Donnerstag, 8. Dezember 2011

3-3 Melbourne und Jeb

Mit dem Overland nach Melbourne 
Am 28. um halb Acht nehmen wir den Zug „Overland“ nach Melbourne zu Cousin Peter. Zuerst geht es ähnlich wie in Perth durch die Hügel, bevor wir in die Ebenen eintauchen, die die Landschaft des östlichen Südaustraliens und des südwestlichen Victoria bilden. Das Land ist weniger trocken als im Westen, und je näher wir Melbourne kommen, desto mehr sehen wir Spuren von ausgiebigen Regenfällen: Grosse Pfützen, nasse Strecken Erde. Das Korn steht meist noch auf dem Halm, die Speicher sind noch leer. Die Bauern werden ihre Sorgen haben mit dem Wetter.


Peter erzählt uns später, dass diese Regenfälle in den vergangenen Jahren nicht eintraten, es war sehr trocken, die Reservoirs leer. Das Wasser war also sicher nötig.

Der Zug ist sehr unruhig, das Rollmaterial schlecht. Es rumpelt und schüttelt wie blöd. Wie in Russland waren es vor allem die Bahnübergänge, die zuschlugen, nur dass es dort die Autos traf, hier den Zug. Wenn ich das Labtop geöffnet hätte und die Finger darüber gehalten, es hätte einen automatischen Text gegeben, denn die Tasten wären mir immer unter die Finger gesprungen. Aber ich will ja keine moderne Literatur sondern einen Reisebericht schreiben. Aber wir haben die Grösse des Landes einmal mehr erlebt, 800 Kilometer in 12 Stunden.

Bei Carol und Peter

In Melbourne wurden wir von Peter und seiner Tochter Nicole abgeholt. Peter und seine Frau wohnen im westlichen Vorort Werribee. Carol leidet an der unheilbaren Krankheit Corea Huntington, einem erblichen Gendefekt. Peter, der als selbständiger Maurer an der Schwelle zur Pensionierung steht, schaut mit grosser Geduld und Hingabe zu seiner Frau. Dabei wird er von sozialen Einrichtungen unterstützt. Carol begrüsst uns ebenso herzlich wie Peter; sie nimmt Anteil an unseren Unternehmungen und begleitet uns auch, wenn Peter mit uns irgendwo hin geht. Wir haben im Haus ein Zimmer mit Bad und fühlen uns sofort zuhause.

Häuser

Bei einem Ausflug an die Bucht von Port Philipp und die umliegende Gemüsekammer des Staates Victoria kommen wir auch in ein Neubaugebiet, in dem Peter und sein Sohn Troy im Auftrag der Immobiliengesellschaften Häuser hochgezogen haben. Dort besichtigen wir Musterhäuser. Sie sind sehr grosszügig, und sie haben immer die gleichen Funktionen: Doppelgarage, Elternschlafzimmer (Master Bedroom) mit Bad und Ankleidezimmer/begehbarer Kleiderschrank, 2-3 Kinder-/Gästeschlafzimmer mit eigener Toilette und Bad, Küche mit Herd, Kühlschrank, Gefrierschrank, Vorratskammer Waschraum mit Trockner; Imbissbar bei der Küche; Esstisch für mindestens 8; Sitzgruppe.

Dazu je nach Grösse: Raum neben dem Entrée für Büro oder sonst was, Fernsehzimmer (manchmal „Theatre“ genannt, Aufenthalts-/Fernsehraum für die Kinder, zusätzliches Esszimmer, zusätzliche Toilette, geschützter Aussensitzplatz mit nochmaligem Esstisch gleicher Grösse, Aussenküche, Aussengrill und und und. Alles sehr gross, und was die mit all den Essgelegenheiten (bis zu 30 in einem Haus, ohne die Tische auszuziehen) machen, ist uns schleierhaft. Vieles ist wohl auch Show. Aber vieles auch sehr schön und bequem.

In jedem Haus hat es mindestens 3 grosse Flachbildfernsehschirme, die die ganze Wand einnehmen. Auch in den Schlafzimmern. Da müsste ich ausräumen. Die Häuser sind ein- oder zweistöckig, keine Keller. Sie haben wenig Land dabei, aber oft sind die Aussensitzplätze eigentliche Aussenstuben und raffiniert gestaltet. Jedes Haus hat einen kleinen Vorgarten, um Das Grundstück herum eine Wand, wenig Platz zum Nachbarn.

Eingekauft
Heute haben wir einen grossen Schritt in unserem Reiseprojekt gemacht. Wir haben eingekauft. Ein Wohnmobil! Jeb.

Wir wollten das mit dem Fahrzeug für die Weiterreise in Australien möglichst bald regeln. Es lag uns (mir) etwas auf dem Magen. Werden wir was finden? Etwas das unseren Vorstellungen und Möglichkeiten entspricht? Wir suchten ein gebrauchtes Wohnmobil mit der Möglichkeit, es nach der Reise gegen Einschlag wieder zu verkaufen.

Peter und Carol sind mit uns nach Geelong einer Stadt an der Port Philipp Bay im Westen von Melbourne gefahren. Dort gibt es Händler, und beim dritten wurden wir dann fündig. Er hat gebrauchte Fahrzeuge eines grossen Verleih-Unternehmens, Britts. Auch kauft dieser grosse Händler die Fahrzeuge nach Gebrauch auch wieder zurück, Preis nach Zustand, aber offensichtlich fair. Zuerst haben wir ein gutes VW-Mobil angeschaut, zu einem guten Preis.

Aber das Auto überzeugte uns nicht. Es war einfach zu klein, nur für zwei Personen, auch für diese nicht gross und umständlich. Immer den Schlafteil umbauen am Abend und so. Immerhin mit Toilette und Dusche, aber trotzdem. Das hatten wir uns etwas besser vorgestellt. Dann sahen wir ein grösseres im Hof rumfahren und fragten nach dessen Preis. Der war schon etwas (!) höher, aber unsere Ueberlegung war ja eine andere: Es geht um die Differenz nach der Rückgabe, und die wäre dann ja wesentlich kleiner. Wir haben zugeschlagen.


Jeb
Ich habe das Mobil „Jeb“ getauft, für JürgEloBaumberger. Das ist zwar etwas unhöflich, aber dafür aussprechbar, auch in Englisch. Ejb, Bej und Bje haben mich nicht überzeugt. Jeb ist ein Mercedes – endlich haben auch wir mal einen! Jeb ist wie das Büssli in TDI, Turbo Diesel Injection. Die Zulassungsnummer ist MNM-506, die brauchten sie, um den Vorvertrag abschliessen zu können. Die technischen Details weiss ich noch nicht, aber Jeb ist 7 Meter lang, hat fünf Schlaf- und Sitzplätze, automatische Schaltung, Toilette und Dusche usw.

Jetzt haben wir das Gefühl, dass die Reise auch in Australien richtig losgegangen ist. Wir werden das Fahrzeug in einer Woche übernehmen können, dann ist es vorgeführt, angemeldet, der Service gemacht usw. Ich werde noch einen Tempomat installieren lassen, und wir müssen noch all die Kleinigkeiten kaufen, die wir im Büssli zurücklassen mussten, vom Geschirr über Tisch und Stuhl zu Schlafsäcken usw.

Wir sind, und das ist schön, auch in der Lage, Gäste zu empfangen.

Weitere Einkäufe
Wir müssen nun die Inneneinrichtung kaufen, da Jeb natürlich quasi nackt daherkommt, möbliert zwar, aber ohne Geschirr und so. Also sind wir los und haben erstanden: Campingtisch und Stühle (2 bequeme Faltstühle für 10 $ oder Franken das Stück, zwei Hocker), Unzerbrechliches Geschirr für vier Personen, dito Gläser, Besteck für 6-12 (6 Gabeln und Löffel, 12 Messer und Löffeli, das war billiger als für 4 Personen einzeln), Set mit 6 Schüsseln verschiedener Grösse, Handwischer und Schüfeli, Abwaschbesen und Lappen, Salatsieb usw. Heute habe ich, als ich mit Peter allein unterwegs war, noch den grossen Schigg gemacht: Zwei Töpfe und eine Bratpfanne im Set für 12 $! Die Italienter-Kaffee-Maschine leihen wir von Peter aus, er braucht seine nicht.

Was uns ärgert, ist, dass das Paket, das wir von Vladivostok hierher geschickt haben, (noch) nicht angekommen ist. Darin waren viele nützliche Sachen, so auch die Schlafsäcke. Also mussten wir hier noch zwei zusätzliche kaufen. Die können wir aber, wenn das Zeug doch noch ankommt, dann für die Gäste brauchen. Die Leintücher zum anziehen der Betten werden wir kaufen, wenn wir Jeb haben.

RACV
Weiter haben wir einen Schutzbrief des RACV (Royal Automobile Club of Victoria) gekauft. Die Versicherung lösen wir dann beim Autohändler. Das Geld für Jeb hat Monika via e-Banking überwiesen. Vorgestern. Heute war es schon da, problemlos. „You have done a great job! (das hast du grossartig gemacht), meinte Bernie, der uns das Auto vekauft hat.

Hier haben wir, neben Karten, auch ein Buch erstanden, in dem alle Plätze verzeichnet sind, an denen wir kostenlos oder gegen geringe Gebühr mit unserem Vehikel übernachten können, auch wo wir das Abwasser loswerden können usw. Das ist hier sehr gut organisiert. Was wir nicht haben, ist eine Karte mit Punkten mit Internet-Anschluss. Das wird etwas schwieriger.

Auch mit einem GPS für Australien und Neuseeland bin ich nun ausgerüstet. Peter und ich haben ihn auf dem Rückweg vom Pub, das wir gestern Abend besuchten, gleich ausprobiert. Es sollte uns heimlotsen. Aber da ich irgendwo nochmals gedrückt habe, wo ich nicht sollte, sind wir dann in der Nähe auf einer Strasse immer hoch und runter gefahren. Das Ding meinte, das Ziel sei ein Kreisel in der Mitte. Als wir es dann in einer Nebenstrasse wieder neu starteten, ging es.

Vorstadt

Werribee, wo Peter wohnt, hat etwa 180'000 Einwohner. Es liegt rund 30 Kilometer südwestlich von Melborne. Es hat zwar ein Zentrum und grosse Einkaufszentren (das Plaza als grösstes), aber es ist ein Vorort der grossen Stadt. Alles Einfamilienhäuser, einstöckig. In Strassen, die zwischen den geraden Verbindungsstrassen alle krumm sind und mit vielen Sackgassen, an deren Ende ein Wendekreis für die Anwohner sitzt. Wir sind jetzt drei Tage hier, und wir schnallen es immer noch nicht. Das reinste Labyrinth, aber sehr ruhig für die Anwohner. Elo, die jeden Tag einen grösseren Spaziergang macht, hat sich anfangs fast völlig verlaufen. Und wir würden Peter ohne GPS sicher nicht finden.

Die Strassen sind voller Telefon- und Leitungsmasten. Zu jedem Haus gehen Drähte. Strom und Elektrizität sind hier in der Luft, nicht im Boden. Aber alles ist gut unterhalten, die Strassen sehr proper. Ueberall sind Bäume gepflanzt, die Vorgärten voller Blumen.

Von der Stadt haben wir noch nichts gesehen. Wir fahren morgen mit Bus und Zug hinein. Am Abend sind wir bei Troy eingeladen. Seine Schwester Carol, die wieder im Elternhaus wohnt, wird auch kommen.




Weihnachtsgeschenk
Heute habe ich Carol und Peter noch das Weihnachtsgeschenk gekauft. Als er in einem Pflanzenzentrum Tomatenstöcke kaufte, sah ich wunderschöne Zitronenbäumchen, ganz klein, aber stark, mit guten Trieben und vielen Blüten. Es ist hier winterfest. Das habe ich erstanden, zusammen mit einem Sack Pilz-Dünger (Mushroom-Compost), der infernalisch nach Verwesung stinkt, wie eine schlechte Kläranlage, und einem Sack Gips. Zuhause haben wir an einem sehr schönen Standort unter der Aussenterrasse ein Loch von 50 cm Durchmesser und ebensolcher Tiefe gegraben, dann die Erde (lehmig!), den Kompost und den Gips gemischt und eingefüllt.

Ich sitze beim Schreiben auf der Terrasse. Es ist schön, wenn auch ein kalter Wind von der Antarktis bläst, dass ich einen Pulli brauche. Vom Bäumchen kommen immer wieder Geruchswellen herauf.  Es steht an einem Ort, an dem es den ganzen Tag Sonne hat. Peter hat zwar zuerst protestiert, weil er jetzt auch noch um diese Pflanze herum Rasen mähen muss. Aber er wird seine Freude daran haben!

Die Stadt

Ich habe Perth und Adelaide als schöne Städte beschrieben, und sie sind es. Aber verglichen mit Melbourne sind sie bescheiden. Melbourne ist eine moderne Grossstadt mit allem drum und dran: Einer grossen City, viel Verkehr, Stränden im Stadtgebiet, einem grossen Hafen, sehr grosse und schöne Parks, Aussenquartieren mit eigenständigen kleinen Zentren, einem grossen Völkergemisch, grossen Vororten. Die Melbourner sind stolz auf ihre Stadt, mit einigem Recht.

Von Peters Haus hatten wir eine gute Stunde ins Zentrum, obwohl uns Peter noch an den Bahnhof von Werribee gefahren hat. Die S-Bahn hat ihr „S“ nicht von schnell. Und sie rumpelt anständig, aber sie fährt fleissig, und das ist das wichtigste. Der Bahnhof im Zentrum, die Flinders Station, ist imposant, er gilt als eines der schönsten Bahnhofsgebäude der Welt.



Weihnachtsrummel und Königlicher Markt

In der Innenstadt war am Samstag viel los. Der Weihnachtsverkauf lief auf vollen Touren. Die grösste Attraktion sind die Weihnachtschaufenster des grossen Warenhauses Myers. Um sie ansehen zu können, stehen die Melbourner in einer grossen Schlange an, geduldig, Kind&Kegel, Eltern, Grosseltern, Einzelpersonen, die Jungen mit Kopfhörern im Ohr, andere schreiben ein SMS oder spielen auf dem Handy – aber alle haben Geduld. Es dürfte gegen eine Stunde dauern, bis sie vor den Fenstern sind.

Das Zentrum (hier heisst das CBD oder Central Business District) hat viele schöne Einkaufsarkaden mit Spezialgeschäften, Cafés und Restaurants. Weitere Geschäfte sind in kleinen Seitenstrassen, die grossen in der Fussgängerzone. Eine Strasse ist Chinatown, mit eigens gebauten Bailus, Eingangsbögen im chinesischen Stil.





Eine wahre Sehenswürdigkeit ist der Queen Victoria Market, der seit dem 19. Jahrhundert besteht. In verschiedenen Gebäuden und unter langen Dächern findet sich eine grosse Auswahl an Lebensmitteln. Gemüse und Früchte aller Art, Fisch und Fleisch. Die Fleischpreise sind für und ausserordentlich tief. Ein Kilo Rindsfilet für 15 Franken, zwei Kilo Rindfleisch zum Grillieren 10 Franken (hier allerdings als Sonderangebot), Rumpsteak für 12 Franken das Kilo usw. Die Marktschreier sind erster Klasse, der Hörschaden entsprechend.
WG modernisiert

Am Nachmittag besuchen wir mit dem Tram Peters Sohn Troy. Er und seine Freundin Jenna haben mit zwei weiteren Frauen und einem Mann ein Haus in einem Zentrumsquartier gemietet. Jede(r) bezahlt 700 Franken pro Monat, Nebenkosten inclusive. Und es ist noch fast wie damals, als wir vor 40 Jahren in Freiburg eine WG (Wohngemeinschaft für nicht Eingeweihte) hatten: Sie legen regelmässig Geld zusammen, mit dem alle Lebensmittel gekauft werden. Und wie bei uns gehören zu den Grundnahrungsmitteln auch Wein und Bier. Geändert hat sich nur die Abwicklung: da ist die Technik eingefahren. Während wir ein gemeinsames Portemonnaie hatten, das wir jeweils wieder auffüllen mussten, zahlen Troy, Jenna & Cie jede Woche 60 $ auf ein Konto ein, mit dessen Kreditkarte beim Einkauf bezahlt wird.

Einwanderung und Stadtwanderung

Wir fahren mit dem Zug nochmals in die Stadt. Hier besuchen wir erst das Einwanderungsmuseum. Vor einem interaktiven Bildschirm drängen sich Kinder einer Schulklasse. Jedes will ein anderes Land antippen, denn alle haben einen anderen Hintergrund. Eine sucht in Asien China, einer Irland, eine Somalia, einer weiss nicht, woher seine Vorfahren kommen. Nur eine hat nichts anzutippen, sie ist Aboriginie, ihre Vorfahren haben den Kontinent vor über 50'000 Jahren besiedelt. Es ist wirklich faszinierend, diesen Kindern zuzusehen. Sie wissen von ihrem unterschiedlichen Hintergrund, aber sie bilden doch eine Einheit: Australier. Der Lehrer sagt, er wisse gar nicht, wie viele Länder in seiner Klasse vertreten seinen.

Dann schlendern wir dem Yarra River entlang, der durch die Stadt fliesst. Zuerst durch den Kings Park, dann durch den botanischen Garten. Er ist auf einem Hügel angelegt, mit vielen Nischen und gewundenen Wegen. Vögel mit schrillen Rufen und farbigen Gefiedern bevölkern die schönen Bäume und Stauden. Die verschiedensten Lebensräume der Pflanzen sind abwechslungsreich. Auf Weihern sonnen sich Enten und andere Wasservögel. Grosse Bäume sind mit einem breiten Plastikstreifen auf etwa 3 Metern Höhe geschützt vor Opossums und Ratten, die die Bäume abfressen und Krankheiten übertragen. Der Garten ist den Besuch wert!

Anschliessend wanderten wir an die Strände der Südstadt. Es ist sehr windig, aber sonnig. Der Himmel war voller Segel der Drachenskyter, am Strand liegen die Melbournerinnen und Melbourner faul herum oder spielten trotz Wind sehr gutes Volleyball. Im Windschatten finden wir einen Platz in einer schönen Gartenbeiz. Gewandert sind wir genug, also lassen wir es uns flüssig und fest gut schmecken, unter anderem mit Austern.


Internet mit Tücken
Ich wollte ein Modem kaufen, das ich am Labtop-Computer anstecken kann, um von überall meine Berichte senden und die Wettervorhersage abfragen könnte. Also bin ich zur Firma gegangen, von der Peters Tochter Nicole meinte, sie habe die beste Abdeckung im Land und somit den besten Empfang. Ich habe das Ding auch gekauft. Nachdem ich im Geschäft mal eine Stunde gewartet habe. Das geht so: Du wirst in eine Warteschlange eingetragen und dann schaust du zu, wie jüngere und ältere Dam- und Herrschaften ihre Rechnungen bezahlen, sich Fragen dazu beantworten lassen, dann noch die Idee haben, doch vielleicht ein neues Natel zu kaufen oder mindestens eine Hülle dazu, um dann noch mit dem netten Verkäufer ein Schwätzchen über Gott und die Welt zu machen, wo sie doch durch den Tag so viel allein sind… Nervig.

Aber dann komme ich dran, und effektiv wie ich bin, habe ich das Modem in 10 Minuten erstanden. Elo, die vor dem Geschäft in einer Sitzgruppe des Einkaufszentrums wartet, ist froh, dass wir mit Peters Auto – er ist auf Arbeit und baut ein Haus – endlich heimfahren können. Nachdem ich noch mal in der zweispurigen, richtungsgetrennten Strasse kurz auf die rechte Spur wollte und im Rückwärtsgang vor den ankommenden Autos flüchtete, gelang uns das ganz gut.

Zuhause habe ich dann das Modem eingesteckt, das sich selbst auf meinem Gerät einrichten sollte, wie mir der nette junge Mann mit einer indischen Mutter und einem fidjianischen Vater erklärte. Denkste! Mitten im Einrichten kam immer wieder eine Fehlermeldung. Als ich alles versucht hatte, rief ich im Geschäft an und meldete   erneuten Besuch. Damit ich nicht so lange warten musste. Das war dann auch so, aber nach 3 (!) Stunden war nichts gelöst, und ich gab genervt das Gerät zurück. Da steh ich nun ich armer Tor, und bin buchstäblich so klug als wie zuvor! Mal sehen.

Jeb ist da
Heute haben wir Jeb abgeholt. Mit etwas Hindernissen zwar, aber er ist da. Wir sind mit dem Zug nach dem 50 Kilometer entfernten Geelong gefahren. Für 3.40 Franken pro Person! Und dann erst noch in einem sehr bequemen Zug.

Als wir ankamen fragte uns Bernie (Bernhard) zuerst nach Papieren. Und das wichtigste hatten wir nicht. Grosses Missverständnis, es fehlte irgendeine Identification, ich weiss immer noch nicht genau, welche, aber sie ist vom Strassenverkehrsamt oder sowas, also von dort, wo die Leute auch die Fahrprüfung machen. Als ich ihm sagte, wir hätten uns doch brav beim Automobilklub angemeldet, meinte er, das sei es nicht gewesen, er brauche eben diese Identification Number. Ohne diese gehe gar nichts, keine Autoübergabe, keine Versicherung. Er brauche einen Brief von Peter, dass wir wirklich bei ihm wohnen usw. Mir stank das furchtbar, Knoten im Bauch.

Bürokratie und doch nicht
Dabei hätten wir doch die Tage davor genügend Zeit gehabt. Und jetzt die ganze Fahrt hier raus, und dann noch weitere Tage warten, wo wir doch abfahren wollen. Aber Bernie meinte, wir wollten doch mal aufs Amt gehen, vielleicht liesse sich was machen. „I’m a seller, and I will find a way“, ich bin Verkäufer und werde schon einen Weg finden. Gesagt. Getan. Wir standen dann dort brav in die Schlange und warteten, bis das Billet TR023 aufgerufen wurde.

Die Dame war nett, aber klar. Wir mussten unsere Identität und unseren Aufenthalt nachweisen. Sie meinte zuerst, sie brauche unsern Pass. Den hatte Elo dabei, ich war froh. Und dann wollte sie noch einen Nachweis, dass wir an Peters Adresse wohnten, den Brief oder so was eben. Da hatte ich eine Idee: Am Vortag hatte ich von der Telefongesellschaft eine Rechnung bekommen, auf der mein Name mit Peters Adresse stand. Dieses Papier hatte ich dabei. Und dieses Papier war für die Dame quasi ein Dokument, eine offizielle Bestätigung. Sie nahm es entgegen, und in 5 Minuten hatten wir die Identification Number! Dass ich bei der Telefongesellschaft irgendeine Adresse hätte angeben können, spielt da offensichtlich keine Rolle. Papier ist ja so geduldig. Die Warterei bei der Telefongesellschaft hatte sich gelohnt.

Anschliessend erhielten wir eine gut einstündige Einführung in die Welt des Mobile Home. Gas, Abwasser, Strom, Schrank und Tisch, Wagenheber (ohne Punkte, wo er anzusetzen sei: „I’m no mechanic“, ich bin kein Mechaniker, meinte Fred), Sonnenstore usw. usf. Ich habe alles aufgeschrieben, denn ich weiss noch vom Hausboot, dass alles so klar ist im Moment, und alles weg, wenn Du aus dem Hafen bist. Ich vergesse nicht, wie Paul und ich verzweifelt versuchten, das Schiff im Kanal zu wenden, wo wir doch Bugstrahlruder, d.h. Seitensteuerung gehabt hätten. Wir hatten es vergessen, wir Weltmeister des Managements.

Zuhause fand ich dann noch einen kleinen Bildschirm neben dem Steuerrad, von dem ich nicht weiss, wofür er ist. Mal sehen.

Einrichten und ab

Auf der Fahrt habe ich mich schnell an das grosse, lange, breite und hohe Gefährt gewöhnt. Jeb dürfte gegen 4 Meter hoch sein. Wie gross der Motor ist, weiss ich immer noch nicht, Mercedes-Bücher sind da sparsam mit technischen Informationen. Jeb fährt sich gut, hat sehr zweckmässig Spiegel. Wie viel er säuft, werden wir sehen.






Vor Peters Haus haben wir dann begonnen, den Bus einzurichten. Er ist super. Nicht nur eine riesen Sonnenstore, auch innen viel Platz. Kleider und Unterwäsche, Schuhe,  Küchenartikel, Reisetaschen, Karten, Geschirr, Whisky, Messer, Kabel, Reisetaschen, Tisch und Stuhl etc. sind verstaut. Morgen kaufen wir noch Wasserschlauch, Toilettenchemie, Stromkabel, Fischerrute, Putzkübel und andere wichtige Sachen ein, auch Lebensmittel.

Dann geht es ab Richtung Sidney. Wir wollten erst nach Tasmanien, die Insel im Süden. Aber es sind Sommerferien hier, und die Fähre ist bis Ende Jahr ausgebucht. Da haben wir halt wieder mal umgeplant und fahren erst im Januar dahin. Bis dahin werden wir den Südosten erkunden. Es soll sehr schön sein.

Das mit dem Tempomat lass ich erst mal sein und sehe, wie es geht. Jetzt nicht noch eine Woche warten.

Wir sind nun schon einen Monat im Australien. Die Zeit vergeht wie im Flug. Aber wir haben sie ja.

Besuche
Im Februar besuchen Ulla und Vreni ihren Bruder Peter hier. Wir haben sie eingeladen, für zwei Wochen unsere Gäste zu sein. Wir wollen an den Murray River, nördlich von Melbourne. Und dann – und das freut uns sehr – kommt meine Schwester Ruth. Thomas, ihr Sohn begleitet sie und macht die Reise möglich. Schön.

8.12.11 / JB.

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