung, wir könnten bis anfangs November bleiben. Ob wir das ganz ausreizen, wissen wir nicht, aber es wird schon noch fast solange brauchen, bis wir rundrum sind. Australien ist eben sehr gross.


Minus ein Stuhl

Von Hobart geht es die Ostküste hoch. Sie ist wunderschön, feine Strände, auch wenn das Meer hier etwas kälter ist und nicht zu langem Schwimmen einlädt. Aber die Campingplätze sind wunderbar. Dank des Generators sind wir unabhängig, müssen wir nicht in die organisierten Campgrounds gehen.

Aber zuerst verlieren wir einen Faltstuhl. Ich habe die Ladeklappe unten hinten links nicht abgeschlossen, und in der ältesten Stadt Tasmaniens, in Richmond macht uns ein Passant darauf aufmerksam. Einer der beiden Stühle fehlt. Wir fahren die 15 Kilometer zurück, aber er ist verschwunden. Den hat einer mitgenommen, denn so blau wie er ist, ist er nicht zu übersehen. In einem nahe gelegenen Outdoor-Supermarkt, wir der (doppelt) ersetzt. Jetzt haben wir drei.

Leben ohne Internet
In den Kleinstädten an der Ostküste suchen wir Internet. In den Bibliotheken wäre es zu finden, aber unverschämt teuer. 10 Dollar die Stunde! Da lassen wir es sein, und wir denken, dass wir früher ohne Mails ausgekommen sind, und dass wir daher auch jetzt ganz gut so leben können. Wir telefonieren etwas mehr, aber Telefonverbindung haben wir auch nur selten. Wir melden uns dann halt später!


Die freien Campingplätze sind sensationell. Einmal sind wir, geschützt vom starken Wind, etwas über dem Strand, den wir sehen, und den wir auch benutzen. Eine tolle Feuerstelle lässt uns grillieren und dann am Feuer sitzen. Aber dann beginnt es zu regnen, und wie. Ueber Nacht kühlt es von 30 auf 11 Grad ab, und wir frieren ganz schön. Erst als wir fahren, wird es mit der Autoheizung besser.

Was wir nicht erwartet haben: Am Abend sitzen wir bis 10 wieder im Freien. Es ist zwar kalt, aber zusammen mit unseren vier Campnachbarn, die aus Queensland kommen, haben wir ein grosses, wärmendes Feuer. Wir schmeissen Esswaren und Getränke zusammen und haben ein feines Abendessen. Von unserer Seite kommen Crevetten und Jakobsmuscheln, letztere von Elo fein gekocht, von ihnen kommen Fisch an Tomatensauce und Reis. Ein sehr schöner Abend.

Durch das nordöstliche Bergland.
Weiter geht es über die Hafenstadt St.Helens in die Berglandschaft Nordost-Tasmaniens. Wir sehen den mit über 90 Metern höchsten Wasserfall Tasmaniens, Wege durch den Regenwald, Chinesische Gräber und Zeugen ihres Wirkens im Zinn-Abbau (der Bergbau hat in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts viele Chinesen angelockt).

Auf dem Weg zum Wasserfall, der nach dem heiligen Columban benannt ist (St. Gallen!), sehen wir einen kleinen Echinda, ein Art Kreuzung zwischen einem Igel und einer Spitzmaus. Es ist ein urtümliches Tier, verwandt mit dem Känguru, wenn mich nicht alles täuscht, ein Beuteltier also. Unserer ist drollig, er ist jung, kann noch nicht so gut gehen, und fällt auf der unebenen Strasse immer wieder um (Bild eines Echindas: s. „Südostküste“). Auch einen Adler sehen wir im Regenwald, er streicht ab, als wir kommen.
  
Wir übernachten in Derby, einer ehemaligen Zinnmine, am Fluss. Das Dorf hat mehr Vergangenheit als Zukunft, wie viele der alten Bergbaudörfer. Aber die Orte haben Charme, die Menschen sind freundlich und erzählen gerne. Die Pubs, die Kneipen sind alt und gemütlich und oft von guter Qualität.




 

Der Samichlaus ist müde 

Im Pub - klassisch














Die Stadt an der Schlucht

In Launceston, bilden der nördliche und der südliche Elk River den Tamar, der als Mischwasser ist, bewegt von Ebbe und Flut, und der über viele Kilometer die Mündung zum Meer bildet. Launceston ist kleiner als Hobart, aber es ist viel urbaner, damit die urbanste Stadt der Insel, die einzige, die mehr ist, als ein ausgewalztes Provinznest. Hochhäuser – Hob art hat 4 – 5 10 bis 15-stöckige) fehlen, aber eine gute städtische Atmosphäre macht den Stadtbummel angenehm und unterhaltend.

Launceston hat dazu noch eine doch aussergewöhnliche Attraktion. In unmittelbarer Fussdistanz – eine wirkliche Ausnahme in Australien – fliesst der südliche Elk River durch eine Schlucht aus den umliegenden Bergen. Die Schlucht beginnt gleich um die Ecke und eine schöne, eindrückliche Wanderung von jeweils 20 Minuten führt auf der einen Seite bis zu einem natürlichen Becken am Schluchteingang und auf der anderen Seite hoch über die Felswand wieder zurück. Beim Becken haben die Engländerinnen (es waren die Frauen!)  auf einer Aussichtsterrasse einen Park mit Musikpavillon und Restaurant angelegt. Da ist dann im Laufe der Zeit noch eine Hängebrücke dazu gekommen, dann ein Schwimmbad auf der anderen Seite und schliesslich eine neckische Schwebebahn, die die faulen Leute im Zeitlupentempo über die ganze Sache befördert.

Internet verbessert
In Launceston haben wir auf dem etwas ausserhalb in Legana gelegenen Zeltplatz, von dem ein Bus in die Stadt geht, der uns zum Seniorentarif befördert, Matthias getroffen, einen Schweizer aus Lindau. Bei der Vernichtung des letzten Rests der ersten Flasche MacAllan –Ulla hat die 2. schon in Melbourne – erzählt er mir, Telstra, dessen USB-Modem mein Computer nicht geschluckt hat, habe auch ein Drahtlos-Modem mit Chipkarte wie das Handy. Das funktioniere problemlos.

Am Morgen sind wir dann nochmals in die Stadt und haben so eines gekauft. Es geht super, ich kann bis 5 PCs bedienen, und ich kann erst noch die Daten von meiner Telefonkarte nutzen, die sonst verfallen, da mein Dampftelefon alter Schule Daten nicht empfängt und mein iPhone von Swisscom für andere Betreiber noch gesperrt ist.

Ich sitze jetzt auf dem Meer auf der Fähre und habe bis weit hinaus Internet, ich kann alle Blogarbeiten machen. Die Deppen von Telstra in Melbourne haben mir nichts gesagt von dieser Möglichkeit! Und es ist nicht mal teurer als der USB-Stick.

Ueber Grindelwald zum Lake Burbury
Im Tal des Tamar, der besten Weingegend Tasmaniens – wenn sie sie nur nicht so prohibitiv teuer verkaufen würden! – besuchen wir noch Anna, eine Studienfreundin meiner Schwester Ruth. Das Tal ist eindrücklich, und hier liegt hinter einem Hügel Grindelwald. Es geht steil hinauf, auf 200 Meter. Und oben hat ein findiger Geschäftsmann ein kleines Ferienresort im Chaletstil aufgebaut. Zentrum ist das Grindelwald Shopping Village, hinter einem Eingangsturm mit Kirchenuhr.

Wir fahren für den letzten eigentlichen Campingabend (die letzte Nacht werden wir in der Nähe der Fähre verbringen) an den Lake Burbury, wo wir im West End Campground – frei, d.h. kostenlos, aber mit gut unterhaltenem WC – etwa 15 Höhenmeter über dem Seeufer einen genialen Platz für uns finden, mit Feuerstelle. Zuerst suche ich Holz, und meine Pfadierfahrung sowie der Ratschlag von Cousin Hansheier in Kanada, dass das trockenste Holz nicht am Boden liegt, sondern noch am Baum hängt oder steht, kommen mir zugute. Der Vorrat ist gross und reicht für das Grillieren und ein Feuer bis zum Ins-Bett-gehen.








Wir schwimmen am Abend und am Morgen im See. Am Abend unter vielen Leuten, vor allem Motor-Verrückten (Wasserschi, Speed-Knatteri usw.), am Morgen ganz allein. Der See hat gelächelt, wir haben die Einladung zum Bade angenommen!



Feuchter Abschied
Den letzten Nachmittag und die letzte Nachtverbringen wir auf einem freien Platz der Stadt Latrobe 10 Kilometer von der Fähre entfernt. Nachdem wir am Morgen noch so schön im Lake Burbury geschwommen sind, regnet es in Strömen und stürmt wie verrückt. Wir verlassen Jeb nur in kurzen Regenpausen.

Das zeigt uns nochmals, wie viel Glück wir mit dem Wetter hatten. Zwei verregnete Tage (den letzten eingerechnet!) und sonst schön und doch fast immer angenehm warm.

Bass Strait  Potpurri
Die Ueberfahrt ist etwas unruhiger als die Hinfahrt vor zwei Wochen, aber ganz gut erträglich. Elo schläft, und ich schreibe. Dazwischen höre ich die Everblacks von Georg Kreisler, dem Altmeister des Wiener Chansons. Immer wieder ein grosses Vergnügen. Im Büssli in Asien konnte ich den iPod anschliessen, es hatte ein Bandlaufwerk. Hier geht das nicht, Jeb hat nur ein CD-Laufwerk. Schade.

Nach Kreisler kommt jüdische Klezmermusik mit Giora Feidmann; lesen kann ich dazu nicht, zu mächtig ist die musikalische Sprache des Klarinettisten, in der, unterlegt von amerikanischen Elementen, die Tradition der Ostjuden spricht, Freude und Leid, immer mit dem typischen melancholischen Unterton. Dann fahre ich musikalisch runter mit dem Hornkonzert Nr. 2 von Richard Strauss.

Den Abschluss des musikalischen Nachmittags macht eine Platte mit der Kapelle Alder aus Urnäsch, auch sie grosse Künstler. Es ist schon schräg, zu einem Hackbrett-Stück des grossartigen Emil Zimmermann durch das Tasmanische Meer zu fahren, gewiegt wie in einer riesigen Hängematte durch die grossen Wellen der sanften Dünung der Bass Strait.

Die Alders machen Freude darauf, wieder in der Schweiz zu sein. Aber das dauert noch, wir haben ja erst eine kleine Ecke des Landes (Kontinents!) gesehen und noch gar kein Heimweh!
Das gilt auch für uns








Fazit
Tasmanien ist landschaftlich wunderschön, es war die Zeit wert, eine Woche mehr wäre sicher drin gewesen, mit etwas mehr Zeit an den Seen. Wer die Musse hat, sollte dahin gehen, aber aufgepasst: (Dezember),Januar, Februar, (März), sonst ist es eher kühl.
Kleiner Frechdachs







So jetzt wird der Blog fertig gemacht, das Internet ist wieder da. Dann lesen, dann sind wir in Melbourne wo wir unsere Cousinen Ulla und Vreni treffen, mit denen wir dann West-Victoria ansehen.


6.2.2010 / JB.