Cousins und Cousinen
Wir nutzen die Tage auch für einen Besuch im Werribee-Zoo, einer Aussenstation des Zoos von Melbourne mit einem riesigen Freigelände. Die australischen Tiere sind, ausser den Emus, eher müde, aber die afrikanischen zeigen sich prächtig. Es gibt eine richtige Safari im Gelände, auf der wir Giraffen, Zebras, Nashörner und Antilopen sehen. In Gehegen sind Geparde, Nilpferde, Wüstenhunde.
Zunächst geht es nach Norden in die Goldgräbergegend zwischen Ballarat, Seymour und Bedingo im westlichen Teil der Great Dividing Range. Erst geht es durch das Yarra Valley, eine Weingegend.
Wir nächtigen auf einem schönen freien Campground, braten Känguru-Filets (empfehlenswert) und lassen es uns gut gehen.
Bei Castlemaine hatten wir einen der schönsten Campingplätze bisher. Am Lodden River, der der Strasse von Peter in Werribee den Namen gegeben hat (Lodden Court). Greg aus Melbourne hat uns mit seiner Motorsäge noch Holz geschnitten für das Feuer am Abend. Gattin Mary und Hund Charly waren einverstanden.
Dann kommt uns im Jeb eine Flasche Wein abhanden. Elo hat sie aus dem Kühlschrank genommen für den Apéro. Ulla fand das ein wenig früh. Und dann war sie einfach verschwunden! Unglaublich, aber wahr. Wir haben eine ungekühlte getrunken, und wir werden sehen, wo sie auftaucht!
Privat-Wein-Seminar in Coonawarra
Es war instruktiv; s. www.redman.com.au.
Mount Gambier, die Stadt im Krater
Wir übernachten einige Kilometer südlich am Mount Schank, so benannt durch einen englischen Kapitän im Jahr 1800. Auch er ist ein Vulkankegel, gebildet vor 5000 Jahren (der Blue Lake ist 500 Jahre jünger), und er hat einen Nebenkrater, über dem wir lagern und essen und reden und schlafen. Wir treffen eine Gruppe von Franzosen, die jeden Abend hierher kommt. Sie arbeiten während der Ernte für einige Wochen in Coonawarra haben kleine Wohnmobils und können hier gratis schlafen!
Und noch eine Bemerkung eines Australiers, nachdem wir über die Vielsprachigkeit der Schweiz gesprochen haben: „Wer drei Sprachen redet, ist trilingual, wer zwei Sprachen redet, ist bilingual, wer eine Sprache redet ist Englisch.“
Ich habe noch immer kein Heimweh, aber geistig Sehnsucht nach Europa. (eb)
Camping- und Badefreuden
Ein Spaziergang durch die Büsche auf den Dünen bringt uns ans Meer. Ich bade, d.h. ich gehe im eher kühlen Meer bis ins knapp hüfthohe Wasser und setze mich dann. Denn die Strömungen der Brandung sind ausserordentlich stark. Mangels anderer Badekleidung muss ich mich mit den Militärbadehosen begnügen, aber es sind keine Beobachter in der Nähe, die sich durch meine tolle Figur und so hätten beleidigt fühlen können.
Ueber Port Fairy zur Great Ocean Road
Das Paar stellte sich als griechischstämmigen Chef (lachend: „We have all our money in Switzerland / All unser Geld ist in der Schweiz!“) und einer ehemaligen Französin aus der Franche Comté heraus. Und das Essen, zwei Portionen Fisch und eine Riesenportion Frites serviert in Einmachpapier, war hervorragend. Für 16$!
Dann ging es weiter über Warrnambool, einer sehr ansprechenden Stadt, zu einer der Hauptattraktionen Australiens, der Great Ocean Road, der Grossen Ozeanstrasse.Bay of Islands , Bay of Martyrs , The Grotto, London Bridge , The Arch
Australien in zwei Wochen
Loch Ard Gorge
Das Gebiet um die schluchtartige Einbuchtung von Loch Ard ist nach einem Schiff benannt, das hier 1878 an den Klippen am Eingang zerschellte. Nur zwei Menschen überlebten. Die Aussichtspunkte heissen Razorback, Island Archway, Mountbird Island, Broken Head, Thunder Cave und eben Loch Ard Gorge. Wir wandern über zwei Stunden herum, besichtigen alle Ecken und baden dann auch noch in der Schlucht. Das Wasser ist saukalt, aber es ist schön erfrischend, denn es ist mit 24 Grad Lufttemperatur schon fast etwas heiss an der Sonne…
Bevor wir einen Campingplatz am Ufer des Flusses Aire aufsuchen, machen wir noch eine kleine Wanderung durch den tropischen Regenwald des Melba Gullys bei Lavers Hill in den Hügeln. Bis Apollo Bay geht die Strasse von Westen kommend immer wieder in die Berge der Otway Ranges hinein, die auf der ganzen Strecke bis Lorne direkt ans Meer kommen.
Koalas am Cape Otway Lighthouse
Strasse am Meer
Die Great Ocean Road ist wirklich ein Erlebnis, von A bis Z. Und wir hatten ausgesprochen schönes Wetter.
Ueber Torquay, das wie Angelsea, Lorne und Apollo Bay tolle Surfstrande hat, kehren wir nach Werribee zurück, wo wir die beiden Cousinen wohlbehalten bei Peter abliefern.
21.2.12 / JB.
Bei Cousin Peter in Werribee bei Melbourne sind unterdessen Peters Schwestern Ulla und Vreni eingetroffen, die ihren Bruder besuchen. Wir haben den Plan, mit den beiden West Victoria zu bereisen, die Hügel- und Goldgräberlandschaften nördlich von Melbourne, die Grampians, d.h. die Berge bei Ararat nordwestlich Melbournes und dann die Südwestküste Victorias, die sogenannte Great Ocean Road.
Zunächst bleiben wir drei Tage bei Peter, waschen, kaufen ein, bestellen eine Sonnenbrille für mich, organisieren Checkups für das Fahrzeug (Fragen zum Mercedes, kleine Reparaturen am Wohnmobil).
Wir nutzen die Tage auch für einen Besuch im Werribee-Zoo, einer Aussenstation des Zoos von Melbourne mit einem riesigen Freigelände. Die australischen Tiere sind, ausser den Emus, eher müde, aber die afrikanischen zeigen sich prächtig. Es gibt eine richtige Safari im Gelände, auf der wir Giraffen, Zebras, Nashörner und Antilopen sehen. In Gehegen sind Geparde, Nilpferde, Wüstenhunde.
Die drei Tage im Familienkreis tun uns gut.
Kunst und Wein im Norden Melbournes
Dann gehen wir für etwa zwei Wochen zusammen mit den zwei Cousinen auf Erkundung West Victorias. In Australien sind ja alle Frauen einfach „Girls“ und ich beschreibe sie neugierigen Australiern als „not the freshest but very lifely“, also „nicht ganz taufrisch aber sehr lebhaft“. Das kommt, ausser bei den so beschriebenen, immer sehr gut an! Wir sind eine ganz gute Truppe.
Zunächst geht es nach Norden in die Goldgräbergegend zwischen Ballarat, Seymour und Bedingo im westlichen Teil der Great Dividing Range. Erst geht es durch das Yarra Valley, eine Weingegend.
In der Nähe von Halesville sehe ich ein einladendes Schild „Tarra Warra Museum and Vinery“. Blinker rechts raus und rauf auf den Hügel. Das war eine Ueberraschung! Eine eindrückliche moderne Architektur in den Weinbergen, eines der besten privaten Museen Australiens (dem Staat geschenkt von der Familie Besen) und sehr guter Wein, insbesondere Pinot Noir. Das war der Unterbrechung wert.
Wir nächtigen auf einem schönen freien Campground, braten Känguru-Filets (empfehlenswert) und lassen es uns gut gehen.
Im Land des Goldrausches
Die Gegend nordwestlich von Melbourne erlebte in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts einen grossen Goldrausch. Castlemaine, Maldon, Maryborough – Städte, die wir besuchen – sind geprägt von dieser Zeit. Viele alte Häuser, Villen, öffentlichen Einrichtungen zeugen vom damaligen Reichtum. In Castlemaine sehen wir uns das „Buda House“ an, eine Villa, die ursprünglich von einem englischen Missionar gebaut wurde, der aber an den Goldgräber wohl eher verzweifelte und wieder zurückkehrte zu seinen Schäfchen in Indien. Das Haus wurde dann von einem aus Ungarn stammenden englischen Goldschmied und Uhrmacher gekauft und zu einer Villa mit schönem Garten umgebaut.
Bei Castlemaine hatten wir einen der schönsten Campingplätze bisher. Am Lodden River, der der Strasse von Peter in Werribee den Namen gegeben hat (Lodden Court). Greg aus Melbourne hat uns mit seiner Motorsäge noch Holz geschnitten für das Feuer am Abend. Gattin Mary und Hund Charly waren einverstanden.
Maldon, das wir wegen eines Sonntags-Marktes besuchten, war die erste grössere Stadt in der Gegend, und hat viel historische Substanz. Weniger städtisch als Castlemaine, aber mit viel Charme. Der Mark war dann eher mikrig, auch wenn die dort gekauften Zucchinis sehr gut schmeckten auf dem Grill im Paddy Camground bei Maryborough.
Bahnhof mit Stadt dran – eine Politgeschichte aus der Frühzeit
Maryborough hat zwar eine lebendige Einkaufsstrasse, aber was es auszeichnet, ist der 1892 gebaute Bahnhof. Mark Twain, der die Stadt besuchte, bezeichnete Maryborough als „Railway Station with a town attached“, als Bahnhof mit einer Stadt dran. Das Ding ist riesig und auf jeden Fall überdimensioniert, auch für die damalige Zeit. Heute fährt da alle paar Stunden ein Zug. Aber das Bahnhofsrestaurant ist gut und schön, und im Touristenshop gibt es guten Wein aus der Gegend (Pyrenees).
Alte Australienfahne im Bahnhof mit rot statt blau
Und wie die Stadt dazu gekommen ist: Der politische Leithammel der Stadt ging zum Transportminister Victorias in Melbourne und brachte ihm bei, dass die Wählerschaft – also auch die des Ministers – einen Bahnhof verlangte. „Hast Du denn einen Plan?“ „Nein.“ „Dann geh ins Eisenbahnplanungs-Büro und besorg dir einen!“. Gesagt, getan, der Leithammel ging ins Amt. Dort fand er, dass für eine Bahnstation in Melbourne (Southern Cross) nicht nur ein Plan da war, sondern auch noch vier Kopien. Eine davon nahm ganz einfach unter den Arm, und mit dieser ging er wieder zum Minister. Die beiden Helden fanden das Ding schön und waren der Ansicht, dass auch ihre geneigte Wählerschaft damit zufrieden gestellt werden könnte – und jetzt steht das Ding in Maryborough auf der Wiese. Das waren noch Zeiten!
Und wie die Stadt dazu gekommen ist: Der politische Leithammel der Stadt ging zum Transportminister Victorias in Melbourne und brachte ihm bei, dass die Wählerschaft – also auch die des Ministers – einen Bahnhof verlangte. „Hast Du denn einen Plan?“ „Nein.“ „Dann geh ins Eisenbahnplanungs-Büro und besorg dir einen!“. Gesagt, getan, der Leithammel ging ins Amt. Dort fand er, dass für eine Bahnstation in Melbourne (Southern Cross) nicht nur ein Plan da war, sondern auch noch vier Kopien. Eine davon nahm ganz einfach unter den Arm, und mit dieser ging er wieder zum Minister. Die beiden Helden fanden das Ding schön und waren der Ansicht, dass auch ihre geneigte Wählerschaft damit zufrieden gestellt werden könnte – und jetzt steht das Ding in Maryborough auf der Wiese. Das waren noch Zeiten!
Von Nieten und Flaschen – Wohnmobil-Alltag
Wir sind jetzt aus den Bergen raus, die Landschaft wird offen, so wie wir uns Australien vorgestellt hatten, weite Felder, Bäume, in der Ferne Berge und Hügel.
Am und im Wohnmobil ist immer wieder etwas los. Heute bricht eine Niete, die das Quer-Scharnier der seitlichen Ladeklappe hält. Ohne die Klappe sind wir aufgeschmissen, da hier der einzige äussere Stauraum ist: Abwasserschlauch, Frischwasserschlauch, Stühle, Fischerrute, Seile, Blöcke für die Nivellierung des Fahrzeugs usw. Zum Glück habe ich am Morgen noch eine Blechschraube gefunden, die von einem Campingstuhl abgefallen ist. Diese schraube ich rein, und wir werden sehen, ob sie hält!
Dann kommt uns im Jeb eine Flasche Wein abhanden. Elo hat sie aus dem Kühlschrank genommen für den Apéro. Ulla fand das ein wenig früh. Und dann war sie einfach verschwunden! Unglaublich, aber wahr. Wir haben eine ungekühlte getrunken, und wir werden sehen, wo sie auftaucht!
Die Grampians, Halls Gap und fast ein Fisch
Die Grampians sind ein Bergzug, der sich nordwestlich von Melbourne aus der Ebene erhebt. Rundrum ist es eher flach bis ganz flach. Die Berge sind entstanden, weil sie von einer Schicht harten Sandsteins bedeckt sind, die die Verwitterung verlangsamte. Am östlichen Eingang liegt der schöne Touristenort Halls Gap, am Fusse einer steilen Bergstrasse. Wir übernachten an einem See (Lake Fayns) in der Nähe, an dem wir schwimmen, an dem ich fische.
Ich fange drei Stück von einer Art Bass (Barsch), d.h. genau genommen zweieinhalb. Zwei sind zu klein, um mit gutem Gewissen getötet und in die Pfanne gehauen zu werden, also wieder zurück. Der dritte wäre gross genug gewesen, aber er hat sich vor meinen Augen mit einem Salto rückwärts vom Haken gelöst – und weg war er. Er hat den sportlichen Wettbewerb gewonnen.
Die Strasse in den Grampians führt an schönen Aussichtspunkten und einem Wasserfall vorbei. Wir machen die kleinen Wanderungen und werden mit guter Aussicht belohnt.
Die Bergketten am Horizont erinnern an die Churfirsten: Die Faltung geht leicht gebogen nach oben um dann plötzlich steil abzubrechen, und das für mehrere hintereinander liegende Spitzen.
Trockenheit
Die Gegend westlich der Grampians ist durch eine lange Trockenperiode geplagt. Es hätte viele flache Seen als Wasserreservoirs, aber diese sind fast alle ausgetrocknet. Es ist fast zum fürchten. Alles ausser den Bäumen ist braun, wir haben den Eindruck, dass das Gras braun wächst. Die Heuernte erfolgt ab dem Halm direkt in die Ballen. Trocknen überflüssig.
Der Campingplatz in Edenhope, einer der besten, die wir an bezahlten Campgrounds bisher hatten, liegt theoretisch am Lake Wallace, aber von dem See ist fast nichts mehr zu sehen. Der Wasserspiegel ist um mehrere Meter abgefallen, die Schifflände hängt in der Luft. Der Skiclub von Edenhope, ist im Pub, in das Ulla und ich auf der Suche nach Brot noch gehen, am Anschlagbrett angekündigt. Er ist ein Wasserskiclub, aber er könnte genauso ein Schnee-Ski-Club sein. Beide Elemente fehlen.
Heute haben wir endlich einen richtigen Sommertag, mit Temperaturen über 30 Grad und einem Abend, an dem man im Freien sitzen kann und auch ohne grosses Feuer vor den Füssen nicht friert.
Privat-Wein-Seminar in Coonawarra
Wir passieren die Grenze nach Südaustralien. Ueber Naracoota, wo wir Unesco-würdige Höhlen besichtigen und uns vor Fossilien-Rekonstruktionen (nicht!) fürchten, fahren wir nach Connawarra, einem der berühmtesten Orte des australischen Weinbaus. Wir lassen uns in der (wie immer sehr guten) Touristenauskunft in Naracoota beraten, in welchen Keller wir sollen für eine Weinprobe. Die meinen, wir sollen zu Wynns, das sei der älteste Weinproduzent der Gegend, seit Ende des 19. Jahrhunderts, die wüssten was sie tun („They know what they do“).
Auf der Fahrt überlege ich, dass die sicher gute Weine haben, aber auch viele Laufkunden. Dann ist dort ein – wie immer sehr nettes – Fräulein für den Verkauf und den Ausschank, aber vom Reb- und Weinbau hat sie keine Ahnung. Und mich interessiert der Hintergrund der Weinproduktion in Australien mindestens ebenso, wie der Wein selbst. Daher haue ich bei einem offensichtlich kleineren Betrieb („Sales Counter open“, sagt ein einfaches Schild) den Blinker links raus, auf den Parkplatz gefahren und eingetreten.
Und dann kommt wirklich der Chef selbst, Bruce Redman, der mit seinem Bruder in der dritten Generation den Betrieb führt. Nein, nein, er sei nicht der Chef, er sei der „Jack of all Trades“, der Oberhandlanger quasi. Meine Ueberlegung ist völlig richtig: Bevor wir zum Degustieren kommen, reden wir fast eine halbe Stunde über den Wein. Sie produzieren auf gut 30 ha (etwas 5 Mal so viel, wie das Bachtobel; „ein kleiner Betrieb“, sagt Bruce) vor allem Shiraz, Cabernet Sauvignon und Cabernet-Merlot, fast keinen Weisswein, es ist hier zu heiss dafür. Der Rotwein von hier wird nicht jung getrunken. Im Verkauf sind 2006, 2007 und 2008, die Lagerfähigkeit sei mindestens 10 Jahre.
Reb- und Weinbau
Die Reben haben trotzdem die Erntezeit begonnen hat, sehr viel Laub. Das ist zum Schutz gegen das Verbrennen der Trauben durch die sehr intensive Sonne. Der Qualität tut das keinen Abbruch. Die Reben werden mit Grundwasser bewässert, es herrscht sein 20 Jahren Trockenheit. Der ist deshalb auch von 3 auf 6 bis 7 Meter abgesunken – es ist mir nicht ganz klar, ob das nur wegen der Trockenheit ist oder nicht auch wegen des Bewässerns. Hier rund um Coonawarra wird auf Tausenden von Hektar Wein angebaut.
Die Trauben werden maschinell geerntet („über 90%“), dabei werden die Beeren direkt von dem Stielen getrennt. In der ersten Phase des Gärungsprozesses, die zwei bis drei Wochen dauert vor dem Abbpressen, sind also keine Stiele dabei, wie bei uns. Der Ausbau des Weins erfolgt zuerst im Stahltank, dann noch rund 18 Monate in Eichen-Fässern aus Frankreich (Cabernet Sauvignon, Cabernet-Merlot) oder USA (Shiraz). Nach zwei Jahren ist der Wein verkaufsbereit. Und er ist gut, wir kaufen etwas ein. Vom Shiraz den 2007er, vom Cabernet Sauvignon den 2008er. Wir sind uns einig gewesen in der Degustation.
Es war instruktiv; s. www.redman.com.au.
Mount Gambier, die Stadt im Krater
Mount Gambier, etwa 25 Kilometer vom Meer gelegen, ist mit knapp 30'000 Einwohnern die zweitgrösste Stadt Südaustraliens nach Adelaide. Sie ist wie alle anderen ausser den Grosstäden Sydney, Melbourne, Perth, Adelaide und Brisbaine, ein grosses Dorf mit einer guten Einkaufsstrasse. Aber die Lage! Sie liegt in einem riesigen Vulkankrater, der sie mit einem Hügelkranz umgibt.
Und der südliche Teil dieses Kranzes ist wiederum von kleineren Kratern gebildet. Und diese haben es in sich, das Wasser: Kraterseen. Der grösste ist der Blue Lake, dessen Umfang mehrere Kilometer misst, und der 70 Meter tief ist. Im (australischen) Winter ist er grau, und dann wechselt er im November für etwa vier Monate innert weniger Tage die Farbe in das strahlendste Azurblau, das du dir vorstellen kannst. Ein einmaliges Bild.
Wir übernachten einige Kilometer südlich am Mount Schank, so benannt durch einen englischen Kapitän im Jahr 1800. Auch er ist ein Vulkankegel, gebildet vor 5000 Jahren (der Blue Lake ist 500 Jahre jünger), und er hat einen Nebenkrater, über dem wir lagern und essen und reden und schlafen. Wir treffen eine Gruppe von Franzosen, die jeden Abend hierher kommt. Sie arbeiten während der Ernte für einige Wochen in Coonawarra haben kleine Wohnmobils und können hier gratis schlafen!
Weite und Enge
Häufig wird die australische Weite der Enge Europas gegenübergestellt. Und tatsächlich ist mancheiner der vermeintlichen (subjektiv empfundenen) Enge Europas entflohen in der Hoffnung auf die scheinbar unbegrenzten Möglichkeiten des fünften Kontinents.
Mir geht es nun umgekehrt. Die Weite empfinde ich als eng.
Je weiter und unendlicher die Landschaft, desto enger, begrenzter, ja eingeschlossener fühle ich mich. Je weiter der landschaftliche Horizont, desto begrenzter empfinde ich den geistigen Horizont. Ich fühle mich in Australien isoliert vom Rest der Welt.
In den letzten Tagen fuhren wir durch Gegenden (und wir befinden uns noch lange nicht im „outback“), in denen der nächste Ort 50 Kilometer entfernt ist. Dort ist eine Tankstelle, ein General Store und allenfalls ein Pub. Fährt man nochmals 50 Kilometer, kommt man in ein Zentrum wie Mount Gambier, mit 30 000 Einwohnern die zweitgrösste Stadt Südaustraliens. Solche Städtchen, wie etwa auch Hobart, die Hauptstadt Tasmaniens, haben eine Infrastruktur wie Will/SG oder Frauenfeld.
Australiens Millionenstädte Sydney, Melbourne, Perth, Adelaide, Brisbane wirken nur riesig; sie haben ein relativ kleines Zentrum und dehnen sich scheinbar unendlich in alle Richtungen aus, weil jeder Einwohner seinen Traum vom Eigenheim mit kleinem Gärtchen erfüllen will. Die Quartiere sind ein Dorf neben dem anderen. Nur Melbourne und Sydney sind urban. Beide Städte sind gross genug, um in sich selbst zu ruhen – wie ja der ganze Kontinent. Aber alles ist tatsächlich downunder.
Reden wir mit Australiern über die kleine Schweiz, dann erwähnen wir, dass wir von zu Hause mit dem Velo in weniger als einem halben Tag im Ausland sind; mit dem Auto ist es gerade eine halbe Stunde nach Konstanz oder Bregenz. Ein Tasmanier meinte daraufhin, sie müssten zwanzig Stunden fliegen, um irgendwohin zu kommen. (Neuseeland ist näher, aber ist im australischen Bewusstsein sozusagen eingemeindet und ja auch nicht gerade das Zentrum der Welt).
Ein Trost für alle Daheimgebliebenen auf dem Alten Kontinent: Die grossen Länder – z.B. USA, Kanada, Australien, China, Russland – bieten zwar mehr Platz, sind aber in vieler Hinsicht begrenzter und enger als Europa oder gar die kleine Schweiz.
Und noch eine Bemerkung eines Australiers, nachdem wir über die Vielsprachigkeit der Schweiz gesprochen haben: „Wer drei Sprachen redet, ist trilingual, wer zwei Sprachen redet, ist bilingual, wer eine Sprache redet ist Englisch.“
Ich habe noch immer kein Heimweh, aber geistig Sehnsucht nach Europa. (eb)
Camping- und Badefreuden
Wir fahren runter ans Meer und wieder über die Staatsgrenze nach Victoria. Kurz vor Portland biegen wir auf die Nebenstrasse nach Brightwater, einer kleinen Halbinsel hinaus ins Meer, das an der Grenze des Indischen und Pazifischen Ozeans liegt, beeinflusst aber auch vom Südpolarmeer, dem Antarktischen Ozean. Wir campieren wild und etwas irregulär an den Brightwater Lakes, Seen, die direkt hinter den grossen Dünen, hinter der starken Brandung des Meeres liegen.
Ein Spaziergang durch die Büsche auf den Dünen bringt uns ans Meer. Ich bade, d.h. ich gehe im eher kühlen Meer bis ins knapp hüfthohe Wasser und setze mich dann. Denn die Strömungen der Brandung sind ausserordentlich stark. Mangels anderer Badekleidung muss ich mich mit den Militärbadehosen begnügen, aber es sind keine Beobachter in der Nähe, die sich durch meine tolle Figur und so hätten beleidigt fühlen können.
Auf dem Rückweg sehen wir einen schönen Echidna. (So heisst er, nicht wie in früheren Blogs fälschlich Enchida. Der Echidna ist neben dem hier vorkommenden Platypus das einzige eierlegende Säugetier, ein zig Millionen Jahre alte Tierart.)
Am Abend bade ich noch einen Wurm im See. Nur einen einzigen, denn es scheint keine Fische zu haben. Nicht ein einziger Biss oder auch nur Zupf an der Angel.
Ueber Port Fairy zur Great Ocean Road
Portland ist ein Businesshafen, die Stadt ist zwar durchaus lebhaft, aber unwirtlich.
Port Fairy, eine frühe Städtegründung von 1835 ist gemütlicher, heute eine Touristen- und Rentnerdestination. Da gehören wir eher hin, wir Rentner…
Wir essen Fish&Chips – Ulla und Vreni zum ersten Mal – in einer Milchbar! Das ist eine Einrichtung, die nicht viele Lizenzen braucht, und eine einheimische Dame, die ich nach einem guten Lokal für solche kulinarischen Zweifelhaftigkeiten frage, versichert mir, das sei das beste. Die Betreiber hätten ein sehr gutes Restaurant gehabt, und würden jetzt kürzer treten, aber ihre Fish&Chips seien immer noch die besten.
Port Fairy, eine frühe Städtegründung von 1835 ist gemütlicher, heute eine Touristen- und Rentnerdestination. Da gehören wir eher hin, wir Rentner…
Wir essen Fish&Chips – Ulla und Vreni zum ersten Mal – in einer Milchbar! Das ist eine Einrichtung, die nicht viele Lizenzen braucht, und eine einheimische Dame, die ich nach einem guten Lokal für solche kulinarischen Zweifelhaftigkeiten frage, versichert mir, das sei das beste. Die Betreiber hätten ein sehr gutes Restaurant gehabt, und würden jetzt kürzer treten, aber ihre Fish&Chips seien immer noch die besten.
Das Paar stellte sich als griechischstämmigen Chef (lachend: „We have all our money in Switzerland / All unser Geld ist in der Schweiz!“) und einer ehemaligen Französin aus der Franche Comté heraus. Und das Essen, zwei Portionen Fisch und eine Riesenportion Frites serviert in Einmachpapier, war hervorragend. Für 16$!
Dann ging es weiter über Warrnambool, einer sehr ansprechenden Stadt, zu einer der Hauptattraktionen Australiens, der Great Ocean Road, der Grossen Ozeanstrasse.
Was uns da erwartete, war unwahrscheinlich. Nach einer eher eintönigen Fahrt durch Landwirtschaftsgebiet mit Bewässerung, grossen Viehherden und tödlich langweiligen Käffern der erste Hinweis: „Bay of Island Lookout, turn right 300 Meter“ (Aussichtspunkt Insel-Bucht, 300 Meter rechts). Und dann bleibt dir die Luft weg!
Im wunderbaren Licht des Sommer-Spätnachmittags plötzlich die Klippen, die bizarren Formationen, die Brandung an den Felsen, die Farben des Meers, der Gesteine, des Himmels und der Wolken. Nicht zu beschreiben. Aus- und Durchblicke, ein Spektakel. Gischt spritzt meterhoch, Wasser verläuft sich auf den Steinen und Klippen. Sonne spiegelt sich zwischen den Felsabstürzen und den aus Resten der früheren Küste gebildeten Felsskulpturen, die wie übergrosse Säulen im Meer stehen geblieben sind. Brandung donnert unter den Füssen. Wind streicht über Klippen und Sträucher. Vögel zwitschern. Und die wenigen Touristen sind eher still und staunen mit uns.
Australien in zwei Wochen
Mit einer Gruppe von fünf Chinesinnen und ihrem Fahrer kommen wir ins Gespräch, auf Chinesisch. Sie kommen aus Peking, sind die Belegschaft eines Ladens beim Gulou, Trommelturm, und die jüngste ist die Chefin, der Laoban. Sie bereisen Australien in zwei Wochen, dann ruft das Geschäft.
Was haben wir es doch gut mit unserer vielen Zeit. Zwar verpassen wir einen schneereichen Winter, aber auch die Bilder vom tief verschneiten Hörnli können uns (noch) kein Heimweh entlocken. Wir schwimmen noch gerne am Morgen im Brightwater Lake und am Abend im Ozean in Port Campbell, auch wenn das Wasser schon etwas frisch ist.
Was haben wir es doch gut mit unserer vielen Zeit. Zwar verpassen wir einen schneereichen Winter, aber auch die Bilder vom tief verschneiten Hörnli können uns (noch) kein Heimweh entlocken. Wir schwimmen noch gerne am Morgen im Brightwater Lake und am Abend im Ozean in Port Campbell, auch wenn das Wasser schon etwas frisch ist.
Morgen kommen die weiteren Attraktionen der Great Ocean Road. Hoffen wir, dass das Wetter hält! ( Es hat gehalten.)
Loch Ard Gorge
Das Gebiet um die schluchtartige Einbuchtung von Loch Ard ist nach einem Schiff benannt, das hier 1878 an den Klippen am Eingang zerschellte. Nur zwei Menschen überlebten. Die Aussichtspunkte heissen Razorback, Island Archway, Mountbird Island, Broken Head, Thunder Cave und eben Loch Ard Gorge. Wir wandern über zwei Stunden herum, besichtigen alle Ecken und baden dann auch noch in der Schlucht. Das Wasser ist saukalt, aber es ist schön erfrischend, denn es ist mit 24 Grad Lufttemperatur schon fast etwas heiss an der Sonne…
Bisher waren wenig Touristen an den Sehenswürdigkeiten. Das änderte sich ab den 12 Aposteln, der Hauptattraktion der felsigen Küste, schlagartig. Es wurde recht voll, nicht vorzustellen, wie dies während der Hochsaison sein musste.
Die Zwölf Apostel sind eindrücklich, aber es gab andere Stellen, die wir vorher gesehen hatten, die uns fast besser gefallen haben.
Bevor wir einen Campingplatz am Ufer des Flusses Aire aufsuchen, machen wir noch eine kleine Wanderung durch den tropischen Regenwald des Melba Gullys bei Lavers Hill in den Hügeln. Bis Apollo Bay geht die Strasse von Westen kommend immer wieder in die Berge der Otway Ranges hinein, die auf der ganzen Strecke bis Lorne direkt ans Meer kommen.
Koalas am Cape Otway Lighthouse
Ein Abstecher führt uns an den zweitsüdlichsten Punkt des australischen Festlands: Cape Otway. Hier steht ein Leuchtturm von 1848. Auf dem Weg dahin, so wurde uns versprochen, würden wir Koalas in den Bäumen sehen. Der lange vermissten Emus eingedenk, waren wir skeptisch. Aber oha. Ulla fielen die vielen grossen grauen Nester auf, die sich dann als viele kleine Koalas entpuppten. Lustig, putzig, schön.
Der Leuchtturm war der wichtigste Australiens. In der Einwanderungswelle des Goldrausches Mitte des 19. Jahrhunderts war das der erste Punkt, den die Schiffe nach langer und meist stürmischer Fahrt wieder sahen. Damit waren sie mehr oder weniger in Sicherheit. Einb kleines Ad-hoc-Theater unterhielt uns im Museum: Der freiwillige Museumswärter (Hugenottenfamilie, ehemaliger Armeeingenieur) las zusammen mit einer Besucherin, die sich zur Verfügung stellte, ein fiktives Gespräch zwischen dem Chef der Leuchtturmbesatzung und seiner Frau vor, das die schwierigen Lebensumstände drastisch und humorvoll beschrieb. Unter anderem kam jeweils ein Schiff mit Post, Proviant und so: einmal im Jahr!Strasse am Meer
Zwischen Apollo Bay und Lorne fahren wir immer direkt am Meer, und es ist eine der eindücklichsten Küstenstrassen, die wir je gefahren sind. Manchmal Dutzende von Metern über den Felsklippen, dann entlang von grossen Stränden mit starker Dünung, dann wieder, so der Eindruck, direkt ins Meer hinein vor unserer Nase.
Die Great Ocean Road ist wirklich ein Erlebnis, von A bis Z. Und wir hatten ausgesprochen schönes Wetter.
Ueber Torquay, das wie Angelsea, Lorne und Apollo Bay tolle Surfstrande hat, kehren wir nach Werribee zurück, wo wir die beiden Cousinen wohlbehalten bei Peter abliefern.
In Geelong besuchen wir noch ein Kulturzentrum der Ureinwohner, mit schönen Bildern und gutem Kunsthandwerk.
Flagge der Ureinwohner mit Unterschriften der Persönlichkeiten, die für die politische Entschuldigung von 2008 wirkten.
Es waren gute Tage im westlichen Victoria.
Es waren gute Tage im westlichen Victoria.
Von hier geht es nach Norden an den Murray River, dann nach Adelaide, wo am 16.3. Schwester Ruth und ihr Sohn Thomas eintreffen.
21.2.12 / JB.
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