Geburtsstätte der Flying Doctors / Quamby / Im hohen Bogen / An
den Golf / Am Walker Creek / Abendstimmung und fauler Tag / „Caramba“ / Outback
at the Sea – weit weg von allem / Langsam genug / Alles Outbacker? / Proud to
be an Australian / Wellblecharchitektur / 1. August am Fluss / Fledermäuschen /
Von der Steppe in den Hinterthurgau in Nullkommanichts / Wasserfallwanderung und
Platypus / Ans Meer / 1/12
Wir machen uns auf den Weg ans Great Barrier Reef vor der Ostküste von Queensland. Dabei wollen wir noch dem Golf von Carpentaria einen Besuch abstatten.
Wir verlassen Mount Isa, wo inzwischen ein saukalter Wind uns das Leben schwer macht. Auch an der Sonne ist es kalt. Wir fahren durch die Mount Golkin Range, eine schöne, abwechslungsreiche Hügellandschaft. Das ist eine Erholung nach den Tagen davor und eine Irreführung für das, was kommt. Die Berge sind nicht hoch, wie meistens in Australien. Aber die Landschaft ist rau. Gräben, Löcher, Täler, Flussbetten – all dies macht ein Durchkommen schwer, und es muss sehr hart gewesen sein vor 100 Jahren. Die Strasse in Richtung Osten (Cairns, Brisbane) wurde im Zweiten Weltkrieg im Zusammenhang mit der Verteidigung des Nordens gegen die Japaner gebaut.
Cloncurry ist mit rund 5000 Einwohnern – wo sind sie? – eine Service-Stadt für die Landwirtschaft der Region. Es hat breite Strassen, einige Geschäfte und Banken, zwei Restaurants, ein schönes Schwimmbad mit einem 25-Meter-Becken. Sonst gar nichts. Und dann noch Samstag, alles geschlossen.
Wenn da nicht das Wohnhaus von Missionar Flynn wäre, der vor fast hundert Jahren hier die fliegende Medizinische Betreuung des Outbacks organisiert hat. Das Haus ist heute ein interessantes Museum. Die Flying Doctors, wie sie heute heissen (vgl. den Bericht in Blogspot 3-10 aus der Basis in Port Augusta), waren zuerst ein Dienst der AIM, Australian Inland Mission, die Flynn für die Presbyteriansche Kirche aufgebaut hatte. Er wurde beim Aufbau des Flugdienstes von Sponsoren und der Fluggesellschaft Quantas (Queensland and Nothern Territory Air Services) unterstützt.
Im Museum sehen wir auch die Funkstationen der abgelegenen Farmen ohne Strom. Die AIM hat für sie einen Generator entwickelt, der mit einem Pedalsystem wie beim Velo unter dem Tisch angetrieben wurde.
Quamby
Jetzt, denken wir, wird für die 400 Kilometer bis Normanton die vielfach nur einspurig geteerte Strasse die grösste Sensation sein. Eine Broschüre über Cloncurry hat für die Strecke ein offenes und ein verlassenes Roadhouse erwähnt. Sonst nichts.
Aber denkste! Kurz nach der Roadhouse-Ruine von Quamby kommt an der Strasse ein Schild: „Quamby Rodeo, 28th. July“. Das ist heute. Da ham mer sofort hingemacht, nichts wie hin, Blinker raus – und wir sind mitten auf einem grossen, vollen Parkplatz. Wir lösen den Eintritt und stürzen uns ins Vergnügen.
Wir sind nicht allein. Ich schätze 500 Zuschauer (neben den vielen aktiven Cowboys), Kind und Kegel, Opa und Oma, Mama und Papa. Wo die alle herkommen in diesem leeren Land? Wohl viele von sehr weit, für unsere Verhältnisse, für sie sind einige Stunden Autofahrt Alltag.
Cowboyhüte en Masse (auch für die Kleinen, damit sie es lernen), Stiefel mit hohen Hacken (hält besser in Steigbügeln…), Halstücher und Ledergürtel mit Riesenschnallen (wie es sich für abgebrühte Kuhjungen gehört), Bier- oder Colabüchsen, Hotdogs mit fürchterlichen Würstchen oder Kuchen in der Hand. Alles amüsiert sich köstlich. Dass bei einigen die Figur der Vorstellung, den Träger auf einem bockenden Pferderücken zu sitzen, abträglich ist, tut dem Vergnügen keinen Abbruch.
Wenn die Schlange beim Herrenpissoir zu lang ist, wird der nahe Stacheldraht genetzt. Ich mache das auch so. Es ist fast wie beim Schwingfest, nur dass statt Ländler Country-Music aus den Lautsprechern dröhnt.
Im hohen Bogen
Ah, ja, Rodeo war natürlich auch noch. Eine raue Sache. Zuerst der Ritt auf dem wild gemachten Bullen, wobei es darauf ankommt, eine gewisse Zeit oben zu bleiben. Gelingt das, wird der Reiter von den mit grosser Eleganz im Geviert rumreitenden Cowboys vom Tier gehoben, das dann irgendwie aus der Arena bugsiert werden muss. Oft gelingt es aber nicht, und dann fliegt der Held im hohen Bogen in den Sand – auf den Kopf, den er sich dann hält, auf den Rücken, was ihm die Luft ausbläst, oder halt sonst irgendwie. Sie laufen dann entweder hinkend raus, oder werden gestützt.
Dann das Einfangen der Rinder. Aus einer Ecke kommen ein Cowboy vom Dienst (Sicherheit), ein kleines Rind und der Wettkämpfer zu Pferd geprescht. Der Wettkämpfer muss den Stier umwerfen und am Kopf so drehen, dass alle Viere der armen Tiere in der Luft sind. Das sieht wild aus. Aber oft gewinnt das Tier, denn der Wettkämpfer, der aus dem Sattel auf das Rind springen muss, kann sich nicht in Position bringen oder er springt gar daneben und streckt selbst alle Viere in die Luft. Aber der schnellste hat die Aufgabe in wenigen Sekunden erledigt.
Es ist am Morgen nach dem Rodeo etwas Verkehr. Die Zuschauer aus dem Norden überholen uns. Wir sehen sie auch im Burke&Wills Roadhouse, wo sie einen eher übernächtigten Eindruck hinterlassen. Sie päppeln sich mit riesigen Frühstücks von Steak&Chips (Pommes Frites) oder ganz gewöhnlich mit Cola-Whiskey etwas auf.
Sonst ist wenig zu sehen. Alles flach, wenige Hügelzüge, kilometerlang geradeaus. Erhebungen von wenigen Metern werden als Steigungen wahrgenommen. Zu beiden Seiten Viehzäune, aber wenig Vieh. An den Känguru-Leichen auf der Strasse („Road Kill“), von denen es hier etwas mehr hat, tun sich Raben und Raubvögel gütlich. Darunter auch einige grosse Keilschwanz-Adler (Wedge Tailed Eagle). Wenn sie abfliegen, spreizen sie den keilförmigen Schwanz weit aus und schaufeln Luft darunter, damit der grosse Körper in die Höhe kommt. Und dann eine Herde von grossen Sarus-Kranichen.
Eindrücklich sind auch die Felder von kleinen Termitenburgen, hunderte.
Am Walker Creek
Wir grillieren am Feuer. Zum Steak gibt es Roten (Apéro weiss), zum Kaffee MacAllen-Whisky. Es ist ein warmer Abend, ohne Wind. Am Feuer rauche ich meine Brissago (danke Heiri!). Die Geräusche: Grillen, einige Vögel, Frösche das Rauschen des Wassers über die Furt, das Knistern des Feuers, im Jeb blubbert die italienische Espresso-Maschine. Sonst ist es ruhig. Licht spenden das Feuer und der fast volle Mond. Wir geniessen es.
„Caramba“
Entlang der Strasse nach Karumba sehen wir viele Vögel. Ganze Schwärme von grossen Sarus-Reihern, Pelikane, Raubvögel, Ibisse, kleine Reiher, Brolga-Reiher und – eher selten – einen schönen Schwarzhals-Storch, der sich allerdings schnell verzieht, als ich ihn fotografiere. Auf einem ausgedehnten Spaziergang entlang der Küste des Golfs von Carpentaria lässt uns eine Brolga-Familie ganz nah kommen.
Des Australiers und (manchmal) der Australierin grösstes Glück
Daneben hat Karumba noch Tourismus, die Geschäfte leben davon. Das Klima ist mild, und es gibt gute Fischgründe. So sind die Campingplätze gut belegt, und es hat sich ein Ableger des Ortes am Strand gebildet, rein für den Tourismus. Er heisst Karumba Point, und hat ein schönes Restaurant mit Gartenwirtschaft für die Besichtigung des Sonnenuntergangs, der im Winter, der Trockenzeit, jeden Tag pünktlich zu bewundern ist.
Karumba nennt sich “Outback at the Sea”, Niemandsland am Meer. Und es ist auch so. Abgelegen wie nur etwas. 70 Kilometer bis Normanton. Dieses wiederum 400 Kilometer von Cloncurry im Süden, über 200 Kilometer von Burketown im Westen (noch viel abgelegener, nur über Naturstrasse erschlossen), 700 Kilometer von Cairns im Osten. Dazwischen wenig bis gar nichts. In the middle of nowhere, sagt die englische Sprache, Mitten im Nichts. Oder wie Freund Johnny zu sagen pflegt: Am Schmierloch der Weltachse.
Langsam genug
Jetzt geht es endgültig wieder in Richtung Meer, ans Great Barrier Reef, das grösste Korallenriff der Welt. Dort wollen wir baden – wenn es keine Feuerquallen oder Haifische hat – und wir wollen die Fische sehen. Zumindest ich, der ich schnorcheln oder tauchen will.
Und sie betonen immer wieder, wie stolz sie auf ihr Land sind. Das befremdet
uns. Wir haben die Schweiz gern, lieben sie vielleicht sogar, sind gerne
Schweizer. Aber Stolz? Nein danke, davon hatten wir in Europa genug und es hat
uns viele Kriege gebracht. Woher also dieser Stolz?
Es ist wohl das gleiche wie mit arroganten Menschen oder Klassen: Wenn
man kratzt, kommt unter der Arroganz immer eine oft tiefe Unsicherheit hervor.
Und so ist es auch mit dem Stolz auf das Land, die Nation. Damit wird eine
kollektive Unsicherheit überspielt, deren Schwester immer eine grosse
Verletzlichkeit ist.
Interessant ist nach 150 Kilometern Croydon, einst eine der grössten Städte Queenslands, als hier Ende des 19. Jahrhunderts ein Goldrausch war. Damals gab es 27 Hotels, Bars und viele Strassen. Heute sind es wenige Strassen, aber einige gut unterhaltene Beispiele der Outback-Architektur, meist in Wellblech. Abgesehen von moderneren Baumaterialien und den eingebauten Segnungen moderner Technik bauen die Australier im Wesentlichen heute noch so: Ein Balkengerüst direkt auf den Boden, verkleidet mit Wänden und oben ein Luftraum. Darum herum Veranda überdeckt gegen die Sonne. Einfach und zweckmässig.
Der Ort ist ein eigentliches Freilichtmuseum: Gericht, Bank, Familienunterkunft, Goldgräberhütte usw. Das meiste ist offen und begehbar. Schön ist der Laden, der noch immer in Betrieb ist („der älteste noch aktive Verkaufsladen Queenslands“ wird er uns angepriesen in der sehr guten Touristeninfomation). Und der Besuch lohnt sich: Was es da nicht alles zu kaufen gibt auf kleinstem Raum. Eben alles, was für das tägliche Ueberleben nötig ist. Ausser Alkohol, den gibt es im Bottle Shop, dem Flaschenladen.
Die weiteren auf der Karte vermerkten Orte auf den restlichen vier- oder fünfhundert Kilometern sind bessere Autobahnraststätten (Tanken und Essen), auch wenn die Autobahn hier oft nur aus einer einspurig geteerten Fahrbahn besteht. Aber verglichen mit dem, was wir vor einem Jahr in Zentralasien befahren haben, sind die Strassen hervorragend, auch wenn es hier etwas mehr rumpelt.
1. August am Fluss
Fledermäuschen
Kurz bevor wir die Siedlungen der Ostküste erreichen, fahren wir für eine Nacht in den Undara Volcanic Rock National Park. Die Attraktionen sind grosse Vulkanische Tunnels (Lava Tubes, Lava-Rohre genannt). Die Gegend hier war vor rund 100'000 bis 200'000 Jahren stark vulkanisch, und das Panorama ist von vielen Kraterbergen geprägt, nicht hoch, aber deutlich zu erkennen.
Das Spezielle sind riesige Vulkantunnels. Sie entstanden dadurch, dass die Lava aussen abkühlte, innen aber weiterfloss. Dann kam sozusagen kein Nachschub mehr aus dem Vulkan und die Lava lief ab, der Tunnel leerte sich. So hat man das uns erklärt. So entstanden grosse Tunnels von vielen Metern Durchmesser, der längste rund 160 Kilometer lang.
Wir machten eine Abendsafari mit Sekt und Häppchen auf einem
Aussichtspunkt. Vorher sahen wir viele Kängurus (gross), Wallabys (klein) und
Wallarus (mittelgross). Im Park leben über 50 Arten, die zwar miteinander grasen,
sich aber nicht vermischen. Sie unterscheiden sich nicht nur durch die Grösse,
sondern auch durch Fell, Kopfform, Ohrenform, Färbung von Gesicht und Ohren.
Und dann am Ausgang. Im schwachen Abendlicht sehen wir den Strom der ausfliegenden Jäger. Sie fliegen ganz nah an uns vorbei, im Schwarm. Aber dank ihrem Radar-System fliegen sie nie in uns rein. Eindrücklich.
Von der Steppe in den Hinterthurgau in Nullkommanichts
Noch ist Busch, und am Mills Creek ist der Wasserfall wie im Northern Territory. Nur dass er in einer Lavalandschaft über Basaltsäulen stürzt. Hier bewundern wir auf dem Picknickplatz auch einen schönen Leguan, offensichtlich an Menschen gewöhnt und gar nicht scheu.
Wasserfallwanderung und Platypus
Am Zillie-Fall ist die Strasse gesperrt, die Holzbrücke wurde abgerissen, eine neue wird gebaut. Kein Hindernis für uns, die zweieinhalb Kilometer zum Elinjaa-Fall machen wir zu Fuss, die Baustelle wird überquert, der Beton ist schon hart. Am Strassenrand sehen wir unerhört schöne tropische Blüten.
Die grosse Stadt Cairns mit ihren knapp150'000 Einwohnern kündigt sich weit vorher an. Vororte und viele Geschäfte, Einkaufszentren und Industrien. Im Zentrum an der Trinity Bay, dem Ausgang zur Coral Sea (Korallenmeer) flanieren und baden die Einwohner und Touristen in einem grossen Schwimmbecken in unmittelbarer Nähe des Stadtzentrums am Strand. Wir bleiben hier zwei Tage und geniessen das Stadtleben nach so viel Land und Einsamkeit.
Geburtsstätte der Flying
Doctors
Wir machen uns auf den Weg ans Great Barrier Reef vor der Ostküste von Queensland. Dabei wollen wir noch dem Golf von Carpentaria einen Besuch abstatten.
Wir verlassen Mount Isa, wo inzwischen ein saukalter Wind uns das Leben schwer macht. Auch an der Sonne ist es kalt. Wir fahren durch die Mount Golkin Range, eine schöne, abwechslungsreiche Hügellandschaft. Das ist eine Erholung nach den Tagen davor und eine Irreführung für das, was kommt. Die Berge sind nicht hoch, wie meistens in Australien. Aber die Landschaft ist rau. Gräben, Löcher, Täler, Flussbetten – all dies macht ein Durchkommen schwer, und es muss sehr hart gewesen sein vor 100 Jahren. Die Strasse in Richtung Osten (Cairns, Brisbane) wurde im Zweiten Weltkrieg im Zusammenhang mit der Verteidigung des Nordens gegen die Japaner gebaut.
Cloncurry ist mit rund 5000 Einwohnern – wo sind sie? – eine Service-Stadt für die Landwirtschaft der Region. Es hat breite Strassen, einige Geschäfte und Banken, zwei Restaurants, ein schönes Schwimmbad mit einem 25-Meter-Becken. Sonst gar nichts. Und dann noch Samstag, alles geschlossen.
Wenn da nicht das Wohnhaus von Missionar Flynn wäre, der vor fast hundert Jahren hier die fliegende Medizinische Betreuung des Outbacks organisiert hat. Das Haus ist heute ein interessantes Museum. Die Flying Doctors, wie sie heute heissen (vgl. den Bericht in Blogspot 3-10 aus der Basis in Port Augusta), waren zuerst ein Dienst der AIM, Australian Inland Mission, die Flynn für die Presbyteriansche Kirche aufgebaut hatte. Er wurde beim Aufbau des Flugdienstes von Sponsoren und der Fluggesellschaft Quantas (Queensland and Nothern Territory Air Services) unterstützt.
Im Museum sehen wir auch die Funkstationen der abgelegenen Farmen ohne Strom. Die AIM hat für sie einen Generator entwickelt, der mit einem Pedalsystem wie beim Velo unter dem Tisch angetrieben wurde.
Quamby
Jetzt, denken wir, wird für die 400 Kilometer bis Normanton die vielfach nur einspurig geteerte Strasse die grösste Sensation sein. Eine Broschüre über Cloncurry hat für die Strecke ein offenes und ein verlassenes Roadhouse erwähnt. Sonst nichts.
Aber denkste! Kurz nach der Roadhouse-Ruine von Quamby kommt an der Strasse ein Schild: „Quamby Rodeo, 28th. July“. Das ist heute. Da ham mer sofort hingemacht, nichts wie hin, Blinker raus – und wir sind mitten auf einem grossen, vollen Parkplatz. Wir lösen den Eintritt und stürzen uns ins Vergnügen.
Wir sind nicht allein. Ich schätze 500 Zuschauer (neben den vielen aktiven Cowboys), Kind und Kegel, Opa und Oma, Mama und Papa. Wo die alle herkommen in diesem leeren Land? Wohl viele von sehr weit, für unsere Verhältnisse, für sie sind einige Stunden Autofahrt Alltag.
Die Helden von Quamby
Cowboyhüte en Masse (auch für die Kleinen, damit sie es lernen), Stiefel mit hohen Hacken (hält besser in Steigbügeln…), Halstücher und Ledergürtel mit Riesenschnallen (wie es sich für abgebrühte Kuhjungen gehört), Bier- oder Colabüchsen, Hotdogs mit fürchterlichen Würstchen oder Kuchen in der Hand. Alles amüsiert sich köstlich. Dass bei einigen die Figur der Vorstellung, den Träger auf einem bockenden Pferderücken zu sitzen, abträglich ist, tut dem Vergnügen keinen Abbruch.
Wenn die Schlange beim Herrenpissoir zu lang ist, wird der nahe Stacheldraht genetzt. Ich mache das auch so. Es ist fast wie beim Schwingfest, nur dass statt Ländler Country-Music aus den Lautsprechern dröhnt.
Die Helden von Quamby sind für mich ausserhalb des Wettkampfgevierts,
es sind die Zuschauer. Es ist ein grosses soziales Ereignis: Frau, Mann und
Kind kennen sich. Und Kaffee und Tee wird denn auch vom Social Club (welcher?
wohl Cloncurry) spendiert, die Frauen sind sehr nett. Aber der Konsum an Bier
ist ein vielfacher, und viele werden die Nacht irgendwie hier verbringen.
Im hohen Bogen
Ah, ja, Rodeo war natürlich auch noch. Eine raue Sache. Zuerst der Ritt auf dem wild gemachten Bullen, wobei es darauf ankommt, eine gewisse Zeit oben zu bleiben. Gelingt das, wird der Reiter von den mit grosser Eleganz im Geviert rumreitenden Cowboys vom Tier gehoben, das dann irgendwie aus der Arena bugsiert werden muss. Oft gelingt es aber nicht, und dann fliegt der Held im hohen Bogen in den Sand – auf den Kopf, den er sich dann hält, auf den Rücken, was ihm die Luft ausbläst, oder halt sonst irgendwie. Sie laufen dann entweder hinkend raus, oder werden gestützt.
Dann das Einfangen der Rinder. Aus einer Ecke kommen ein Cowboy vom Dienst (Sicherheit), ein kleines Rind und der Wettkämpfer zu Pferd geprescht. Der Wettkämpfer muss den Stier umwerfen und am Kopf so drehen, dass alle Viere der armen Tiere in der Luft sind. Das sieht wild aus. Aber oft gewinnt das Tier, denn der Wettkämpfer, der aus dem Sattel auf das Rind springen muss, kann sich nicht in Position bringen oder er springt gar daneben und streckt selbst alle Viere in die Luft. Aber der schnellste hat die Aufgabe in wenigen Sekunden erledigt.
Und schliesslich das Reiten der wilden Hengste. Hier geht es darum,
eine gewisse Zeit im Sattel des wild bockenden Pferdes zu bleiben. Das schaffen
die meisten. Aber es gibt eine Bewertung wie im Eiskunstlaufen, mit Stilnoten.
Daher versuchen sie dann noch lässig auszusehen und mit einer Stockpeitsche zu
knallen. Einige schaffen das.
Abrundung dieses männlichen Spektakels bildet ein Wettbewerb für
Frauen: Wer kann den Küchenbesen am weitesten werfen. An dieser Arbeitsteilung
scheint sich niemand zu stören. Die Disziplin ist noch nicht olympisch, aber
die Siegerin war nicht schlecht.
An den Golf
Die nächsten 300 Kilometer sind dann wirklich einsam. Wir sind auf dem
Weg an den Gulf of Carpantaria (beannt nach einem Holländer), dem grossen, fast rechteckigen Einschnitt im
Norden zwischen Arnhem Land im Northern Territory und der Cape Yorke Peninsula
in Queensland.
Es ist am Morgen nach dem Rodeo etwas Verkehr. Die Zuschauer aus dem Norden überholen uns. Wir sehen sie auch im Burke&Wills Roadhouse, wo sie einen eher übernächtigten Eindruck hinterlassen. Sie päppeln sich mit riesigen Frühstücks von Steak&Chips (Pommes Frites) oder ganz gewöhnlich mit Cola-Whiskey etwas auf.
Sonst ist wenig zu sehen. Alles flach, wenige Hügelzüge, kilometerlang geradeaus. Erhebungen von wenigen Metern werden als Steigungen wahrgenommen. Zu beiden Seiten Viehzäune, aber wenig Vieh. An den Känguru-Leichen auf der Strasse („Road Kill“), von denen es hier etwas mehr hat, tun sich Raben und Raubvögel gütlich. Darunter auch einige grosse Keilschwanz-Adler (Wedge Tailed Eagle). Wenn sie abfliegen, spreizen sie den keilförmigen Schwanz weit aus und schaufeln Luft darunter, damit der grosse Körper in die Höhe kommt. Und dann eine Herde von grossen Sarus-Kranichen.
Eindrücklich sind auch die Felder von kleinen Termitenburgen, hunderte.
Am Walker Creek
Wir wollen nach Karumba (ausgesprochen „Caramba“), um dort ans Meer zu
kommen. Zwei Uebernachtungsplätze vor Normanton auf dem Weg dahin waren
unmöglich, also fahren wir weiter. Und dann, 45 Kilometer vor dem Ziel, beim
Uebergang über den Walker Creek sehen wir viele Camper. Ein Platz ist auf
unseren Karten nicht eingezeichnet, aber hier können wir offensichtlich
übernachten.
Und wie! Wir finden einen so schönen Platz. Wir sind ganz für uns. Wir
können feuern. Ich gehe Holz suchen. Ein Mädchen ruft mir von der anderen Seite
des Flusses zu, als ich Holz suche, ob ich welches brauche. Sie habe es auf dem
Auto. Sie fährt durch die Furt, den alten Uebergang, und bringt es frei Haus,
sozusagen. Sie ist aus Normanton. Ich frage sie, wie alt sie sei. 14. Und du
darfst Auto fahren? Ja! Und sie kann es offensichtlich ganz gut.
Abendstimmung und fauler Tag
Wir grillieren am Feuer. Zum Steak gibt es Roten (Apéro weiss), zum Kaffee MacAllen-Whisky. Es ist ein warmer Abend, ohne Wind. Am Feuer rauche ich meine Brissago (danke Heiri!). Die Geräusche: Grillen, einige Vögel, Frösche das Rauschen des Wassers über die Furt, das Knistern des Feuers, im Jeb blubbert die italienische Espresso-Maschine. Sonst ist es ruhig. Licht spenden das Feuer und der fast volle Mond. Wir geniessen es.
Und wir grillieren auch noch einen Frosch, d.h. er grilliert sich
selbst. Als ich zu Elo sage, da sei doch ein kleiner Frosch auf der Matte, da
macht er schon zwei Froschgümpe: einen an den Rand der Feuergrube und einen
über diesen Rand, direkt in die Glut. Elo sagt, er habe noch zweimal gezuckt,
dann war er grilliert. Wir haben ihn nicht gegessen!
Es gefällt uns so gut, dass wir eine weitere Nacht bleiben, einen
Ruhetag einlegen: Am Morgen Wasser holen an der Furt für die Fussdusche am
Eingang (es ist staubig), dann Holz suchen, zerkleinern und die Feuerstelle
ausräumen für das Camp Fire vom Abend, dann ein kaputtes Schloss reparieren und
schliesslich noch etwas Blog schreiben – der Rest ist Hängematte (danke Bruno
und Ulla).
„Caramba“
Entlang der Strasse nach Karumba sehen wir viele Vögel. Ganze Schwärme von grossen Sarus-Reihern, Pelikane, Raubvögel, Ibisse, kleine Reiher, Brolga-Reiher und – eher selten – einen schönen Schwarzhals-Storch, der sich allerdings schnell verzieht, als ich ihn fotografiere. Auf einem ausgedehnten Spaziergang entlang der Küste des Golfs von Carpentaria lässt uns eine Brolga-Familie ganz nah kommen.
Sonst gibt es im Delta des Norman-Flusses allerdings gar nichts an
Attraktionen für das Auge, abgesehen von einigen Kuhherden. Alles flach,
praktische baumlos. Karumba selbst hat zwei Ortsteile. Einen mit einem Hafen am
Fluss wo dieser in den Golf mündet, und einer Verladestation für Zink. Dieses
wird 340 Kilometer entfernt abgebaut, dann geschlemmt. Dieser Schlamm kommt
über eine Pipeline nach Karumba, wo er getrocknet wird. Dann geht es per
Tenderschiff 30 Kilometer ins offene Meer, wo das Erz auf Hochseefrachter
verladen wird.
Daneben hat Karumba noch Tourismus, die Geschäfte leben davon. Das Klima ist mild, und es gibt gute Fischgründe. So sind die Campingplätze gut belegt, und es hat sich ein Ableger des Ortes am Strand gebildet, rein für den Tourismus. Er heisst Karumba Point, und hat ein schönes Restaurant mit Gartenwirtschaft für die Besichtigung des Sonnenuntergangs, der im Winter, der Trockenzeit, jeden Tag pünktlich zu bewundern ist.
Outback at the Sea
– weit weg von allem
Karumba nennt sich “Outback at the Sea”, Niemandsland am Meer. Und es ist auch so. Abgelegen wie nur etwas. 70 Kilometer bis Normanton. Dieses wiederum 400 Kilometer von Cloncurry im Süden, über 200 Kilometer von Burketown im Westen (noch viel abgelegener, nur über Naturstrasse erschlossen), 700 Kilometer von Cairns im Osten. Dazwischen wenig bis gar nichts. In the middle of nowhere, sagt die englische Sprache, Mitten im Nichts. Oder wie Freund Johnny zu sagen pflegt: Am Schmierloch der Weltachse.
Langsam genug
Jetzt geht es endgültig wieder in Richtung Meer, ans Great Barrier Reef, das grösste Korallenriff der Welt. Dort wollen wir baden – wenn es keine Feuerquallen oder Haifische hat – und wir wollen die Fische sehen. Zumindest ich, der ich schnorcheln oder tauchen will.
Zuerst aber geht es weiter durch das Niemandsland. Langsam haben wir
genug davon. Nachdem wir wieder nach Normanton zurückgefahren sind, biegen wir
auf den Savannah Highway nach Osten ab. Flaches Weideland und Busch- oder
Baumsavanne, sonst nichts, ein Kaff, und dann wieder nichts. Schon nach zwei
Tagen ist es schwierig, sich zu erinnern, was da eigentlich war, so sehr
gleichen sich Siedlung und Landschaft.
Alles Outbacker?
Australien ist, paradox, eines der städtischsten Länder der Welt, wenn
man den Anteil der Bevölkerung ansieht, die in Städten oder städtischen
Agglomerationen wohnt. Aber es ist, etwas überspitzt, so: Die Küste städtisch,
dann 50 bis 100 Kilometer landeinwärts dichter besiedelt – und dann auf
Tausende von Kilometern wenig bis gar keine nennenswerten Siedlungen. Das ganze
Land ist, abgesehen von diesem Küstenstreifen, leer. Und wirklich besiedelt ist
die Küste auch nur im Osten, im zentralen Süden und im Südwesten.
Und trotzdem glaubt jeder Australier, der etwas auf sich hält, es sei
in ihm etwas von einem Outbacker, einem Rinderhirten oder Pferdedieb. Genau so
wie alle Schweizer irgendwie meinen, es stecke etwas von einem Bauern in ihnen.
Dass die meisten gar nie hier aussen waren, spielt dabei nicht die geringste
Rolle.
Proud to be an
Australian
Wir kennen das ja auch in der Schweiz: Kann doch bei solch unsicheren
und daher lärmigen Patrioten ein mittelprächtiger Deutscher Minister mit ein
paar flotten Sprüchen übers Peitschenknallen eine Verletztheit hervorrufen, die
unglaublich ist, hervorgerufen durch tiefe Minderwertigkeitsgefühle. Und die
Australier, meint Elo, waren ja bis weit nach dem Zweiten Weltkrieg nur
Engländer minderer Qualität, sehr oft Nachkommen von kriminellen oder
kriminalisierten Verbannten. Also müssen sie ihren Stolz betonen. Sie tun es denn
auch immer in einer Art, wie wenn sie andere (uns) überzeugen müssten.
Aber sie lieben natürlich ihr Australien, und da haben sie recht. Es
ist schon immens. Und auf das, was sie geschafft haben, können sie durchaus
stolz sein. Aber auf ein Land?
Wellblecharchitektur
Interessant ist nach 150 Kilometern Croydon, einst eine der grössten Städte Queenslands, als hier Ende des 19. Jahrhunderts ein Goldrausch war. Damals gab es 27 Hotels, Bars und viele Strassen. Heute sind es wenige Strassen, aber einige gut unterhaltene Beispiele der Outback-Architektur, meist in Wellblech. Abgesehen von moderneren Baumaterialien und den eingebauten Segnungen moderner Technik bauen die Australier im Wesentlichen heute noch so: Ein Balkengerüst direkt auf den Boden, verkleidet mit Wänden und oben ein Luftraum. Darum herum Veranda überdeckt gegen die Sonne. Einfach und zweckmässig.
Der Ort ist ein eigentliches Freilichtmuseum: Gericht, Bank, Familienunterkunft, Goldgräberhütte usw. Das meiste ist offen und begehbar. Schön ist der Laden, der noch immer in Betrieb ist („der älteste noch aktive Verkaufsladen Queenslands“ wird er uns angepriesen in der sehr guten Touristeninfomation). Und der Besuch lohnt sich: Was es da nicht alles zu kaufen gibt auf kleinstem Raum. Eben alles, was für das tägliche Ueberleben nötig ist. Ausser Alkohol, den gibt es im Bottle Shop, dem Flaschenladen.
Die weiteren auf der Karte vermerkten Orte auf den restlichen vier- oder fünfhundert Kilometern sind bessere Autobahnraststätten (Tanken und Essen), auch wenn die Autobahn hier oft nur aus einer einspurig geteerten Fahrbahn besteht. Aber verglichen mit dem, was wir vor einem Jahr in Zentralasien befahren haben, sind die Strassen hervorragend, auch wenn es hier etwas mehr rumpelt.
1. August am Fluss
Wir suchen unterwegs eine Camping-Möglichkeit, und wir haben am Gilbert
River Glück. Der Platz an der Strasse vor der Brücke ist nicht sehr einladend.
Aber gewieft, wie wir inzwischen sind, gehen wir etwas in der Gegend herum,
sehen eine schmale Einfahrt und finden einen Platz direkt am Fluss, um den uns
dann alle beneiden. Ganz für uns, mit grossen schattigen Bäumen, Schwemmholz
für das Feuer en masse und in wenigen
Metern.
Wir verbringen den Nationalfeiertag hier. Gesungen wird nicht, aber Elo
trägt aus diesem Anlass wieder einmal die Mütze mit Schweizerkreuz. Und weil es
so schön ist, bleiben wir einen Tag länger. (Vor einem Jahr hat mich in Buchara
ein Hund gebissen. Die Zeit vergeht.)
Der Fluss hat klares Wasser, und wir montieren die Campdusche, den
Wassersack mit Duschbrause, aufgehängt an einem grossen Ast. Ich dusche auch am
Abend vor dem Einschlafen nochmals, Elo in der doch eher frischen Luft am
Morgen nach dem Aufstehen. (Da die Bilder von Elo beim Duschen nicht jugendfrei
sind und ich nicht weiss, wer den Blog alles liest, veröffentliche ich hier
eines, das auch gestrenger Zensur zu genügen wüsste!)
Kurz bevor wir die Siedlungen der Ostküste erreichen, fahren wir für eine Nacht in den Undara Volcanic Rock National Park. Die Attraktionen sind grosse Vulkanische Tunnels (Lava Tubes, Lava-Rohre genannt). Die Gegend hier war vor rund 100'000 bis 200'000 Jahren stark vulkanisch, und das Panorama ist von vielen Kraterbergen geprägt, nicht hoch, aber deutlich zu erkennen.
Das Spezielle sind riesige Vulkantunnels. Sie entstanden dadurch, dass die Lava aussen abkühlte, innen aber weiterfloss. Dann kam sozusagen kein Nachschub mehr aus dem Vulkan und die Lava lief ab, der Tunnel leerte sich. So hat man das uns erklärt. So entstanden grosse Tunnels von vielen Metern Durchmesser, der längste rund 160 Kilometer lang.
Nach dem Sonnenuntergang fuhren wir zu einem der Höhleneingänge – auf
eine Höhlenwanderung verzichten wir – und haben ein Erlebnis besonderer Art. In
dem Tunnel hausen Tausende von Kleinfledermäusen (Microbats), die in der
Dämmerung ausfliegen. Sie wiegen rund 50 Gramm und müssen jeden Abend 20 bis 30
Gramm Moskitos fressen, eine ganze Menge. Der Tunnel stinkt recht ordentlich
von den Exkrementen der Tiere. Aber es ist eindrücklich, sie im Licht einer
starken Lampe zu sehen, nur kurz, denn wenn sie geblendet werden, fliegen sie
nicht.
Und dann am Ausgang. Im schwachen Abendlicht sehen wir den Strom der ausfliegenden Jäger. Sie fliegen ganz nah an uns vorbei, im Schwarm. Aber dank ihrem Radar-System fliegen sie nie in uns rein. Eindrücklich.
Von der Steppe in den Hinterthurgau in Nullkommanichts
Nach weiteren hundert Kilometern verändert sich die Landschaft
schlagartig. Schon von weitem kündigt sich die Bergkette der Great Dividing
Range an, die das flache und trockene Hinterland vom feuchten Küstenstreifen
abschirmt. Kurz vor Ravenshoe, das auf über 900 Metern über Meer sich des
höchstgelegenen Pubs Queenslands rühmt, hat es plötzlich Häuser an der Strasse,
erste Bauernhöfe.
Noch ist Busch, und am Mills Creek ist der Wasserfall wie im Northern Territory. Nur dass er in einer Lavalandschaft über Basaltsäulen stürzt. Hier bewundern wir auf dem Picknickplatz auch einen schönen Leguan, offensichtlich an Menschen gewöhnt und gar nicht scheu.
Aber dann hinter Ravenshoe sind wir plötzlich im hintersten Hinterthurgau. Eine
reich gekammerte Landschaft, mit Weiden, Vieh, Bauernhöfen, Wäldchen, Bächen.
Nichts eben, die Strasse schmal und auf den Kreten, bevor sie sich dann in die
Täler hinunter und hinten wieder herauf windet. Am Horizont die Berge der
Dividing Range. Nur die Vegetation ist, abgesehen von den schön grünen Weiden, anders. Norfolk
Pines statt Tannen, Orangenbäume statt Aepfeln, Zitrusbäume auf den Weiden, hohe Farne wie Palmen,
Sträucher mit grossen leuchtenden Blüten. Wir geniessen die Abwechslung, auch
wenn es Elo auf den ungewohnt stark gewundenen Strassen etwas schlecht wird.
In Millaa Millaa finden wir den Campingplatz so schön, dass wir
beschliessen, hier einen Waschtag einzuschalten. Wir campieren sozusagen im
tropischen Regenwald, umgeben von Riesenfarnen, Büschen und Bäumen.
Die Gegend hier ist berühmt für die vielen Wasserfälle. Am Millaa
Millaa-Fall könnten wir baden, aber es ist uns zu kühl. Dann fahren wir zum
Zillie-Fall, der unspektakulär ist.
Die Strasse geht auf der Krete mit Blick
ins weite Land. Wir fühlen uns wirklich an das Hörnli-Gebiet erinnert, an die
Strecke von der Steig über Sitzberg, Dingetswil und Rotbühl nach Allenwinden.
Am Zillie-Fall ist die Strasse gesperrt, die Holzbrücke wurde abgerissen, eine neue wird gebaut. Kein Hindernis für uns, die zweieinhalb Kilometer zum Elinjaa-Fall machen wir zu Fuss, die Baustelle wird überquert, der Beton ist schon hart. Am Strassenrand sehen wir unerhört schöne tropische Blüten.
Ein Milchwagen kommt uns entgegen, mit der Milch eines Bauernhofs. Ein
Kleinlaster, ein Tank. Wie Cousin Ruedi oder sein Sohn Hansruedi, wenn sie die
Milch für die Käserei eingesammelt haben, meint Elo.
Platypus (Bild Internet)
Unterwegs kommen wir über einen Bach, in dem der Platypus heimisch sein sollte. Der Platypus ist ein eher seltenes Tier, ein richtiges Urviech, ein eierlegendes Säugetier wie der Echidna. Uralt. Ein Schnabel wie eine Ente, hinten am Schwanz ein giftiger Stachel. Er haust in Höhlen am Ufer. Wir haben Glück, ich sehe drei Exemplare (vielleicht zwei und eines zweimal), nur kurz, denn sie sind sehr scheu.
Unterwegs kommen wir über einen Bach, in dem der Platypus heimisch sein sollte. Der Platypus ist ein eher seltenes Tier, ein richtiges Urviech, ein eierlegendes Säugetier wie der Echidna. Uralt. Ein Schnabel wie eine Ente, hinten am Schwanz ein giftiger Stachel. Er haust in Höhlen am Ufer. Wir haben Glück, ich sehe drei Exemplare (vielleicht zwei und eines zweimal), nur kurz, denn sie sind sehr scheu.
Zum Picknick gibt’s ANZAC-Biscuits, eine Art australischer Bundesziegel
(sorry: Militärbisquits). ANZAC war in den Weltkriegen das
Australisch-Neuseeländische Armeekorps, das von den Engländern öfters verheizt
wurde (Gallipoli usw.). Aber auch auf das sind sie stolz hier. Die Biscuits
schmecken uns.
Ans Meer
Am nächsten Morgen ist der Himmel bedeckt. Ungewohnt, nach fast vier
Monaten wolkenlos. Aber es regnet nicht auf der Fahrt ans Meer. Bevor die
Strasse quasi aus dem Tafelland abstürzt auf Meereshöhe, sehen wir noch zwei
schöne Sachen: den Curtain Fig Tree und einen Kratersee.
Der Curtain Fig (Vorhangfeige) ist ein Baum des tropischen Regenwalds. Er
ist ein Parasit, der den grossen Wirtsbaum quasi auffrisst, bis dieser stürzt
und sich seitlich an einen Nachbarbaum anlehnt. Dann macht der Feigenbaum
senkrechte Luftwurzeln, die wie ein Vorhang aussehen.
Am Kratersee wandern wir einen kurzen Weg durch den Regenwald, der uns
allerdings nicht so beeindruckt, wie der in Tasmanien. Aber der See ist schön.
Die grosse Stadt Cairns mit ihren knapp150'000 Einwohnern kündigt sich weit vorher an. Vororte und viele Geschäfte, Einkaufszentren und Industrien. Im Zentrum an der Trinity Bay, dem Ausgang zur Coral Sea (Korallenmeer) flanieren und baden die Einwohner und Touristen in einem grossen Schwimmbecken in unmittelbarer Nähe des Stadtzentrums am Strand. Wir bleiben hier zwei Tage und geniessen das Stadtleben nach so viel Land und Einsamkeit.
1/12
Wir haben jetzt den Kontinent von West nach Ost durchquert, über 30
Längengrade oder einen Zwölftel des Erdumfangs. Es waren von Perth 12'000 Kilometer
in rund dreieinhalb Monaten. Jetzt werden wir einen Monat die Region hier und
nördlich von hier erkunden, baden, geniessen. Dann geht es südwärts.
6.8.12 / JB
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen