Nachtrag: Die Fahrt nach Broome / Beim Glaser / Vernissage mit
Schweizer Bezug
/ Sirnach near Ifwil /
Kulturfragen / Gratwanderungen / Wenig
Konvergenz /
Rollendes Altersheim – Ruhige Tage in Broome / Perlen / Die Zucht / Spezialisten / Auf dem Segelschiff / Fahrende Badewanne / Sonnenuntergang zum Abschied / Historisches schönes Broome
Port Hedland ist neben Karratha/Dampier die andere Minenkopfstation
Pilbaras (die Minen sind in Newman, Marble Bar usw.) Auch hier wird neben der
Hafentätigkeit auch noch Salz gewonnen. Wir fahren in die Stadt, und diese ist
dann wirklich nur Hafen und sonst praktisch nichts: ein Einkaufszentrum, ein
Hotel, eine Bar (riesig), Werkstätten und Eisenwarenhandlungen.
Das Pardoo Roadhouse war mir eine Lehre: Ich hätte nicht unbedingt
Sprit gebraucht, aber ich dachte, besser ist besser. Und siehe da: die
Dieselpumpen waren mit Vorhängeschlössern blockiert. Kein Diesel. Wenn nicht
der freundliche Mann aus Brisbane gebracht hätte, hätte ich gezittert, ob das
nächste Roadhouse gehabt hätte (es hatte!). Wir warteten eine halbe Stunde und
hatten dann voll. Ein Mann erzählte, das sei ihm von Süden nach Norden im
Zentrum drei Mal passiert. Also immer füllen, wenn es geht.
Ah ja, vor ich’s vergesse: Ifwil: Seine Schwester lebt dort. Sie bäckt
auch Brot, das man in einem Kasten an der Strasse kaufen kann. Wir werden es
dann probieren. Das Brot, das Richard am nächsten Tag für uns gebacken hat, war
ausgezeichnet.
Ich habe früher geschrieben, dass diese Leute „Grey Nomads“, graue Nomaden genannt werden. Mich erinnert es eher an ein rollendes Altersheim.
Die Muscheln können bis zu vier
Mal bestückt werden, und jedes Mal wird die Perle grösser und damit wertvoller.
Dabei sinkt aber die Rate der Muscheln, die Perlen machen, dramatisch ab, was
den Wert der grossen Perlen weiter steigert. Hier in Broome werden nur 7% der
Salzwasser-Zuchtperlen gewonnen, sie sind aber so gut, dass sie 70% des
weltweiten Ertrags an diesen Perlen einbringen.
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Nachtrag: Die Fahrt nach
Broome
Die Fahrt nach Broome geht noch durch Ostpilbara, hunderte von
Kilometern. Wetaustralien ist riesig, ein Drittel des Kontinents. Wir spüren
das.
Von Karratha bis Broome, ist es vor allem flach, flach, flach. Und ganz
schön windig. Es ist nicht langweilig, aber eintönig. Viele Raubvögel kreisen
über der Ebene, Schwärme von Schwalben stieben über die Strasse.
Und dann landen
plötzlich zwei grosse Raubvögel, wie ich meine, aber es sind Trappen, (Australian
Bustards), über einen Meter gross stehen sie im Gras vor uns und fliegen nicht
weg. Sie sind, laut meinem Vogelbuch, eher selten anzutreffen.
Die Luft flimmert über dem Land. Wenn es, immer mal wieder, Berge oder
steile Hügel hat, die aus der Ebene aufstossen, so scheinen sie über dem Land
zu schwimmen. Manchmal fahren wir durch Busch mit ganz wenigen Bäumen, manchmal
ist es nur Gras. Die wenigen Homesteads, wie hier die Ansammlung von Wohnhaus
und Nebengebäuden der riesigen Farmen heissen, kündigen sich mit grossen
Antennenmasten an. Ich vermute, dass die Kühe, die frei herumlaufen, einen
elektronischen Chip haben und mit diesen Antennen geortet werden. Cowboy ade,
GPS ahoi. Aber sie machen es anders: Mit Helikoptern; die Masten dienen der Telekommunikation!
Zum Leben muss das schauderhaft sein. Dementsprechend müssen auch die
Arbeitskräfte geködert werden. Ein Fahrer eines Tanklastwagens, der Diesel in
die Tankstelle des Roadhouses von Pardoo bringt, erzählt mir, dass seine
Familie in Brisbane an der Ostküste ist, er aber hier arbeitet, da er den
doppelten Lohn erhält. Und noch einen Zuschuss zum teuren Zimmer, das er mieten
muss: 370$ - in der Woche, und das in Port Hedland, am Ende der Welt.
So kamen wir nach Broome, Zentrum der Perlenzucht und Eingangstor zur
nördlichsten Ecke von Westaustralien: die Kimberleys.
Beim Glaser
Das erste, was wir in Broome machen mussten, war, die Frontscheibe
reparieren zu lassen. Unterwegs machte es, als uns einer der grossen Dreierzüge
entgegenkam, plötzlich „tagg“, und ich sah vor mir auf der Beifahrerseite (Elo
war am Fahren), einen kleinen Stern im Glas. Ein Stein war nach vorne
geschleudert worden, uns in die Scheibe. (Steinschäden entstehen fast immer von
entgegen kommenden Vehikeln). Ein kleines Netz von Rissen breitet sich aus,
aber nicht weit, vorderhand.
In einem kommerziellen Reiseführer hatte es Inserate von Firmen, die so
was flicken. Nichts wie hin. Und siehe da, Chips, wie sie das hier nennen,
werden geflickt, die Scheibe bleibt drin. Ein feines Loch wird in die Scheibe
gebohrt und Harz eingefüllt, wodurch die Luft zwischen den zwei Schichten raus
geht und es dann nicht weiter reisst. Dann wird mit Feuerzeug und Lampe
gewärmt, das überflüssige Harz mit der Rasierklinge abgezogen. Und fertig ist
die Reparatur. 20 Minuten, 99$, mal sehen, ob die Versicherung etwas gibt. Den
Flick sieht man kaum. Die Leute haben Routine, es scheint hier gang und gäbe.
Vernissage mit Schweizer Bezug
Hier in Broome wollen wir einige Tage bleiben. Es ist eine schöne
Stadt, viel Tourismus, aber auch einige Tradition. Die Stadt ist das Zentrum
der Perlenzucht, das wollen wir ansehen. Aber sie ist auch Winterquartier für
viele Rentner aus dem Süden, die regelmässig herkommen und mehrere Monate auf
den Campingplätzen bleiben: Es ist wärmer als an den südlichen Küsten, aber
weniger heiss als im Landesinneren oder in Darwin. Ich komme darauf zurück.
In der Stadt gehen wir in eine Galerie. Eine Frau, die Elos Mütze mit
dem Schweizerkreuz erkennt, grüsst Elo mit einem makellosen „Grüezi“. Nein
keine Schweizerin, Claire Beausein stammt von nach England ausgewanderten
Hugenotten ab und ist eine australische Künstlerin, die aber Beziehungen in die
Schweiz hat. Im Juni fährt sie für vier Monate nach Basel, - sie stellt Tiere
dar, arbeitet mit Muscheln und Blättern -,
einen Aufenthalt am Naturhistorischen Museum hat. Sie hat eines von zwei
möglichen australischen Stipendien gewonnen!
Ich gebe ihr die Koordinaten von Schwester Gret und vom Naturmuseum
Frauenfeld, das eben für die Auswahl als bestes Museum Europas nominiert worden
ist.
Claire (s. auch www.clairebeausein.com.au)
wiederum lädt uns zur Vernissage ihrer
Ausstellung von heute Abend ein. Nichts wie hin!
Sirnach near Ifwil
Wie lokal der Schweizer Bezug dann sein würde, hatten wir allerdings
nicht gedacht. Claire stellte uns ihren Partner Richard (Nachnamen werden hier
nie genannt) vor. Der sah sich meine Visitenkarte an, auf der ich Grets Koordinaten
notiert hatte, und meinte, in breitem Australisch: „O, Sirnach, I know, that’s
near Ifwil.“ Da war selbst der Baumberger einen Moment sprachlos, ist doch
Ifwil – für nicht Eingeweihte – ein Weiler an der Strasse zwischen Eschlikon
und Aadorf, keine fünf Kilometer Luftlinie von Sirnach.
Es stellte sich heraus, dass Richard als Schweizer in Australien geboren
wurde, dann in Wetzikon aufgewachsen ist (sein Züritütsch ist breit, aber etwas
englisch eingefärbt und wir bleiben beim Englischen). Er kam dann wieder
hierher, wo er seine Ausbildung vervollständigte, und er ist heute Spezialist
für Projekte des Schutzes von Land und Meer (Land and Sea Protection), die in
enger Zusammenarbeit mit Ureinwohnern durchgeführt werden.
Kulturfragen
Am andern Tag waren wir bei Claire und Richard zum Tee/Bier eingeladen.
Wir sitzen in einem schönen Garten eines Hauses im traditionellen Outback-Stil.
Der Garten wird dominiert durch einen riesigen Baobab, der über 200 Jahre alt
ist, also aus der Zeit stammt, in der noch sehr lange keine Weissen hier
siedelten.
Richard erzählte uns von seinen Projekten, durch die die Ureinwohner
dieser Region ihre Zukunft vermehrt in die eigenen Hände bekommen sollen. Er
kennt ihre Kultur gut, spricht ihre Sprachen. Hier in der Nordecke von
Westaustralien machen die Ureinwohner immer noch die Mehrheit der Bevölkerung
aus.
Gratwanderungen
Aber die Verbindung der beiden Kulturen ist eine Langfristaufgabe und,
so scheint es uns auch vor dem Hintergrund unserer Erfahrungen mit ähnlichen
Fragen in anderen Kontinenten, es ist eine Gratwanderung zwischen Vertrauen
gewinnen und Belehren, zwischen Erhaltung der Tradition und Einführung von
Elementen unserer technisierten Welt.
Ausserdem steht die Region unter dem Druck der internationalen
Konzerne, die die Bodenschätze ausbeuten wollen, kurzfristig ohne
Langzeitperspektive, mit höchster Profitabilität, komme nachher, was wolle.
Fragile natürliche und soziale Systeme kommen leicht unter die Räder. Und die
Regierungen in Perth und Canberra haben im Zweifelsfall auch lieber den Spatz
in der Hand (sprich: Steuersubstrat von heute) als die Taube auf dem Dach
(sprich: nachhaltige Entwicklung mit weniger Tagesertrag). Zur Zeit versuchen
die Multis, ein Gasprojekt vor der Küste durchzudrücken. Es geht um 30
Milliarden $ Investitionen. Kommen sie durch, sind die beschaulichen Tage von
Broome, die beschaulichen Tage von Kimberley gezählt.
Richard aber arbeitet mit viel
Enthusiasmus, Engagement und hohen moralischen Werten, die er überzeugend und
realitätsbezogen vertritt. Durch und durch und breit gebildet lässt er sich ein
auf die Kultur des alten Australiens und die Landschaft, die ihn hier umgibt.
Beide sind fordernd, das spüren wir. Aber der Respekt vor und die Zurückhaltung
gegenüber dieser alten Kultur, diesem alten Land sind beeindruckend.
Langsam sich mischenden
Flüsse
Wie schwierig es ist, die
beiden Kulturen zu mischen und so etwas wirklich Neues zu entwickeln, zeigt das
Gebiet von Claire, die visuelle Kunst. Es gibt wenig bis gar keine Konvergenz
zwischen der Kunst der Ureinwohner und der der Weissen. Laut Claire haben die
heute als Modeströmung sehr erfolgreichen (auch wirtschaftlich!) Künstler der
Ureinwohner keinen Grund, ihren Stil zu ändern, zu entwickeln und sich von der
weissen Kunst beeinflussen zu lassen.
Andererseits sind die weissen
Künstler zurückhaltend, Elemente der Kunst der Ureinwohner aufzunehmen, zu sehr
könnte dies auch als Anbiederung angesehen werden. Trotzdem vermeinen wir,
soweit wir das überhaupt beurteilen können, in Claires Werk Einflüsse zu
finden, die ihre Wurzeln in dieser Region haben: die Arbeit mit Elementen der
Natur Kimberleys. Und auch die Künstler der Ureinwohner malen wohl kaum mehr,
wie das ihre Vorfahren getan haben.
Das ruft in mir das Bild hervor
von riesigen Strömen wie dem Solimoes und dem Rio Negro, die in Manaus in
Brasilien den Amazonas bilden, und die nach dem Zusammenfluss hundert Kilometer
braun und schwarz nebeneinander her fliessen, bevor sie sich wirklich
vermischen.
Rollendes Altersheim – Ruhige
Tage in Broome
Wir geniessen einige ruhige Tage
in Broome, in einem Campingplatz direkt am Meer und in Fussdistanz vom Zentrum.
Es ist zwar immer etwas windig (manchmal sehr!), aber geruhsam. Elo sitzt an
der Sonne. Ich sitze vor Jeb (Stromanschluss!) und schreibe, vor mir das Meer,
über mir kreist ein kleiner braun-weisser Bussard (der meiner Linse entgeht),
vor mir pickt ein Ibis (den ich erwische), was für ihn auf der sandigen Wiese
zu finden ist, und schliesslich kann ich einen braune Gabelweihe (Kite, unserem
Milan verwandt) fotografieren..
Die Gezeiten sind hier sehr
hoch, bis 10 Meter Tidehub. Das kommt daher, dass der Kontinentalschelf, der
der Küste vorgelagerte relativ flache Meeresboden hier sehr weit hinausgeht.
Dadurch wird das Wasser bei Flut gleichsam aufgestaut. Das Meer direkt vor uns,
aber Baden können wir nicht. Man hat uns vor Krokodilen und Haien gewarnt.
Wir sind von Langzeitcampern
umgeben. Seit einiger Zeit treffen wir nur noch Rentner auf der Landstrasse.
Die meisten fahren nach Norden, um dem Winter im Süden zu entgehen. Broome ist,
wie gesagt, eine sehr beliebte Destination, wo sie mehrere Monate bleiben (3
bis 5!), immer am gleichen Ort. Sie erhalten keinen Rabatt für Langzeitkunden,
sondern sie zahlen tagtäglich den gleichen Tarif wie wir: 38$.
Die Männer fischen, die Frauen,
wenn sie nicht fischen, machen Kurse in der Stadt: Stricken, Makrame und so. Es
gefällt ihnen. Sie kennen sich oft schon seit Langem und treffen sich dann
hier. Sie suchen immer Kontakt, sind sehr freundlich. Bob, unser Nachbar, hat
uns eben eine Kokosnuss gebracht und sie mit seinem Beil auch noch geöffnet.
Ich habe früher geschrieben, dass diese Leute „Grey Nomads“, graue Nomaden genannt werden. Mich erinnert es eher an ein rollendes Altersheim.
Perlen
Am Morgen vor dem Tee mit
Claire und Richard machen wir einen – geführten – Ausflug auf eine der
Perlenfarmen der Region: Willies Creek, nördlich von hier. Hier in Broome
werden die schönsten Salzwasserperlen gezüchtet, weisse und goldene, die
schwarzen kommen aus Tahiti. Auf der Farm werden wir in die Geheimnisse der von
Mikimoto vor bald 100 Jahren entwickelten Perlenzucht eingeführt.
Früher wurden die die Perlen
ausschliesslich getaucht. Das war sehr gefährlich; vor allem Japaner und auch
versklavte Ureinwohner waren die Taucher. Ausserdem ist nur in jeder 5000.
Perlmuschel (Pearl Oyster) eine Perle zu finden. Damals war die Hauptindustrie
das Perlmutt. Der grösste Teil der Perlmuttknöpfe (vor der Plastikzeit!) kam
aus Broome. Diese Industrie besteht praktisch nicht mehr (in der Plastikzeit).
Die Zucht
Heute werden nur noch die
Muscheln getaucht, die dann für die Zucht auf Schiffen von Spezialisten mit
einem Perlkern versehen werden und für zwei Jahre im Meer bleiben. Sie werden
in Körben aufgehängt, die bei der sehr starken Gezeitenströmung mal
landeinwärts, mal landauswärts hängen. Dadurch werden die Perlen rund. Wenn die
Muschel immer gleich liegt, gibt es irgendeine Form. Die Muscheln werden jede Woche
gereinigt und alle zwei Monate durchleuchtet, und die 15% der Muscheln, die
keine Perle machen, werden aussortiert.
Spezialisten
Die Techniker, die die Perlen
mit Kernen bestücken und dann auch weiterhin beobachten, sind ausgesprochene
Spezialisten. Sie müssen heute Meeresbiologie studiert haben, dann eine
vierjährige Anlernzeit mit einem Meister machen, und erst dann können sie
selbständig arbeiten. Sie tun das in der Saison 3 Monate Tag für Tag und
verdienen in dieser Zeit über 100'000 $. Ist die Saison hier rum, gehen sie
noch für eine Saison nach Tahiti.
Wir lernen auch noch, wie man eine
richtige Perle erkennt: Wichtig ist, dass sie nicht ganz perfekt sein kann. Sie
ist nicht ganz rund, und sie hat immer eine Textur von kleinen Rillen.
Ausserdem kann man sie über die Zähne fahren, dann muss sie leicht kratzen.
Auch der Glanz muss schillernd sein. Wir lernen das, aber Elo will keine Perle
kaufen. Sie hat, so sagt sie, Schmuck genug.
Auf dem Segelschiff
Heute machen wir einen Ausflug
mit einem der alten Perlboote (Lugger), von denen aus die Perlen früher
getaucht wurden. Die Ingombi (Südafrikanisch für Junge Frau) wurde 1903 als
Perlboot für die Perlmuttindustrie gebaut und diente in den Jahrzehnten seither
den verschiedensten Zwecken. Seit einigen Jahren haben junge Leute sie zu einem
Ausflugsboot umfunktioniert.
Wir werden am Campingplatz
abgeholt und an den berühmten Cable Beach gefahren (von hier ging früher das
Uebersee-Telegrafiekabel nach Westen). Der Strand ist lang und breit und wird
von Autos befahren und von Kamelen begangen. Letztere sind eine
Touristenattraktion Broomes. Drei Gruppen von gut einem Dutzend Kamelen,
Nachfolger früherer Lastkamele vor allem aus Pakistan, schreiten gravitätisch
zwei- bis dreimal am Tag den Strand hoch und runter. Dafür sind wir aber nicht
nach Australien gekommen.
Wir, eine Gruppe von knapp 20
Touristen, werden am flachen Strand von einem kleinen Motorboot abgeholt und
auf das weiter aussen liegende eher kleine Segelschiff getendert. Es wird uns
ein Stück die Küste hochsegeln, und bei Sonnenuntergang wieder runter. Wir
werden gut verpflegt, die alkoholischen Getränke wie Gin Tonic müssen wir
kaufen.
Fahrende Badewanne
Wir können auch schwimmen
gehen. Das geschieht folgendermassen. Am Ende des Schiffs wird ein Netz aus
dicken Stricken nachgezogen. Die Schwimmer (ich bin der erste) steigen seitlich
ins Wasser und hangeln sich an einer Leine entlang nach hinten, d.h. sie passen
auf, dass ihnen das Schiff nicht davonfährt. Dann setzen wir uns ins Netz. Nahe
am Schiff bist du halb draussen, weiter weg, bist du mehr im Wasser.
Es ist super! Das Wasser
umfliesst dich und massiert dich vollautomatisch. Du liegst auf dem Rücken und
lässt es vorbeiströmen. Die Rückkehr aufs Schiff ist dann etwas anstrengend, da
du dich gegen die Strömung nach vorn ziehen musst. Aber es ist ein äusserst
erfrischendes Bad.
Sonnenuntergang zum Abschied
Den Rest des Nachmittags sitzen
wir auf dem Schiff, plaudern, essen, trinken und lassen uns völlig ruhig durch
die leichte Dünung segeln. Den Abschluss bildet einmal mehr ein wunderbarer
Sonnenuntergang. Die Farben werden verstärkt durch einen Schleier von Rauch,
der von einem seit Tagen hinter der Küste brennenden Gebiet herübertreibt.
Historisches schönes Broome
Heute ist wieder Ruhetag, und
wir gehen noch ins nahe gelegene lokale Museum. Ein Teil der Ausstellung ist
der Permuschel-Fischerei gewidmet. Uns wird noch einmal klar, wie sehr hier die
verschiedenen Völker gemischt wurden. Die Taucher waren Aboriginies (meist unfreiwillig),
Japaner und Malayen.
Vor dem ersten Weltkrieg wurde
in einem eher tragi-komisch anmutenden Anfall von „all white“ (ausschliesslich
weiss) versucht, die asiatischen Taucher durch Engländer zu ersetzen. Das
misslang gründlich. Die jungen Männer starben wie die Fliegen bei der ohnehin
schon gefährlichen Arbeit. Und so konnte die Wirtschaft weiterhin erleichterte
Einreisebedingungen für Asiaten durchsetzen.
Aber auch Chinesen trieben
Geschäfte. Der Friedhof auf der Klippe und der Abfallhaufen von Grabsteinen im
Museumsgelände zeugen von dieser Mischung. Dominiert haben aber bis weit in die
70er Jahre die Engländer und deren Nachkommen. Und sie dominieren eigentlich
immer noch.
Einen grossen Teil des Museums
nimmt – wie immer – der Anteil der Stadt am Krieg ein. Und Broome hat es auch schwer
erwischt. Am 3. März 1942 wurden hier vor allem holländische und amerikanische
Truppentransporter voll von Soldaten von einem Japanischen Kommando
zusammengehauen. Es gab viele Tote, auch aus der Bevölkerung. Aber uns ist das
alles ein Bisschen zu viel Kriegsgedröhn.
Summa Summarum: Broome ist
wirklich eine schöne Stadt.
29.5.2012 / JB. (mit Korrekturen,
Verbesserungen, Präzisierungen von Elo)
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