Service für Auto und
Personal
Jeb hat einen Service gebraucht, der hier in Perth von der Mercedes-Garage prompt erledigt wurde. Der Keilriemen war fast durch, das Geräusch hat uns immer mal wieder gestört. Beim Bezahlen der Rechnung wurde mir klar, dass wir da wohl ein Luxusfahrzeug haben. Aber dafür fährt es auch sehr schön!
Auch wir überholen uns. Ueber die Ostertage, wo nochmals alles verrückt spielt auf den Campingplätzen, haben wir uns bei Marianne eingenistet und lassen es uns wohl ergehen, mit Bad, Bett und Küche. Wir fühlen uns wohl in Perth, das uns als Stadt bisher am besten gefällt. Wir spazieren, lesen, schreiben Mails und ruhen uns aus.
Am Dienstag geht es zusammen mit Marianne in Richtung Süden. Wir wollen die Südwestecke Australiens erkunden, und wir hoffen, dass das angesagte warme Wetter auch eintrifft.
Am Samstag besuchen wir im riesigen Whiteman Park einen Zoo, den Caversham Wildlife Park. Hier können wir, ebenfalls geordnet nach Regionen, die Tiere Australiens in Freigehegen bestaunen und – wie die Kängurus – auch anfassen. Die Vielfalt ist gross, vor allem bei den Vögeln. (Ich habe in der rechts am Blog stehenden Rubrik „Bilder“ unter 3-11 eine ganze Reihe von Tieraufnahmen abgelegt.)
In einem Showraum sehen wir dann endlich auch einen Wombat in Natur, bisher wurde er nur auf Warnschildern entlang der Strasse angekündigt. Keine ausgesprochene Schönheit!
Vororte und
Ferienorte: Entlang der Südwestküste
Südlich von Perth fahren wir durch eine Mischung von Vororten der Agglomeration, die fast nahtlos in Feriendestinationen übergehen. Die Landschaft ist flach, gibt eigentlich wenig her, aber die Küste ist sehr schön. Wir bestaunen in Rockingham eine weitere Grosssilo-Anlage mit einer Kapazität von einer Million Tonnen, auf der der Weizen über ein Förderband auf dem Meer direkt in die Schiffe verladen wird. Dann baden wir Binningup im völlig wellenlosen Indischen Ozean, auf dem ich mich stundenlang hätte treiben lassen können. Der Strand ist flach, schön.
Am Cape Naturaliste machen wir einen grossen Spaziergang um den Leutchtturm und entlang der Cliffs. Von einem Aussichtspunkt können wir eine Robbenkolonie beobachten. Einige grosse sitzen auf den von Wellen umspülten Felsen, viele lassen sich in der Dünung treiben. Sie rufen sich zu, und oft klingt es genau so, wie wenn verliebte Kater nachts miteinander streiten.
Unverschämte Weinbauern
Die Weingegend Margarete River liegt, hin zum Indischen Ozean von einer Steilküste geschützt in einer gewellten Gegend an der Südwestspitze Australiens. Wir machen Weinproben, und wir sind nur halb glücklich. Das sind meist Degustationsfabriken und Abreissbetrieben, ganz anders als in Südaustralien. Beim ersten Weingut hängt es mir sofort aus: Da wir ein Rotwein vom Jahrgang 2010 angeboten: 3 Liter (doppelte Magnum, Jerobeam oder so) für 750 Dollar oder 250 der Liter. Das scheint mir nicht sehr seriös, wir verziehen uns.
Im nächsten Weingut kostet der Rotwein unbesehen der Sorte 110 Dollar die Flasche. Hier probieren wir, und die Qualität ist gar nicht gut. Ein Barrique wird angeboten, bei dem wir ausser Eiche nichts riechen oder schmecken, die anderen Weine haben Lufttöne, sind schlecht. Wir bedanken uns und gehen. Und im dritten Weingut wird uns ein Pinot Noir gezeigt, der im Thurgau wohl kaum verkauft werden könnte, so simpel ist er. Dafür ist er billiger, er kostet nur knapp 50 Franken die Flasche! Beim Produzenten.
Zu viel Geld
Offensichtlich haben die Leute hier zu viel Geld und zu wenig Kenntnis vom Wein. Das wird uns indirekt bestätigt: Ein Bekannter von Marianne hat sich darauf spezialisiert, für Weinbauern aus den Trauben Wein zu machen. Er produziert etwa eine Million Liter pro Jahr, wobei wir uns fragen, wie sich dann die Weine der verschiedenen Bauern noch unterscheiden. Er spricht von einer Inflation in Westaustralien und sagt uns, dass er die Arbeiter kaum halten kann, da in den Erzminen des Nordens die Löhne dreimal so hoch seien, wie er sie bezahlen könne.
Diese Leute haben dann, so schliessen wir, Geld im Sack, sehen luxuriöse Probierlokale mit Restaurants und denken sich, je teurer, desto besser muss er sein. Und kaufen, was das Zeug hält. Dass uns in den Probierlokalen versichert wird, in der Schweiz seien die Preise auch so hoch, steht auf einem anderen Blatt. Wir haben die mindestens gleich hohe Qualität in Südaustralien zu einem Viertel des Preises gesehen – und gekauft.
Wo Ozeane sich treffen
Und gegen die Südwestspitze Australiens fahren wir durch lichte Eukalyptuswälder, die uns im Sonnenlicht des Spätnachmittags mit den schönsten Farbspiele in braun, rötlich und grün erfreuen. Entlang der Cave Road sind viele Tropfsteinhöhlen. Eine wollen wir besichtigen, aber es hat zu viele Touristen, und auch die Eintrittspreise von über 20 Dollar schrecken uns etwas ab.
Augusta an der Südwestecke des Kontinents ist dann wieder sehr viel normaler als Margareth River, auch wenn es, der Osterferien wegen, noch viele Touristen hat.
Auf Cape Leeuwin, benannt nach dem holländischen Schiff (Leeuwin = Löwin), das 1622 als erstes diese nicht ungefährliche Stelle umrundete, steht ein weiterer wichtiger Leuchtturm, gebaut 1895. Hier treffen sich der Südliche und der Indische Ozean, das kalte südliche Polarmeer und das warme Meer Südasiens. Die Strömung des Indischen Ozeans bestreicht je nach Jahreszeit auch noch ein Stück weit die Südküste Australiens nach Osten und gibt dieser Gegend ein mildes Klima.
Baumriesen I
Auf der Fahrt nach
Albany kommen wir bei Pemberton in den Beedeelup Nationalpark. Hier steht ein
Baumriese neben dem anderen. Die Bäume heissen Karri und sind, so die
Tourismuswerbung, die drittgrössten der Welt, die weit über 50 Meter hoch
werden. Wir haben Exemplare von über 75 Metern gesehen. Durch diesen konnten
wir hindurchgehen.
Marron à l’italienne
Dieser Titel ist kein Verschreiber, es handelt sich nicht um „Marroni, 'eissi ganz 'eissi“, sondern um autralische Süsswasserkrebse, fast so gross wie Hummer, die hier gefangen oder gezüchtet werden. Marianne lud uns in Pemberton, einer Kleinstadt mit Grosssägerei, im Shamrock Café (Shamrock ist ein irischer Klee, Elo weiss das) zum Marron-Essen ein. Es war ausgezeichnet. Marianne kennt das Wirtepaar seit langem, Helen und Andrea. Andrea kocht, und wie! Ausgezeichnet. Zu den Krebsen gibt es noch gebackene Forellen, die eine geräucht, die andere nicht.
Nach dem Essen setzt er sich zu uns, gibt uns von seinem Wein (der weisse ist gut, der rote eher nicht) und Schnaps (er entschuldigt sich, dass es nur schlechte Qualität sei, und der Grappa ist auch eher rau). Dann fragen wir ihn nach seiner Geschichte aus. Er kommt aus dem Veltlin, aus Tirano, d.h. sein Vater, der 1926 ausgewandert ist, da er nicht für Mussolini Waffen tragen wollte. Die Mutter stammte aus dem Puschlav, aus einem Dorf bei Posciavo.
Andrea war Bauer, ist wohl gebildet und er erzählt in einer Mischung aus Italienisch und Englisch. Dabei füllt er immer wieder unsere Gläser, und damit auch uns. Ich und Marianne (in dieser Reihenfolge) haben ganz schön einen hängen und stützen uns auf dem Heimweg auf Elo, die vernünftig war, wie meist.
Ein gelungener Abend.
Baumriesen II
Die Küste ist nach Osten wesentlich gegliederter, als sie dies südlich der Nollarbor bis nach Melbourne ist. Viele Buchten und Lagunen bieten schöne Glegenheiten für den Wassersport. In Walpole sehen wir auf einem Spaziergang im Wald entlang der Bucht nicht nur schöne Exemplare von Bäumen, die sich nach einem Brand weigern, abzusterben und an den unmöglichsten Orten wieder austreiben. In der Lagune beobachten wir auch zwei oder drei Delphine beim Spielen.
Raben und Elefanten
Beim Picknick wollte sich auch ein australischer Rabe bedienen. Er war ganz zutraulich, flog dann aber, als es durch das Abräumen endgültig klar war, dass es da nichts zu holen gab, mit erbostem Krächzen davon. Dass der fragende Blick des Tieres mich an meine Mutter erinnert, wird mir diese wohl nicht übel nehmen, denn der Rabe ist ja schliesslich ein ausserordentlich intelligentes Tier.
Nach dem
ausserordentlichen Eindruck der Tingle-Bäume hatten es die weiteren
Sehenswürdigkeiten etwas schwer. Die Gesteinsformation an der Küste, die nach
ihrem ersten Eindruck „Elephants Rock“ genannt werden sowie ein von Klippen
geschützter Badeplatz, der Greens Pool erwischten wir dafür in sehr schönem
Abendlicht und genossen die Sonne, insbesondere Elo, die den ganzen Tag kalt
hatte bei nicht ganz 20 Grad und bedecktem Himmel. Es ist hier unten wirklich
Herbst. Die Nächte sind empfindlich kühl. Wir freuen uns auf den Norden.
Für den nächsten Tag sind wir eingeladen, mit ihm auf seinem Boot raus in die Bucht zum Fischen zu fahren. Marianne und ich nehmen die Einladung an, Elo bleibt an Land, da sie nicht fischt, und nur eines langweiliger sei als Fischen, nämlich anderen dabei zuzusehen, wie mein ehemaliger Chef Paul Manz einmal bemerkt hat.
Es war grossartig. Nicht nur die Fahrt in der herrlichen Landschaft der Bucht bei schönstem Wetter. Sondern vor allem das Fischen. Ich habe zwei Brocken gefangen wie noch nie: Lachse. Der grössere war über 80 Zentimeter lang und etwa 6 bis 7 Kilo schwer, der andere etwas kleiner, aber immer noch grösser als alles, was mir bisher an die Angel gegangen ist. Einen haben Marianne und ich gemeinsam (abwechslungsweise) an Bord gezogen, sie hat nochmals zwei dran gehabt. Also insgesamt 5, davon zwei sehr grosse.
Klein ist die
Welt
Schafe für aller
Herren Länder
Ab in den Norden
Jeb hat einen Service gebraucht, der hier in Perth von der Mercedes-Garage prompt erledigt wurde. Der Keilriemen war fast durch, das Geräusch hat uns immer mal wieder gestört. Beim Bezahlen der Rechnung wurde mir klar, dass wir da wohl ein Luxusfahrzeug haben. Aber dafür fährt es auch sehr schön!
Auch wir überholen uns. Ueber die Ostertage, wo nochmals alles verrückt spielt auf den Campingplätzen, haben wir uns bei Marianne eingenistet und lassen es uns wohl ergehen, mit Bad, Bett und Küche. Wir fühlen uns wohl in Perth, das uns als Stadt bisher am besten gefällt. Wir spazieren, lesen, schreiben Mails und ruhen uns aus.
Am Dienstag geht es zusammen mit Marianne in Richtung Süden. Wir wollen die Südwestecke Australiens erkunden, und wir hoffen, dass das angesagte warme Wetter auch eintrifft.
Perth und Swan River vom Kings Park gesehen
Spazieren, bewundern, essen,
spazieren – Ostern in Perth
An Ostern fliegen die Städter
aus, wenn sie können. Es geht ans Meer, in den Süden, raus. Der Verkehr ist
sehr ruhig. Aber in den Pärken sind jene, die nicht wegfahren, zugange:
Spazieren, flanieren, picknicken. Mit Kind und Kegel.
Wir spazieren im nahen Kings
Park, einer wunderschönen Mischung aus öffentlichem Park und Botanischem Garten.
Die einezelnen Bereiche sind nach den australischen Regionen geordnet, von
Wüstenpflanzen bis zu tropischen Gewächsen. Banksias bringen ihre grossen
Blüten auch im Herbst, Eukalyptus in allen Variationen, Saltbrush der Wüste,
Mallee und viel Anderes uns Unbekanntes.
Am Samstag besuchen wir im riesigen Whiteman Park einen Zoo, den Caversham Wildlife Park. Hier können wir, ebenfalls geordnet nach Regionen, die Tiere Australiens in Freigehegen bestaunen und – wie die Kängurus – auch anfassen. Die Vielfalt ist gross, vor allem bei den Vögeln. (Ich habe in der rechts am Blog stehenden Rubrik „Bilder“ unter 3-11 eine ganze Reihe von Tieraufnahmen abgelegt.)
In einem Showraum sehen wir dann endlich auch einen Wombat in Natur, bisher wurde er nur auf Warnschildern entlang der Strasse angekündigt. Keine ausgesprochene Schönheit!
Am Sonntag sind wir bei
Mariannes Freunden Lesley und John zum Osterbrunch eingeladen. Es ist eine
grosse, fröhliche Veranstaltung mit Kindern, Schwiegerkindern, Schwiegereltern,
Enkeln und einem kleinen Osterhasen, dem Haustier einer Enkelin. Es gibt viel
zu essen und zu trinken, und wir bleiben bis von neun bis zum frühen
Nachmittag.
Der Verdauungsspaziergang führt uns rund um den Lake Osborne, einen
der schönen Seen von Perth, an dem wir das Wappentier der Stadt, den schwarzen
Schwan, in grosser Zahl antreffen.
Südlich von Perth fahren wir durch eine Mischung von Vororten der Agglomeration, die fast nahtlos in Feriendestinationen übergehen. Die Landschaft ist flach, gibt eigentlich wenig her, aber die Küste ist sehr schön. Wir bestaunen in Rockingham eine weitere Grosssilo-Anlage mit einer Kapazität von einer Million Tonnen, auf der der Weizen über ein Förderband auf dem Meer direkt in die Schiffe verladen wird. Dann baden wir Binningup im völlig wellenlosen Indischen Ozean, auf dem ich mich stundenlang hätte treiben lassen können. Der Strand ist flach, schön.
Busselton, wo wir
übernachten, hat eine fast Kilometer langen Bootssteg („Jetty“ heisst das
hier“, auf dem auch eine kleine Eisenbahn die fussmüden Touristen aufs Meer
hinaus befördert. Die Möglichkeit, am
Ende der Jetty Fischen in einer Glaskabine direkt ins Auge sehen zu können,
lassen wir aus. Die Eintrittspreise sind, wie so oft hier, unverschämt. Die
Fischer auf dem Steg hier sind mit kleinen Fängen zufrieden; viele kleine
Schwänze geben auch eine Mahlzeit.
Am Cape Naturaliste machen wir einen grossen Spaziergang um den Leutchtturm und entlang der Cliffs. Von einem Aussichtspunkt können wir eine Robbenkolonie beobachten. Einige grosse sitzen auf den von Wellen umspülten Felsen, viele lassen sich in der Dünung treiben. Sie rufen sich zu, und oft klingt es genau so, wie wenn verliebte Kater nachts miteinander streiten.
Unverschämte Weinbauern
Die Weingegend Margarete River liegt, hin zum Indischen Ozean von einer Steilküste geschützt in einer gewellten Gegend an der Südwestspitze Australiens. Wir machen Weinproben, und wir sind nur halb glücklich. Das sind meist Degustationsfabriken und Abreissbetrieben, ganz anders als in Südaustralien. Beim ersten Weingut hängt es mir sofort aus: Da wir ein Rotwein vom Jahrgang 2010 angeboten: 3 Liter (doppelte Magnum, Jerobeam oder so) für 750 Dollar oder 250 der Liter. Das scheint mir nicht sehr seriös, wir verziehen uns.
Im nächsten Weingut kostet der Rotwein unbesehen der Sorte 110 Dollar die Flasche. Hier probieren wir, und die Qualität ist gar nicht gut. Ein Barrique wird angeboten, bei dem wir ausser Eiche nichts riechen oder schmecken, die anderen Weine haben Lufttöne, sind schlecht. Wir bedanken uns und gehen. Und im dritten Weingut wird uns ein Pinot Noir gezeigt, der im Thurgau wohl kaum verkauft werden könnte, so simpel ist er. Dafür ist er billiger, er kostet nur knapp 50 Franken die Flasche! Beim Produzenten.
Zu viel Geld
Offensichtlich haben die Leute hier zu viel Geld und zu wenig Kenntnis vom Wein. Das wird uns indirekt bestätigt: Ein Bekannter von Marianne hat sich darauf spezialisiert, für Weinbauern aus den Trauben Wein zu machen. Er produziert etwa eine Million Liter pro Jahr, wobei wir uns fragen, wie sich dann die Weine der verschiedenen Bauern noch unterscheiden. Er spricht von einer Inflation in Westaustralien und sagt uns, dass er die Arbeiter kaum halten kann, da in den Erzminen des Nordens die Löhne dreimal so hoch seien, wie er sie bezahlen könne.
Diese Leute haben dann, so schliessen wir, Geld im Sack, sehen luxuriöse Probierlokale mit Restaurants und denken sich, je teurer, desto besser muss er sein. Und kaufen, was das Zeug hält. Dass uns in den Probierlokalen versichert wird, in der Schweiz seien die Preise auch so hoch, steht auf einem anderen Blatt. Wir haben die mindestens gleich hohe Qualität in Südaustralien zu einem Viertel des Preises gesehen – und gekauft.
Auch die Stadt
Margaret River selbst macht uns einen eher negativen Eindruck. Charakterlos,
zwar in eine schöne Landschaft
eingebettet, aber auf Abrisstourismus eingestellt. Das Benzin ist glatte vier Cents teurer als in der nächsten Stadt.
Wo Ozeane sich treffen
Aber die Landschaft
ist wirklich schön. Die Küste, gebildet aus Gneiss, aus in Metamorphose
umgebildetem Granit, hat vielfältige Formen. Die ganze Küste vom Cape
Naturaliste bis zum südwestlichsten Punkt Australiens, dem Cape Leeuwin, ist
ein Nationalpark, der mit einem Wanderweg entlang der Küste von Kap zu Kap
erschlossen ist. Canal Rock, eine Formation in die das Meer entlang von
geologischen Verwerfungen Kanäle eingeschnitten hat, bietet ein Schauspiel, dem
wir lange zusehen, das wir stundenlang bewundern könnten.
Und gegen die Südwestspitze Australiens fahren wir durch lichte Eukalyptuswälder, die uns im Sonnenlicht des Spätnachmittags mit den schönsten Farbspiele in braun, rötlich und grün erfreuen. Entlang der Cave Road sind viele Tropfsteinhöhlen. Eine wollen wir besichtigen, aber es hat zu viele Touristen, und auch die Eintrittspreise von über 20 Dollar schrecken uns etwas ab.
Augusta an der Südwestecke des Kontinents ist dann wieder sehr viel normaler als Margareth River, auch wenn es, der Osterferien wegen, noch viele Touristen hat.
Auf Cape Leeuwin, benannt nach dem holländischen Schiff (Leeuwin = Löwin), das 1622 als erstes diese nicht ungefährliche Stelle umrundete, steht ein weiterer wichtiger Leuchtturm, gebaut 1895. Hier treffen sich der Südliche und der Indische Ozean, das kalte südliche Polarmeer und das warme Meer Südasiens. Die Strömung des Indischen Ozeans bestreicht je nach Jahreszeit auch noch ein Stück weit die Südküste Australiens nach Osten und gibt dieser Gegend ein mildes Klima.
Es ist immer wieder
eindrücklich, an solchen Punkten des Globus zu stehen.
Baumriesen I
Auf einem anderen
war ein alter Feuerwach-Posten, den man erklettern kann. Es sind rundrum
Armierungseisen in das harte und dauerhafte Holz eingetrieben, eine Art
Wendeltreppe in den Himmel. Ich habe die Besteigung gelassen und stattdessen
die vielen schönen Vögel bewundert, die ganz zutraulich waren. Auf kleineren
Rundwanderungen bewundern wir die Giganten.
Marron à l’italienne
Dieser Titel ist kein Verschreiber, es handelt sich nicht um „Marroni, 'eissi ganz 'eissi“, sondern um autralische Süsswasserkrebse, fast so gross wie Hummer, die hier gefangen oder gezüchtet werden. Marianne lud uns in Pemberton, einer Kleinstadt mit Grosssägerei, im Shamrock Café (Shamrock ist ein irischer Klee, Elo weiss das) zum Marron-Essen ein. Es war ausgezeichnet. Marianne kennt das Wirtepaar seit langem, Helen und Andrea. Andrea kocht, und wie! Ausgezeichnet. Zu den Krebsen gibt es noch gebackene Forellen, die eine geräucht, die andere nicht.
Nach dem Essen setzt er sich zu uns, gibt uns von seinem Wein (der weisse ist gut, der rote eher nicht) und Schnaps (er entschuldigt sich, dass es nur schlechte Qualität sei, und der Grappa ist auch eher rau). Dann fragen wir ihn nach seiner Geschichte aus. Er kommt aus dem Veltlin, aus Tirano, d.h. sein Vater, der 1926 ausgewandert ist, da er nicht für Mussolini Waffen tragen wollte. Die Mutter stammte aus dem Puschlav, aus einem Dorf bei Posciavo.
Andrea war Bauer, ist wohl gebildet und er erzählt in einer Mischung aus Italienisch und Englisch. Dabei füllt er immer wieder unsere Gläser, und damit auch uns. Ich und Marianne (in dieser Reihenfolge) haben ganz schön einen hängen und stützen uns auf dem Heimweg auf Elo, die vernünftig war, wie meist.
Ein gelungener Abend.
Baumriesen II
Die Küste ist nach Osten wesentlich gegliederter, als sie dies südlich der Nollarbor bis nach Melbourne ist. Viele Buchten und Lagunen bieten schöne Glegenheiten für den Wassersport. In Walpole sehen wir auf einem Spaziergang im Wald entlang der Bucht nicht nur schöne Exemplare von Bäumen, die sich nach einem Brand weigern, abzusterben und an den unmöglichsten Orten wieder austreiben. In der Lagune beobachten wir auch zwei oder drei Delphine beim Spielen.
Doch die
Hauptattraktion zwischen Walpole und Denmark ist das Valley of the Giants, das
Tal der Riesen. Und die gibt es hier wirklich, Bäume von unheimlicher Höhe und
vor allem Dicke bis über 20 Meter Umfang. Sie heissen Red Tingle und wachsen
auf der ganzen Welt nur hier, in einem Gebiet von nur 60 Quadratkilometern oder
knapp 8 auf 8 Kilometern. Hier gibt es einen Tree Top Walk, Baumkronen-Weg. Das
ist ein Steg, der bis auf 40 Meter Höhe über und durch die Bäume führt. Das ist
fantastisch. Zwar schwankt das Ganze etwas, und Elo wurde es denn auch flau im
Magen. Aber ich konnte mich kaum satt sehen, wie im Märchenwald.
Und dann gibt es
dort noch einen Spaziergang durch das Ancient Empire, das Reich der Alten,
durch eine ganze Reihe von Riesenbäumen, mit grossen Narbenknollen, mit
ausgebrannten Räumen, in denen Elo bei einem der kurzen Nieselregen unterstehen
kann, mit wunderlichen Astverwicklungen. Auch hier Märchenwald.
Das war für mich
einer der Höhepunkte der bisherigen Australienreise.
Raben und Elefanten
Beim Picknick wollte sich auch ein australischer Rabe bedienen. Er war ganz zutraulich, flog dann aber, als es durch das Abräumen endgültig klar war, dass es da nichts zu holen gab, mit erbostem Krächzen davon. Dass der fragende Blick des Tieres mich an meine Mutter erinnert, wird mir diese wohl nicht übel nehmen, denn der Rabe ist ja schliesslich ein ausserordentlich intelligentes Tier.
Als wir in der
Nacht aufs WC des Campingplatzes gehen, grast direkt von unserem Jeb ein grosses
Känguru. Wir betrachten uns gegenseitig, dann hoppelt es ab. Ich weiss nicht,
wer mehr erstaunt war über den Anblick, wir oder das Känguru.
Was ungewohnt ist
im Australien, wo wir das Gefühl haben, das Gras wachse schon gelb auf dem
Halm, sind grüne Wiesen. Hier regnet es offensichtlich mehr, auch wenn wir
Glück und damit schönes Wetter haben. Es tut dem Auge gut, Felder zu sehen, die
aussehen wie zuhause.
Fischen in Albany
– ein Riesending
Der King George Sound vom Stony Hill aus
Auf dem Stony Hill
Albany ist die
letzte Station an der Südküste. Auch hier liegt die Stadt am King George Sound
sehr geschützt. Wir kampieren am Emu Point. Im diesem Campingplatz wohnt Peter,
der Bruder eines Freundes von Marianne. Er reserviert uns einen Platz in der
Nähe seines Dauerdomizils in Form eines doppelten, fest eingerichteten
Wohnwagens mit Vordach, Vorrats- und Werkraums nach hinten, Toilette, Bad,
Küche und alles, was es so braucht. Peter und seine Lebensgfährtin Beverly
(„Bev“) empfangen uns mit offenen Armen und Herzen. Der 77jährige Peter war Bauer,
sein Sohn betreibt den eher – für hier – kleineren Betrieb von 3000 Acres (1200
Hektaren oder 12 Quadratkilometern), der in Waggin, etwa 300 Kilometer
nördlich, liegt.
Für den nächsten Tag sind wir eingeladen, mit ihm auf seinem Boot raus in die Bucht zum Fischen zu fahren. Marianne und ich nehmen die Einladung an, Elo bleibt an Land, da sie nicht fischt, und nur eines langweiliger sei als Fischen, nämlich anderen dabei zuzusehen, wie mein ehemaliger Chef Paul Manz einmal bemerkt hat.
Es war grossartig. Nicht nur die Fahrt in der herrlichen Landschaft der Bucht bei schönstem Wetter. Sondern vor allem das Fischen. Ich habe zwei Brocken gefangen wie noch nie: Lachse. Der grössere war über 80 Zentimeter lang und etwa 6 bis 7 Kilo schwer, der andere etwas kleiner, aber immer noch grösser als alles, was mir bisher an die Angel gegangen ist. Einen haben Marianne und ich gemeinsam (abwechslungsweise) an Bord gezogen, sie hat nochmals zwei dran gehabt. Also insgesamt 5, davon zwei sehr grosse.
Ganz schön Arbeit
Das war jeweils
ganz schöne Arbeit, bis der Fisch am Boot und dann im Boot war. Zwei habe ich
verloren. Einer, weil ich als blutiger Anfänger in dieser Fischerei zuerst die
Rolle zu hart eingestellt hatte und der Fisch nicht ein Stück weg- oder
runterschwimmen konnte. (Das hatte ich dann ganz gut im Griff, und auch die
notwendige Geduld und Ruhe war da, trotz der Aufregung bei so einem Drill und
Zug am Gerät und auf der Hand.) Den zweiten, weil beide von uns eingesetzten
Ruten einen Fisch hatten und sich die Leinen kreuzten.
Auf dem Boot
trinken wir zweimal Kaffee und essen den guten Kuchen, den Bev gebacken hat,
und dann machen wir uns auf die rückfahrt, auf der wir nochmals die wunderbaren
vielfältigen Farben des Meeres von Blauschwarz bis Hellgrün in allen
Abstufungen bewundern, ebenso wie die oft pittoresken Felsformationen.
An Land kommt dann
die nächst Aufgabe: das Zerlegen der Fische. Auch da bin ich Anfänger, und ich
mache beim ersten Fisch mit einem zu kleinen Messer keine gute Falle und viel Gehacke.
Der zweite geht dann immer besser, und ich weiss jetzt, wie es ginge. Ob ich
allerdings so schnell wieder einen solchen Fang mache, ist fraglich.
Spannende
Familie
Am Abend essen wir
bei Peters Bruder Ian, einem ehemaligen Bank-Boss, unseren Fang im Kreise von
Kindern, Enkeln und den beiden Geschwister-Paare. Wir schaffen natürlich nur
den kleinsten Teil. Der Rest ist eingefroren (teilweise für uns) oder wird
Bekannten verschenkt. Die beiden Brüder stammen mütterlicherseits von interessanten
Vorfahren ab. Einer, Stephen Bird, war im London des ausgehenden 18.
Jahrhunderts aus armen Verhältnissen zum grossen Grundeigentümer aufgestiegen.
Er war Ziegelmacher (Brickmaker) und hat bereits mit 16 Jahren grosse Geschäfte
gemacht.
Einer seiner Enkel,
Francis, wanderte mit zwanzig nach Australien aus. Dort investierte er sein
Erbteil von 25'000 Pfund (heute wäre das ein mindestens zweistelliger
Millionenbetrag) in ein Unternehmen, das umgehend bankrott ging. Aber mit 27
hatte er wieder ein Vermögen gemacht, das dann hielt, und er wurde einer der
wichtigen Bürger von Albany. Wir besuchen das Haus, das zuerst das erste
Farmhaus der Siedlung Albany, dann der Sitz des Gouverneurs und schliesslich
das Familiengut der Birds war. Francis war der Urgrossvater von Peter und Ian.
Peter hat die Familiengeschichte in einem Buch zusammengefasst, und er schenkte
mir ein Exemplar.
Als wir das Haus
der Birds, das heute ein Museum ist, ansehen, kommt uns Bev nachgefahren. Sie
hat ein Brot gebacken für uns, und es war bei unserer Abfahrt vom Zeltplatz
nicht fertig. Da hat sie es versucht und tatsächlich noch geschafft, uns das
Brot dort zu überreichen. Eine sehr nette Frau, mit der wir uns sehr gut
verstanden.
Eine lustige
Geschichte erlebten wir mit Ian. Ich erzählte ihm vom Weinbauern Jim, den wir
in Broomehill in der Schenke „Henry Jones“ getroffen haben und den wir auf der
Rückreise besuchen wollten, da es uns da ganz gut gefallen habe. Er lacht und
meint, den kenne er auch, mit dem sei er zur Schule gegangen! Klein ist die
Welt.
Weingut Castle Rock, südlich der Sterling Range
In Broomehill richten wir dann Grüsse aus, und es wird ein lustiger Aperitiv, denn wir übernachten auf dem nahen Campground. Jim wettet mit Marianne, wer älter sei, verliert die Wette, und die so gewonnene Flasche Wein trinken wir zum Abendessen, das wir am Grill des Campingplatzes zubereiten.
In Broomehill richten wir dann Grüsse aus, und es wird ein lustiger Aperitiv, denn wir übernachten auf dem nahen Campground. Jim wettet mit Marianne, wer älter sei, verliert die Wette, und die so gewonnene Flasche Wein trinken wir zum Abendessen, das wir am Grill des Campingplatzes zubereiten.
Im Restaurant
kommen wir auch mit einem Bauern ins Gespräch, der den bisher grössten Betrieb
hat: 12'000 Acres oder gut 5000 Hektaren, 50 Quadratkilometer: einen Streifen
Land von Sirnach bis nach Vaduz, einen Kilometer breit! (Der Kilometer breite
Streifen von John, den wir in Esperance respektive Grass Patch besucht hatten
und der die Hälfte der Fläche hat, ginge „nur“ bis Konstanz.) Aber dafür ist
das Land billiger: etwa 15 Rappen pro Quadratmeter, während es bei und für
Landwirtschaftsboden dann doch mindestens 30mal mehr ist, wenn ich mich nicht
irre.
Die Bauern, mit
denen wir bisher sprachen, haben alle Schafe. Manche wenige Dutzend, als Hobby
quasi, andere viele Tausend. In Katanning, unweit nördlich von Broomehill gehen
wir auf die Schafgant. An diesem Morgen werden rund 15'000 Schafe versteigert.
Sie werden von überall her gebracht, aus Hunderten von Kilometern her. Käufer
sind Bauern, die die Schafe bis zur Schlachtreife mästen oder für die Wolle auf
den Feldern grasen lassen. Oder beides kombinieren.
Ein Teil der Tiere geht direkt vom Markt in die Schlachthöfe, als Lämmer oder Schafe. Dann gibt es aber auch Käufer, die Schafe im jeweils richtigen Alter erwerben, um sie entweder lebend in den Nahen Osten zu exportieren (hier sind auch ältere Semester gefragt!), oder als nach mohammedanischer Art richtig geschlachtetes Schaffleisch in moslemische Länder. Einige Schlachthöfe haben sich darauf spezialisiert.
Ein Teil der Tiere geht direkt vom Markt in die Schlachthöfe, als Lämmer oder Schafe. Dann gibt es aber auch Käufer, die Schafe im jeweils richtigen Alter erwerben, um sie entweder lebend in den Nahen Osten zu exportieren (hier sind auch ältere Semester gefragt!), oder als nach mohammedanischer Art richtig geschlachtetes Schaffleisch in moslemische Länder. Einige Schlachthöfe haben sich darauf spezialisiert.
Verkauft werden die
Tiere durch einen Gantrufer, der auf einem Laufsteg über den Chargen steht und
sie versteigert. Wir verstehen nur Bahnhof, mal kommt eine Zahl, mal ein „Dollar“,
mal ein „half“ durch, aber die Preise bekommen wir nicht mit.
Auf der anderen
Seite stehen die Bieter und melden sich. Ich sehe wenig Aktion mit den Händen,
es geschieht wohl mehr mit kleinen Gesten, Blicken.
Wenn der Handel
abgeschlossen ist, klatscht der Rufer in die Hände, und geht einen Schritt
weiter zur nächsten Charge. Gekauft hat dann wohl der, der sich etwas auf
seinen Notizblock schreibt. Aber vielleicht ist das auch der Verkäufer.
Ab in den Norden
Wir sind wieder in
Perth bei Marianne. Es war eine gute Reise nach Südwesten, und wir konnten so
ihre grosse Gastfreundschaft etwas erwidern.
Jetzt kommt der
Winter, und wir gehen nach Norden, um in der Wärme zu bleiben. Uebermorgen
fahren wir der Westküste lang hoch, zuerst auf der Strecke, die wir im
November, im Frühling also, mit Marianne gemacht haben. Dann weiter hoch, in
die Kalbarrys, die Nordwestecke Australiens, bevor wir in Darwin, an der
Nordküste landen.
Bis dahin gibt es
viel zu sehen! Und voraussichtlich viel zu erleben.
19.4.12 / JB.
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