Montag, 12. September 2011

XIII Chabarovsk - Vladivostok

5.9.


Elo telefoniert mit Schwaegerin Annagret








Visum für China
Heute ist wieder Arbeitstag. Am Morgen machen wir uns auf, das Visum für China zu besorgen. Das Generalkonsulat hat die Adresse „Stadion“, und die Gebäude sind denn auch im Stadionbereich, am Ufer des Amur. Als wir um 9 dort ankommen, warten schon einige Reiseveranstalter, geöffnet wird um 10. Elo holt noch im etwas entfernten Büssli meinen Pulli, denn es ist etwas kühl.

Um 20 vor zehn kommt ein Russe, der lässt einen schon mal rein, mit vielen Pässen in der Hand. Als das Faktotum der Chinesen wieder rauskommt, frag ich ihn, ob er Englisch spricht. Das hilft, und ich darf auch rein. Aber er ist etwas entsetzt, als ich ihm die deutsch-chinesischen Formulare, die wir runtergeladen und ausgefüllt haben, unter die Nase halte (die russischen konnten wir ja nicht lesen, gingen aber davon aus, dass die Formulare des Generalkonsulats in Zürich, die ja auch Chinesisch sind, dann schon gingen). Also rief der Mann einen Russen, der auch mit 20 Pässen wartete, zu Hilfe. Das war ein Goldgriff für uns. Er buchstabierte mit dem Faktotum und meiner Hilfe unser Problem zusammen, und meinte, wir sollten uns ihm anvertrauen, er würde das bis am Abend lösen. Das war wichtig, denn wir hatten ja kein Hotel mehr.

Also sind wir dann mit ihm in sein Reisebüro gegangen, haben ihm Formulare und Visum überlassen, und uns bis 16 Uhr verabschiedet. Wir sind ins Hotel zurück, haben um 12 ausgecheckt. Ich habe noch eine halbe Stunde geschlafen, denn die Nacht davor habe ich ob Visums- und Büssli-Verkaufsprobleme in Vladiovostok schlecht geruht. Dann sind wir zweimal Kaffee trinken und einmal chinesisch Essen gegangen – und um 16 Uhr war das Visum da.

Probleme kündigen sich an
Als ich dann noch fragte, ob das Reisebüro Ideen für ein Hotel in Vladivostok hätte, machten sie lange Gesichter. Da sei gerade ein Filmfestival, das sei schwierig, in der Innenstadt sicher alles ausgebucht. Aber sie würden sich kümmern. Und das taten sie, denn sie stellten Kontakt zu Dimitry her, der sich kümmern wollte, und mit dem ich ein Rendez-vous für übermorgen den 7.9. abmachte. Er meinte auf meine Frage, wie wir das Büssli loswerden könnten, das sei unmöglich, aber er werde sich kümmern.

Was pfeift denn da?
Also fuhren wir ab, Regen hatte eingesetzt. Beim Fahren störte mich immer der Pfeifton von unserem Natel, und als ich es öffnete, war alles auf Russisch umgestellt. Ich konnte nichts mehr lesen! Ich stellte es ab, und es pfiff weiter. Bis ich merkte, dass es nicht vom Natel her kam, sondern aus der Brusttasche meines Hemdes. Ich griff hinein – und ein identisches Natel kam hervor, unseres! Elo hatte das andere, das einer Angestellten des Reisebüros gehört, gesehen, gemeint es sei unseres, und es eingepackt. Wir haben mit Dimitry die Dame informieren können, es sei noch da, weder verloren, noch geklaut. Die Chefs des Reisbüros, die übermorgen nach Vladivostok kommen, werden es hier behändigen.

Regenfahrt (5.-7.9.)
Turnübungen
Wir fuhren im strömenden Regen ab, der anhielt bis am übernächsten Morgen kurz vor Vladivostok. Beim Uebernachten war es so nass, dass wir beschlossen, die Seitentüren nicht zu öffnen, sondern im Bus von vorn nach hinten und vice versa zu krabbeln, über die Kiste in der Mitte zwischen den Sitzen und über die Stange, die die Busteile abtrennte. (Diese diente…, nein das kommt später). Das stellte ganz schöne Anforderungen an unsere Beweglichkeit, und mir kamen die auf der Reise verlorenen Pfunde und Umfangszentimeter zustatten. Aber die Verrenkungen waren gross, lohnten sich jedoch.

Wir assen immer im Büssli, die Kiste vorn in der Mitte diente als Tischchen, auf dem wir auch Karten spielten. Wir hatten in Chabarovsk noch schön eingekauft, Rauchfisch (s.u.), Kaviar, Brot, Früchte, Gemüse. Zum Zmorgen gab es Kaviarbrot, Apfel, Tee (mit und ohne Honig), Schoggibrügeli.



Der Ussuri im Regen






Das Mittagessen des zweiten Tages bereiteten wir uns an der Grillstelle eines Strassenrestaurants, wo wir am Schärmen den Fisch tranchieren (er war super!), das Gemüse rüsten und dann im Stehen essen konnten. Hier machte ich die zwei einzigen Bilder des ganzen Tages, es war so ein Sauwetter. Und die Strasse mittel- bis saumässig, dann noch Baustellen, nicht zu knapp.

Sesam öffne Dich!
Der Abend war wie der davor, Turnübungen angesagt. Nur dass ich die Stange nach hinten abmontierte. Nicht wegen der vereinfachten Kommunikation zwischen den Busteilen (bei mir zum Steuerrad blieb sie anforderungsreich genug. Nein, wir mussten den Tresor leeren, denn als solcher diente die Stange. Jetzt, wo sie leer ist, kann ich es ja sagen: Wir hatten dort drin in Röllchen einige Tausend Franken deponiert, damit wir sie nicht immer mit uns rumschleppen mussten. Jetzt sind sie wieder in Geldgurt, Innentaschen der Hosen, die wir machen liessen und an sonstigen diversen Orten verteilt.

Anschliessend jassten wir (Karten spielen auf gut Deutsch), und ich erwähne das nur, um festzuhalten, dass Elo mit ihrer unverschämten Weiserei – sie spielt ja auch nicht schlecht – zweimal hintereinander gewann! Nicht dass sie dann immer sagen kann, sie würde ja nur verlieren! Das ist im Uebrigen auch ein Beweis, dass sie mittlerweile Schweizerin durch und durch ist, denn wir spielen Schaagi Haas!

7.9
Ankunft in Vladivostok
Heute früh hat der Regen dann langsam aufgehört, die Flüsse aber waren noch übervoll, und machen Brücken schienen uns nicht sehr vertrauenswürdig. Und wir hatten nur noch gut 150 Kilometer vor uns, denn wir haben uns, aufgrund unserer Erfahrungen, nicht unter Druck gesetzt. Aber diese Kilometer hatten es in sich: Rund um Vladivostok wird Strasse gebaut, wie blöd. Nächstes Jahr ist hier der Asiatisch-pazifische Gipfel, und dann muss die Stadt was hergeben.

Vladivostok ist eine grosse Flottenbasis, hier gibt es Fischereiindustrie, dann Import und Export für Russlands Fernost und auch Zentralrussland, und schliesslich ist die Stadt auch ein Zentrum von Wissenschaft und Technologie. Sie macht einen sehr lebhaften Eindruck.
Denn ausserdem  ist Vladivostok die russische Stadt mit den meisten Autos pro Kopf (Dimitry meint, es seien etwa 4!), und das führt zu permanenten Staus allerorten. Aber als wir ankamen schien die Sonne, und wenn auch in der Sonne (fast) alle Städte schön sind, so ist doch die Gesamtanlage dieser Stadt imposant: Hügel, Buchten, Meer, Hafeneinfahrten.

Dimitry kümmert sich
Dimitry konnte uns ein Hotel am Stadtrand besorgen, direkt an der Haupteinfallsstrasse. Theoretisch sind es 15 Minuten in die Stadt – theoretisch, denn es ist hier Dauerstau.
Dimitry ist Wirtschaftsstudent, der perfekt Englisch spricht. Er hat einen Bachelor im Fernstudium in den USA gemacht, arbeitet in der Zeit neben dem Studium als Fremdenführer (seine Mutter hat ein Reisebüro).


Dimitry ist mit uns in die Stadt gefahren und hae uns gezeigt. Wir haben einen Stundenlohn mit ihm ausgemacht (25 Dollar), und er kümmert sich um unsere Probleme.
Morgen geht er zum Zoll, um abzuklären, was wir beim Verschrotten – wenn dies möglich ist – noch für Zollgebühren zu bezahlen hätten. Ausserdem hat er einen Onkel, der im Autohandel tätig ist, eingeschaltet, seine Mutter beschäftigt sich mit unserem Problem, ebenso wie sein Stiefvater.







Mal sehen. Was wir nicht wollen, ist hier unseren Lebensabend verbringen (es soll im Winter sehr kalt werden) oder mit dem Büssli wieder nach Europa fahren. Das würde auch letzterem nicht gefallen, da bin ich sicher.
8.9.
Weitere Entwicklungen
Dimitry und sein Clan haben sich gekümmert. Der Zoll wurde angefragt, der Onkel hat sich erkundigt, die Mutter ist aktiv geworden. Olag Zaitseva ist Eigentümerin der Reisebüros Raitek. Sie hat einen Bekannten beim Flughafenzoll, und es sieht so aus:

Wir haben bei der Einreise kein Zolldokument ausfüllen müssen, was die Leute hier sehr erstaunt hat. Darin wäre unser Auto eingetragen gewesen. Aber da dies schon bei der ersten Einreise nach Russland so war und bei der Ausreise nicht beanstandet, scheint die gut zu sein. Also sollten wir per Flugzeug ausreisen können, ohne nach dem Büssli gefragt zu werden.

Dieses geben wir zur Verschrottung oder Ausschlachtung frei, was durch ein notarielles Dokument bestätigt wird. Dann wird das Büssli durch Olga und Dimitri verkauft, und wenn noch Geld übrig bleibt, erhalten wir es überwiesen.

Elos Sicherheitsgurt
Elo hat für den Notfall noch die Idee, dass wir ein Rücklflugbillet nach Südkorea lösen und bei der Ausreise sagen, wir kämen zurück und würden dann in die Mongolei fahren. Unser Visum für Mehrfacheintritt bis 15. 10. würde uns das erlauben. Es sieht also gut aus, wenn auch die Strassenverhältnisse weiterhin etwas ungewiss sind.
Stadtbummel und Gastfreundschaft
Wir haben heute einen Stadtbummel gemacht. Dimitry hat uns ins Zentrum gefahren, da ich angesichts der katasrophalen Verkehrsverhältnisse und unserer fehlenden Haftpflichtversicherung so wenig wie möglich fahre. Dann sind wir durch die Strassen gelaufen und runter zum Yachthafen, wo wir frische Krevetten und gebackene Krebse gegessen haben. Nach einem Apéro im Hotel Versallies (Happy Hour: - 20%!) und einem guten Essen im russischen Restaurant Nostalgie wollten wir ein Taxi nehmen.

Aber die Stadt ist völlig verstopft: Filmfestival und Putin-Besuch. Daher hat Dimitry seine Mutter, die auf dem Weg nach Hause bei unserem Hotel vorbei kommt, organisiert, und sie hat uns mitgenommen. In dieser Hinsicht sind die Russen unschlagbar: Wenn sie dich unter die Fittiche nehmen, dann kann dir nicht mehr viel passieren. Sie organisieren alles, helfen wo sie können, und das nicht aus Geschäftsdenken, sondern aus tiefer Gastfreundschaft.


Wie weiter?
Wir werden noch einige Tage hier sein müssen, aber wir wollen nicht noch viel länger in diesem – an sich guten und freundlichen – Hotel an der Ausfallstrasse bleiben. Da aber in der Stadt alle Hotels besetzt sind (wir bekamen quasi im letzten Hotel das letzte Zimmer), werden wir noch einige Tage ans Meer fahren. Olga organisiert das. Dann geht es nach Südkorea, Japan, Peking-Kunming-Hanoi (Bahn), Hongkong. So der Plan.

9.9.
Wir werden wohl doch eher zuerst nach Japan gehen, denn auch in Seoul ist Festival, und kein Hotel im Zentrum zu bekommen. Und an den Stadtrand gehen wir nicht. Dimitry informiert uns laufend.

Wir haben unsere Sachen organisiert: Was kommt weiter mit uns mit (zwei Reisetaschen, die wir in Chabarovsk gekauft haben, unsere Reiserucksäcke, sonst nichts), was wird in die Schweiz zurückgeschickt (wenig), was nach Australien voraus (etwas mehr), was bleibt hier zur freien Verfügung unserer Helfer (das Meiste). Wir müssen eine detaillierte Liste mit den Gegenständen erstellen. Saubüez!

Dimitry kümmert sich dann auch um das Verschicken, wir warten im Hotel und lesen. Das Zimmer ist gut, aber eher klein, aber wir haben einen Vorraum mit Polsterstühlen auf dem Flur.

Das einzig Beständige ist der Wandel
Die Informationen, die wir erhalten, wechseln mindestens stündlich. Kaum hatte ich heute früh das obige geschrieben, ruft mich Dimitry an, sie würden doch Seoul vorschlagen. Nach Tokio ginge der Flug erst nächsten Donnerstag, und sie seien auch der Meinung, eine Woche an der verstopften Stadtrandautobahn sei etwas viel. Also am Dienstag nach Seoul, sie haben doch noch ein Hotel gefunden.

Wir sind dann am Nachmittag mit Dimitry in die Stadt gefahren, haben mit List und Tücke genügend Geld gezogen am Bankomat, das Hotel für drei Nächte und die Ticktes bezahlt, und sind Essen gegangen, in einem Café das Milch und Honig heisst, sehr ansprechend modern und gut ist.

In Europa –
Ueberhaupt ist Vladivostok eine durch und durch europäische Stadt, nichts von Fernost, wie wir uns das vorstellen würden. Ganz generell können wir sagen, dass wir Russland keineswegs so fern und östlich empfinden, wie wir uns das als Durchschnittsschweizer in Vorneherein vorgestellt haben. Natürlich gibt es die armen Bauerndörfer und die schrecklichen Sozialismusstädte mit Plattenbauten, die zusammenfallen und Strassen und Autobussen, die jeder Beschreibung spotten. Aber die Grundkultur ist europäisch, das Lebensgefühl zwar selbstbewusst russisch, aber auch europäisch.

Und gerade in Fernost ist das noch deutlicher, als zum Beispiel in Volograd. Die Städte boomen, die Universitäten entwickeln sich, Moskau ist fern, Mann und Frau ist wer, hat eine Zukunft. Es gibt auch deutlich weniger Männer, denen man die Stiernackigkeit des patriotischen Protofaschismus von hinten ansieht, es geht hier zwar hektisch, verkehrsverstopft, etwas chaotisch, aber zivilisiert zu und her. Die Optik geht nach Osten, in den pazifischen Raum, das historische Bewusstsein ist aber russisch-europäisch, auch wenn der Grossvater Koreaner ist.

– mit bürokratischen Variationen
Was aber immer wieder zuschlägt und die Entwicklung wohl massiv behindert, ist – auch das eine alte russische Tradition: die Bürokratie. Schrecklich, überall Papier, Formular, Dokument, Stempel, Kontrolle, dümmlich-naive Behäbigkeit und Bonhommie. Zum Auswachsen, und wir sind nun doch froh, dass wir dieser Eingezwängtheit wieder entgehen können. Als Individuum hier zu reisen, ist oft beschwerlich, auch wenn die Menschen zwar viel zurückhaltender als z.B. in Usbekistan sind, aber doch freundlich, hilfsbereit und weder ruppig noch überheblich.

Wochenende am Meer
Da es nur im Notfall erträglich wäre, noch weitere 3 Tage hier im Hotel zu sein (es ist gut, sauber, freundlich, preiswert – aber eben: die Lage), werden wir übers Wochenende auf die Halbinsel Slavyanka fahren, in ein Resort, das Olgas Familie gehört: Ein Haus mit vier Zimmern am Meer, Strom, aber kein warmes Wasser, Toilette im Garten. Sie meinten, es sei einfach, aber schön. Und wir freuen uns auf Abwechslung, denn Vladivostok auf diese Art haben wir gesehen. Dimitry, der auch hinfährt, nimmt uns mit, wir werden auch die Grossmutter kennen lernen, die wohl in unserem Alter ist.

Das Büssli nehmen wir noch ein Stück mit, dann kommt es auf das Grundstück von Olga (respektive deren Vater, ein Koreaner, ein Geschäftsmann, scheint es), und dort werde ich ihm die Nummer abnehmen, die dann in die Schweiz geht. Wir werden dann sehen, wie sie es verwerten können, ob es noch was bringt. Für uns geht es auf.

Büsslis Lebensabend steht an
Ich fahre nur noch diese letzten Kilometer, denn ich bin froh, dass wir keinen Unfall hatten (wir hatten keine Versicherung, und das mit dieser Polizei, gegen die die Carabinieri in Italien Waisenknaben sind!), keine Panne, keinen Platten, also abgesehen von den kleinen Mucken rein gar nichts. Und ich bin froh, wenn das so bleibt.

Das Büssli lieben wir, es hat uns treu gedient, aber seine Zeit in unseren Diensten ist abgelaufen und wir finden das jetzt gut so.

10.9.
Wir sind in auf die Halbinsel Slavynka gefahren, in Dimitrys Wagen, denn das Büssli steht jetzt im Hof der Familie Pak (so heisst der Grossvater mütterlicherseits) in Nadeshdinsk, 40 Kilometer, nordöstlich von Vladivostok. Bis dahin bin ich noch gefahren, und ich hoffe, es bleibt dabei. Denn jetzt ist auch der Motor der Scheibenwischeranlage ausgestiegen, nicht so wichtig zwar, aber ein Indiz.

Wenn es dort bleibt, sind wir bis hierher 18'980 Kilometer gefahren, ganz ordentlich, und 2300 mehr als in der Rohplanung.

Büssli-Information für andere Verrückte
Manchmal kamen wir uns auf unserem Unterfangen schon etwas verrückt vor. Es geht uns wir bei der Tibetreise vor 10 Jahren: Sofort wieder, aber nicht nochmals, gemäss Elos Aussage, der ich voll zustimme.

Falls eine(r) unserer Leser(innen) den estern, empfehlenswerten Teil der Aussage aufnehmen will, hier eine kleine Liste der Einrichtungen und Ausrüstungen des Büsslis und deren Nützlichkeit für uns:
Einrichtung/Ausrüstung
gebraucht
nicht gebraucht
wieder mitnehmen
nicht wieder
4x4 Antrieb

x
x

Schlafeinrichtung
xxx

x

Holzkasten vorne Mitte mit Schubfach (Judith!)
xxx

x

Wasserhalter vorn
xxx

x

Mehrfachstecker Zigarrenanzünder und Stromumwandler (Tomas)
xxx

x

Kompressor, Batterielader, zweiter Wagenheber

x
x

Tischkonstruktion bei Liegeebene
X

x

Sonnenstore

x
x

Wasserbehälter
xxx

x

Innenventilator
xxx

x

Haken im Schlafteil, Obennetz für Kleider nachts
xxx

x

Moskitonetz

x
x

Klappstühle
xxx

x

Campingkocher
xx

x

Zusatzreserverad

x
x

Benzinkanister
X

x


Ihr seht, wir würden uns wieder so einrichten. Was wir wenig gebraucht haben, sind die Campingsachen ausser den Klappstühlen. Aber das hing vom Wetter ab: In Zentralasien war es zu heiss, in sibirien oft zu nass. Ausserdem war unser Fahrplan so, dass wir wenig Zeit für Campingmusse hatten.

Danke
Wir danken hier nochmals allen, die uns geholfen und beschenkt haben. Vorab sind es Johnny und Judith, die beim Ausbau eine massgebliche Rolle gespielt haben. Dann Rouven Satroy mit dem technischen Aufbau. Und eben alle anderen. Und auch all denen, die uns soviel Glück gewünscht haben, dass wir es auch hatten!

Einladung



Unser Bungalow (l) und das Dreifachplumpsklosett (r)






Auf Slavyanka haben wir einen Bungalow im Compound des Reisebüros Raitex von Dimitrys Mutter bezogen, 4 Schlafzimmer, Küche und Terrasse mit sensationellem Blick auf die Bucht von Slavyanka. Unten ist ein kleiner Badestrand, das Meer ist ungefähr 20 Grad, und wir gehen dann morgen schwimmen, denn der Wind ist doch kühl.



Am Abend sind wir in das Haus der Familie Pak nebenan eingeladen. Babuschka Tatjana, die Grossmutter, eine energische, intelligente, herzliche Dame in unserem Alter, hat ein russisch-koreanisches Essen mit viel Fisch zubereitet, zu dem wir einen der beiden Rauchfische beisteuern, die wir für uns eingekauft haben. Ich muss ihn noch präparieren, gar nicht so einfach, da er nicht ausgenommen ist. Das Resultat ist aber durchaus präsentabel. Nur wissen wir, nicht, wohin wir dann mit unseren Vorräten hinsollen!

Korea in Russland
Eigentlich gehört das Resort Valentin Petrovitch Pak, dem Vater von Olga, der es ihr zum Managent überlassen hat. Pak ist eine erstaunliche Figur. Ein Selfmademan, aus armen Verhältnissen, der heute diverse Grundstücke an guten Lagen sein Eigen nennt, und verschiedene Geschäfte zu btreiben scheint. Wohlhabend, selbstsicher, witzig, unternehmend. Er ist für sein Dorf in der Kreisduma, dem regionalen Parlament. Seien Visitenkarte sagt: CHAIRMAN of the MUNICIPAL DUMA NADEZHDINSKI DISTRICT of PRIMORKSY KRAY, CHAIRMAN of the ASSOCIATION of PRIMORKSKY KRAI KOREAN ORGANIZATIONS (APKKO), thE HONORARY CITIZEN of NADEZHINSKY DISTRICT.

Grossvater und Enkel signieren ein Buch fuer uns







In der zweiten Funktion ist Pak international tätig. Er hat sich die Aufgabe gestellt, die beiden Korea sich näher zu bringen, und ist stolz, dass er – eine Einzigartigkeit – Verdienstorden nicht nur von Russland sondern auch von beiden Koreas gleichzeitig hat. Er schenkt uns Bücher, auf denen die diplomatischen Vertreten an seinen Anlässen nebeneinander sitzen, und, mit dem kleinen, heute 61-jährigen Pak in der Mitte die Hände gemeinsam für die Zukunft Koreas in die Höhe halten.
Anfangs Oktober ist er auf einem Korea-Kongress des Weltkirchenrats (wenn wir das richtig begriffen haben), Sprecher neben Bill Clinton, Kofi Anan und anderen.

Schwierige Geschichte
Die Koreaner haben hier in Russland ein schwieriges Jahrhundert hinter sich. Heute leben in der Regio 40'000, und das seit Generationen. Sie fühlen sich kulturell als Koreaner. Pak weit darauf hin, dass seine Familie im 8. Jahhundert in Korea eine grosse Rolle gespielt hat und er der 62. Nachfolger des ersten grossen Pak ist.

Aber 1937 hat Stalin 10’000ende nach Kasachstan deportieren lassen, unter schrecklichen Verhältnissen. Dazu wurden viele ermordet, hingerichtet. In den Büchern von Pak wird an die unmenschlich harten Lebensbedingungen dieser Menschen erinnert. Und auch wir haben in Samarkand eine Koreanerin getroffen, die in Deutschland lebt, deren Eltern aber verschleppt worden waren.

Uebersetzt hat den ganzen Abend Dimitry, der ausgezeichnet Englisch spricht.

11.9.
Zeitverschiebungen
Heute sind wir um 9 Uhr aufgestanden. Die Sonne ist eben aufgegangen. Einmal mehr haben wir das Gefühl, die Uhrzeit und die Sonnenzeit fallen weit auseinander. Die Leute hier leben aber mit der Sonne, denn ausser uns war niemand auf. Wir haben Tee gekocht, Kaviar, Brot, Käse, Schoggi und Bananen gegessen, und uns dann ans Schreiben gemacht. Ich habe noch das Brissagoetui aus einem Kiefernast fertig geschnitzt, dass ich vor Novosibirsk an einem See begonnen habe. Jetzt kann ich unterwegs eine Brissago mitnehmen, ohne die ganze Koste dabei haben zu müssen. Paks Chauffeur Dimitry wäscht den Wagen des Patron, ein riesiger Nissan Patrol und überzieht ihn dann mit einer Staubschutzhaube von – Mercedes!

Zweites Frühstück
Um halb elf ist aus den Nachbarhaus eine kleine Kolonne aufgetaucht: Voran Pak mit einem Teller gebackenem Fisch, dann Dimitry, der Chauffeur des alten Pak, mit geschälten frischen Riesenkrabbenbeinen und Salat, und zuhinterst Babuschka Tatjana mit einem Topf dampfender Fischsuppe. Ich erinnerte mich an Paks Abschiedsworte von gestern Abend, mit denen er uns Fisch zu Frühstück versprach.

Wir haben die Hälfte der feinen Suppe mit Fisch aus der Bucht gegessen, die tut tat, den der Wind ist noch etwas frisch. Den Rest nehmen wir zum Mittagessen. Unsere Vorräte wachsen, und ich bin fast sicher, dass wir heute Abend wieder eingeladen sind. Dann bleibt auch die Flasche chilenischen Rotweins übrig. Den angebrochenen Weissen werden wir noch schaffen.

Heute Nachmittag machen wir mit den Paks einen Bootsausflug zu Robben und Haifischen, dessen Kosten wir uns teilen.

Wind, Wellen und Seehunde
Skipper Pavel, der neben unserem Resort eine Beiz und einen Wassersportbetrieb betreibt, fuhr mit uns aufs Meer und um die Inseln. Es war ganz schön windig und wellig, das Motorboot schlug recht stark. Aber es war nie beängstigend. Dafür sehr schön, eine pittoreske Landschaft. Und dann haben wir auch noch eine Kolonie von Seehunden besucht. Sie schwammen neugierig im Wasser um uns rum oder ruhten faul auf den Felsen.


Elos patriotischer Hut hat, vom Winde verweht, ein Bad im Pazifik genommen. Das Schweizerkreuz ist jetzt leicht rot eingefärbt. Das müssen die die immer noch zu spürenden Reste des Sozialismus in Russland oder die Nähe Chinas und Nordkoreas sein.


Zum Schluss besichtigten wir noch den Hafen der Halbinsel. Dort sahen wir einen Eisbrecher, der im Winter im nördlichen Eismeer unerwegs ist und Schiffe rettet. Im Sommer wird er jeweils hier überholt.

Mit dem Teilen der Kosten des Ausflugs war es (natürlich) nichts. Als ich bezahlen wollte, meinte Babuschka (Pak selbst war wegen zu hoher Wellen auf dem offenen Meer nicht mitgekommen), das sei ein Geschenk von Valentin. Wir sind uns mittlerweile gewöhnt, Geschenke anzunehmen!




Grasse Matinée (resp. Après midi!
(15Minuten später:) Eben sind wir noch schwimmen gegangen. Ich war heute morgen schon, Elo war der Wind noch zu kalt. Das Wasser ist etwas kälter als am Morgen, der Wind hat frischeres herein gebracht. Aber die Buch ist geschützt, das Wasser sehr klar. Wir schwimmen mit den Gummischuhen (Clogs), da es viele Seeigel hat. Diese geben Auftrieb, ich kann im toten Mannli die längste Zeit treiben. Beim Brustschwimmen treibt es die Füsse hoch, es ist schwimmen wie weiland Pfarrer Roveda durch Sirnach paradiert ist: mit hohlem Kreuz.

Jetzt rücken wir dem Rest Weisswein zuleibe, mit dem Rest von Tatjanas Fischssuppe, kaltem gebratenem Fisch und dem Rest Krebsbeinen, und wir lassen den lieben Gott einen guten Mann sein.

Ueberwältigende Gastfreundschaft
Kaum sind wir am Essen, kommt Dimitry und informiert uns, dass in zwei Stunden wir von den Grosseltern zum Essen eingeladen sind! In der Beiz am Strand, Meeresfrüchte. Wir essen etwas weniger, und sich sicher, dass wir dieser Herausforderung gewachsen sein werden. Eine Brissago, ein Kaffee fertig mit Kirsch (danke Monika!) und der Rest Wein hilft beim Zwischenverdauen.

Die ganze Familie ist dabei, auch Olga und ihr Lebenspartner. Es ist gemütlich, die Stimmung am Strand optimal, der Sonnenuntergang Bilderbuch. Wir toasten uns zu, halten, wie es sich hier gehört, Tischreden und Trinksprüchen. Und es geht uns einfach gut, wir fühlen uns sehr gut aufgehoben.

Die ganze Bagage (von vorne links bis vorne rechts): Olgas Partner, Zahnarzt
Olga
Valentin Pak
Tatjana, die ruestie Babuschka
zwei Sirnacher Dorfschoenheiten
Dimitry




 
Das Restaurant am Strand wird betrieben von unserem Schiffskapitän vom Nachmittag, der früher ein gutes Restaurant führte und als Taucher nun Beruf und Hobby verbindet. Seine Meeeresfrüchte sind super. Trinken tun wir japanischen guten Kognak, essen auch noch den Rest von Tatjanas Fischsuppe und gebratenem Fisch, den sie mitnehmen.


Zurück im Bungalow, brauen wir uns  noch einen Kaffee aus der Tschinggenmaschine, die wir zusammen mit den Klappstühlen morgen für Tatjana zurücklassen werden (in Australien gibt es dann eine neue).

12.9.
Dimitri fährt uns, nachdem er verschlafen hat, nach Nadezhdinsk zurück, ins Haus der Familie.

Das Büssli hat seinen Dienst getan und wird berühmt
Wir räumen das  Büssli und nehmen ihm die Nummern ab. Diese gehen mit der Post in den Thurgau zurück, und werden dann dort abgegeben (gell, Monika!). Es tut schon etwas weh, jetzt.



Aber es erlebt noch eine Sterstunde. Valentin, der Tausendsassa, ist nämlich auch noch Inhaber eines kleinen Medienimperiums: Er hat Zeitschriften, einen Radio- und einen TV-Kanal für den Primorsky Kray, der immerhin die Fläche der Schweiz und über eine Million Einwohner hat. Vladivostok ist die Hauptstadt. Seine Medien erreichen 500'000 Menschen, und diese Medien hat er aufgeboten.

Wir werden gefilmt und interviewt. Das Büssli wir ausführlich aufgenommen und wir müssen alles zeigen. Wir bauen auch den Tisch auf, wir zeigen, wie wir geschlafen haben, und alle sind beeindruckt.

Dann gibt es – wie könnte es anders sein – ein „kleines“ Mittagessen, mit allem Drum und Dran. Krebse, Pilze, Kaviar, Ginsengschnaps von einer über 100 Jahre alten riesigen Ginsegwurzel, Blinis, Honig, Gemüse. Und wir werden ausgequetscht nach dem woher, wohin, warum und wieso.

Postfragen
Dann bringt uns Dimitry in ein Hotel in der Nähe des Flughafens. Und auch dieses gehört der Familie.

Ausserdem muss Dimitry die Pakete nach Australien und in die Schweiz aufgeben, denn alles werfen wir nicht fort. Das bereitet ihm aber nochmals einige Kopfschmerzen, und so wird es morgen, bis die Sache läuft.

Wir gehen hier noch etwas spazieren und sind gespannt, ob wir morgen ohne Probleme durch den Zoll kommen. Wir waren doch fast einen Monat in Russland, und die Gastfreundschaft der Familie Pak hat uns viel gebracht.

Jetzt werde ich diesen Blogpost mal hochladen und fertig machen.

12.9. / JB.
PS1: Ueberraschung
Waehrend ich am Blog laden bin, informiert mich Dimitry, dass er morgen an die Uni muss, und ich mit Hilfe einer Angestellten von Olga die Post selbst aufgeben muss. Das wird sicher spannend. Aber Dimitry ist wirklich ein Superkerl!

PS 2: Handwerk
Ichhabe mein Brissagoetui in der Schwez gelassen. Dahe rhabe ich ein Einbrissagoetui gebaut, auf das ich stolz bin. Alles mit dem Sackmesser: Ast gespalten, ausgehoehlt usw. Elo lacht mich aus, aber soll sie. Es ist ein gutes Stueck Handwerk, und die Brissago haelt!


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