(((Politische Korrektheit in Unehren
Zunächst eine Korrektur: Elo hat mich darauf aufmerksam gemacht, dass ich die politisch unkorrekte Benennung des Grass Trees (Grasbaum) falsch habe: Black Man statt richtig Black Boy. Black Man ist also doppelt falsch, Black Boy nur einfach, nur politisch unkorrekt. Um das zu berichtigen, habe ich hier die unkorrekte Bezeichnung nochmals verwenden müssen. Ich will es aber ganz gewiss nicht wieder tun, wie Buschs (Wilhelm!) Fromme Helene sagen würde. Beim Vorbeiziehen der Landschaft im Zug kommen einem so Gedanken. So hierzu: Ich werde mich ganz allgemein bessern. Ich werde nicht mehr im Restaurant Mohren einkehren. Ich werde keine Mohrenköpfe (Negerküsse, wie sie in Deutschland heissen) mehr essen. Schrecklich wäre das Verspeisen unter Verwendung des politisch korrekten Namens: „Afrikanerköpfe“. Kannibalismus?
Und weiter: Wir mögen ja in einer Ecke unserer schwarzen Herzen die Afrikaner immer noch leicht oder stärker verachten; wir mögen das Sonntagsschulbild vom Negerli auf dem Kässeli im Kopf haben, das dankend nickt, wenn wir ein Zwanzgerli für die Mission einwerfen; wir mögen die Schätze ihrer Länder ausplündern und durch ungleiche Handelbeziehungen ihre Wirtschaften darnieder halten; wir mögen ihnen Waffen verkaufen auf dass sie sich umbringen. Aber, liberal, gebildet und gesittet, wie wir nun mal sind, wollen wir sie wenigsten politisch korrekt benennen. Das wird sie freuen.
Spass beiseite: Auch mir gehen Menschen verachtende Begriffe wider den Strich. Aber es hat alles seine Grenzen, auch der sprachliche Unsinn.)))
Elos Geburi
Zur Feier von Elos offiziellem Eintritt ins AHV-Alter sind wir mit Marianne fein essen gegangen. Das Restaurant Mathilda’s Bay ist ausgezeichnet, und den zweistündigen Rückweg zu Fuss konnten wir gut gebrauchen. Es war aber heiss, und vor allem die Sonne, die brennt hier in einer Art und Weise, die wir nicht gewohnt sind. Das Ozon-Loch ist spürbar. Elo hat per Telefon und Mail viele Glückwünsche erhalten, die uns gut tun.
Indian Pacific
Heute haben wir den Indian Pacific-Zug bestiegen, der Perth über die Null-Arbor-Ebene (Null Arbor Plain, Ebene ohne Bäume) mit Sidney verbindet, über 4000 Kilometer. Indian Pacific heisst er, weil er diese beiden Ozeane, den Indischen und den Pazifischen miteinander verbindet. Wir werden ihn nach etwa Zwei Dritteln verlassen, in Adelaide, da wir dort einen Zwischenhalt einlegen und in den Süden, nach Melbourne, abbiegen wollen.
Der Zug fährt fast direkt West-Ost. Er hat die längste gerade Strecke aller Züge der Welt: 478 Kilometer ohne Rank! Wir sind gut 40 Stunden im Zug, dann fährt er noch 27 Stunden weiter. Unser Zug nach Melbourne, den wir drei Tage später nehmen, hat dann 14 Stunden. Aber das ist dann kein Schlafwagen mehr.
Gemächliche Fahrt
Die Strecke ist einspurig, nicht elektrifiziert. Es ist ein Rüttelzug, Geleise und Fahrwerk sind nicht das, was wir uns gewohnt sind. Es schaukelt und wird uns in den Schlaf wiegen. Immer mal wieder steht er still, um Vorsprünge auf den Fahrplan auszugleichen oder entgegenkommende lange Güterzüge abzuwarten; und selten fährt er mehr als 60, 70 Kilometer. Bis jetzt, wo es noch leichte Kurven hat. Die Kabine, die wir genommen haben, ist einfach, klein, aber praktisch: Zwei Sessel, die dann in zwei Kajütenbetten umgewandelt werden, ein Lavabo, Dusche und WC auf dem Gang.
Die Kabinen sind auf beiden Seiten des Gangs, seitlich versetzt, und jeweils beim Lavabo breiter als auf der Seite des schmalen Längsschranks. Dadurch erhält der Gang eine Schlangenlinie, weil er immer der dicken Stelle der Kabine ausweichen muss und dafür die dünne Stelle der gegenüberliegenden benutzt.
Das hat zur Folge, dass wir nur eine Seite der Strecke sehen. Daher sind wir tagsüber im benachbarten Salonwagen, wo es bequeme Tische hat. Der Zug ist fast leer, wir haben Platz.
Durch die Berge ins Weizenland
Nördlich von Perth durchschneidet die Linie die Darling Range, den landeinwärts gelegenen nord-südlich verlaufenden Höhenzug. Dazu benutzt der das Flusstal des Swan Rivers, der an seinem Oberlauf Avon heisst. Ob er sich daran gewöhnt hat, dass er mittendrin umgetauft wird? Hinter dem felsigen Einschnitt kommen wir zuerst in gewelltes Bauernland mit Heuwirtschaft und Ackerbau. Wo die Bahn bei Hügeln den Boden aufschneidet zeigt sich eine sehr dünne Ackerkrume magerster Art und dann sofort Sandststein, Kalkstein, Gneis, gipsartig weisser Stein.
Dann fahren wir in den Central Wheat Belt, den Zentralen Weizengürtel. Und hier sind die Felder noch grösser als die, die wir im Norden gesehen haben. Schier unendlich, ohne Zaun und Abschnitt ausser gegen die Bahnlinie.
Abgesehen von Merredin, dem Hauptverladeort mit den grössten Inlandsilos des Westens, bestehen die Ortschaften im wesentlichen aus Verladesilos, die wir jeweils schon viele Kilometer weit über die Felder und Bäume weiss emporragen sehen. Dann vielleicht noch eine Bahnüberführung und meist gar nichts weiter, es sei denn einige Läden. Wohnhäuser fast gar nicht.
Tiere gibt es wenig. In den abgeernteten Feldern weiden (auch grosse) Schafherden. Einen Dingo, den australischen Wildhund, sehe ich. Er sieht aus wie ein aufgestengelter Fuchs, ähnlicher Kopf, etwas dünnerer Schwanz und vor allem viel zu lange Beine. Aber das muss wohl bei diesem Tier so sein. Vögel hat es mehr, Papageien, Bussarde, Krähen und Elstern.
Am östlichen Ende des Weizens liegen grosse versalzte Flüsse und Seen („Salzpfannen“, Salt Pans), die nur selten Wasser erhalten. Auf ihnen wird gesegelt! Land Yachting nennen sie das, und es soll bis 160 Kilometer schnell gehen.
Wir haben einen wunderbaren Sonnenuntergang durch einen Akazienwald. Die filigranen Bäume, die oft an Broccoli erinnern, strecken ihre feinen Aeste in den Abendhimmel, beschirmt von ihren Blätterdächern. Ueber ihnen kommen langsam die ersten Sterne hervor.
Unvergessliche Führung zum vergessen
Wir kommen nachts an und buchen eine Gruppenführung in die Stadt und zur Super Pit Gold Mine. Sie ist eindrücklich. Es ist ein Riesenloch mit einer Bergstrasse entlang der Flanken. Unten werden die grossen Laster von noch viel grösseren Baggern beladen bevor sie dann jedes Mal eine eigentliche Passfahrt zur Ausladestation hoch und dann wieder ins Goldloch runter machen. Wenn der Goldgehalt über 2,5 Gramm pro Tonne Aushub liegt, lohnt sich der Abbau. Die Abraumhalden sind gegen 50 Meter hohe lange Hügelzüge.
Diese Aussicht aber müssen wir uns sauer verdienen. Sehr sauer. Kalgoorlie ist eine Stadt mit 30'000 Einwohnern, vielen Geschäften und Beizen und viel gut erhaltener alter Bausubstanz von über hundert Jahren. Aber nach 10 Uhr ist die Stadt tot. Des ungeachtet fuhr der Cicerone (Fahrer, Fremdenführer, schrecklicher Alleinunterhalter) im Schritttempo durch die dunklen Strassen und erläuterte jedes mehr oder meist weniger sichtbare Gebäude. Das tat er in monotonem Singsang mit bandwurmartigen Anekdoten, für die ihn Mark Twain summarisch und exemplarisch erschlagen hätte, im sicheren Bewusstsein, vor Gericht freigesprochen zu werden als Wohltäter an der internationalen Touristengemeinde.
Ein Rhinozeros höhere Ordnung – der Führer. Aber das waren auch schon andere – Führer.
Den Höhepunkt setzte der Kerl, als er uns, die wir alle nur noch sehnlichst den Zug erwarteten, in Sichtweite des Bahnhofs links abbog – ins Rotlichtviertel mit vier mickrigen Bordellen in Fertigbaracken, deren Innenausstattung er en Détail schilderte. Im Schritttempo. Jetzt wissen auch wir, dass es Ende Jahr nur noch zwei Puffs geben wird, da zwei schliessen, mangels Kund- und damit Barschaft. Die heutige Führung wird das auch nicht ändern können.
Summa summarum: Eine Führung zum vergessen. Ergo: unvergesslich.
Nullarbor
Heute fahren wir nun durch die Nullarbor Ebene. Flach. Ganz ohne Bäume ist sie nicht, aber je weiter wir hineinkommen, desto weniger werden es. Jetzt wo ich im Salonwagen sitze und schreibe gibt es keine, gar keine zu sehen. Doch, jetzt sieben um ein Wasserloch. Sie fallen sehr auf. Jetzt wieder nichts, links, rechts, vorne, hinten. Nichts.
Hier wurde mal Vieh eingeladen...
Und hierher haben sie im Weltkrieg 150 internierte Italiener deportiert und in ein Lager gesteckt. Sie mussten die Bahn unterhalten, die Australier waren ja in Europa und haben gegen Mussolini & Cie. gekämpft. Den Internierten hat das sicher eingeleuchtet.
Rawlinna, die grösste Strassenkreuzung im westlichen Teil, hat an der Haltestelle noch ein Post Office, bei dem gerade der Briefkasten geleert wird, als wir kommen. Dann noch eine Verladestelle für in der Nähe abgebaute Erze. Und ein Haus. Hier spielt ein Krimi von Arthur W. Upfields Inspector Napoleon Bonaparte, den ich sehr schätze.
Eindrücklich
Frühmorgens es verschiedene Vögel: Papageien, Schwalben Raubvögel. Gegen Mittag werden sie weniger. Und drei Kängurus wippen weg.
Wir passieren einen Güterzug mit Containern. Die sind zweistöckig aufgeschichtet. . Brücken, die zu unterqueren sind, gibt es zwischen Kalgoorlie und Port Arthur in Südaustralien keine, wird mir bewusst. Es ist mir gar nicht aufgefallen. An den Kreuzungspunkten stehen meist einige Bäume. Hier dürften die Vermesser vor rund hundert Jahren Wasser gefunden haben, das von den Aboriginies oft schon seit Urgedenken genutzt wurde.
Weiterhin nur gelbes Gras, grüne kniehohe Büsche, vor allem Saltbush, auf steinigem Grund. Auf einer alten niedrigen, nicht mehr benutzten Telefonstange mit herunterhängenden Drähten Vogelnester zwischen den Isolatorenglöggli. In kleinen Senken ausgetrocknete Wassertümpel; hier ein kleiner Baum, es wird Grundwasser haben. Eine Strassenkreuzung im Nowhereland, woher und wohin? Ein Unterhaltsfahrzeug der Bahn weitab von allem; wo sie wohnen? Dann wieder lange Gras, Büsche, Steine, sonst nichts. Topfeben. Plötzlich ein Anlage mit Solarzellen. Wofür?
Jetzt gehen auch die Büsche aus. Wir sind am Südrand der Grossen Victoria Wüste (Great Victoria Desert). Falken steigen aus der flimmernden Ebene auf. Aufgescheucht vom Zug oder auf der Jagd? Nach was?
Als ich Elo weismachen will, dass ich, während sie auf dem WC war, einen Emu, drei Kängurus und einen Berner Sennenhund gesehen hätte, nahm sie mir Känguru und Sennenhund ab, nicht aber den Emu. Den hält sie für ein Fabeltier, erfunden vom Fremdenverkehrsamt. Mal sehen.
Die Grenze zwischen Western und South Australia bezeichnen zwei Tafeln, die in jeder Richtung die Reisenden begrüssen.
So geht es Stunde um Stunde. Eindrücklich.
Ich genehmige mir einen Gin Tonic!
One of the most isolated places in the world
Der Zug hält in Cook, mitten in der Wüste. Er wird als „einer der isoliertesten Orte der Welt“ bezeichnet, und das dürfe stimmen. Hier können wir aussteigen. Es wird Wasser nachgefüllt (woher kommt es?), es werden die Lokführer ausgewechselt (woher kommen sie?).
Es gibt Wohnhäuser, standardisiert, mit Wassertanks. Es gibt eine Post und einen Souvenirladen am Bahnhof. Es gibt Anlagen für die Bahn. Und es gibt Sandstrassen, Wüste und nochmals Wüste. Hier zu leben muss der puren Notwendigkeit entspringen oder muss dir gegeben sein. Wahrscheinlich beides. Was machst du, wenn der Zug vorbei ist? Auf den nächsten warten. Das Lied von Mani Matter über d’Bahnhöf fällt mir ein, „wo de Zug gäng scho abgfahre isch oder nodig isch cho“.
Der nächtliche Sternenhimmel muss einmalig sein. Aber in wen sich hier verlieben?
Hier kann ich auch den Zug mal schön fotografieren. Ich kaufe das erste Souvenir der Reise: zwei australische Dosenkalthalter aus Schaumgummi, auf dem die Null Arbor-Ebene mit ihren Symbolen drauf ist. Leider kein Zug. Ich habe es benutzt, ohne Elo im Shop zu sein. Ihre Begeisterung hält sich in Grenzen.
Zuerst geht es ein paar Stunden weiter wie bisher. Ein Baum ist fast eine Sensation. Dann wechselt es fast schlagartig in eine gewellte Landschaft mit vielen Bäumen. Der Boden ist dunkles Rostrot, viel Eisen muss da drin sein. Wolken ziehen auf, es gibt eine schöne Dämmerung, ein schönes Abendrot.
Morgen früh um halb acht sind wir in Adelaide.
Dreizimmer-Wohnung
In Adelaideregnet es. Das erste Mal seit Malayisia. Es ist frisch, wir brauchen die wärmeren Kleider. Im Hotel wohnen wir in einer Dreizimmerwohnung, voll ausgerüstet: Ein Entrée, zwei Schlafzimmer mit Doppelbetten und Wandschränken, ein Bad mit Toilette, ein Wohnzimmer mit Polstergruppe, Esstisch, Schreibtisch Flachbildschirm und Stereoanlage, eine Küche mit 4-Platten-Herd, Dampfabzug, Toaster, Mikrowelle, Kühlschrank, kleiner Gefriertruhe, Geschirr und Pfannen, eine Waschmaschine mit Trockner, ein Bügelbrett, zwei Balkone, davon einer mit Tisch und Stühlen. Das Ding ist über 60 m2 gross. Elo meint, das sei so viel wie unsere Studentenwohnung in Münster, in der wir über Jahre gelebt haben.
Wir hatten ein etwas kleineres Zimmer gebucht und bezahlt, aber als wir um acht Uhr früh das Hotel bezogen, gab uns die nette Dame einen sogenannten „complementary upgrade“, eine kostenlosen Klassenwechsel sozusagen. Es ist Wochenende, und da wird wenig los sein. Aber immerhin!
Das mit der Waschmaschine hat ihre Tücken. Sie hat nicht getrocknet, und, vor allem, sie hat bei 40° Einstellung gekocht! Und wie. Was weiss war, ist graublau und gefleckt: T-Shirts, Unterhosen, Unterhemden. Wir haben neue gekauft. Und reklamiert. Mal sehen, was wird, heute ist Sonntag, und morgen gehen wir um halb sieben in der Früh weg. Aber sie haben versprochen, anzurufen.
In der Nacht auf Sonntag war im Appartement über uns der Teufel los. Schreien, rumrennen, stampfen, an das metallene Gitter des Balkons schlagen – so das etwa, was die Dam- und Herrschaften unter einer Party verstanden. Bis fünf Uhr früh. Um halb eins habe ich beim Empfang gebeten, sie sollten doch die dröhnende Disco-Musik abstellen lassen. Das hat etwas gewirkt. Die müssen stockblau gewesen sein.
Am Meer und doch nicht
Aehnlich wie Perth liegt Adelaide mit gut einer Million Einwohnern am Meer und doch nicht. Es wurde rund 5 Kilometer Luftlinie landeinwärts der grossen St. Vicent Bucht (Gulf St.Vincent) an einem kleinen Fluss, dem Torrens, gegründet. Der Hafen Port Adelaide liegt rund 10 Kilometer nord-nordwestlich an einer kleinen Bucht, die vermutlich früher zum verzweigten Mündungsgebiet des Torrens gehörte, das heutzutage aber drainiert, trockengelegt und überbaut ist. Der Torrens mündet nach kurvenreichem Verlauf direkt westlich der Stadt. In dieser hat er einen See, der zum Grüngürtel gehört. Dieser Park umrundet die beiden Teile der ursprünglichen Stadt, die beide von einem Geometer rechtwinklig angelegt wurden. Adelaide und Adelaide North schwimmen wie zwei grosse Inseln in einem grünen See.
Elstern
Adelaide macht mir einen etwas urbaneren Eindruck als Perth. Nichts gegen dieses, es ist schön. Aber hier ist etwas mehr los, mehr Bars und Restaurants, nicht unbedingt mehr Einkaufsmöglichkeiten. Perth ist ein grösseres Völkergemisch, Adelaide ist stärker englisch geprägt. Es gibt, gemischt mit neuen Häusern, viele über 100 Jahre alte Bauten.
Das Museum of South Australia hat eine enorme Sammlung an Materialien über die Aborigines. Und es sind grosse Meteoriten ausgestellt. Schon eindrücklich, grosse Brocken aus Sternenstaub anfassen zu können, die durch das Weltall gesegelt sind und dann mit einem Riesenknall immense Löcher in die Erdoberfläche gemacht haben.
Weihnachten im Sommer
Ueberall Weihnachtsdekorationen. Dieses Wochenende erster Advent. Das mutet schon etwas komisch an. Die Nikolause müssen sehr schwitzen, die Marktschreierinnen, die in kurzärmligen Chlauskostümen auf der Strasse per Mikrophon die Kunden in ihre Geschäfte locken wollen, ebenso.
Der Samichlaus auf dem grossen Töff trägt Turnschuhe.
Und auch das unvermeidliche Renntier Felix ist auch präsent, dessen ebenso unvermeidlicher Song schon den ewigen Umgang hat.
Die Restaurants sind mit Lichterketten und Lametta in allen Farben geschmückt. An den Strassenlaternen hängen Weihnachtsdekorationen, die den hässlichsten bei uns in Europa in nichts nachstehen. Ueberdimensionierte Samichläuse grüssen von den Hausfassaden. Und die Wettervorhersage kündet 30 Grad an. Das ist ungewohnt. Aber Christus ist ja, wie Marianne bemerkt, auch nicht in einem kalten Land geboren worden, er wäre sonst erfroren im Stall. Und so freut es uns, dass sie es freut. Merry Christmas.
Velo und Weinmuseum
Heute sind wir auch hier mit dem Velo dem unterwegs gewesen, entlang des Torrens. Wunderschön. Die Velos kann man kostenlos an verschiedenen Stellen gegen hinterlegen des Passes oder des Fahrausweises den ganzen Tag benutzen. Es sind etwas schwere Göppel mit drei Uebersetzungen. Der Weg geht entlang des Flusses, immer mal hoch und runter, wenn die Strassen oder die Buslinie zu überqueren sind.
Die Busse (sie heissen „O-Bus“, wie in Deutschland) fahren im Flusstal auf eigenen Trassees, wie eine Eisenbahn. Die Fahrspur ist vorgegeben, es hat Schwellen wie bei der Bahn. Sie fahren somit kreuzungsfrei mit rund 100 KmH.
In den Parks wird heute Samstag viel geheiratet, mit Rolls Royces und Picknicks. Seit wir unterwegs sind, wird immer und überall geheiratet, in allen Ländern. Immer in weiss, immer mit Fotografen. Aber das Picknick ist neu. Diese finden auch im schönen botanischen Garten statt, durch den wir die Velos schieben müssen.
Den Abschluss der Velotour bildet der Besuch im Weinmuseum, in dem wir uns über die vielen Anbaugebiete Australiens informieren, die praktisch alle im Süden des Kontinents liegen, und eine kleine Degustation machen.
Kulinarisches
Es war (ist) gut.....
Dann sind wir noch ganz schön in der Stadt rumgelaufen und auf der Suche nach einem Restaurant auf ein argentinisches Steakhouse gestossen. Die „Buenos Aires Brasserie“ rühmt sich, das beste Steakhouse Australiens zu sein, der Schöpfer der authentischen argentinischen Küche in Australien (The Creator of Authentic Argentinen Cuisine in Australia). Solch unbescheidener Selbstruhm mutet uns fremd an, ist aber hier durchaus gängige Währung. Und das T-Bone Steak war auch ausgezeichnet.
Einmalig gut aber war die Vorspeise: saure Lammnieren! „Vaut bien un détour“ stünde da im Guide Michelin. Und die südaustralische Sépage Shiraz Merlot dazu war auch nicht von schlechten Eltern.
Elo meinte, das sei schon ein Ausdruck von Globalisierung: Ein helvetisch-germanisches Paar in einer argentinischen Beiz im Süden Australiens. Wir waren nicht sicher ob für uns Schweizer-Deutsches oder Deutsch-Schweizer Paar richtig ist, daher haben wir uns auf die obige Charakterisierung geeinigt.
Wenn wir schon beim Kulinarischen sind: Auf dem Pissoir der Bar, in dem wir den Apéro genehmigten (Pinot Gris für Elo, Riesling für mich), habe ich vor mir eine Saft-Reklame gesehen, eine Werbung für Cidre, Apfelwein, vom Zapfhahn: ein schönes Glas Saft – mit Eiswürfeln. Ich muss das dann mal probieren, aber ohne das Eis, versteht sich.
Glenelg
Heute sind wir mit dem Tram aus der Stadt bis ans Meer, nach Glenelg, gefahren. Das ist ein schöner Ort, mit Pier (Jetty auf australisch), Strand, (Ferien)wohnungen über der Strandpromenade und vielen guten Restaurants.
Es ist ein schöner Frühsommertag, wir sitzen im Fenster einer gepflegten Bar und strecken, nach einem ausgedehnten Spaziergang, die Beine. Dann gibt es Salat auf einer Terrasse, mit Lammfilet für Elo, mit gebratenem Tintenfisch für mich. Ein gemütlicher Tag.
Auf dem Spaziergang kommen wir mit zwei Ureinwohnern ins Gespräch. Der mit der Gitarre singt ein Lied im Folk-Stil extra für uns. Er singt sehr schön. Am öffentlichen Grill erklärt uns ein Mann, warum er Backofebn-Papier drauf legt: Hygiene. Es brate genau so gut, meint er.
Melbourne und das Wohnmobil warten
Am Montag fahren wir mit dem Overlander nach Melbourne zu Cousin Peter. Dort wollen wir uns das Wohnmobil organisieren, das uns rund um den Kontinent fahren soll. Wir freuen uns darauf. Es soll uns so etwas wie eine mobile feste Bleibe sein. Nicht dass wir vom Reisen genug hätten, im Gegenteil. Wir fühlen uns wohl und frei. Aber Hotels, auch mit Suiten von über 60 m2, sind halt immer nur vorläufig. Mal sehen, was da zu machen ist.
27.11.2011 / JB.
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