Montag, 11. Februar 2013

4-11 Abschluss in Arizona

Die letzte Etappe / Phoenix / Gut betreut / Amifass / Nach Nordosten / Bergbau und Red Rock / Pueblos im Lavaland / Navajo / Im Tal der Monumente / Canyon de Chelly / Sally erzählt / Das Weisse Haus / Ericcharly der Diné-Künstler / Der versteinerte Wald / Montezumas Schloss / Die letzen Tage / PS. Wüstenwanderung

Die letzte Etappe

Unsere Reise neigt sich – nach über 19 Monaten – dem Ende zu. Wir machen vor der Rückkehr in die Schweiz noch einen Halt in Arizona, um der Seele das Mitkommen etwas zu erleichtern. Phoenix ist es, weil Elos Cousine Helga und ihr Partner Roland hier in Scottsdale ein schönes Haus haben, das wir für gut zwei Wochen in Beschlag nehmen dürfen. Danke!

Am Flughafen holt uns ein gemeinsamer Freund ab: Stan, mit dessen Gattin Mary wir vor Jahren die Velotour Passau-Wien entlang der Donau gemacht haben. Wir haben uns damals gut verstanden, und tun es immer noch. Mary und Stan sind weltoffen, interessiert und spannende Gesprächspartner. Dass Stan sich im Ankunftsdatum vertan hat und mich einen Tag zu früh mit dem Handy anrief, ob wir gut gelandet seien, steht auf einem anderen Blatt: Es war in Hawaii 6 Uhr morgens und ich war noch tief im Bett! Er kam dann halt 24 Stunden später nochmals.


Phoenix


Wir fliegen über die Wüste Westarizonas und über die vielen aus der Luft eher uniform anmutenden Wohnsiedlungen in die Grossstadt Phoenix ein. Die Metropolis besteht eigentlich aus drei Städten: Phoenix, Mesa und Scottsdale, und sie hat 4,5 Millionen Einwohner. Die Stadt dehnt sich über fast einen Breiten- und einen Längengrad aus, jeweils Luftlinie gegen 100 Kilometer von einem Ende zum anderen. Ausser im Zentrum von Phoenix ist alles einstöckig gebaut, die Strassen sind breit, meist schnurgerade rechtwinklig angeordnet. Zum Einkaufen geht es sofort einige Kilometer, in ein grösseres Zentrum auch mal 20, 30 oder mehr.


Phoenix hat ein sehr mildes Klima. Auf 500 bis 600 Metern gelegen, relativ südlich, ist es meist warm bis heiss und trocken. Auch jetzt im Winter ist es bei tieferen Temperaturen von unter 20 Grad angenehm warm, wenn die Sonne scheint, und das tut sie brav fast immer. Daher ist die Stadt beliebt bei reichen Leuten und Rentnern (am besten beides, was die Autos auf den Parkplätzen deutlich zeigen). Aehnlich wie Südkalifornien und Florida (das auch den Namen „Warteraum Gottes“ trägt).


Die Stadt ist eigentlich in eine Wüste gebaut, das Wasser liefern die umliegenden Berge. Wie lange es reicht, weiss ich nicht.


Gut betreut

Helga und Roland wohnen, wenn sie hier sind, in einer Siedlung am Rande der Wüste. Vor dem Haus steht einer der schönen Telegrafenkakteen (ich nenne sie so, richtig heissen sie Saguaro), die nur hier in Arizona und im mexikanischen Staat Sonora  wachsen. Das Haus ist gross und komfortabel, ein richtiger Genuss nach fast zwei Jahren Minibus (7m2, Wohnfläche 4-5m2), Motor Home (12m2, Wohnfläche 10m2) und vielen Hotelzimmern unterschiedlicher Grösse. Wir gewöhnen uns schnell wieder daran. 


Wir werden hier von Freunden Helgas und Rolands gut betreut. Mary und Stan besuchen wir in ihrem nahe gelegenen Haus, das von einem Schüler Frank Lloyd Wrights gebaut wurde. Und über die Strasse lernen wir Corinne und Ted kennen, die auch zum Haus schauen. Ted ist stolz auf seine deutsche Abstammung und bekocht uns mit einem deutschen Menue. Wir sind gut aufgehoben.


Amifass


Wir dürfen Rolands Auto benutzen. Auch das ein Genuss. Es ist, wie wir als Junge gesagt haben, ein richtiges Amifass: Ein Cadillac: DeVille 1999, 4,5-Liter-Motor, 275 PS (205KW), breit, bequem, schön. Er gondelt bei etwas unebeneren Strassen wiegend durch die Gegend, hat viel Kraft, ohne spritzig zu sein, brummt angenehm leise vor sich hin, und ich sitze am Steuer wie in einem bequemen Fauteuil, habe auf den vielen kurvenarmen oder schnurgeraden Strassen meist den Tempomaten drin, strecke die Füsse. Die Strassenlage erinnert etwas an den Chevi meines Vaters oder noch mehr an den alten 8-plätzigen DeSoto, mit dem wir auch Möbel geliefert haben. 


Zuerst gehen wir auf Einkaufstour, 20 Meilen (30Km) ins Zentrum von Scottsdale (noch nicht von Phoenix!), in den Fashion Square, wo wir die ersten Kleider und Schuhe kaufen. Wir müssen vieles, was uns fast zwei Jahre lang durch Hitze und Kälte gedient hat, ersetzen, und ausserdem lohnt es sich immer, hier Jeans zu kaufen, denn hier haben sie Passgrössen für alle Beine, Bäuche und Füdli. Auch Schuhe sind gut, und ich erstehe neu Turnschuhe und ein Paar elegantere.


Letzterer Kauf erinnert mich allerdings dann an ein Erlebnis meiner Schwester in Australien: Ich ziehe sie sofort an, und sie machen mir ebenso schnell hinten an der Sehen eine Wunde, die sich dann erst noch entzündet. Auf unserem Ausflug (s.u.) tut das auch im Turnschuh immer ganz schön weh, und erst jetzt kann es sich beruhigen. Was die Schuhe machen, die mir jetzt – aus der Distanz! – etwas weicher scheinen, werden wir sehen.


Nach Nordosten

Wir sind 17 Tage hier und wollen noch etwas sehen. Auf den Rat Stans nehmen wir uns den Nordosten des Staates Arizona vor, Gebiete, die wir noch nicht gesehen haben. Auch wenn es höher ist, und kälter, jetzt im Winter. Aber in der Sonne…..(s.o.). Es stimmt mit der Sonne dann auch: Wir haben, ausser einem bedeckten Nachmittag, 5 Tage Sonnenschein.

Den Grand Canyon lassen wir sein, den kennen wir. (Ich besonders: Ich bin da mal, vor 34 Jahren im Hochsommer nach 9h morgens die 1500 Höhenmeter runter gerannt, und in der Mittagshitze dann wieder hoch. Es hat mich fast umgebracht, war aber sensationell. Typische Baumberger-Uebung, hätte auch von meiner Mutter sein können, gell Nanny!)


Zuerst geht es auf der Autobahn nach Norden, immer leicht ansteigend. Zunächst hat es ganze Felder von Telegrafenkakteen, die dann auf rund 900 Metern Höhe schlagartig ausgehen. Wir verlassen die Autobahn in Richtung Nordwesten nach Prescot, der ehemaligen Hauptstadt. Hier kaufen wir in einem guten Souvenir-Laden kleine Teppiche und eine Tasche mit schönem Muster der Navajo-Indianer – Made in India, wie sich herausstellt. Dafür sehr günstig, und, wie gesagt, schön.


 
 

Bergbau und Red Rock


Das hoch an einer Bergflanke gelegene Jerome ist eine ehemalige Goldgräber- und Bergbaustadt (Gold, Silber, Kupfer, bis 1953), die zu Zeiten des Goldrausches 15'000 Einwohner, 100 Saloons und 121 Bordelle hatte. Heute schauen rund 450 Einwohner zu den Ruinen und dem touristischen Erbe, das sie weidlich nutzen. Wir spazieren rum, trinken mit sensationeller Aussicht ein Coci (ich) und Wasser (Elo) und nutzen das WC der Beiz (beide).
 

Dann geht es weiter in Richtung Sedona durch die Red Rocks. Hier machen wir einen Abstecher in den Nationalpark und dort einen Spaziergang. Die geologischen Formationen sind mit ihrem Farbenspiel schön, die Wüstenpflanzen lassen erahnen, wie das im Frühling sein muss, wenn die Kakteen blühen.


Sedona liegt mitten in diesen Bergen, wir halten nicht an, zu rummelmässig. Wir fahren hinauf nach Flagstaff, dem Ausgangspunkt für den Norden und Nordosten. Von hier aus geht es zum Grand Canyon und den Skigebieten in den Nordnordwestlich gelegenen fast 4000 Metern hohen Bergen. Mary und Stan sind gleichzeitig dort oben am Skifahren. 

 

Pueblos im Lavaland


Auf dem Weg in Richtung Grenze zu Utah fahren wir den Bogen zum Wupatki National Monument, das Ruinen alter Indianer-Siedlungen umfasst. Zuerst kommen wir am Sunset Crater vorbei, einem relativ jungen Vulkan, der vor knapp 1000 Jahren ausbrach, und die Umgebung mit einer Schicht von Vulkanasche überdeckte. Dieser Ausbruch erfolgte zur Zeit, als die rund 20 Kilometer nördlich gelegenen Pueblos bewohnt waren.

Pueblos sind Indianerhäuser aus Stein oder Lehm, die oft mehrere Stockwerke hoch sind. Sie kennen keine Treppen. Die jeweils wenigen Hundert Bewohner kamen mit Holzleitern von Stock zu Stock, die sie bei Bedarf auch einziehen konnten. Pueblos sind oft an grossen Felswänden gelegen, wo sie die Felsen als Wände und das Klima nutzen (relativ warm im hier oben strengen Winter, wenn die Felswände aufheizen, relativ kühl im heissen Sommer). Sie können aber auch auf freiem Gelände stehen, wo sie Felsblöcke als Fundament oder Wandelemente nutzen. 


Die Kultur der Pueblos ist sehr alt, mehrere Tausend Jahre. Sie wurden von einer Urbevölkerung gebaut, die sie in dieser Gegend im 13. Jahrhundert verliess, Gründe nicht völlig bekannt. Die Navajo-Indianer, die ein riesiges Reservat haben, haben die Pueblos nicht genutzt, anders die Hopi, deren Pueblos bis in die Neuzeit bewohnt waren. Das Wupatki-Pueblo, das wir besuchen, hat neben dem Wohn- und Lebensbereich einen Versammlungsplatz und einen runden Ballspiel-Platz, der auf den engen Bezug zu den Ureinwohnern Mexicos hinweist.

 

Navajo

 
Wir sind jetzt im grossen Indianerreservat der Navajo-Nation, das im Nordosten etwa einen Fünftel Arizonas und auch noch Teile von Utah, Colorado und New Mexico umfasst. Es ist mit knapp 70'000 Quadratkilometern (fast zweimal die Schweiz) das grösste Reservat. In ihm leben rund 300'000 Menschen. (In seinen Grenzen liegt auch noch ein  Hopi-Reservat; die Hopis waren wie gesagt Pueblo-Bewohner). Die Navajos kamen vor einigen hundert Jahren in dieses Gebiet. Sie waren Ackerbauern und Viehzüchter, lebten aber zum Teil auch von Ueberfällen auf andere Indianer und Mexikaner, die bis 1846 diesen Teil der USA unter dem Namen Nuevo Mexico beherrschten.

Die Gesellschaft der Navajo kannte, ähnlich den Aborigines Australiens keine hierarchischen Herrschaftsstrukturen. Jeder konnte mitreden, es wurde kollektiv entschieden. Der Familienverband, der Clan, war die Einheit, die das Leben der Navajos bestimmte. Die Gesellschaft war matrilineal: Die Familie der Mutter bestimmte die Clan-Zugehörigkeit, der Mann heiratete in diese Familie hinein und aus seinem Clan heraus. Die Navajos nennen sich „Diné“, was einfach Leute oder Volk heisst.


Als die USA Nuevo Mexico annektierten, war es mit der Freiheit ziemlich schnell vorbei: Die Siedler beanspruchten das Land, die Navajos wurden vertrieben. Ihre Lebensweise mit den regelmässigen Ueberfällen, die vor allem der Beschaffung von Schafen und Pferden dienten, war mit einer festen Besiedlung unvereinbar. 1864 wurden sie von der US-Kavallerie auf einen 500-Kilometer langen „Langen Marsch“ („Long Walk“) getrieben, den viele nicht überlebten.


Unter dem legendären Kit Carson wurden ihre Dörfer zerstört, die Felder kaputt gemacht, die Fruchtbäume gefällt. Die Zustände im Reservat von Neu Mexico waren so desolat, dass sie zwei Jahre später wieder zurückkehren durften, in das heutige Reservat. Dort mussten sie sehen, wie sie den ersten Winter überstanden.


Im Tal der Monumente

 

Bei strahlendem Wetter fahren wir in eine der Naturwunder des amerikanischen Westens ein: Ins Monument Valley. Der Anblick ist überwältigend. Da stehen sie, auf knapp 2000 Metern Höhe, die Klötze aus Kalk- und Sandstein, die durch Wasser und Wind aus dem ehemaligen Hochplateau herausgeschält worden sind, Tafelberge bis zu 300 Meter hoch, mit senkrechten Wänden und bizarren Formen. Unten ist ein Kalksteinsockel, dann kommt eine dicke Sandsteinschicht, und oben haben sie wieder einen Kalksteindeckel. Das im Gestein enthaltene Eisenoxyd färbt sie rot und lässt frühmorgens und am Abend im tiefen Sonnenlicht grossartige Farbspiele zu.

Die grossen Blöcke sind über viele Kilometer verstreut und bilden ein eindrückliches Panorama, das vielen Wildwest-Filmen als Kulisse gedient hat und noch dient. Im Gelände unseres Hotels steht ein Nachbau eines Aussenpostens, in dem John Ford mit John Wayne gefilmt hat. Von unserem Balkon haben wir eine gute Aussicht. Es ist zwar im Schatten saukalt, und ich muss alles anziehen, was ich an warmen Kleidern habe, aber ich beobachte den Sonnenuntergang in allen Nuancen ebenso wie anderntags den Sonnenaufgang, der noch schöner ist.

 

 0701 h
 

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 0728 h
 
Davor fahren wir vom Besucherzentrum ein Stück weit nach unten zur Talsohle, um mitten in den Blöcken zu sein.
Und wir machen hinter dem Hotel einen längeren Spaziergang durch die Felsen, wild und schön.
 

 

Canyon de Chelly


Wir fahren durch das einsame Land des Reservats nach Südosten. Es hat fast gar nichts, wenig Sträucher, etwas Gras, selten Dörfer, schöne Landschaft. Unser Ziel ist der Canyon de Chelly („känjon di schei“, sagen sie, warum auch immer). In diesem Canyon wurde 1864 die letzte Schlacht des Navajo-Krieges geführt.


Nach dem Zimmerbezug haben wir Rendezvous mit Sally, einer alten Navjo-Indianerin. Stan hat uns eine Führung mit ihr organisiert. Sally ist klein, etwas rundlich, 74 Jahre alt und fit. Sie führt uns einen Nachmittag lang entlang des Canyon-Rands von Aussichtspunkt zu Aussichtspunkt. Mit unserem Auto, denn es ist viele Kilometer weit.

 

Auf dem auch hier auf 2000 Metern hoch liegenden Tafelland sehen wir nichts, bis wir direkt über die Kante nach unten blicken können. Da liegt die Schlucht, 100 – 300 Meter tiefer (je weiter hinten, desto tiefer, das Tafelland fällt ab), gewunden, mit senkrechten Wänden, bizarren Felsformationen und Schneeresten auf den wenigen Feldern, die es unten noch gibt.

 

Sally erzählt

 

Sallys Familie lebte früher im Sommer im Canyon, im Winter auf dem Randgebiet. Unten wurden die Felder bestellt, oben fanden die Tiere im Winter Futter. Unten war es im Sommer kühl, oben im Winter an der Sonne etwas wärmer. Damals flossen die Bäche das ganze Jahr, heute ist Ackerbau kaum noch möglich, und die Obstbäume tragen nur mickrige Früchte („Grünggel“ würden wir sagen), denn Staudämme oberhalb des Canyons und seiner Seitenarme lassen kein Wasser mehr nach unten.

Sally ist in Utah in eine Mormonenschule gegangen, denn dort durfte sie Navajo sprechen. Im Reservat war das in der Schule verboten, sie wurden bestraft und geschlagen, wenn sie es taten. Und Englisch konnten sie nicht am Anfang „There was not much Eglish in me“, „Es war wenig English in mir“, sagt sie. Die Beschreibung finde ich sehr treffend. Wie auf einem Computer sollte das Navajo der Kinder überschrieben werden, kultureller Genozid quasi. Dagegen wehrte sie sich, und als sie nach einigen Jahren aus Geldmangel wieder in die alte Schule zurückkehren sollte, streikte sie. Lieber keinen Abschluss.


In ihren Erzählungen ist auch die Geschichte lebendig. Ihre Mutter ist 101 Jahre alt, und sie kannte noch viele Teilnehmer des Langen Marsches, die erzählten, wie sie den ersten Winter nach der Rückkehr kaum überstanden, hungerten und froren. 

 

Unterwegs treffen wir eine Enkelin, die selbstgemachten schönen Schmuck verkauft. Sie hat es von ihrer Tante, einer Tochter von Sally gelernt. Und sie trifft auch noch eine jüngere Schwester, mit der sie einen längeren Schwatz am Autofenster hat. In einigen Wochen fliegt Sally nach Italien. Dort lebt eine Tochter.


Das Weisse Haus

Im Canyon gibt es viele Pueblo-Ruinen, die von Vorgängern der Navajos vor rund 1000 Jahren gebaut und dann gegen das Jahr 1300 wieder verlassen wurden. Am nächsten Morgen steigen wir hinab in den Canyon, um eine dieser Ruinen, das Weisse Haus, zu besichtigen. Es ist saukalt, dicker Frost liegt auf den Autoscheiben. Aber der Abstieg liegt ganz in der Sonne und es ist daher schön warm. 


Die gut 200 Meter Höhe überwinden wir leicht, denn der Weg ist sehr gut. Es geht durch die Steilwände und zweimal auch einen kleinen aus dem Felsen gehauenen Tunnel. Wir geniessen die Landschaft, wie sie uns mehr und mehr über den Kopf wächst.

Unten auf dem Talgrund ragt der Canyon-Rand hoch über uns auf. Ein Bach führt jetzt Schmelzwasser und ist noch teilweise gefroren. Die silbrigen, blattlosen Aeste der Cottonwoods (eine Pappelart) kontrastieren gut zu den rotbraunen Wänden der Schlucht. 

Das Weisse Haus haben wir am Vortag von oben gesehen. Es ist in den Fels gebaut und nützt die geschützte Lage strategisch und klimatisch optimal.


 


Ericcharly der Diné-Künstler


Auch hier haben lokale Künstler ihre Stände aufgestellt und warten auf die Touristen, die meist mit 4x4-Gefährten in den Canyon gefahren werden. Das Werk eines Steinritzers hat es uns vor allem angetan. Der Künstler nennt sich Ericcharly und bearbeitet den schwarz oxidierten Stein mit einer Art groben Metalllanzette. Wo er die Oxydationsschicht abkratzt, kommt der graurote Untergrund hervor. Wir erwerben eine Ansicht des Weissen Hauses, die er mit vielen Symbolen angereichert hat, die er uns erklärt.

 

Er erzählt uns in einfachen, gebrochenen Sätzen – es gilt für ihn, was Sally über ihre Jugend erzählte: Es ist nicht viel Englisch in ihm –, dass er die Kunst von Verwandten gelernt hat und er davon leben kann. Wir werden uns immer an ihn erinnern, wenn wir den Stein zuhause an der Wand sehen.


Der versteinerte Wald


Auf dem Weg nach Süden kommen wir durch den Petrified Forest National Park, den Nationalpark des versteinerten Waldes. Vor gut 200 Millionen Jahren, im späten Trias, als die Gegend noch näher am Aequator lag und tropisches Klima hatte, wuchs hier ein Wald aus sehr grossen Bäumen. Diese fielen bei Unwettern ins Wasser, wo sie nicht verrotteten, und von Schlamm und Schlick begraben wurden. In das Wasser drang kieselsäurehaltiges Grundwasser ein, das die Zellen ersetzte, versteinerte und dabei die Baumstrukturen erhielt.  


Die Bäume wurden dann in weitere Schichten eingepackt. Die Erdkrustenverschiebungen dieser Zeit liess die Stämme zerbrechen, und als sich in den letzten Jahrmillionen die Schichten abzubauen begannen, wurden die Stämme, bestehend nun aus hartem Quarz wie Feuerstein, freigelegt. Teilweise liegen sie in Stücke zerlegt schön hintereinander, teilweise sind sie Abhänge hinuntergekollert, teilweise liegen sie kreuz und quer. Je nach den damals im Grundwasser vorhandenen Mineralien haben sie die verschiedensten Farben, auch im gleichen Stamm: rot, gelb, braun, blau, schwarz, weiss und rosa.


 

In diesem Park liegt auch noch die Gemalte Wüste („Painted Desert“), und wir sehen bei Pueblos viele schöne alte und wohl auch neuere Grafitti der Indianer.

 

Montezumas Schloss


Wir übernachten in Pinewood-Lakeside, einem Touristenort am Rande eines Skigebietes. Es ist die letzte Hotelübernachtung unserer Reise.


Das Skigebiet lassen wir am anderen Tag sausen, denn es ist Schneefall angesagt, und mit Rolands Schiff auf Sommerpneus - dazu habe ich keinen Bock. So fahren wir strikte gegen Westen zur Autobahn Flagstaff-Phoenix. Es geht durch das Hochland, auf rund 2300 Metern, und es hat viele Schneereste und gefrorene Gewässer.  

 

Direkt an der Autobahn liegt eine Sehenswürdigkeit, die wir vor gut 30 Jahren einmal ausgelassen haben, was mich immer reute. Das wird jetzt korrigiert. Es ist ein berühmtes Pueblo, irreführender Weise Montezuma’s Castle genannt, obwohl es mit den Azteken nichts, aber auch gar nichts zu tun hat. 


Das Pueblo, auch dieses bewohnt bis vor 800 Jahren, klebt hoch oben in der Felswand. Es war nur über eine Serie von Leitern zu erreichen. Unterhalb gibt es Ruinen von weiteren Pueblos aus der Zeit, eine ganze Stadt also insgesamt. Sie lag an einem Kreuzungspunkt von Handelswegen. Die Anlage ist eindrücklich.


Kurz vor Phoenix veranstalten wir in einem Factory Outlet, in Fabrikläden also, nochmals eine kleine Kauforgie.


Es war ein schöner Ausflug. Die Landschaft Arizonas ist grossartig. Oft fühlen wir uns auf den Strassen hinab in die breiten Täler und durch die weite Prärie klein, ähnlich wie in Australien.


Die letzen Tage


Nach rund 1500 Kilometern sind wir wieder zurück im Haus. Jetzt sind wir noch eine Woche hier. Wir ruhen uns aus, bereiten uns auf die Rückkehr vor. Die letzten Texte werden geschrieben. Die Nachbarn laden uns zum Essen ein. Schwester Annagrets Partner Hansjörg besucht seine Schwester in Downtown Phoenix, wir werden ihn sehen,  es ist ja nur etwa 100 Kilometer hin und zurück. Mit Stan und Mary machen wir noch eine Wanderung.

 

11.2.2013 / JB.

 

PS. Wüstenwanderung

 
 

Mary und Stan haben uns am zweitletzten Tag noch auf eine Wüstenwanderung am Rande von Scottsdale mitgenommen.


 

 

Klimatisch liegt Phoenix in der Sonora-Wüste, die sich über das Grenzgebiet von Nordmexico (Staat Sonora) und Arizona erstreckt. Sie ist das Habitat der Saguaro-Kakteen sowie vieler anderer Kakteenarten. Die Saguaros werden mehrere Hundert Jahre alt, kleine, kaum kniehohe, sind schon 20-30jährig.

Die Wanderung über der Ebene von Phoenix bei strahlendem Sonnenschein und Temperaturen von rund 25° Celsius ist ein sehr schöner Abschluss der Reise. Und wir können uns den Winter in der Schweiz nach so viel Sommer noch gar nicht recht vorstellen. Ich hüpfe, da mir wirklich warm ist, noch in den Swimmingpool von Helga und Roland. Aber nur kurz, denn das Wasser ist wirklich saufrisch. 


15.2.2013 / JB.

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