Dienstag, 13. September 2011

XIV Epilog Teilprojekt 1: Sirnach - Vladivostok

13.9.
Posterlebnis
Heute früh habe ich also mit Hilfe von Elena, einer Mitarbeiterin Olgas, die zwei Pakete nach Australien und eines nach Sirnach resp. in den Sedel zu Monika geschickt. War das ein Ding. So richtig zum am Ende der Russlandreise die Bürokratie nochmals zu geniessen.  Das will ich Euch nicht vorenthalten, ich habe mir die Erfahrung sauer genug verdient.

Zuerst haben wir im Hotel nochmals die Liste der Sachen gemacht, die wir senden wollten, auf Russisch, mit Elena. Wir hatten erfahren, dass wir gebrauchte Handtücher nicht senden dürfen, weiss der Geier, warum. Dann haben wir alles aus den Plastikkisten in original russische weissblaue Kartonkisten mit „Posta Rossii“ verpackt. Dann ging es auf die Post.

Streichkonzert
Dort hat die Chefin der Päckliabteilung (es gab noch zwei weitere Departements mit entsprechenden Warteschlangen, die anders machten, mir wurde nicht klar, was), dort hat also diese Dame die Listen genommen und mit einem Buch verglichen, in dem stand, was verboten ist auf der russischen Post. Für Australien waren es nicht weniger als drei eng und zeilenweise mit Begriff an Bergriff beschriebene Seiten, für die Schweiz gut zwei. Anhand dieser Listen hat sie auf unseren Listen einiges durchgestrichen, dass sie nicht würde durchgehen lassen. So „Messer“, alles mit „Wasser“, „Schere“, „Korkenzieher“ und „Benzinflasche“ beim Primuskocher.

Wir haben also brav wieder ausgepackt, und die Sachen rausgenommen. Ich beschloss, aus den Wassersäcken einfach Säcke zu machen, was dann funktionierte. Die Flasche habe ich leider nicht einfach wieder rein getan mit abgenommenem Verschluss, das hätte wohl auch funktioniert.

Dann haben wir die Formulare ausgefüllt. Sie waren siebenfach!

Ich denk, mich tritt ein Pferd
Dann wieder an den Schalter – mir ist fast die Luft weggeblieben: Die gute Dame hat das erste Paket genommen, alles ausgepackt. Und alles einzeln auf das Formular geschrieben, mit der jeweiligen Zollnummer eines dreiseitigen Tarifs und dann noch gewogen!  So behandelt wurde ein Sichtmäppli, die Kissen (ich weiss jetzt, dass sie 473 Gramm wiegen), eine Tube Leim, ein Bild aus Usbekistan, ein Holzuntersatz von Valentin aus Slavyanka, 7 Landkarten, die Bücher, ein Stromkabel und und und.

Dann hat sie wieder alles brav eingepackt – Gerds Lampe hätte sie beinahe unterschlagen – , das Paket mit Papier ausgestopft, dann mit beschriftetem Tape der russischen Post um und um zugeklebt (die oberen und unteren Ränder extra), mit Zollsiegeln versehen und mit zwei Stempeln abgestempelt, und nochmals – nehmt alles nur in allem – gewogen.

Dann hat sie das siebenfache Formular, auf dem ja schon alles stand, noch vervollständigt, siebenfach abgestempelt, Kiste und Formular mit einem Strichcode versehen. Und dann noch das Rechnungsformular (doppelt) eröffnet. Hier war sie in der Folge etwas schwach auf dem bürokratischen Hexenritt, denn die anderen Pakete kamen auch auf dieses Formular (zwei Blätter, dazwischen ein Kohlepapier, alles oben festgemacht mit Bostich).

Jetzt kam die zweite Kiste, nach Australien, mit viel mehr Detailkrempel drin. Das gleiche Procedere, ich erspare es Euch.

Mangelnde Ausdauer
Bei der dritten Kiste, wo eigentlich die meisten Kleinteile drin waren, und vor der mir grauste, da irgendwann der Flieger gehen würde, ging der guten Dame dann doch der Schnauf aus!
Sie packte alle Teile kunterbunt auf die Waage, und trug irgendeinen Tarif auf das Formular ein. Weiss der Geier…..(s.o.). Nur die Kissen wurden separat gewogen.

Warum es die Detailgewichte brauchte nach Zolltarif, weiss ich nicht, bezahlt habe ich nach Gewichtstarif für alles zusammen, die Schweiz war billiger als Australien.

Nach gut drei Stunden verliessen wir den Ort des Geschehens, unsere restlichen Rubel waren verputzt, ich um eine doch interessante Erfahrung (irgendwann geht ihnen der Schnauf aus!) reicher – und unsere Luftmatratzen und die Nummernschilder des Büssli gehen irgendwann mit separater Post ab, denn dieses Format erfordert eine spezielle Verpackung, geht in das Standardpostpaket à la Rossiie nicht rein!

Durch alle Hindernisse durch
Wir sind glücklich durch den Zoll und die Passkontrolle hindurch. Weder Elo noch ich wurden nach einem Auto gefragt. Wir hätten die grösste Luxuslimousine verkaufen können. Und es ging so schnell, wie ich es beschrieben habe.

Davor haben wir schon etwas (oder auch etwas mehr) gebibbert, aber Olgas Freund vom Flughafenzoll versicherte ihr, das werde gut gehen, und es ging gut.

Damit ist der erste Teil unseres Reiseabenteuers zu Ende, wir sind glücklich, haben gute Freunde hier gefunden, und ab geht’s nach Kora!

Freude herrscht
Wir sind gut in Seoul angekommen und haben ein schönes Hotel. Alles funktioniert bestens, das Zimmer hat nicht nur eine Küche sondern auch noch eine Waschmaschine.

Langsam fällt die Spannung der letzten Tage, die unterschwellig immer da war, von uns ab. Wir haben den ersten und vermutlich anforderungsreichsten Teil unseres Reiselebens gut hinter uns gebracht, abgesehen von einigen kleineren Problemchen ohne nennenswerten Zwischenfall. Das macht uns Mut, gibt Vertrauen und bereitet Vorfreude für das, was noch alles kommt.

Wir sind glücklich.


13.9. / JB.

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