Mittwoch, 26. Dezember 2012

IV-8 Tahiti 1 - Papeete, Mo'orea, Maupiti

Verzögerung / Papeete / Planungen / Endlich warm – aber nass / Mo’orea / Eine feuchte Geschichte / Fliegen wie anno dunnemals / Flughafen im Wasser / Kuriri Village / Faulenzen / Pfarrer / Bürgermeister / Fischer / Hochzeit / Vom Regen in die Sonne / Weihnachten in der Südsee / Moschtkopf / PS. Weihnachtsgeschenk

Verzögerung

Die Ankunft in Tahiti war etwas verzögert. Ganz knapp kamen wir doch am gleichen Tag an, an dem wir abreisten, wenn auch fast 24 Stunden früher, am Morgen um halb eins, obwohl wir doch erst am Abend um sechs abgeflogen sind, am gleichen Tag. Der Flieger hatte in Auckland Verzögerung. Wegen des schlechten Wetters, sagten sie uns. Wir mussten also 8 Stunden warten, eine Zeit, die wir mit Lesen und Jassen überbrückten.

So kamen wir zwar noch am gleichen Tag über die Datumsgrenze, und ich musste den Kalender auf der Uhr einen Tag zurückstellen, aber bis wir landeten, war es dann doch wieder der Abflugtag, wenn auch 18 Stunden früher.

Wir wurden in der Hauptstadt von Französisch Polynesien Papeete vom Hotelier, Beni, dem Honorarkonsul der Schweiz, abgeholt, und ab ins Bett.

Dass wir jetzt der Zeit statt voraus hinten nach sind verglichen mit der Schweiz, scheint nicht nur mich, sondern auch einige unserer Leser durcheinander zu bringen. Heiri aus Zürich hat uns denn auch prompt in der ersten Nacht um viertel vor Eins angerufen. Magenotti, wenigstens hat die Telefonnummer funktioniert.

Papeete

Hier haben wir von Englisch auf Französisch umgestellt. Französisch Polynesien gehört zu Frankreich, hat aber eine eigene Währung, herausgegeben auf Papier wie der alte Franc vom Institut d’Émission d’Outre-Mer, die zum Franken 100:1 steht.



Die Stadt Papeete ist nicht besonders, eine Tropenstadt, mit vielen Häusern, an denen das Klima nagt. Der polynesische Schlendrian, angeregt durch die tropische, fruchtbare Umgebung, hat sich gut mit französischem Charme verbunden. Aber die Stadt ist lebhaft, die Einwohner sind sehr freundlich, und sie können beides: gemächlichen Rhythmus leben und ganz effizient arbeiten.

 

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
  
Planungen

Wir haben die Effizienz erlebt, als wir mit der Air Tahiti, dem Flugmonopolisten, die Reise planten. Zuerst erwarben wir im Flugbüro einen Ausweis für über 60-Jährige, der uns im Schnitt 40% Rabatt brachte. Die Frau am Schalter war wirklich gut: Sie konnte telefonieren, den Computer bedienen, Formulare ausfüllen und den Ausweis zusammenkleben, alles gleichzeitig.

Elo stellte in der Zwischenzeit mit einer anderen Dame einen Reiseplan auf. Als ich dazu kam, waren die Flüge fast schon fertig gebucht, super auch hier. In einem Reisebüro hat uns dann Mme Justine, deren Mutter aus La-Chaux-de-Fonds stammt, die Hotels organisiert. Wir fahren respektive fliegen auf 4 Inseln: Mo’orea, Maupiti, Nuku Hiva auf den Marquises und am Schluss – purer Luxus ist dann angesagt – auf Bora Bora. Dazwischen landen wir immer wieder in Papeete, wo wir auch den Weihnachtstag verbringen.

Endlich warm – aber nass

Hier ist es endlich warm, tropisch warm. Dafür haben wir eine Regenwoche erwischt, und es giesst immer wieder mal. Aber nicht durchgehend, und es kühlt gar nicht ab, was wir schätzen. Am ersten Tag können wir in der grossen Markthalle unterschlüpfen, auf deren Blechdach der starke Regen trommelt, dessen Wasser dann wie ein Vorhang seitlich auf die Strasse fällt. Wir schlendern durch die Gemüsestände und die Stände, die Souvenirs, Kleider, Parfum und so allerhand Krimskrams verkaufen.

Für Elo finden wir eine schöne schwarze Zuchtperle, günstig, da sie trotz schönem Glanz kleine Fehler hat, die wir aber nicht sehen. Und ich stosse per Zufall auf einen Tätowier-Hammer, einige Jahrzehnte alt, mit schön geschnitztem Stiel und einem Beilkopf ähnlich einem Steinzeitbeil aus Haifischknochen. Die Schneide des Beils hat viele kleine Spitzen. Diese wurden, so erklärte uns der Verkäufer, in die Tätowiertinte getaucht, und dann wurde das Muster in die Haut geschlagen, was kleine Wunden ergab, in die die Tinte dann eindrang. Wir kaufen das schöne Stück – der Wirt ist am Abend beeindruckt vom günstigen Preis –, aber benutzen wollen wir ihn nicht.

Verkauft hat uns das Stück ein Mahu. Das sind Männer, die sich wie Frauen kleiden und verhalten. Sie werden von Kind auf wie Mädchen erzogen, sind aber nicht homosexuell. Die Missionare waren völlig von den Socken, als sie vor über 200 Jahren auf so was stiessen. „Shocking“, meinten zuerst die Engländer und sprachen von „unnatural crime (unnatürliches Verbrechen)“, „détestable“ wagten dann die Franzosen, die anschliessend die Inseln an sich rissen – die sie später (bis vor gut 15 Jahren!) für ihre Atomversuche missbrauchten, wofür die Begriffe wohl besser passen. Auf jeden Fall konnten sie den Brauch nicht ausrotten.

Mo’orea

Wir fliegen nach Mo’orea, die Insel, die unmittelbar neben Papeete liegt. Die Fähre wäre auch gegangen, aber Air Tahiti hat das alles mit dem Flieger gemacht. Mo’orea ist, wie die Hauptinsel Tahiti und viele andere hier, ein Atoll, in dessen Mitte ein Vulkan steht (ca. 1,5 bis 2 Millionen Jahre alt), der umgeben ist von einem sogenannten Saumriff. Bei kleineren Atollen steht heute nur noch das Riff. Das Riff geht rund um die Insel, immer in etwa einem Kilometer Abstand. Es hat mehrere Stellen, an denen Schiffe passieren können, aber sonst schottet es die Insel von den Wellen ab, die wir immer auf das Riff auflaufen hören. Die Strasse rund um die Insel ist mit allen Einbuchtungen etwa 60 Kilometer lang.

Innerhalb ist die Lagune sehr ruhig. Wenn kein starker Wind weht, ist das Wasser spiegelglatt und glasklar. Das Wasser ist bei uns nicht tief. Wenn ich über den Korallenstöcken stehe, sehe ich alle Fische wie in einem Aquarium.
Wir wohnen in einer kleinen Hotelanlage in polynesischem Stil, mit Palmblättern gedeckte Bungalows (polynesisch Faré), einige Schritte vom Meer, sodass wir uns zum Baden im Häuschen umziehen können. Das Wasser ist, wie gesagt, nicht tief: Bei Ebbe müssen wir es etwas suchen. Und es hat eine mehr oder weniger starke Strömung, immer in der gleichen Richtung, von links nach rechts (Westen – Osten). Das ist dann wie in einer Gegenstromanlage: Wir schwimmen und bleiben fast stehen. Aber das Wasser ist herrlich warm

Eine feuchte Geschichte

Am Strand sind Palmen, Bilderbuchsüdsee, bei schönem Wetter. Aber dieses ist rar. Es regnet sehr viel, oft urplötzlich und wie aus Kübeln, dann hört es wieder auf, oder auch nicht. Wir leben die Ausläufer von Tropenstürmen weiter westlich aus. Zwischen den Güssen gehen wir mal schwimmen, dann sind wir wieder auf den zum Glück recht geräumigen Bungalow (grosser Wohnraum und Schlafraum) angewiesen. Wenn es schifft, wird es so dunkel, dass ich jetzt mit Licht schreiben muss, mitten am Tag. Eben giesst es so, dass ich kaum den Nachbarbungalow sehe.

Wir benutzen nur einen Badeanzug, den wir immer wieder nass anziehen. Trocken wird hier gar nichts. Wir haben heute Wäsche zum Waschen gegeben. Sie soll morgen trocken sein. Mal sehen. Gute Seite: Meine Brissagos sind wieder wie neu.

Wir haben hier eine kleine Küche, in der wir unser Frühstück machen. Dafür müssen wir im nahen Dorf einkaufen. Wir suchen jeweils ein Regenloch, um hinzugehen. Gestern haben wir es fast geschafft: 5 Minuten vor dem Hotel kam es dann aber doch. Und der Ausflug war, sieht man vom Spaziergang ab, erst noch für die Katz: Sonntag. Und der wird hier befolgt, alles zu.

Wir gehen immer zwischen den Güssen schwimmen. Manchmal reicht die Zeit nicht voll aus, und es kommt schon wieder, wenn wir noch im Wasser sind. Dann ist es, wie wenn du in der Badewanne sitzt, im Bad also, und gleichzeitig die Dusche auf Volldampf laufen lässt, ganz angenehm. Eine Zeitlang.

Einen Tag regnet es voll durch, wie aus Giesskannen. Das Trommeln des Regens auf dem Dach klingt fast gleich wie der Regen auf dem Zelt im Pfadilager. Erinnerungen werden wach. Seealpsee, eine Woche Regen und Schnee: Eine feuchte Geschichte.  Aber wie gesagt:

Das Positive ist, dass es auch bei starkem Regen oder Gewitter – heute Nacht hat es ganz schön gerummst – zwar etwas kühler wird, aber nie richtig abkühlt. Es ist immer um die 30 Grad. Sonst wäre es nicht zum Aushalten. Die Hoffnung auf Besserung ist nicht gross, wir werden wohl mit Schwimmhäuten zwischen Fingern und Zehen heimkommen.

Fliegen wie anno dunnemals

Die nächster Destination ist das am Westende des Archipels der Gesellschaftsinseln gelegene Maupiti, eine Insel mit 1200 Einwohnern und bekannt als sehr geruhsam und schön. Wir fliegen – wie auf allen Verschiebungen in Französische Polynesien – über die Hauptstadt Papeete auf der Hauptinsel Tahiti. Der Flughafen von Mo’orea ist noch sehr still, als wir um halb acht ankommen.

Ein Krebs huscht über den Eingang, eine Katze putzt sich vor dem Abfertigungsschalter, elektronische Kontrollen gibt es hier nicht. Ein netter Mann fertigt uns in 2 Minuten ab, dann fällt alles zurück in die Ruhe des Morgens. Die kleine Tochter begutachtet die Abfertigungsanlagen. Dann kommen zwei Inder. Kurz vor dem Abflug noch eine Familie mit Kind. Wir sieben werden dann über das Gelände ins Flugzeug geführt und los geht’s. Fliegen wie anno dunnemals.

In Papeete ist das Gepäck schon da, als wir den Flughafen betreten. Wir checken es ein und dann haben wir drei Stunden Zeit. Wir nehmen den Bus in die Stadt, sind in 15 Minuten im Zentrum am Markt. Nach einigen Einkäufen – Zahnputzmaterial und eine Taucherbrille für den Monsieur – gibt es ein Bier oder einen Tee, ein Sandwich, ein weiteres Bier und einen Express, und dann geht es wieder mit dem Bus an den Flughafen, wo wir nach 20 Minuten den Flieger nach Maupiti besteigen. Der ist voll, denn der Flug vom Vortag ist ausgefallen.

Flughafen im Wasser

Auf dem Flug können wir einige Inselatolle besichtigen, so auch Bora Bora, wo wir dann am Schluss sein werden. Hier sehen wir es deutlich: in der Mitte jeweils der alte Vulkan, rund herum das Korallenriff, dazwischen die Lagune.

 

Der Flughafen hier ist noch kleiner, alles im Freien, Die Landebahn liegt aufgeschüttet in der flachen Lagune, das Wasser ist quasi auf Fensterhöhe. Wir werden von Camille, unserem Gastwirt, mit einem Blumenkranz begrüsst.
 
 
 
 
 
 
Dann geht es mit dem Gepäck einige Schritte zur Vorfahrt – nicht der Taxis und Busse, sondern der Boote, die die Passagiere zu den  verschiedenen Destinationen im Atoll bringen.

 

 

 
 
 
Kuriri Village

Wir fahren an der Zentralinsel vorbei hinaus zu unserem Motu, so heissen die flachen Koralleninseln rund um das Atoll. Auf dem Motu Diapa’a legen wir auf der Lagunenseite an, und nach wenigen Schritten sind wir über das Motu gegangen und in unserer Pension auf der Ozeanseite, die auch hier vom Korallenriff etwa hundert Meter weiter aussen geschützt ist.

Die Pension heisst Kuriri Village und wird von Camille und seiner Partnerin Anne Marie, beide Franzosen, betrieben. Es ist sehr familiär: 5 Pavillons, eine offne „Halle“ mit einem grossen Esstisch und einer Sitzgruppe, einer kleineren Frühstückshalle am Strand, einem Hauptgebäude mit Küche, Büro und Wohnraum der Wirte, einigen Nebengebäuden, und fertig. Auf der Lagunenseite liegen 6 Kajaks, die wir benutzen können (korrekter: "könnten", denn wir sind zu faul).

Unser Bungalow ist geräumig und gemütlich: Eintrittsbereich, Wohnnische mit Sitzgruppe, Schlafnische, das Bad ist angebaut, sehr schön, offen mit kleinem Garten. Eine Leiter führt zu einem weiteren Schlafplatz unter dem Dach. Wir frühstücken individuell, das Abendessen ist gemeinsam. Das Essen ist tahitisch: Viel Fisch, oft Kokos als Gewürz, Gemüse und Dessert. Zuerst sind wir mit einer vierköpfigen Franzosenfamilie und einem italienischen Paar, die beide morgen abfahren. es kommen vier Italiener und zwei Franzosen.

Faulenzen
 
Dann lesen wir. In der Gemeinschaftshalle hat es eine gute Bibliothek über Tahiti und über die Entdeckungsreisen in der Südsee. Ich lese eine grosse wunderschöne Faksimile-Ausgabe eines Manuskripts von Paul Gaugin über seine Zeit hier, reich bebildert, und ich studiere die Karten der Entdecker aus dem 18. Jahrhundert. Elo hat neben ihren Büchern noch ein grosses Sudoku-Buch (ich kann nur die leichten). Wir haben begonnen, die Zürizitig (NZZ) regelmässig zu lesen, wenn wir Internet haben, damit wir wieder etwas über die Schweiz informiert sind.

Dann schwimmen wir (ich nicht immer). Dann machen wir einen Spaziergang im Sand und im Wasser um fast das ganze Motu, der eine halbe Stunde dauert. Dann lesen wir wieder, dann schwimmen wir wieder, dann ein Apéro, dann Abendessen, dann ein Glas Wein und lesen und vielleicht noch eine Brissago, dann gute Nacht!

Dolce far niente.


Pfarrer

Heute haben wir die Zentralinsel besucht und besichtigt. Camille hat uns über die Lagune gefahren, dann haben wir Velos gemietet. Die Rundreise ist 9 Kilometer, eine Steigung. Im Dorf kaufen wir Gummischuhe zum Baden und Flipflops für Elo.
 
Im Zentrum ist eine grosse Kirche, rundrum viel Betrieb. Wir erfahren, dass morgen eine grosse Doppelhochzeit ist. Die Familien haben das angrenzende Gemeinschaftszentrum gemietet, viele schlafen heute schon dort. In der Küche wird das Essen vorbereitet, alles mit direkter Aussicht auf die Lagune.

In der Kirche, die man sowohl von der Strasse als auch von der Lagune (Anlegesteg) erreichen kann, sprechen wir mit dem Pfarrer. Die Protestanten (Anglikaner), die von England aus missioniert worden sind, bilden die Mehrheit der Bevölkerung, es gibt auch noch Katholiken, Mormonen und noch eine Sekte mit Kirchen (Adventisten). Der Gottesdienst ist in tahitisch, wenn französisch und/oder englisch Sprechende da sind, wird übersetzt, und dann, so der Pfarrer, kann die Sache schon mal zwei Stunden dauern.

 
 
 
 
 
Bürgermeister

In der Mairie, dem Gemeindehaus treffen wir den Vizegemeindepräsidenten. Er führt uns in den Sitzungsraum, und ich denke, es wird nicht so schnell wieder einen Ort geben, an dem ein Gemeinderat tagt, der eine so sensationelle Aussicht hat: voll auf die Lagune und das Riff weiter draussen. Der Rat hat 15 Mitglieder, die verschiedenen Parteien angehören. Aber es werden eigentlich Personen gewählt.

Steuern werden von den 1260 Einwohnern  nicht erhoben, nur Abgaben für Wasser, Abfall und so. Für weitere Ausgaben erhält die Kommune Geld von der Regierung in Papeete, die auch die einzige Strasse unterhält. Der Strom kommt von einem kleinen Kraftwerk. Solarstrom ist im Kommen, wobei für die Zellen je die Hälfte vom Staat und vom Bürger bezahlt wird. Aber letzterer braucht dazu Bares, und die Leute sind arm. Sie leben vom Fischfang, haben Gärten, betreiben Kunsthandwerk für die Touristen. Der Abfall wird verbrannt, nur Plastik wird gesammelt und auf der Hauptinsel rezykliert.

Fischer

Wir fahren um die Insel. An der Südspitze ist ein schöner Strand, an dem wir baden und lesen. Elo hat eine gute Mango gefunden  (Mango mission) – es ist Saison –, die wir als Mittagessen zusammen mit zwei Crackers verspeisen. Auf dem Rückweg schenkt uns ein Mann an der Strasse zwei weitere Mangos. Er hat eine Pension und bedauert, dass wir nicht bei ihm abgestiegen sind.

 

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Dann haben wir bis zum Rendezvous mit Camille noch eine Stunde Zeit, und wir wollen ein Bier trinken (ich!). Aber das einzige Restaurant ist zu, im Hof am Strand unter dem Dach sitzen ein paar Männer. Sie fragen mich, was wir wollen, und als ich „une bière“ sage, schicken sie einen auf dem Motorrad mit einem Rucksack los. Ich kaufe eine Flasche von dem, was er mitbringt, und wir kommen ins Gespräch.
 
Es sind Fischer, teils im Pensionsalter. Sie fischen innerhalb und ausserhalb des Riffs, und sie verkaufen den Fisch an Pensionen und Private. Aber auch Tauschwirtschaft ist noch gang und gäbe: Fisch gegen Gemüse und Früchte, und so müssen sie dann nur noch das Brot kaufen, wie sie erzählen. Dieses wird auf der Insel gebacken, das Mehl kommt aus Frankreich, da Maniokbrot nicht mehr beliebt ist.

Die Leute sind gut informiert über die Welt, interessiert und unterhaltend. Am Nachmittag (und nicht nur am Nachmittag) haben sie Zeit für einen Schwatz und ein Bier. Fischen können sie am Morgen oder in der Nacht. Es ist windig, wodurch die  Regenschauer nur ganz kurz sind, die Sonne scheint, die Farben des Wassers in der Lagune sind prächtig.

Der Lebensrhythmus ist gemächlich.

Hochzeit

Heute haben uns unsere Gastgeber mit auf den zivilen Teil der Doppelhochzeit genommen. Wir fuhren mit dem Boot zur Marie und waren auch im Saal mit den festlich geschmückten Brautpaaren und Gästen. Vorn am Tisch las der Bürgermeister die Trauurkunde in Tahitisch vor und Bräutigam und Braut beantworteten seine Frage mit einem Wort, das wohl „ja“ hiess, dann las die Gemeindeschreiberin die französische Uebersetzung, dann hatten das Brautpaar, der Bürgermeister und die Trauzeugen viele Unterschriften in Register und auf Kopien zu leisten, dann durften die Brautleute sich küssen und wir applaudierten wie wild.

Es war sehr feierlich. Alle waren schön angezogen, nur wir etwas sehr einfach. Auch die Kinder sahen aus wie kleine Bräute, vor allem die Kinder der Brautpaare, die munter umhersprangen. Die Brautpaare, die Bräute waren Schwestern, hatten nämlich schon lang Kinder und waren alle Ende 30. Warum sie jetzt oder überhaupt heirateten, konnte uns niemand sagen.
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Eine eindrückliche alte Dame von 93 Jahren mit Blumenkranz um den Hals und auf dem Kopf liess sich von Camille vor einem Jugendporträt aus dem Jahr 1935 fotografieren, das in der Sammlung alter Fotos im Sitzungszimmer hängt. Das junge, oben ohne poisierende Mädchen von damals war eine würdevolle Schönheit, die Dame von heute ist es immer noch.

 
(Foto: Camille)

 
 
 
 
 
 
 
Nach der Trauung begrüsste uns der stellvertretende Bürgermeister, den wir gestern kennen gelernt hatten, und stellte uns den Bürgermeister vor. Dieser ist mit zwischenzeitlichen Abwahlen und Wiederwahlen seit 1972 im Amt und präzisierte die Einwohnerzahl auf 1231 (Zählung von vor einem Jahr).

 

 
 
(Hier noch einige Bilder, die Valerio, ein sizilianischer Mailänder, der in der gleichen Pension wohnt, in der Kirche gemacht hat:)



 
 
Anschliessend kaufte Annemarie noch in der Bäckerei ein, ich fotografierte die Besitzerin und ihren Sohn im Verkaufsfenster, dem offenen Ladentisch.













 

 

Heute Nachmittag ist es wieder regnerisch und windig. Morgen müssen wir auf der Insel zügeln, die Pension Kuriri ist ab dann besetzt, und wir gehen in die Pension Auira auf dem Motu gleichen Namens auf der anderen Seite des Atolls.

Vom Regen in die Sonne

Am Morgen giesst es wie aus Kübeln. Wir packen unsere Reisetasche (wir haben hier auf den Inseln nur eine, die andere ist in Papeete eingestellt) in Abfallsäcke kunstvoll ein, ebenso die Rucksäcke. Dann geht es bei etwas leichterem Regen über die Lagune, wo uns Gilbert, der neue Wirt, mit seinem Sohn abholt. Nach einer kurzen Autofahrt werden das Gepäck und wir durch das seichte Wasser auf ein Schiff geladen, dann geht es wieder über die Lagune, und wir sind da.

 

Aussicht aus dem Bungalow

Wir haben an sehr schöner Lage nun für zwei Nächte ein etwas einfacheres Quartier. Aber der Regen hat aufgehört, die Sonne kommt leicht durch, der Gastgeber und seine Frau Ena sind sehr sympathisch, das Wasser ist warm, die Fische auf den Korallenstöcken, wo ich schnorchle, wirken wie in einem grossartigen Aquarium. Was macht es da aus, dass die Toilette weder Brille noch (natürlich dann) Deckel hat. Aber die Spülung läuft, das Licht brennt, ein Moskitonetz ist vorhanden. Alles palletti.
 
Nur die vielen Hunde sind eine Plage. Sie belästigen uns am Strand, und Elo wird auf dem Spaziergang fast aufgefressen.

 
 
 
 
 
 
 
 
  
Weihnachten in der Südsee

Es ist eine Stimmung hier, die eigentlich gar nicht an Weihnachten erinnert: Es ist warm, vor dem Zimmer der Strand mit feinem Sand, Kokospalmen, die Lagune mit dem gelblichen Wasser über dem Sand, das dann, wenn es tiefer wird, ins Stahlblaue/Türkise übergeht, dann und wann ein Boot in der Lagune, und je nach Wetter: Wolken, warme Regenschauer, Sonnenschein, etwas Wind, Kinder am Fischen, Hunde faul im Sande sich räkelnd, fast keine Leute. Wir sitzen in Badehosen und T-shirt auf unserer Veranda und geniessen die Aussicht – kurz, Südsee wie im Bilderbuch.


In der Pension haben Edna und Gilbert einen schönen Christbaum aufgebaut, aber er ist für uns etwas anachronistisch, er  passt nicht so ganz. Aber am 24. gibt es dann ein richtiges Weihnachtsmenue: Salat mit rohem, eingelegtem Fisch, Muscheln in einer ausgezeichneten Weissweinsauce, Truthahn (!), dazu Salat, Reis, Bratkartoffeln, und zum Abschluss einen Fruchtsalat. Danach sitzen wir auf unserer Veranda und geniessen die Lagune bei fast vollem Mond. Am Strand auf der Hauptinsel ist eine Party, die Musik klingt bei leichtem Wind bis zu uns herüber. Wir geniessen den Weihnachtsabend auf polynesisch.
 
Edna mit zwei Enkeln und zwei Franzosenkindern
 












Moschtkopf

Alle unsere Flüge gehen über Papeete. Wir werden von Gilbert zum Flughafen gebracht, und Edna schenkt uns zwei wunderschöne Muschelketten. Der Flug geht in den Regen, in der Hauptstadt schifft es den ganzen Tag schon. Wir übernachten wieder im Fare Suisse, was Schweizerhaus heisst.

Bilder von diesem Reiseteil kann ich zur Zeit keine liefern, wenn überhaupt. Ich Moschtkopf habe nämlich die Kamera im Flugi liegen gelassen, auf dem Sitz. Air Tahiti ist am suchen, und  wenn ich Glück habe, bekomme ich sie morgen früh um 6, wenn wir von hier nach den Marquises/Marquesas abfliegen. Hoffentlich kommt er wieder vüren, denn ein Fotogeschäft gibt es da sicher nicht, und dann gibt es auch von dort nur Text.

25.12.12 / JB.

PS. Weihnachtsgeschenk
Der Foti ist vürengekommen! Die Putzfrau hat ihn gefunden, ich kann ihn morgen früh beim Einchecken behändigen.! Die Fotos werden baldmögichst nachgeliefert.

Samstag, 8. Dezember 2012

IV-7 Neuseeland im Rückspiegel



Die zwei Monate Neuseeland, die uns erst lange vorkamen, sind schnell verflogen. Ausser Deutschland, Schweiz, China (2 Jahre) und Australien (11 Monate) waren wir niemals länger in einem Land. Es hat uns sehr gefallen mit seinen ausgefallenen Landschaften – wenn auch das Wetter meistens zum Davonlaufen war. Neuseelands Klima lädt an sich definitiv nicht zum Ferienmachen ein. Aber wie gesagt, die Landschaften, die Natur sind schon einmalig.

Und die Menschen sind sehr sympathisch und haben uns überall freundlich empfangen. Und obwohl wir hier nochmals ein Stück weiter von Europa entfernt sind – weiter geht nicht mehr – fühlten wir uns weniger isoliert als in Australien. Das mag daran liegen, dass alles kleiner und vertrauter (europäischer) ist. Neuseeland ist (natürlich neben den Maori und asiatischen Einflüssen) sehr britisch. Das merkt man z.B. auch an der Sprache – aber zum Glück nicht am Essen. Das ist nämlich erstaunlich gut. Und Neuseeland ist sozusagen ein grosses Weingebiet, was uns sehr entgegenkam.

Wir haben beim Reisen in Neuseeland folgende Erfahrungen und Beobachtungen gemacht:

Ø      So sehr sich ein Motorhome für Australien anbietet, so sehr ist in Neuseeland davon abzusehen:

v      Es ist zu kalt. Morgens und abends kann man überhaupt nicht draussen sitzen, am Mittag allenfalls zu einem schnellen Picknick oder direkt in der Sonne.

v      Wenn es denn warm werden sollte (Januar/Februar ???) ist Ferienzeit, alles überlaufen…

v      Die Campingplätze sind weniger schön als in Australien.

v      Die Strassen sind sehr oft eng und gewunden, besser geeignet für einen PKW.

Ø      Unterkunft ist (ausserhalb der Hochsaison) gut zu finden. Bed&Breakfast sind allerdings erstaunlicherweise relativ teuer, während Motels bequem und günstig sind, ausgestattet mit Küche, so dass man sich sehr gut selbst versorgen kann.

Ø      Informationen über Unterkünfte, Restaurants, Ausflüge etc. sowie Reservierungen sind in den Informationsbüros der Städte, genannt iSite, (die es fast überall gibt) sehr gut möglich.

Ø      Ein Monat ist eher knapp, wer kann, sollte zwei machen. Wir sind gut 8000 Kilometer gefahren.
Ø      Die Südinsel braucht etwas mehr Zeit (60%), weil es mehr Besonderes zu sehen gibt. Neben den Gletschern hat uns besonders die Fjordlandschaft im Südwesten gefallen. Doubtful Sound ist schöner als Milford Sound. Lewis-Pass ist schöner als Arthur’s Pass, aber vor allem von Westen nach Osten.

Ø      Auf der Nordinsel haben uns die Ostküste und Rotorua (Maori-Kultur und Geysire) am meisten beeindruckt.

Ø      Automieten direkt über Internet ist billiger, About New Zealand ist gut (http://www.rentalcar.co.nz). Wir haben für einen mittleren 4x4 (Toyota RAV4, permanenter Allrad, Differentialsperre) bei unbegrenzten Kilometern für zwei Monate (59 Tage) 2400 CHF (40 Franken pro Tag) bezahlt, was sehr günstig war. Halb-Hochsaison.

Ø      Fähren kann man voraus buchen und über Autovermieter auch gut verschieben.

Ø      Nach 15 Monaten Sommer hatten wir in Neuseeland erstmals wieder frischen Frühling. Wir mussten alles anziehen, was wir dabei hatten. Also: Kleidung wie eine  Zwiebel und regenfest, genug Warmes, regenfeste Schuhe.

Ø      Telefonkarte und Internetmodem lohnen sich. Telefon-Karte ist gut bei „2degrees“; Modem ist gut bei Vodafone (Modem kostet 90$, kann auch in anderen Ländern und mit anderen Providern gebraucht werden. Die SIM-Karte ist inbegriffen, mit 2 GB drauf, die in zwei Monaten aufgebraucht werden müssen. Mit vielen Gratisnetzzugängen in den Motels hat das für uns gut gereicht.)


E+JB / 9.12.2012

IV-6 Abschied von Neuseeland

Regentage / Begegnung am Berg / Vergessene Welt / Ziegenbock als Präsident Vulkanischer Abschied / Weihnachtszeit / Nichts für meinen Kopf, nichts für mein Gefühl

Regentage
Die Fahrt mit der Fähre auf die Nordinsel über die Cook Strasse ist recht ruhig, auch wenn es stark windet und regnet. In Wellington schifft es, und wir hoffen auf Besserung gegen Norden. Aber entlang der Westküste regnet es immer wieder stark, und erst kurz vor Wanganui, wo wir übernachten wollen, bessert es. Auckland wurde von einem schweren Sturm heimgesucht, der drei Tote und viele Verletzte forderte. Wir spüren die Ausläufer.

Da aber die Temperatur wenigstens jetzt etwas über 20 Grad ist, haben wir einen schönen Abend in der schönen alten Stadt Wanganui: Alt für neuseeländische Verhältnisse, versteht sich. Wir essen gut, ich nehme eine Portion Schweinebauch, der, mit Gemüse nach thailändischer Art, ausgezeichnet zubereitet und sehr zart ist.

Am nächsten Tag geht es weiter wie in Wellington: stürmischer Regen. Von dem grossen Vulkan an der Südwestküste, dem 2500 Meter hohen Mount Taranaki (maori) / Mount Egmont (englisch) sehen wir überhaupt nichts, obwohl wir ihn fast vollständig umrunden. Der Nebel geht bis in die Ebene, bis fast an die Küste.
Aber wir fahren eine der Strassen hoch, die bis auf knapp 1000 Meter durch Regenwald den Berg hoch geht. An einen Spaziergang ist nicht zu denken, aber wenigstens einen Tee trinken wollen wir im Bergcafé an den Dawson Falls. Da gab es eine Ueberraschung.

 
Begegnung am Berg

Das Café war eigentlich eher eine Berghütte, mit rustikalen Tischen und Stühlen. Und an der Wand hing ein Tuch mit allen Kantonswappen der Schweiz, in einer Vase ob dem Buffet steckte eine Schweizerflagge. Die Wirtin, so stellte sich heraus, hat zwar keinen Schweizerpass mehr. Dem musste ihr Vater aufgeben, als er vor Jahrzehnten eine Farm kaufen wollte.

Aber Linda ist reinrassige Schweizerin, denn auch die Mutter kommt aus dem Gebiet des oberen Zürchersees. Da fielen im Gespräch Ortsnamen wie Freienbach (Vater) und Hurden („Hörden“ gesprochen, Mutter), dann Fischenthal ennet des Hörnli, wo die Schwestern noch Ferienhäuser haben. Und eine Tante, die über 100 Jahre alt wurde, war Anni Hiestand, in den 30er-Jahren eine der besten Schifahrerinnen der Schweiz. Und ein Cousin, den Linda jeweils in der Schweiz besucht, wohnt in St.Gallen.

Der Vater kam in diese regengesegnete Gegend, da hier schon andere Schweizer siedelten, und bis heute sind sie sich ihrer Tradition bewusst. Auf der Fahrt zum Berg war uns schon ein Briefkasten aufgefallen, rot mit Schweizerkreuz. Schon fühlst Du Dich wieder etwas zuhause, auch wenn Dir der Patriotismus an sich eher suspekt ist. Aber das Tösstal (Fischenthal) ist ja wirklich lokale Heimat.

Den Berg haben wir auch hier mehr geahnt, als gesehen. Die Schauer waren gar zu stürmisch.

Vergessene Welt

Nach einer Umrundung des Bergs im Nebel übernachten wir in New Plymouth, dessen Klima im schönen lokalen Museum mit „mild, moist, windy“ (mild, feucht, windig) umschrieben wird. Es war so. Den Berg haben wir auch am nächsten Tag nicht gesehen und die Besitzerin des Motels von Turangi am Lake Taupo meinte, sie habe am Fuss des Berges gewohnt und ihn  oft wochenlang nicht erblickt.

So lange können wir nicht warten, und daher geht es ins Zentrum der Südinsel, an den Lake Taupo, der durch einen riesigen Vulkanausbruch vor fast 23'000 Jahren entstand, bei dem 1170 Kubikkilometer Material ausgeschleudert wurde. Ein weiterer grosser Ausbruch erfolgte mit 120 Kubikkilometern im Jahr 180, und die chinesischen und römischen Geschichtsschreiber berichten von der Aschewolke. Der See ist 600 km2 gross, 40 Kilometer lang und 28 Kilometer breit und 128 Meter tief – all das innerhalb des Riesenkraters.
 

Der Weg an den See führt über die Strasse Nummer 41, den Forgotten World Highway, die Hauptstrasse der Vergessenen Welt. Es ist wirklich sehr einsam hier, das Gelände äusserst ruppig, mit steilen Hügeln, tiefen Tobeln, Schluchten, schmalen Strassen, einem Tunnel, das gerade so breit ist, wie ein Lastwagen und so hoch, dass Tiertransporte durchkommen. Es hat stark geregnet, überall sehen wir Steinschlag. Am Strassenrand Fasane, Schafe, Ziegen und Kaninchen.


Und Viehherden auf der Strasse: Vor uns eine sehr grosse Herde mit Schafen und Kühen, angetrieben durch viele Hunde und ein Vierradmotorrad. Dieses treibt die Tiere im Galopp vor sich her und auf die Seite. Wir halten uns eng an das Auto vor uns, ziehen gleichsam den Kopf ein und drücken uns am Vieh vorbei. Nur ein Rudel Kühe ist hartnäckig und saust vor uns her, die ganze Strasse benutzend, bis dann die angestrebte Weide auf der Seite kommt.

Ziegenbock als Präsident

Mitten in der Vergessenen Welt gibt es die einzige Republik Neuseelands: Whangamomona. Sie wurde in Rebellion gegen die Regionalpolitiker 1989 ausgerufen. Diese wollten die Gemeindegrenzen ändern, und das hätte zur Folge gehabt, dass die Dorfjugend und auch die Senioren nun für eine Rugby(New Zealand Football)-Mannschaft hätten spielen müssen, mit der sie seit Generationen verfeindet waren. Das ging dann doch zu weit. Präsident der Republik war mal ein Ziegenbock, mal ein Pudel. Und jedes zweite Jahr findet ein Republikfest statt: das nächste Mal am 26.1.2013 -  für alle, die dahin gehen wollen. (Das Hotel, die Heimat der Republik, steht übrigens zum Verkauf!)

Vulkanischer Abschied

In Taupo am gleichnamigen See kommen wir mitten in einen Halb-Ironman. Diesmal jagen wir statt Schafen und Kühen Velofahrer.
 
 
 
 
 
 
 
 
 
In der Stadt ist auch der Abfluss des Sees. Nach wenigen Kilometern fällt der Fluss über eine Stufe von einigen Metern Höhe. Davor gräbt er sich im harten Vulkangestein einen 10 Meter breiten tiefen Graben, durch den sich die grossen Wassermassen durchzwängen. Sehr eindrücklich.

 

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Weiter unten am Waikato-Fluss liegt das Hidden Valley, das Verborgene Tal, eine der schönsten Geysirlandschaften Neuseelands. Eine Motorfähre bringt uns über den gestauten Fluss, und über eine Stunde wandern wir in einer Regenwaldlandschaft an Sinterterrassen vorbei und bestaunen die Ablagerungsformationen, die qualmenden Schlunde, Geysire und vor allem die Farbspiele in Weiss (Kalkablagerungen), Gold (Schwefel), blau (Thermalwasser), grau-schwarz (Tonerdeschlamm gelöst durch heisses Wasser)  und Grün (Algen). Einem Geysir schauen wir eine Viertelstunde lang zu, wie er kommt, wie er spritzt, dampft und sprudelt, und wie er sich wieder zur Ruhe legt.

Im Regenwald bewundern wir die Palmfarne von 10 und mehr Metern Höhe, die der Landschaft einen eigentümlich archaischen Charakter geben, der natürlich durch die Dämpfe, das Qualmen und Sprudeln direkt aus dem Erdinnern noch verstärkt wird.

 

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Weihnachtszeit

In Hamilton, wo wir übernachten und endlich mal wieder den Apéro im Freien an der Sonne geniessen können, gibt es einen Riesen-Christbaum zu bewundern, mit Hunderten von Kugeln. Nachts, das sehen wir aus dem Zimmer, leuchtet und blinkt er wie verrückt. Ueberhaupt hat das Bemühen mit Minichristbäumen in Kneipen und Läden, mit Weihnachtsdekorationen in den Schaufenstern im Sommer etwas Pathetisches an sich, etwas Komisches. Aber wir haben ja in Australien gesehen, dass die Familien und vor allem die Kinder da nicht wählerisch sind: Es geht auch in Shorts und Gummisandalen sehr gut!

Hamilton, das als viertgrösste Stadt Neuseelands keine Touristenstadt ist, hat am Waikaot-Ufer eine sehr grosse Gartenanlage. Der Kern sind Themengärten. Zum einen Gärten der Maori, Gemüsegarten, Hausgarten usw.
 
Dann aber auch einen japanischen Garten (17. Jahrhundert), einen chinesischen südliche Song-Dynastie 12. Jahrhundert), einen modernen amerikanischen, einen englischen Ende 19. Jahrhundert), einen indischen (Mogulzeit 17. Jahrhundert) und einen italienischen (Renaissance). Diese Gärten allein lohnen den Besuch der Stadt.
 
Von Hamilton fahren wir in starkem Sonntagsverkehr nach Auckland, wo wir in Flughafennähe ein Motel haben, damit wir morgen früh nicht weit zur Abgabe des Autos fahren müssen.
 
Hier nehmen wir das letzte Picknick in Neuseeland im Motelgarten, dann wird gepackt, denn ab jetzt geht es wieder weiter mit nur zwei Reisetaschen als Gepäck. (Und zu Hause haben wir dann wieder alle Kästen voller Kleider und Schuhe. Hier bescheiden wir uns in dieser Hinsicht sehr.)



 
Nichts für meinen Kopf, nichts für mein Gefühl
Morgen, am 10. Dezember, fliegen wir morgens um 10 nach Tahiti ab. Und wir kommen nach einigen Stunden Flug einen Tag früher dort an, als wir abgeflogen sind: heute, am 9. 12, um 16 Uhr, also zu der Zeit, zu der ich dieses schreibe!!! Das verstehe wer will.

Es hat nichts mit Reisen mit Lichtgeschwindigkeit zu tun, sondern mit der Datumsgrenze, die wir überfliegen. An dieser bist Du mit einem Schritt von Westen nach Osten einen Tag zurück (also auch jünger), umgekehrt einen Tag weiter (also auch älter), geanu gleiche Zeit. Elo versucht mir das seit Jahren zu erklären, aber das ist nichts für einen hinterthurgauer Quadratschädel, und für mein Gefühl schon gar nicht. Aber da das ja alle so machen, wird es seine Richtigkeit haben.

Elo meint, wir würden alle Stunden, die wir auf der Reise bisher jeweils an einer neuen Zeitzone verloren haben (Uhr vorstellen), mit einem Schlag wieder gewinnen, und sogar noch mehr, da es ja bisher nur 12 Stunden waren. Das Konto hat dann plötzlich eine Positivbilanz von 12 Stunden, die wir dann bis zu hause wieder verputzt haben. So weit so gut, aber begreifen tue ich es doch nicht recht. Nullsummenspiel also, was soll der Mist? Vielleicht ist es mir dann in Tahiti klarer – obwohl ich da meine Zweifel habe.

(Es ist noch anzufügen, dass für uns das Jahr 2011 einen Tag kürzer war, während das Jahr 2012 – nicht nur wegen des Schaltjahrs – für uns einen Tag länger dauern wird.)

9.12.2012 / JB.