Samstag, 1. September 2012

3-20 Tropischer Nordosten


Tropenmetropole / Die Stadt geniessen / Blütenpracht / Sich vermischende Wasser – oder: ein Vorurteil weniger / Planungen / Hängematte am Ellis Beach / In den Daintree / Crocs in allen Grössen / Dschungel, Dschungel, Dschungel / Strände vom feinsten / Doch Bergziege? / Ein gutes Projekt / Nächtliche Untiere / Laura / Wo Captain Cook sein Schiff flickte  /Wieder Willie / Willie bringt den Busch zum Leben / Geburt in der Höhle / Das Harz des Blutbaums heilt /  Noah’s Beach zum zweiten / Makrele / Bergbahn und Sesseli-Lift / Rückfahrttermine festgelegt: Ihr könnt am roten Teppich stricken



Tropenmetropole

Cairns ist mit rund 150'000 Einwohnern die Metropole des tropischen Nordostens. Wir haben hier vielmehr den Eindruck, in den Tropen zu leben, als in Darwin, das ein ganzes Stück nördlicher liegt. Cairns liegt an einer grossen Bucht – der Trinity Bay und dem dahinter liegenden, vom Fluss gleichen Namens gebildeten Trinity Inlet mit dem Hafen.

Cairns hat alles, was eine Stadt braucht, auch wenn das Zentrum nicht allzu gross ist. Die Esplanade entlang der Bay hat aber Flair, lädt zum Flanieren und Einkehren ein. Hier wird auch klar, dass die Stadt eines der grossen Touristenzentren des Landes ist. (Später sehen wir, wie viele Jets jeden Abend einfliegen mit ihrer Ladung ausländischer Besucher.)


Baden kann man in der Bay nicht, dafür haben die Stadtväter und –mütter an der Esplanade ein schönes Bad eingerichtet, mit Sandstrand, Wiese, Bänken, Grillstellen und Umkleidekabinen. Alles öffentlich und frei benutzbar. Uns ist es etwas zu kalt, aber wir essen auf den Bänken mit Tischen jeweils unsere Mittagszwischenmalzeit, Sushi japanisch.

Die Stadt geniessen

Unser Campingplatz ist, wie gewöhnlich, etwas ausserhalb, aber er hat eine gute Busverbindung ins Zentrum. Wir geniessen es, nach so viel siedlungsmässigem Nichts der letzten Monate, wieder einmal in einer grösseren Stadt zu sein. Wir schlendern durch die Strassen und die grossen Einkaufszentren, schauen in Geschäfte und Galerien. Und wir essen wieder einmal im Restaurant. Einmal vornehm, Fisch, ausgezeichnet, und einmal indisch, ebenfalls sehr gut. Und das auf gedeckten Terrassen, halb im Freien.

Davor nehmen wir ein, zwei, drei Apéros an der Abendsonne, sei das in einer de Bars, die rund um den Marinablock angeordnet sind, zusammen mit den Restaurants.









Oder sei das in einer Bar im Hafen, wo ich im Pissoir eine sensationelle Aussicht auf die Jachten habe. Der Ausblick erinnert mich in seiner Einmaligkeit an die WC-Anlagen auf der Parsenn in Klosters-Davos, wo du beim Händewaschen das ganze Bündner Panorama vor dir ausgebreitet hast. Hier ist es insofern noch besser, als die Aussicht bei dem dieser Anlage entsprechenden Geschäft direkt vor deinen Augen liegt.

Blütenpracht

Wir besuchen den botanischen Garten, und dieser Besuch lohnt sich. Er hat eine grosse Sammlung blühender Pflanzen aus aller Welt. Weil wir mit dem Bus kommen und noch etwas zu Fuss gehen müssen, nähern wir uns dem Eingang durch eine hinunter zum Fluss gelegene Zone mit tropischem Dschungel. Wie es da wächst und wuchert. Papierrinden-Bäume (Paperbark Tree) mit ihrer Rinde, die sich wirklich wie Reispapier abziehen lässt, Lianen und andere Schlinggewächse, Farne und Palmen, Orchideen (nicht blühend zur Zeit) und andere Parasiten. Und bereits hier ist plötzlich ein Baum zu sehen, der oben in der Krone voll mit Girlanden von leuchtend roten Blüten ist.


Im eigentlichen Park selbst ist dann die Blütenpracht überwältigend. In allen Farben und Formen, gross, klein, leuchtend, bescheiden, Bäume und Büsche, Blüten am Stamm oder auf Stengeln. Nicht zu beschreiben.













Sich vermischende Wasser – oder: ein Vorurteil weniger

Dem Garten angegliedert ist eine Kulturinstitution in alten grossen Wassertanks, The Tanks.

Das Café ist gute Architektur, mit spiegelnden Metallplatten, die lustige Fotoeindrücke hergeben.

In einem Tank ist eine Ausstellung mit Drucken: Lithos, Holzschnitte, Stiche usw. Hier sehen wir zum ersten Mal in Australien eine gewisse gegenseitige Befruchtung der Kunst der Ureinwohner und der des Westens. Die Bilder der Aborigines sind klar auf der Basis ihrer alten Kultur, aber eben weiterentwickelt, nicht einfach Mainstream für den Verkauf ins traute Heim. Und die Bilder der Weissen haben Elemente der alten Bildsprache der Ureinwohner aufgenommen. Und dann gibt es auch Gemeinschaftsarbeiten von Aborigines und Weissen.

Das ist das, was uns bisher gefehlt hat, und es tut gut, wenn ich so eines meiner in früheren Texten geäusserten Urteile – es gebe eben keine gegenseitige Befruchtung – korrigieren kann. Aber hier scheint sich etwas wirklich „Australisches“ anzubahnen, im internationalen Rahmen zwar, das ist unvermeidlich, aber eben etwas Neues. Die Wasser vermischen sich (vgl. Blogspot 3-14)

Planungen

In Cairns machen wir zwei Planungen: Zuerst für die Zeit mit Marianne und Heiri, dann für uns und die Zeit nach Australien, die nun doch langsam aber sicher näher rückt.

Mit den Freunden wollen wir einen Ausflug ins Barrier Reef machen, und wir buchen: http://www.quicksilver-cruises.com/wavepiercer.htm. Es sieht gut aus, und wenn das Wetter mitmacht…. Im Süden vor Brisbaine gehen wir dann noch auf Fraser Island, die grösste Sandinsel der Welt, und wir wollen Wale sehen, wenn sie da sind.

Für uns sind es zwei Dinge, die wir tun müssen. Zum einen den Verkauf von Jeb vorbereiten, dann die Flüge für die Weiterfahrt und Heimreise organisieren. Was das Wohnmobil betrifft, so haben wir die Einladung des Verkäufers und eines weiteren Händlers, ein Angebot einzuholen, wenn wir im Oktober wieder in Melbourne sind. Aber wir wollen es auch direkt versuchen, über die Website Gum Tree, auf der alles angeboten wird, was vorstellbar ist, also auch Mobile Homes. Und die scheint zu funktionieren.

Dafür muss ich noch schöne Bilder haben, und damit es nach etwas aussieht, muss das Auto gewaschen sein. Gestern gemacht. Es glänzt wieder ganz schön.

Was die nächsten Etappen und die Rückreise betrifft, machen wir uns ein erstes Mal schlau in einem auf Flüge spezialisierten Reisebüro. Daraus ergibt sich folgender Plan: Wenn das Auto verkauft ist, sicher aber vor dem 7.11. (Visum läuft ab), gehen wir nach Neuseeland. Dort bleiben wir bis ca. 10.12., nicht länger, denn wir wollen die Weihnachts-Neujahrszeit vermeiden: alle Australier sind dort!

Die nächste Etappe ist Französich-Polynesien mit Tahiti, Marquesas usw. bis ca. Mitte Januar. Dann Hawaii für etwa zwei Wochen. Und dann noch eine oder zwei Wochen in Phoenix in Arizona/USA im Haus von Elos Cousine. Die  Rückkehr wird also etwa im Februar sein. Die exakten Daten werden wir in der Zeit vor der Ankunft von Marianne und Heiri festlegen, wenn wir nochmals einige Tage in Cairns sind und die Flüge buchen.

Hängematte am Ellis Beach

Anfangs September werden Marianne und Heiri kommen und 14 Tage mit uns reisen, im eigenen Motorhome. Bis dahin wollen wir den Norden von Cairns erkunden, nicht hoch bis ans Cape Yorke, den nördlichsten Teil des Festlands, denn das geht nur über missliche Naturstrassen und soll auch nicht so extra sein. Aber wenigstens in den Daintree National Park und bis Cooktown. Und wir wollen am Meer sein.

Zuerst fahren wir wenige Kilometer bis Ellis Beach. Unterwegs sehen wir uns Schluchten und Wasserfälle an. In einer Schlucht ist ein Kraftwerk, und im Informationszentrum sehen wir einen Film, wie der Fluss, der jetzt fast trocken ist, bei Hochwasser daherkommt. Gewaltig.

Der Campingplatz von Ellis Beach ist etwas eng, hinten die Strasse, aber nach vorn! Direkt am Meer und endlich an einem Sandstrand, wie wir ihn lieben: Keine hohen Wellen, Palmen, keine Krokodile, Haie oder Feuerquallen, recht angenehme Wassertemperatur. Wir nehmen Stühle und Hängematten und richten uns ein. Auf dem Rückweg wollen wir nochmals dahin, und auch mit Marianne und Heiri ist ein voller Badetag eingeplant.

In den Daintree

Zuerst rekognoszieren wir Port Douglas, von wo aus wir die Fahrt ans Riff machen werden. Wir reservieren auch schon mal den Campingplatz. Die Strasse geht mit vielen Kurven direkt am Meer entlang, Sandstrände, Kiesstrände. Port Douglas ist ein sehr angenehmer Ferienort, mit Hafen und Kleinstadt. Wir werden dort nochmals hingehen, wenn wir von Norden kommen und etwas wie Ferien machen.

Nördlich von Port Douglas ist der Daintree National Park, ein Nationalpark mit tropischem Regenwald und der entsprechenden Fauna. Die Fahrt geht durch Zuckerrohrplantagen und immer wieder über die Geleise von Kleinbahnen, die das abgeerntete Rohr möglichst schnell in die Raffinerien bringt. Das ist nötig, denn die Pflanzen verlieren sonst den Zuckergehalt sehr schnell.
 
Wir schalten kurz davor am Wanga Beach zwei Tage ein, in einem parkartigen Campingplatz am Meer, leider mit Krokodilwarnung, aber einem schönen Strand zum wandern.





 


Crocs in allen Grössen

Der Zugang zum Park ist eine Fähre über den Daintree River. Vor der Fähre werden Flussfahrten angeboten. Wir buchen eine mit einem Solarboot. Der Fluss ist hier Gezeitengebiet, der Tidehub beträgt 3 Meter! Wir fahren bei abfliessendem Wasser eine gute Stunde. Wir sehen einige wenige Vögel, darunter sehr schöne Exemplare von Eisvögeln.


Aber dafür viele, sehr viele Salzwasserkrokodile, die auch im Süsswasser leben können, aber das Brackwasser von Flüssen mit Gezeiteneinfluss lieben. Das grösste, ein Männchen, ist viereinhalb Meter lang und 450 Kilo schwer, die kleinsten sind Handgross und erst sechs Monate alt. Diese liegen nebeneinander, übereinander, auf Aesten mit dem Hinterfuss auf dem Rücken wie ein Schwan. Sie sind noch sehr gefährdet, denn nur 1% erreicht das geschlechtsreife Alter. Bei einem Gelege von rund 50 Eiern ist das nicht einmal eines.


Dschungel, Dschungel, Dschungel

Wir wandern verschiedene Rundwege im tropischen Dschungel ab und besuchen auch das Daintree Discovery Center. Auf den Rundwegen sind wir einmal mehr beeindruckt vom Pflanzenreichtum und der Ueppigkeit der Vegetation, im Discovery Centre wird uns dann alles noch im Detail erklärt: Wie Palmenarten auf Bäume klettern, um oben vom Licht zu profitieren, wie die Tiere und Pflanzen miteinander harmonieren, und wie die Aborigines diese Pflanzen- und Tierwelt genutzt haben.








Der Regenwald geht bis ans Meer, dementsprechend sind die Campingplätze auch mitten im Wald. Auf einem sehe ich nachts ein Bandincoot, eine Art Buschratte, sehr niedlich, aufrecht gehend.









Am Morgen, bevor wir einen Dschungelspaziergang machen, schauen wir zu, wie der Zeltplatzchef sein grosses Krokodil füttert, und wie dann die Kinder die Kängurus streicheln und füttern dürfen. Hier sehe ich auch zum ersten Mal bewusst ein Rotes Känguru, ein Exemplar der grössten Art dieser Gattung Tier.

Auch tropische Rebhühner laufen uns über den Weg, und Vögel. die wir sonst nirgends gesehen haben. Aber der berühmteste, der Cassowary, ein sehr grosser, dem Emu ähnelnder flugunfähiger Vogel, der, wenn er erschreckt wird, den Menschen mit seinen Klauen tödlich verletzen kann. Aber der Cassowary versteckt sich vor uns.

Strände vom feinsten
 
Und hier sehen wir auch die bisher schönsten Strände. Feiner, fester Sand, auf dem wir wunderbar laufen können, menschenleer.









Ein Buschcamping (mit Toilette, aber ohne Strom usw.) liegt mitten im Dschungel am Noah's Beach. Wir sind 50 Meter vom Strand, aber unter einem Dach von tropischen Bäumen, wie in einem Märchenwald.
Wenn wir vom im gleissenden Licht liegenden Strand ins Halbdunkel des dahinter liegenden tropischen Regenwalds treten ist es ein Gefühl wie wenn du vom blendenden Platz einer Adriastadt in eine der grossen romanischen Basiliken oder in Andalusien in eine der maurischen Moscheen  trittst – sakral.



Traumhaft, auch wenn es heute immer wieder mal regnet. Es ist komisch, nach vier Monaten schönem Wetter. Ich muss den Scheibenwischer zuerst wieder suchen! Wir spazieren den Strand rauf und runter, dann holen wir die Stühle und lesen – bis uns der nächste Schauer in den Jeb vertreibt.

Wo Captian Cooks Probleme begannen

Cape Tribulation ist nach einem Logbucheintrag von James Cook aus dem Jahr 1770 benannt. Cook, der mit der Endeavour die Welt umsegelte und nach Tahiti und Neuseeland (da wollen wir noch hin) die Australische Ostküste (da sind wir) erkundete, lief hier auf das Great Barrier Reef auf und musste sein Schiff reparieren. Er benannte das Kap, vor dem er auflief, Cape Tribulation, da hier all seine Schwierigkeiten begannen („as here began our Troubles“, wie es im Logbuch heisst, das ich gerade lese).

In Cooktown (unser nächstes Ziel) hat er dann das Schiff auf den Strand auflaufen lassen und repariert, bevor er mit grösster Mühe wieder aus dem Riff auslief – nur um handkehrum wieder hinter das Riff zu fahren, da das Schiff erneut in Gefahr war.

Am Cape machen wir grössere Strandwanderungen mit Einkehrmöglichkeiten in netten Bistros (sie heissen so und sind gemütliche Restaurants inmitten des Dschungels an der Küste). Am Strand spazieren wir unter riesigen Bäumen mit Wurzeln, die sich mit vielen Fingern in den Sand eingraben, oder durch Mangroven.

Hier ist es sehr touristisch, denn zu einem Aufenthalt in Cairns gehört mindestens ein Tagesausflug ans Cap durch den Daintree National Park. Wir haben hier, zum ersten Mal, viele Schweizer und Deutsche Mittouristen. Im Outback, sieht man vom Ayers Rock ab, waren wir meist die einzigen Ausländer unter den Australiern.

Den Apéro geniessen wir auf unseren Stühlen und schauen der Flut zu, wie sie, erstaunlich schnell, das flache Watt überspült.










Doch Bergziege?

Bevor wir den Park nach vier Tagen wieder verlassen, erklettern wir noch die Felsen am Cap Tribulation selbst. Wir müssen über Felsen, und es geht auf allen Vieren. Elo straft ihre Aussage vom Kings Canyon, sie sei doch keine Bergziege, Lügen und klettert munter rauf und runter.












Die versprochenen Wale, Delphine und Schildkröten sehen wir zwar nicht, aber der Blick auf die Küste ist einmalig schön.










Ein gutes Projekt

Auf der Fahrt nach Cooktown im Norden müssen wir erst nach Süden und dann nach Westen um eine Bergkette herum, denn die direkte Strecke ist nichts für Jeb. Sehr rau. Wir übernachten nach dem Verlassen des Parks in Daintree Village, das nett ist, aber nur einen Platz mit zwei Restaurants und einem Laden hat. Dafür ist die Stimmung am Fluss am Abend umso schöner. Die Kühe weiden am andern Ufer, schöne Bäume glühen im Abendlicht, ein Schwarm kleiner weisser Reiher nach dem anderen fliegt über unsere Köpfe.

 
In Mossmann besuchen wir die Mossman Gorge. Das Besucherzentrum und die Wanderwege durch die Schlucht werden von Aborigines betrieben. Das Zentrum ist ganz neu und gute Architektur. Es hat auch eine Gemäldegalerie mit sehr guten Werken. Und hier muss ich ein weiteres Urteil über die Kultur der Aborigines korrigieren: Ich sehe Beispiele von Steinwerkzeug, das durchaus den Artefakten unserer Jungsteinzeit entspricht: klein, fein, scharf, gut gearbeitet. Also waren sie doch weiter, als ich gedacht habe.
 
Die Schlucht wird durch einen Shuttle-Bus erschlossen, der alle 15 Minuten fährt. Dann geht es zuerst über breite Laufstege in den Regenwald, und dann auf fast romantischen Wegen an Baumriesen vorbei, zwischen kleinen Bächen und Flüssen mit grobem Flusskies. Einige Partien erinnern uns mit ihren Tobeln an den Hinterthurgau, die Gegend, in der das Mittelland in die Voralpen übergeht. Aber im tropischen Dschungel mit seiner üppigen Vegetation.

 
Das ganze Projekt Mossmann Gorge macht uns einen sehr guten Eindruck.

 










Nächtliche Untiere

Die nächsten Nächte sind wir in Mount Molloy, einem Kaff im Tafelland, das wir über einen veritablen Pass erreichen: 10 Kilometer nur Rank, kein grades Stück. Mt Molloy wurde nach einem Mann benannt, der hier vor rund 140 Jahren Kupfer entdeckte. Heute gibt es ein Hotel (1905 gegründet) zwei Cafés (eins geführt von Herrn Barmettler aus Luzern, der kaum noch Schweizerdeutsch kann, und seiner Gattin aus Baja California in Mexico), eine Beiz, eine Post, eine Polizeistation, eine Ruine einer Dampfmaschine (die einst ein Sägewerk antrieb) und einen Laden mit sehr gutem Kunsthandwerk und selbst hergestelltem Opalschmuck.

 












 

Wir campieren am Fluss, der ausreichend Holz für das Grillieren und ein am kühlen Abend notwendiges Lagerfeuer liefert. Das Holz muss ich durch die Lianen des Dschungels durchschleppen, nicht immer ganz einfach. Meine uralten Jeans, die ich mit dem Schweizerkreuz geflickt habe, gehen dabei endgültig drauf.

Und auch hier, wie schon in Daintree Village, wird Elo durch Tiere belästigt. In Daintree hat sie plötzlich einen Schrei losgelassen, wie ich ihn von ihr noch nicht gehört habe. Und das wegen einer kleinen, niedlichen Ratte, die unter unserem Wohnwagen hervorkam und am Tisch vorbeilief. Sie hat das Fahrzeug in dieser Nacht nicht mehr verlassen. Hier war es ein Oppossum oder so was ähnliches, aber ich denke, sie glaubt mir heute noch nicht, dass das Biest keinen langen Schwanz gehabt hat. 

Aber es gefällt uns hier, wir bleiben eine zweite Nacht.

Ein Campnachbar erzählt uns so nebenbei, dass er von Westen kommend nach Alice Springs im Zentrum des Kontinents in 10 Tagen 1660 Kilometer raue Sand- und Steinpiste gefahren ist. Und dabei hat er eine Woche lang kein einziges Auto angetroffen! Das ist dann mehr als Outback, das ist das reine Nichts, Nothing.

Laura

Bevor wir nach Cooktown kommen, machen wir noch einen Abstecher nach Westen, weiter ins Landesinnere, nach Laura.
 
Dort gibt es am Split Rock sehr schöne Felszeichnungen der Aborigines. Wir müssen sie in rechter Hitze erwandern, denn sie sind in den Klippen weit oberhalb der Strasse. Es lohnt sich, sie sind schön. Weniger schön ist die WC-Anlage. Auch hier ist es ein Projekt der Aborigines, aber genau das Gegenteil von Mossmann: So eine Sauerei haben wir in ganz Australien nicht angetroffen. Und dann nehmen sie noch 5$ Eintritt, den sie als Honesty Donation (Ehrlichkeitsspende) einfordern. Wir waren ehrlich und hatten leider vorab schon bezahlt.

Laura ist nach der Gemahlin eines ehemaligen Goldmineninspektors benannt. Denn hier in der Gegend des Palmer Rivers fand ca. 1880 der grösste Goldrausch statt, zumindest für Gold, das aus dem Fluss gewaschen werden konnte. Viele Chinesen kamen hierher, und es gab Siedlungen, in denen es 3 Weisse und 1200 Chinesen gab. Die Weissen werden Polizist, Bänkler und Pfarrer gewesen sein. Da war was los, denke ich.

Und verglichen mit Laura ist Daintree Village (s.o.) eine Grossstadt. Nur ein Hotel, eine Post und ein Polizeiposten. Aber der Campground ist schön, die Nacht ist lau und warm, die Wallabys wuseln herum, der Sternenhimmel ist prächtig.

Mal sehen, ob wir morgen nach Cooktown kommen, auf dem Weg sind wir ja.

Wo Captain Cook sein Schiff flickte

Cooktown – wir sind da, und es ist eine nette Stadt. Geruhsam, wie meist auf dem Land hier, weitläufig, wie alles. Wir gehen vom Campingplatz zu Fuss in die Stadt, es ist schwül und die Sonne sticht, wenn sie durch die vielen, tief hängenden Wolken dringt. Bis wir zurück sind, sind wir etwas geschafft.



Auch den Friedhof besichtigen wir. Da sind die alten irischen Einwohner begraben und heute auch Aborigines. Nur die Chinesen und die Juden mussten sich abseits einen Platz suchen.






Cooktown wurde als Versorgungshafen für den Goldrausch von Palmer (s.o.) gegründet, und war mal der grösste Hafen von Queensland. Mit einer Eisenbahn ins Goldfeld, zuerst mit Dampf, dann mit Automotor. Da war Geld in der Stadt, alte Prunkgebäude und Hotels zeugen davon.





Die Post ist noch erhalten, über 130 Jahre alt, was hier viel heisst.

Dann ging es zwischenzeitlich ganz schön runter, und als nach dem II. Weltkrieg noch ein Sturm durch die Stadt fegte und viele Gebäude niederlegte, war mit etwa 300 Einwohnern ein Tiefpunkt erreicht.

Heute hat die Stadt wieder rund 2000 Einwohner, was hier etwas heisst. Diese leben von Verwaltung und Tourismus, denn von hier aus fahren diejenigen, die Dreckstrassen lieben, fast 800 Kilometer hinauf nach Cape York, dem nördlichsten Punkt des australischen Festlandes.
 
Wieder Willie

Vor fünf Jahren, als Elo auf einer Journalistenreise zwei Wochen in Queensland war, machte sie eine Exkursion mit einem Lehrer der Aborigines zu den Kultplätzen seines Clans. Ein Clan, das sind etwa 100 bis 200 Menschen gewesen. Die Definition des Clans war so, dass die Mädchen nicht innerhalb der Gemeinschaft heiraten durften, um Degenerationen zu vermeiden.
 
Die Sprachgemeinschaft umfasste etwa 50 Clans oder 5000 bis 10'000 Menschen, hier mit einem Territorium von etwa 4000 bis 5000 Quadratkilometern entlang der Ostküste des Kap York. Die Nachbarvölker hatten eine völlig unterschiedliche Sprache. Heute haben die Nugall-warra ein Territorium von 1000 Quadratkilometern, das ihnen aber nicht gehört, sondern nur vom Staat geliehen ist.
Willie (er heisst Wilfried, denn er wurde in einer deutschen Missionsgemeinschaft geboren) hat mit Judy, einer Partnerin, ein kleines Unternehmen (www.guurribtours.com) und ist heute weit herum bekannt.  Elo hat damals so begeistert von dem Ausflug mit Willie erzählt, dass ich da unbedingt hin wollte. Und es hat sich gelohnt. Willie ist beeindruckend, die Landschaft ist schön, und die Orte sind voller Magie.
 
Elo hat am 24. Februar 2007 im Tagblatt einen Artikel veröffentlicht. Dieser sagt auch für heute alles, daher folgt er hier:

 
Willie bringt den Busch zum Leben
Auf einer Aborigine-Tour im Norden von Queensland
………..
 
Geburt in der Höhle

Hier [bei Cooktown] ist auch das Land der Aborigines. Sie können schon seit Jahrzehnten nicht mehr wie ihre Vorfahren leben, viele haben Probleme mit der Integration in die weisse Gesellschaft. Aber sie bemühen sich um den Erhalt ihrer Traditionen.
 

Wie Willie Gordon. Er ist ausgebildeter Ingenieur und zugleich traditioneller Geschichtenerzähler des Nugal-Warra Clans. Der Stammesälteste führt uns in den Busch zwischen Cooktown und Hope Vale, in die Hügel und Höhlen, wo seine Vorfahren lebten. Willie bringt den Busch zum Leben.
 
 
 
Er zeigt uns den Geburtsplatz, versteckt zwischen Felsen, wo auch die Schwester seines Vaters geboren wurde. Das war in den 30er-Jahren. Hier im Wald hat sein Grossvater, wie es die Tradition verlangt, die Nachgeburt vergraben, um dem Kind seine Identität zu geben. Seinen Vater hat der heute 49-jährige Willie als Knabe im Wald auf der Jagd begleitet.
Mutter mit Kind an der Nabelschnur

Das Harz des Blutbaums heilt

Willie kennt den Busch wie seine Hosentasche. Er streift ein wenig vom Harz des Blutbaums ab und zerreibt es in den Händen. Zunächst erscheinen Kristalle wie Rubine, dann wird daraus ein rosarotes Pulver, das er mit ein wenig Wasser vermischt. «Damit kann man Wunden desinfizieren», sagt Willie. Die trocknende Masse wird klebrig. «Das schützt die Wunde. Legt man noch ein Eukalyptusblatt darauf, wirkt dessen Öl beruhigend und heilend», erklärt der Aborigine.
Die Pflanzen des Buschs oder des Regenwaldes lieferten Nahrung, Medizin und Material für Kleidung, Unterkunft und Gebrauchsgegenstände. In den Höhlen fanden die Aborigines Schutz vor der Unbill der Natur. In der «Great Emu Cave» und in der «Rainbow Serpent Cave» sind die Wände mit Malereien in tiefem Rotbraun verziert. Sie erzählen Geschichten von Menschen und Tieren, von Wut und Versöhnung, vom täglichen Leben, von Geburt und Tod.
«Heute zählen Überlebensart und Geist nichts mehr», sagt Willie und malt zwei S für «survival» und «spirit» in den Sand. «Heute zählt nur noch das Geld», fügt er hinzu und malt ein S mit zwei Längsstrichen in den Sand – das Zeichen für Dollar. (eb)
(Noch eine Ergänzung am 24.8.2012: Der Clan, dem die Vorfahren Willies angehörten, war nicht hierarchisch gegliedert, es gab keine „Aeltesten“ oder Chiefs. Es war eine segmentäre Gesellschaft, wie wir es bei unserem akademischen Lehrer Christian Sigrist gelernt haben. Erst als der Clan es im Kontakt mit Weissen notwendig fand, Ansprechpartner und Sprecher zu haben, wurde unter den Lehrern, den angesehensten Mitgliedern des Clans, ein „König“ gewählt. Die egalitäre, urdemokratische Struktur wurde aufgebrochen.)

Noah's Beach zum zweiten

Nach Cairns fahren wir die gleiche Strecke zurück, die wir gekommen sind. Zuerst gibt es nochmals ein Abendfeuer auf dem Platz in Mt Molloy, und dann geht es nochmals über die Fähre in den Daintree Park.

Wir übernachten zweimal auf dem Dschungelplatz am Noah's Beach, wo wir den Strand wieder fast für uns allein haben. Bei einer Flasche Weissem schauen wir der hereinkommenden Flut zu, bis sie an unseren Füssen nippt. Am Horizont kreuzen Frachter, über uns gleitet ein Adler, dunkler Körper, weisser Kopf.

 
 
 
 
Als ich heute Mittag weiter oben am Strand im Schatten sass, raschelte es. Ein mittelgrosser Leguan – etwa ein Meter lang – suchte sich seinen Weg. Ich wollte ihn fotografieren, er verschwand. Dann kam er wieder, ich war still, und er ging praktisch unter meinem Stuhl hindurch seines Wegs.

  
Makrele  
 
Dann schalten wir noch zwei Tage in Port Douglas ein. Hier mieten wir Velos, und es ist ein schönes Gefühl, nach so langer Zeit wieder im Sattel sitzen zu können. Das Sitzfleisch allerdings ist etwas ausser Uebung und schmerzt ganz schön. Aber wir kommen etwas herum, denn auch hier ist alles eher weitläufig, wie es sich eben für Australien gehört.

   
Hier leiste ich mir nochmals einen Fischausflug auf das offene Meer. Auf dem Boot sind acht Fischergenossen, und wir werden an verschiedene Plätze auf dem offenen Meer gefahren. Ausserhalb des Great Barrier Reefs ist der Seegang durchaus spürbar und das Gleichgewichtsvermögen gefordert. Ich ziehe eine schöne Makrele an Bord, rund einen Meter lang. Davon schneidet mir ein anderer Fischer ein Stück ab, das zwei Portionen gibt. Den Rest nimmt er, denn er verschenkt seinen Fang jeweils an alte Männer hier in der Stadt, die nicht mehr fischen können, aber gern Fisch essen.

Wir grillen eine Hälfte am Abend. Ausgezeichnet!
Bergbahn und Sesseli-Lift

Kurz vor Cairns machen wir einen Ausflug nach Kuranda, hoch auf die 300 M ü M gelegene Kante des Tabellands mit einer Schmalspurbahn, runter mit einem Sesselilift. Die Bahn überwindet die Steigung ohne Zahnrad und ist eine technische Meisterleistung. Sie wurde 1886 bis 1891 zur Zeit des Goldrausches am Palmer River (s.o.) gebaut mit Dynamit, Pickel und Schaufel – und vor allem Muskelkraft, Einfallsreichtum und viel Schweiss. Von den vielen Erläuterungen geblieben ist mir unter anderem, dass die Arbeiter ihr Werkzeug mitbringen mussten, wollten sie eingestellt werden.

Die Bahn führt durch schwierigstes Gelände mit vielen Tunnels und Brücken, herausgehauen aus dem Granit dieser Gegend. Sie bietet wunderschöne Ausblicke in die Tiefe und die Weite, und das gewundene Trasse ermöglicht immer wieder, Kopf und Schwanz des Zuges zu sehen.

 

Kuranda selbst ist einfach ein Touristenort mit vielen Läden (meist Souvenirs) und Beizen. Wir machen einen knapp stündigen Dschungelspaziergang, der uns gut gefällt. Auf diesem sehen wir eine schöne , etwa einen Meter lange Schlange, eine Rotbäuchige Schwarzotter (Red Bellied Black Snake) aus der Familie der Giftnattern. Sie soll „bissfaul“ sein, sagt Wikipedia. Sie war ganz friedlich am Sonnen auf dem Teer eines Weges. Ich habe sie leider zu schnell ins Gras vertrieben, indem ich mit einem lauten Tritt angehalten habe. So konnten wir sie nicht so gut sehen, aber immerhin.
Eindrücklich ist dann wieder die Fahrt ins Tal mit einer Kabinenbahn über die Bäume des Regenwalds im sehr ruppig zum Meer abfallenden Gelände. Regenwald von oben, einmal anders.

 





Rückfahrttermine festgelegt: Ihr könnt am roten Teppich stricken

Hier in Cairns warten wir nun auf Marianne und Heiri, mit denen wir bis Brisbane fahren. Sie werden ihr eigenes Wohnmobil haben. Wir sind einige Tag hier, und die brauchen wir.

Wir haben jetzt die Rückfahrttermine festgelegt und die Flugtickets gekauft, denn die australienweit operierende Firma Flight Centre offeriert sehr gute Preise. Das Programm sieht so aus( was wir in Tahiti und Hawaii tun werden, ist noch offen):

-          wann wir nach Neuseeland fliegen, hängt vom Verkauf des Jeb ab, aber so im Laufe Oktober

-          Neuseeland – Tahiti: Abflug 10. Dezember, Ankunft 9. Dezember![1]

-          Tahiti – Hawaii: 13. Januar

-          Hawaii – Phoenix/Arizona: 30./31. Januar; Ankunft 0843 Sky Harbor. US125

-          Phoenix – Zürich: 17./18. Februar

Wir landen in Zürich am 18. Februar 2013, 1055h, Flug LX9 aus Chicago. Ihr könnt beginnen, am roten Teppich zu stricken!

[1] Wegen der Datumsgrenze kommen wir einen Tag früher an, als wir abfliegen. Das verstehe, wer will, mir versucht Elo das seit Jahrzehnten erfolglos beizubringen. Irgendwie verlieren wir auf der Reise von Westen nach Osten immer mal wieder einige Stunden, die wir nun einziehen als ganzen Tag. Jules Verne hat das im Roman „In 80 Tagen um die Erde“ genutzt, und sein Phileas Fogg hat so die Wette gewonnen.

2.9.2012 / JB


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